Dark Souls 3 – Meisterhafter Alptraum

                                  Getestet und verfasst von General M

Meinem Bruder gebührt die „Schuld“, dass ich vor Jahren erstmals in Kontakt mit der Souls – Reihe kam, die wohl wie keine zweite Ansprüche an den Spieler stellt, die den Casual – Gamer und Jelly – Stapler von Candy Crush das Fürchten lehren. Die zahlreichen Tode, die der Spieler stirbt, die fordernden Bosskämpfe und die düstere Atmosphäre einer Welt, in der selbst ein einzelner Gegner eine Herausforderung darstellt, ist längst zum Phänomen avanciert. Die japanischen Entwickler von From Software verbindet dabei eine lange Tradition mit der PlayStation, die bereits weit vor die Souls – Reihe reicht. So war es seinerzeit auch nicht verwunderlich, dass ein ambitioniertes, im Westen vorerst unbekanntes Spiel namens „Demon’s Souls“ exklusiv auf der PlayStation 3 zunehmend für Furore zu sorgen begann. Ursprünglich nie für eine Veröffentlichung außerhalb des asiatischen Raums gedacht, wurde der Titel schnell zu einem Geheimtipp. Die brutale, aber nie unfaire Schwierigkeit, das penible Haushalten mit Attributen…dass es solche Spiele gibt, hatte man bis dahin lange vergessen. Plötzlich nahmen die Importe weiter zu. Mehr und mehr Spieler aus aller Welt wollten eintauchen in diesen Alptraum des Sterbens. Das Vertrauen von Sony zahlte sich aus: Demon’s Souls wurde ein weltweiter Erfolg und heimste internationale Bestnoten ein. Das frische, unverbrauchte und knallharte Szenario trieb die einen in den Wahnsinn, weckte aber in manch anderem nie zuvor dagewesene Motivation. Das Gefühl, einen schier übermächtigen Boss erlegt zu haben, nachdem man zuvor wieder und wieder daran verzweifelte…man kann es beinahe als orgasmisch beschreiben. Das ist, was den Reiz der Serie ausmacht. Mit dem später veröffentlichten Dark Souls übertrumpfte man sich erneut, dieses Mal durften auch XBOX- und PC – Spieler ran. Es folgte eine nicht minder erfolgreiche Fortsetzung, ehe man mit Bloodborne exklusiv auf der PlayStation 4 auf schnelleres, aber nicht minder herausforderndes Gameplay setzte und damit wieder einen absoluten Beststeller fabrizierte. Dark Souls 3 schließt nun im Jahre 2016 die ursprüngliche Trilogie ab. Wir haben uns From Softwares neues Meisterwerk mal genauer angesehen. Leider hat es Publisher BandaiNamco trotz bereits vor Monaten erfolgter Voranmeldung für ein Rezensionsexemplar abermals versäumt, uns mit einem Testmuster zu versorgen, weshalb wir letztendlich tief in unsere eigenen Taschen greifen mussten, um für euch einen Test der PC- und PlayStation 4 – Version anzufertigen. Während die größeren Plattformen offenbar schon Tage vorher loslegen durften, kommt unser Review daher erst jetzt. Das macht es jedoch nicht weniger lesenswert, stammt es jedoch von einem großen und treuen Fan der Reihe. 

