
Chris Jericho gehört zu den prägendsten Persönlichkeiten des modernen Wrestlings. Seit seinem Debüt am 2. Oktober 1990 in Ponoka, Alberta, hat der Kanadier eine Karriere aufgebaut, die sich über mehrere Kontinente, Generationen und Stile erstreckt. In einem Gespräch im Busted Open Radio Podcast blickte der heutige AEW-Star auf seine bislang 35 Jahre im Ring zurück und sprach über einige seiner größten Meilensteine.
Bekannt als „The Learning Tree“ verkörpert Jericho bis heute die Vielseitigkeit, Kreativität und Langlebigkeit, die nur wenigen Wrestlern gelingt. Er erinnerte sich an sein legendäres WWE-Debüt im Jahr 1999, das durch eine Countdown-Kampagne und seine erste Konfrontation mit The Rock in die Geschichte einging. Ebenso erwähnte er emotionale Höhepunkte wie das „Festival of Friendship“ mit Kevin Owens, den viralen Spruch „A Little Bit of the Bubbly“ sowie das umstrittene, aber gefeierte AEW-Segment „Dinner Debonair“ mit MJF.
Jericho betonte, dass er in seiner persönlichen Rangliste einen Platz offenlasse – für das, was noch kommt. „Wenn man mich fragt, was mein Lieblingsmoment war, dann sage ich: der nächste. Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass das Beste erst noch kommt, hätte ich längst aufgehört“, erklärte der 54-Jährige.
Vom Debüt gegen Lance Storm bis zur AEW-Legende
Jericho begann seine Laufbahn gemeinsam mit seinem späteren Freund Lance Storm. Nach der Ausbildung an der Hart Brothers School of Wrestling tourte er durch Kanada, Mexiko und Japan, wo er seinen Stil zwischen technischer Präzision und Show-Charakter perfektionierte. 1996 wechselte er zur WCW, bevor er 1999 bei WWE debütierte und 2001 als erster „Undisputed Champion“ die WWE- und WCW-Titel vereinte.
Nach einer kurzen Pause kehrte er 2016 zurück, feierte mit Kevin Owens als Tag Team große Erfolge und sorgte mit seinem humorvollen Charisma immer wieder für unvergessliche Momente. 2019 war er dann eines der Gründungs-Aushängeschilder von All Elite Wrestling und wurde der erste AEW World Champion.
„A Little Bit of the Bubbly“: Der spontane Satz, der Geschichte schrieb
Einer der bemerkenswertesten Momente in Jerichos AEW-Zeit war der virale Satz „A Little Bit of the Bubbly“, der 2019 nach seinem Titelgewinn bei All Out entstand. Eigentlich sollte es nur eine improvisierte Backstage-Promo über ein dürftiges Catering werden – stattdessen wurde daraus ein globales Phänomen.
Jericho schilderte, wie die Szene spontan entstand: „Ich kam nach meinem Titelgewinn in den Backstagebereich und sah ein paar Oliven, Würstchen und eine Flasche Champagner. Es war so traurig, dass ich einfach improvisierte. Ich machte Witze über das Essen – und plötzlich blieb dieser eine Satz hängen.“
Binnen Stunden verbreitete sich der Clip viral in den sozialen Medien. Fans produzierten unzählige Memes und Remix-Videos, und Jericho reagierte blitzschnell: „Ich rief meinen Manager an und sagte: Wir brauchen eine echte Sekt-Edition, sofort.“
Innerhalb weniger Wochen erschien „A Little Bit of the Bubbly“ als offizieller Schaumwein – die Produktion erfolgte außerhalb der Champagne-Region, um Namensrechte zu umgehen. Mehr als 30 000 Flaschen wurden verkauft, und das Getränk wurde zu einem der erfolgreichsten Merchandise-Artikel der frühen AEW-Geschichte.
„Dinner Debonair“: Ein riskantes Meisterwerk mit Problemen in letzter Minute
Ein weiteres Thema seines Interviews war das Musik-Segment „Dinner Debonair“, das 2020 während der Pandemie gemeinsam mit MJF entstand. Die Idee, ein Musical-Dinner mit Gesang und Tanz zu präsentieren, stammte ursprünglich von MJF, der sich vom Film Rocketman inspirieren ließ.
AEW-Präsident Tony Khan wollte das Konzept zunächst realistisch halten, doch Jericho überzeugte ihn von einer aufwendigen Hollywood-Inszenierung im Stil der 1940er-Jahre. Die Dreharbeiten verliefen reibungslos – bis zwei Stunden vor der Live-Ausstrahlung eine rechtliche Warnung eintraf.
„Wir erhielten plötzlich eine Nachricht, dass man uns verklagen würde, wenn wir die verwendete Musik bei der Ausstrahlung spielen“, erinnerte sich Jericho. AEW-Komponist Mikey Rukus musste daraufhin den gesamten Song in weniger als einer Stunde neu aufnehmen. Das Produktionsteam arbeitete unter Hochdruck, schnitt das Segment neu und lud es buchstäblich mit zehn Sekunden Restzeit ins Sendesystem.
Trotz des Chaos gilt „Dinner Debonair“ heute als eines der kreativsten Segmente in der AEW-Geschichte. Jericho verglich die Szene mit Vince McMahons legendärem Auftritt bei den Slammy Awards 1987, als dieser „Stand Back“ sang. „Das war dieselbe Energie – völlig verrückt, völlig anders und genau deshalb unvergesslich“, so Jericho. Während der Pandemie habe es keine Grenzen gegeben, und man habe sich einfach getraut, Neues auszuprobieren.
Der Ausblick: Warum Chris Jericho noch lange nicht fertig ist
Nach 35 Jahren, zahllosen Matches und einer Karriere, die Wrestling-Geschichte geprägt hat, sieht sich Chris Jericho noch immer nicht am Ende seines Weges. Neben seiner Tätigkeit als Wrestler bleibt er Frontmann der Rockband Fozzy, die international tourt, und ist auch im Film- und Seriengeschäft aktiv. Seine Rollen in Produktionen wie MacGruber, Sharknado 3, Country Hearts oder Terrifier 2 zeigen, dass Jericho auch außerhalb des Rings gefragt ist.
Auf die Frage, was ihn antreibt, antwortete er: „Ich weiß nicht, was als Nächstes kommt, aber ich weiß, dass es etwas Großes sein wird. Solange ich noch das Gefühl habe, dass das Beste vor mir liegt, höre ich nicht auf.“
Ich denke gerne an die Zeit in der WCW zurück als er vom Löwenherz zum Heel aufgebaut wurde. War schon großes Kino seine Auftritte damals. 🙂