Getestet und verfasst von General M
Mein Name ist West. Frank West.
Wenn ihr den Namen nie gehört habt, seid ihr entweder nicht mit der Reihe vertraut, oder aber das Genre hat euch bisher völlig kalt gelassen. Der mit Kamera bewaffnete Protagonist des ersten Teils (und des Spinoffs „Off the Record“) kommt in Teil 4 auf seinen mittlerweile dritten Auftritt und muss sich abermals unendlichen Horden von Zombies erwehren. In der Kleinstadt Willamette, wo vor vielen Jahren alles begonnen hat, ist erneut die Zombieseuche ausgebrochen.
Gegen eine Übermacht aus Zombies ist kein Kraut gewachsen. Oder doch?
Doch wie kann das sein, gibt es doch mittlerweile Impfstoffe gegen die Epidemie? Immer auf der Suche nach dem großen Knüller begibt sich Fotojournalist West ins Zentrum der Plage. Dabei trifft er natürlich wieder mal auf durchgeknallte Bosse und das Militär. Letzteres vermutet, dass ein besonderer Zombie für den Ausbruch der Seuche verantwortlich ist…und all das auch noch mitten zur Weihnachtszeit.
Seien wir mal ehrlich, die wenigsten Spieler interessieren sich für die ohnehin dünne Story. Die bietet eigentlich nicht mal Neues. Im Fokus steht das gnadenlose und kreative Metzeln der Zombies. Obwohl man gerade in dem Bereich voll auf seine Kosten kommt, was auch an der gewohnt kreativen Zusammenführung von Objekten liegt, aus denen sich abgedrehte Waffen par excellence basteln lassen, bietet der vierte Teil im Grunde das gleiche Spektakel wie seine Vorgänger, baut aber dabei sogar ab. Das liegt besonders daran, dass der eher anspruchsvolle Schwierigkeitsgrad der Vorgänger so drastisch gedrosselt wurde, dass Teil 4 zu einer viel zu leichten Splatter – Orgie mutiert, die zu keinem Zeitpunkt wirklich fordert. Dazu zählt auch der Wegfall des Zeitdrucks, welcher bisher allgegenwärtig und zentrales Spielelement gewesen ist. So kann man sich nun abseits der belanglosen Hauptstory munter und frei in der winterlich – weihnachtlichen Umgebung austoben, verliert dabei aber auch das letzte bisschen spielerischen Anspruch. Wo man früher noch genau überlegen musste, ob man noch Zeit für die Rettung von Zivilisten oder das Erledigen von Nebenaufgaben hatte, kehrt jetzt Ödnis ein. Auch die nahezu nicht existente K.I., die besonders bei menschlichen Gegner negativ auffällt, trübt den Spielspaß. Wenn Soldaten nicht viel intelligenter als Zombies agieren, hat man definitiv etwas falsch gemacht. Auch die Einbindung von Franks Kamera verschenkt viel Potenzial, da sie eigentlich nur für Selfies und bestimmte Nebenaufgaben nützlich ist. Wenigstens bietet sie dafür unter anderem Nachtsicht. So endet Teil 4 mit einem recht faden Beigeschmackt und dem bohrenden Gefühl, doch lieber wieder zu den Vorgängern zu greifen, sofern auf Umwege in Besitz gelangt. Dort wussten auch die Bosskämpfe weitaus mehr zu gefallen. Hier bleiben sie viel zu blass. Insgesamt mangelt es Teil 4 an der geschätzten düsteren Atmosphäre der Vorgänger – womöglich mit ein Grund für die Freigabe in Deutschland.
Der neue Skilltree bietet zahlreiche Upgrades für Frank.
Übrigens wird gemunkelt, dass das wahre Ende erst mit dem kostenpflichtigen Overtime – DLC erscheinen wird. Der nicht unbedeutsame Modus, der bisher in allen anderen Teilen nach einfachem Durchspielen freigeschaltet wurde, wird jetzt hinter eine Paywall gesetzt. Ehrlich, Capcom, habt ihr aus dem Street Fighter – Debakel nichts gelernt?!
Arsenal – Armageddon
Schade eigentlich, dabei bietet die hübsch gestaltete Umgebung und das Setting im Allgemeinen eine Menge Möglichkeiten. Die Suche nach den Blaupausen, mit denen sich die mächtigsten Waffen basteln lassen, motiviert. Später können sogar Fahrzeuge modifiziert werden, mit denen das Niedermähen der Zombiehorden erst richtig Spaß bringt. Einen Flachbildschirm mit einem Adventskranz zu kombinieren und daraus dann eine todbringe Waffe basteln? Kein Problem. Das ist immerhin Dead Rising. Oder?
Die neuen Exo – Anzüge machen viel Spaß, sind aber nur begrenzt nutzbar.