Erste Schritte

Typisch für From Software, bleibt die Geschichte des Spiels zuerst eher im Hintergrund und erschließt sich nur dem Entdecker und Komplettisten nach und nach. Die Grundhandlung ist jedoch zügig erklärt und zieht sich durch die gesamte Serie. Der Anbeginn der Zeit war düster und chaotisch. Gewaltige Drachen beherrschten die menschenleere Welt. Doch dann tauchte das Feuer auf und damit auch mehr und mehr Leben. Erste Menschen zogen durch die Lande. Und damit auch erste Seelen. Die Macht dieser Seelen brachte schließlich eine Generation von Lords hervor, welche sich diese Macht zunutze machten und schließlich über die Drachen und die Finsternis obsiegten. Eine Zeit des Friedens begann und das Königreich wuchs stetig. Bis die erste Flamme, welche sämtliches Leben mit Stärke erfüllte, plötzlich immer schwächer wurde. In ihrer Verzweiflung versuchten die Lords alles, um die Macht der Flamme aufrecht zu erhalten. Dafür gaben sie am Ende ihre eigenen Seelen her und waren gezwungen, als seelenlose, finstere Hüllen ihr Dasein zu fristen, während die Dunkelheit mit der Zeit noch immer erstarkte. Doch abseits der aus Dark Souls bekannten Lords existierten noch andere, von denen man seit Urzeiten nichts mehr gehört hat. Mit der Zeit wurden diese fünf Lords wiedererweckt, verließen jedoch ihre Throne. Die Aufgabe des Spielers im Abschluss der Reihe liegt darin, die Seelen der Lords wieder auf ihren Thron zu bringen und das Urfeuer erneut zu entfachen, ehe Finsternis die ganze Welt verschlingt. Dabei scheint der dunkle Held, dessen Steuerung wir übernehmen, selbst eine Verbindung zu der Urflamme zu haben…

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Die Geschichte von Souls ist also um einiges komplexer, als man meinen könnte. Zumal meine Zusammenfassung auch eher grober und minimalistischer Natur ist. Dennoch gelingt es Souls 3, auch ohne große Vorkenntnisse der Vorgänger einen guten und verständlichen Einstieg ins Spiel zu ermöglichen, was auch dem toll gemachten Intro geschuldet ist. Dennoch erschließt sich das wahre Ausmaß der Handlung natürlich nur Spielern, die mit der gesamten Reihe vertraut sind. 

Zu Beginn wählen wir wie gewohnt unsere Klasse und gestalten den Charakter entsprechend nach Geschlecht, Hautfarbe, Gewicht und Co. Die Auswahl der verschiedenen Klassen bestimmt dabei die Grundwerte des Spielers, die von Stärke, Kondition, Belastbarkeit und Geschichklichkeit zu Werten wie Magie, Glück und Glauben reichen und allesamt wichtig sind. Souls verlangt seit jeher ein gutes Charaktermanagement. Wer lieber Zauber wirkt, benötigt natürlich höhere Magie- als Stärkewerte, wenngleich auch hier ein paar Punkte investiert werden wollen. Auf Allrounder abzuzielen, ist eher unklug, da der Preis für einen Talentpunkt schnell in so exorbitante Höhen steigt, dass es ratsamer ist, sich lieber entsprechend zu spezialisieren. Dem hervorragenden Balancing ist zu verdanken, dass eine jede Spezialisierung bei richtiger Spielweise für die Welt gewappnet ist, die ihn erwartet. Entsprechend wird ein komplett hochgespielter Magier mit schwerer Rüstung und entsprechenden Nahkampfwaffen wenig anfangen können und Nahkämpfer sollten das Zaubern auch eher bleiben lassen. Das ist Dark Souls, so soll es sein! Und dann beginnt das Abenteuer. 

Aller Anfang ist schwer…der Rest aber auch!

Unser erstes Ziel liegt darin, den Feuerbrand-Schrein zu erreichen. Hier versammelten sich einst die mächtigen Lords auf ihren Thronen und hier ist der Ausgangspunkt für den Spieler, zu dem er jederzeit zurückkehren kann, um neue Ausrüstung zu erwerben, Seelen gegen Talentpunkte einzutauschen und vieles mehr. Für Veteranen wird der Anfang keine große Herausforderung darstellen. Zwar spart sich das Spiel komplexe Tutorials und gibt stattdessen nur marginale Hinweise zur Steuerung, aber genau das macht die Reihe ja im Kern auch aus. Man wird einfach ins kalte Wasser geworfen und beginnt seinen Überlebenskampf. Die ersten Gegner sind recht einfach zu besiegen, können blutigen Anfängern aber ebenso schnell den Garaus machen. Es vergeht nicht viel Zeit und wir stehen vor dem ersten Boss. Und spätestens hier gilt es, nicht nur all sein Können, sondern auch die gesamte Nervenstärke des Spielers erstmals wirklich zu bewähren.

