Hätte man mich bis zum vierten Quartal gefragt, was dieses Jahr meine größte persönliche Enttäuschung im Gamingsektor gewesen ist, wäre die Antwort eindeutig ausgefallen: AGONY. Der Survivalhorror wollte nicht nur einen eisenharten Überlebenskampf bieten, sondern auch mit höllisch ekeligem Setting überzeugen und dabei Grenzen überschreiten. Am Ende entstand ein zu Release halbgarer, schlecht durchdachter Trip in die Hölle…und zwar die Gameplayhölle! Bei allem, was mit AGONY nicht stimmte, mal ganz abgesehen von dem Hin und Her der Entwickler bei der sogenannten Unrated – Version, wäre die Wahl eigentlich klar gewesen.
Dann jedoch kam alles anders. Denn ausgerechnet einer der traditionsreichsten und beliebtesten Entwickler überhaupt schaffte es, mit falschen Versprechungen, tonnenweise kleinen und großen Skandalen vor und nach Veröffentlichung sowie mit dem im Fokus stehenden Spiel selbst eine Enttäuschung nach der anderen auszulösen. Der Negativpreis „Gurke des Jahres“ kann daher nicht einfach nur einem Spiel verliehen werden, sondern gleichzeitig auch der Firma dahinter.
Gewinner des M-Reviews´ Negativpreis 2018 in der Kategorie Gaming sind:
FALLOUT 76 und BETHESDA GAME STUDIOS
Was haben sich die Fans der Reihe nicht alles im Vorfeld erhofft: Eine belebte Spielwelt, die klassisches Fallout – Feeling bietet, sich dafür aber für mehrere Spieler öffnet und gleichzeitig die Survivalkomponente dichter in den Vordergrund rückt. Und was hat man letztendlich erhalten? Ein durch und durch unfertiges Spiel, voller Bugs und Fehler. Miese Performance, die besonders die Konsoleros das Fürchten gelehrt hat? Eine große Welt, ja – aber eine furchtbar leere und ereignislose dazu. Fallout 76 steckt so voller Probleme und Unzulänglichkeiten, dass man gar nicht weiß, wo man dabei anfangen und wieder aufhören soll. Binnen weniger Wochen ist der Preis für das Spiel komplett in den Keller gerutscht. Besserung stellt sich nur sehr, sehr langsam ein. Es würde Unmengen Zeit in Anspruch nehmen, um aus Fallout 76 das Spiel zu machen, welches sich die Community gewünscht hat und welches langjährige und treue Fans verdient hätten. Ob das überhaupt geschieht, steht momentan noch in den Sternen. Für mich die größte Enttäuschung des Jahres.
Und auch Bethesda hat sich rund um die Veröffentlichung nicht mit Ruhm bekleckert. Angefangen bei den vielen unerfüllten Versprechungen und dem miesen Auslieferungszustand glänzte das Unternehmen in der Folgewoche durch schlechten Kundensupport par excellence. Denn die Käufer der besonders treuren Power Armor – Edition erhielten statt der versprochenen Segeltuchtasche lediglich einen preiswert produzierten Kunststoffbeutel. Zuerst hieß es, die Beutel hätten sich in der Herstellung allgemein als zu teuer erwiesen, man wollte den Kunden stattdessen als Kulanz Ingamewährung in Höhe von 5€ „schenken“, was natürlich dem Echtwert kaum angemessen war. Dann stellte sich heraus, dass Bethesda tatsächlich hochwertige Taschen aus Segeltuch ausgeliefert hatte, allerdings nur an die Let´s Player, die ja ohnehin längst nicht mehr dazu imstande sind, neutrale Meinungen abzugeben. Unter dem allgemeinen Druck mittlerweile eingeknickt, will die Spieleschmiede nun doch an alle Käufer die hochwertige Tasche nachliefern – sofern man den Kauf der dazugehörigen Edition nachweisen kann. Nach letzten Meldungen soll es aber hier auch wieder Probleme geben…
Fakt ist, das Spielejahr 2018 hat viele Enttäuschungen geboten. Sei es die PlayStation Classic, die dem Ruhm der Konsole eher schadete, die von Entwicklern erst nachträglich in ihren Spielen hinzugefügten Echtgeldshops, um im Vorfeld Abzüge bei Wertungen der Fachpresse zu vermeiden (was erwartungsgemäß nicht funktioniert hat, denn wie alle anderen Rezensionsplattformen beobachten wir sowas ebenfalls sehr genau und werten entsprechend nachträglich ab) oder der allgemeine Skandal um Lootboxen als Glücksspiel, den niemand geringeres losgetreten hat als Electronic Arts in unermesslichen Gier. Es kann nur besser werden. Oder?