Nun, der bereits erwähnte mangelnde Anspruch macht sich auch hier bemerkbar. Zwar bleiben die Rollenspielelemente erhalten, welche Stärke, Gesundheit und Inventarkapazität erhöhen, allgemein hat man aber dieses Mal generell genug Platz, um Backtracking vermeiden zu können und zu jederzeit genügend Waffen mit sich zu führen, um so gut wie nie in ernste Schwierigkeiten zu geraten. Zusätzlich lassen sich hier und dort besondere Exo – Anzüge finden. Die verwandeln Frank in eine nahezu unaufhaltsame Kampfmaschine, verfügen dafür aber nur begrenzt Energie. Fallout lässt grüßen.
In Dead Rising 4 wird alles zur Waffe.
In Sachen Waffendesign kann man den Entwicklern allerdings keine Kreativität absprechen. Die zweitwichtigste Komponente der Reihe, nämlich das Crafting, rettet den vierten Teil vor dem Totalabsturz.
Technisches Gemetzel
Die Grafik kann sich sehen lassen, wenngleich sie seit Veröffentlichung des dritten Teils, welcher seinerzeit immerhin Launchtitel für die XBOX One gewesen ist (was bereits etwas mehr als drei Jahre zurückliegt) kaum bis gar nicht verbessert wurde. Die Bildrate der XBOX One – Version hält sich zwar bei konstanten 30 Frames und bricht auch in großen Szenerien nicht ein, etwas angegraut wirkt die Technik dennoch. Da wir die PC – Version aufgrund gewohnt starker Probleme mit der bis März exklusiven Windows Store – Version nicht testen konnten, werden wir bei Erscheinen der Steam – Version nochmal zurück nach Willamette gehen und detailliert auf technische Unterschiede eingehen. Ansehnlich bleibt die Konsolenfassung allemal und bietet ein gewohnt intensitves Over the Top – Splatterfeuerwerk in einer frei erkundbaren Umgebung. Das Absuchen jedes Winkels ist allerdings eher für Komplettisten reizvoll, zumal die zig Sammelaufgaben der Atmosphäre weiter schaden und mit der Zeit eintönig, ja sogar nervig werden. Zumal nicht jede Ecke der Welt qualitativ überzeugt und nahezu leer wirkt. Auch wird man von gelegentlich auftretenden Bugs nicht verschont. Da verschwinden Zombies gerne mal in Wänden, was den Eindruck erweckt, das Spiel sei unfertig auf den Markt geworfen worden.
Sag Cheese!
Einen weiteren Minuspunkt gibt es für die miese Deutsche Synchronisation. Die hätte man sich sparen können. Zum Glück hat man die Möglichkeit, jederzeit im Menü die Sprache einstellen zu können. Die Originalvertonung samt Deutscher Untertitel ist mehr als ratsam. Dafür überzeugt der gelungene Soundtrack, der sogar mit Weihnachtsklassikern unterhält. Übrigens hat es auch ein Multiplayer – Modus ins Spiel geschafft. Der bietet zwar keine Co-Op – Kampagne, dafür kann man jedoch mit bis zu drei Mitstreitern kleinere Missionen auf der Map absolvieren. Das ist eine nette Dreingabe, viel mehr jedoch nicht. Wenig auszusetzen gibt es dafür an der Bedienung. Die Steuerung mit Gamepad funktioniert tadellos.
Fazit und Wertung
„Dead Rising 4 macht durchaus Spaß, allerdings nicht sonderlich lange. Der Wegfall des Zeitfaktors, der mangelnde spielerische Anspruch und die Abwesenheit großer Neuerungen machen Teil 4 zum bisher schwächsten Teil der Serie. Die einfallslose Inszenierung der Bosskämpfe verschenkt weiteres Potenzial. Es hätte ein würdiger Eintrag einer geschätzten Serie sein können. Herausgekommen ist aber am Ende nur ein unausgegorener Splatter – Titel ohne Substanz. Lobenswert ist lediglich, dass der Wahnsinn und die Kreativität in Sachen Crafting auf ein neues Level gehoben wird. Auch der Humor weiß zu begeistern. Bedenkt man aber, dass man für das richtige Ende auch noch Geld bezahlen muss, ist es schon verwundernswert, dass vom selben Publisher auch das momentan überall gefeierte Resident Evil 7 kommt.“
PRO:
+ Flüssige Performance
+ Splatterfest Deluxe
+ Hebt das Crafting auf eine neue Stufe
+ Motivierende Suche nach Blaupausen
+ Spaßige Exo – Anzüge
+ Solider Umfang
+ Exzellenter schwarzer Humor
+ Gelungener Soundtrack
+ Gute Originalsprecher
+ Gelungenes Level – System
+ Unkomplizierte Bedienung
CONTRA:
– Belanglose Story
– Wirkt stellenweise etwas unfertig
– Kaum Neuerungen
– Lässt wichtige Features der Vorgänger vermissen
– Atmosphärisch schlechter als Vorgänger
– Oftmals zu leicht
– Wenig spielerischer Anspruch
– Verschenkt Potenzial beim Einsatz der Kamera
– Sehr blasse Bossgegner und Charaktere
– Mit der Zeit nervige (optionale) Sammelaufgaben
– Schwache K.I.
– Bugs
– Miese Deutsche Synchronisation
– Sehr fragwürdige DLC – Politik
– Kein Kampagnen – Co-Op
GESAMTWERTUNG: 63%