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Diesem Prinzip bleibt die Reihe zum Glück treu und verlangt zu jeder Zeit volle Konzentration und penibles Ausdauermanagement. Ein Schlag zu viel, eine unbedachte Bewegung und man steht schutzlos den extrem mächtigen Angriffen des Bosses gegenüber. Sayonara. Dabei gelingt es auch Souls 3, dem Spieler nie das Gefühl zu vermitteln, unfairem Gameplay ausgesetzt zu sein. Jeder Tod ist nachvollziehbar und immer bei der Schuld des Spielers zu suchen. Obwohl Souls 3 nicht ganz den Grad der Herausforderung seiner Vorgänger erreicht, ist die Schwierigkeit entgegen aller Erfahrungen außerordentlich knackig und fordert einen bis zum Ende. Für einen normalen, aber durchaus nahezu kompletten Durchgang habe ich gute 20 Stunden benötigt. Da es aber einiges zu entdecken gibt und noch viele versteckte Areale gibt, ebenso Ausrüstungsgegenstände und dergleichen, wächst die eigentliche Spielzeit dadurch nochmal rapide an. Schließlich möchte ich sämtliche Ringe, Pyromantien, Wunder und dergleichen entdecken. Und dafür sind oftmals eine ganze Menge mehr Dinge nötig, als bloßes Suchen und Finden! 

Nie wurde schöner gestorben!  

Technisch baut Souls 3 auf der Bloodborne – Engine auf und zaubert nicht nur wunderschöne und durchdachte Umgebungen, sondern auch eine tolle Weitsicht und hübsche Innenareale. Wenn man zum ersten Mal an einer Klippe steht und über die Welt blickt, mit ihren schneebdeckten Hügeln und finsteren Untiefen, klappt einem gerne mal die Kinnlade runter.

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Die Areale sind sehr abwechslungsreich gestaltet und ich möchte gar nicht zu viel über das verraten, was den Spieler erwartet. Dark Souls muss man entdecken. Für Veteranen sei jedoch folgender Hinweis gedacht: Im späteren Verlauf des Spiels wird es ein Widersehen mit einer sehr vertrauten Stadt geben, welche mit A beginnt und mit O endet. Da werden Erinnerungen wach! Allerdings muss man auch sagen, dass man als Veteran und Bloodborne – Kenner oft das Gefühl hat, dass das alles schonmal irgendwie dagewesen ist. Ruinen kennt man aus Dark Souls 2, Kathedralen und Gefägnisse aus Bloodborne…beeindruckend ist es dennoch, aber irgendwie auch nicht neu. 

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Technisch machen sowohl die Konsolen- als auch die PC – Fassung einen guten Job, sind dabei aber beide nicht ganz fehlerfrei. Die PC – Version zaubert zwar zumeist ein butterweiches Erlebnis auf den Bildschirm, ist dabei aber fest auf 60 Bilder pro Sekunde gelocked. Auch die Einstellungsmöglichkeiten in den Menüs hätten freigiebiger ausfallen können. Lediglich zwischen vorkonfigurierten Settings von Niedrig bis Maximal kann man wählen. V-Sync lässt sich gar nicht regulieren und auch qualitativ hochwertiges Anti-Aliasing vermisst man. So ist jederzeit ein leichtes Kantenflimmern zu bemerken, welches sich wenigstens spielintern nicht beseitigen lässt. Ferner hat der PC immer mal wieder mit sporadisch auftretenden Mikrorucklern zu kämpfen und ab und auch von Pop-Ups wird man nicht verschont. Dafür sind die Ladezeiten auf dem PC wenigstens unter Verwendung einer SSD mit meist unter 5 Sekunden erfreulich kurz ausgefallen. Die PlayStation 4 – Version dagegen benötigt gut und gerne das dreifache dieser Zeit, liegt damit aber zum Glück immer noch weit vor den unerträglich langen Ladezeiten von Bloodborne. Dafür leidet besagte Version nicht nur unter einer sehr wechselhaften Bildraten, die von unter dreißig bis über vierzig Bilder gerne mal hin und her schwankt und dabei erwartungsgemäß zu keiner Zeit die Perfomance er PC – Fassung bietet, sondern ebenfalls unter Pop-Ups und Mikrorucklern. Auch die im Vergleich zum PC niedrigere Texturschärfe fällt auf – typische Konsolenmerkmale eben. Aber das alles täuscht natürlich nicht darüber hinweg, dass auch die PlayStation 4 – Version sehr gelungen aussieht. Sätmliche Screenshots stammen übrigens aus der PC – Fassung. 

