Chris Jericho ist seit über 30 Jahren eine feste Größe im Pro-Wrestling und hat in dieser Zeit jede Ära des Sports-Entertainment miterlebt. Vom Monday Night War über die Ruthless Aggression Era bis hin zur modernen Wrestling-Landschaft bei AEW – Jericho hat sich stets neu erfunden und bleibt auch mit über 50 Jahren ein relevanter Akteur im Business. Doch mit der digitalen Revolution und den sozialen Medien hat sich nicht nur das Wrestling verändert, sondern auch die Art und Weise, wie Fans und Kritiker darüber diskutieren.
In einem Gespräch mit Chris Van Vliet sprach Jericho nun offen darüber, warum ihn Online-Kritik nicht mehr interessiert und weshalb er sich weitgehend aus sozialen Medien zurückgezogen hat.
„Vor 25 Jahren hätte man für das gleiche Match Standing Ovations bekommen“
Laut Jericho hat sich die Wahrnehmung von Wrestling grundlegend verändert. Während ein großartiges Match in den 1990er Jahren allein durch die Reaktionen des Publikums bewertet wurde, sei es heute oft die Meinung von Social-Media-Nutzern, die den Ton angibt.
„Vor 25 Jahren konnte man viel weniger machen und die Leute dachten trotzdem, es sei ein großartiges Match. Heute kannst du genau dasselbe tun, die gleiche Publikumsreaktion bekommen und trotzdem behaupten die Kritiker in den sozialen Medien, es war schrecklich.“
Durch Plattformen wie X (Twitter), Instagram oder Reddit haben mehr Menschen denn je die Möglichkeit, ihre Meinung öffentlich zu äußern. Während das grundsätzlich gut sei, hält Jericho es für problematisch, dass viele Fans ihre subjektiven Meinungen als objektive Fakten präsentieren.
„Die sozialen Medien haben alles verändert. Jeder kann seine Meinung posten, was großartig ist, aber es bedeutet nicht, dass diese Meinung Gesetz ist. Manche tun aber so, als wäre das der Fall.“
Warum Jericho sich aus Social Media zurückgezogen hat
Jericho gab offen zu, dass er früher viel mehr Zeit damit verbracht hat, Kommentare über sich selbst zu lesen, sowohl positive als auch negative. Doch mit der Zeit hat er erkannt, dass es wenig Sinn macht, sich damit zu beschäftigen.
„Man braucht ein wirklich dickes Fell, um das Internet zu überleben. Die Leute können brutal und wütend sein. Es gibt Fans, die dich als den größten Wrestler aller Zeiten feiern und im nächsten Kommentar sagt dir jemand, du sollst dich verpis*en und sterben. Beides sind extreme Meinungen, aber keine davon bedeutet wirklich etwas.“
Der AEW-Star hat daher eine bewusste Entscheidung getroffen: Er meidet Twitter mittlerweile komplett.
„Ich bin fertig mit Twitter. Es gibt keinen Grund mehr, dort zu sein. Ich sehe keinen Sinn darin, Zeit auf einer Plattform zu verbringen, die nur aus Negativität besteht. Ich will mich lieber auf das Positive konzentrieren.“
Trotzdem liest Jericho gelegentlich noch, was über ihn geschrieben wird, aber eben nicht mehr mit der Ernsthaftigkeit wie früher.
„Ich lese noch Kommentare, aber nicht mehr so oft und ich lege nicht mehr so viel Wert darauf wie vor 20 Jahren.“
„Kritiker gibt es immer“
Jericho zog einen interessanten Vergleich zu einer der größten Musikbands aller Zeiten: den Beatles: „Die Beatles wurden 1967 kritisiert, aber das hat nichts daran geändert, dass sie eine der größten Bands aller Zeiten wurden. Kritiker gibt es immer. Aber wenn du auf ihre Meinung zu viel Wert legst, gehst du kaputt.“
Für ihn zählt vor allem die Reaktion des Live-Publikums und die TV-Quoten – nicht das, was in den sozialen Medien diskutiert wird.
„Ich fokussiere mich auf das, was wirklich wichtig ist: die Fans in der Halle und wie unsere Shows in den Einschaltquoten abschneiden. Alles andere ist unwichtig.“
Jericho bleibt sich treu – Social Media beeinflusst ihn nicht mehr
Mit über drei Jahrzehnten im Geschäft hat Jericho eine dicke Haut entwickelt. Während viele Wrestler sich von Online-Kritik beeinflussen lassen, bleibt „Le Champion“ cool und macht einfach weiter: „Heutzutage ist es eine Herausforderung, eine öffentliche Person zu sein. Klar ist der Kontakt zu den Fans wichtig, aber als Wrestler musst du dich auf dein Produkt konzentrieren. Online-Meinungen sind nicht das Evangelium – und ich nehme sie nicht mehr ernst.“
Jericho wird also weiterhin seinen Weg gehen, ungeachtet dessen, was das Internet über ihn denkt.
Wichtige Anlaufstellen bei Online-Mobbing
Das Internet bietet viele Möglichkeiten für den Austausch und die Diskussion über Wrestling und andere Themen. Leider kann es auch zu negativen Erfahrungen wie Cybermobbing kommen. Solltest du oder jemand, den du kennst, von Online-Mobbing betroffen sein, gibt es Anlaufstellen, die Unterstützung bieten:
• Nummer gegen Kummer (für Kinder, Jugendliche und Eltern)
• Telefon: 116 111 (kostenfrei & anonym)
• Website: www.nummergegenkummer.de
„Die sozialen Medien haben alles verändert. Jeder kann seine Meinung posten, was großartig ist, aber es bedeutet nicht, dass diese Meinung Gesetz ist. Manche tun aber so, als wäre das der Fall“. Da hat er sowas von recht, das betrifft nicht nur das Wrestling.