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Atmosphäre wird ohnehin ganz groß geschrieben in Souls 3. Dazu trägt auch der passende, düstere Soundtrack bei, der wie bei den Vorgängern einfach klasse ist und sich jederzeit der entsprechenden Situation anpasst. Von ruhig, bedrohlich oder episch findet man ein breites, sehr hörenswertes Spektrum in den einzelnen Stücken. Auch sämtliche anderen Sounds klingen wuchtig und sind absolut stimmig.

Dark Souls 3 bleibt seinen Wurzeln in vielerlei Hinsicht treu und liefert, was Fans erwarten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das neue Feature der Glut, welches die Menschlichkeit der Vorgänger ersetzt, macht absolut Sinn und fügt sich gut ins Spiel ein, zumal damit auch die Zombie – Optik Geschichte ist. Durch Glut wird der Rüstung nicht nur ein cooler Schimmer verliehen, sondern auch erhöhte Lebenskraft. Die Nutzung von Glut öffnet jedoch auch anderen Spielern das Portal in euer Spiel, wo sie zumeist lediglich darauf aus sind, euch den Garaus zu machen. Es sollte also wohl überlegt werden, ob man „schimmern und wimmern“ möchte.

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Für die Steuerung sollte man in jedem Fall auf ein Gamepad sitzen, wenn man nicht ohnehin bereits an der Konsole spielt. Alles andere endet lediglich in extrem harten Frustmomenten, die das Spielerlebnis auf eine immens nervige Weise beeinflussen.  

Fazit und Wertung

ava „Was für ein Erlebnis! Souls 3 hat mich definitiv in seinen Bann gezogen und mir viele Stunden Spaß, Schweiß und Tränen beschwert. Die stimmige Welt, die mächtigen Bossfights und die völlige Freiheit, zu tun was man möchte, zeichnet die Serie auch im dritten Teil aus. Kleinere technische Schwächen stören das runde Ganze dabei nur minimal und obwohl man als Veteran der Reihe das Gefühl hat, nicht wirklich Neues präsentiert zu kriegen, gehört Dark Souls 3 für mich zu den besten Spielen des Jahres. Wer knackige, aber faire Herausforderungen liebt, ist hier genau richtig!“

PRO: 

+ Gewohnt forderndes Gameplay
+ Bleibt seinen Wurzeln treu
+ Nie unfair
+ Tolle Atmosphäre
+ Abwechslungsreiche, weitläufige Areale
+ Keine nennenswerten Bugs
+ Genialer Soundtrack
+ Gelungene Gamepad – Steuerung
+ Sehr umfangreich
+ Viel zu entdecken
+ Toll inszenierte Bosskämpfe
+ Erfordert penibles Management der Werte
+ Hervorragendes Klassenbalancing
+ Glut – Feature ersetzt Menschlichkeit sinnvoll

CONTRA:

– Technisch nicht ganz sauber
– Teilweise schwache Umgebungstexturen
– Für Serienveteranen zu vertraut wirkende Umgebungen
– Linearer und im Schnitt leichter als die Vorgänger

                                     GESAMTWERTUNG:     87% 

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