
Bryan Danielson gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Wrestlern der letzten zwanzig Jahre. Ob als Daniel Bryan bei WWE oder unter seinem bürgerlichen Namen bei AEW – der mehrfach gekrönte World Champion hat sich den Ruf erarbeitet, einer der ehrlichsten und bodenständigsten Stimmen in der Branche zu sein.
In gleich mehreren Interviews in den vergangenen Wochen äußerte sich Danielson zu zentralen Themen: seinem bewussten Rückzug aus den sozialen Medien, den Unterschieden zwischen WWE und AEW, seiner Einschätzung zum Verhältnis beider Unternehmen sowie zu einem möglichen Engagement bei Ring of Honor. Seine Aussagen geben Einblick in die Denkweise eines Mannes, der Wrestling nicht nur als Sport und Unterhaltung versteht, sondern auch als Spiegel seiner persönlichen Werte.
Rückzug aus den sozialen Medien als bewusste Entscheidung
Im „Ned & Josh Podcast“ erklärte Danielson, warum er auf den Gebrauch sozialer Medien verzichtet. Für ihn sei es eine Frage des Seelenfriedens und der persönlichen Lebensqualität. Während viele Wrestler ihre Karriere durch X, Instagram oder andere Plattformen fördern, hat sich Danielson bewusst davon gelöst. Er betonte, dass er auf seinem Handy keinerlei Social-Media-Apps installiert habe. Statt Likes und Followern hinterherzujagen, lege er Wert darauf, seine Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, die ihm wirklich wichtig seien.
Er erinnerte daran, dass selbst externe Manager ihm Werbedeals angeboten hätten, beispielsweise für Bartöl. Da er solche Produkte aber nicht nutze, habe er diese Angebote abgelehnt. Für Danielson sei es entscheidend, im Moment zu leben, seine Familie und seine Karriere als Wrestler zu priorisieren und sich nicht durch den ständigen Konsum von Online-Inhalten ablenken zu lassen. Diese Haltung spiegelt sich in seiner gesamten Karriere wider, in der er immer wieder durch Bodenständigkeit auffällt – sei es in seinen Storylines bei WWE, die oft einen umweltbewussten Charakter hatten, oder durch seine Vorbildfunktion im AEW-Lockerroom.
Einschätzung zum Verhältnis zwischen WWE und AEW
Neben persönlichen Themen sprach Danielson auch über die aktuelle Lage der Wrestling-Industrie. Auf die Frage, ob es denkbar sei, dass WWE und AEW eines Tages zusammenarbeiten, äußerte er sich zurückhaltend. Seiner Wahrnehmung nach wirke es so, als wolle WWE, dass AEW nicht mehr existiere. Er machte jedoch deutlich, dass es sich hierbei um seine eigene Einschätzung handele und er dies nie mit Entscheidungsträgern von WWE besprochen habe.
Danielson verwies auf die lange Geschichte der WWE, die seit den 1980er-Jahren dazu neige, Konkurrenten aus dem Geschäft zu drängen. Dennoch stellte er klar, dass es innerhalb der WWE viele großartige Mitarbeiter gebe und sein Urteil nicht gegen einzelne Personen gerichtet sei, sondern gegen das System, wie es funktioniere. Besonders wichtig war ihm die Feststellung, dass die Existenz von AEW auch für WWE-Wrestler von Vorteil sei. Zwei große Promotions böten mehr Chancen, nicht nur für die Athleten im Ring, sondern auch für Produzenten, Trainer und die gesamte Branche. Konkurrenz bedeute auch kreative Vielfalt, bessere Vertragsbedingungen und ein breiteres Spektrum für die Fans.
Unterschiedliche Wrestling-Philosophien von WWE und AEW
Im Interviewformat „Downunder the Ring“ ging Danielson tiefer auf die Unterschiede zwischen WWE und AEW ein. Dabei zeigte sich seine Doppelperspektive als langjähriger WWE-Topstar und heutiger AEW-Veteran. Er bestätigte die Aussage, dass WWE eher wie eine TV-Show mit Wrestling-Elementen inszeniert werde, während AEW stärker auf den sportlichen Wettkampf im Ring setze.
Nach seinen Worten sei AEW actionreicher, härter und spektakulärer, während WWE den Fokus stärker auf das Drama und die Charaktergeschichten außerhalb des Rings lege. Danielson betonte allerdings, dass er WWE nicht schlechtreden wolle, da beide Ansätze ihre Berechtigung hätten. WWE sei in der Lage, große Shows zu inszenieren und ein unvergleichliches Spektakel zu liefern. AEW hingegen stehe für authentischere Charaktere, die näher an den realen Persönlichkeiten der Wrestler seien. Diese Nuancen, so Danielson, machten den Unterschied aus und spiegelten auch den Führungsstil von AEW-Präsident Tony Khan wider, der seinen Athleten mehr Freiraum für ihre Charakterentwicklung gebe.
Interesse an einer Rolle bei Ring of Honor
Abschließend sprach Danielson im „Pario Magazine“ über Ring of Honor, eine Promotion, die ihn selbst zu Beginn seiner Karriere stark geprägt hat. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dort eine größere Rolle einzunehmen, antwortete er, dass ihn dies durchaus interessieren würde. Gleichzeitig sei er sich bewusst, dass Tony Khan, der sowohl AEW als auch ROH leitet, nicht unbedingt gewillt sei, diese Verantwortung abzugeben.
Danielson lobte die jüngsten Ring-of-Honor-Events ausdrücklich. Er erwähnte die Matches von Lee Moriarty, Bandido und Hechicero sowie Athanas Auftritt gegen Mina Shirakawa. Diese Matches zeigten seiner Ansicht nach, welch großes Potenzial in der Marke stecke. Besonders für junge Talente sei ROH eine wertvolle Plattform, um Aufmerksamkeit zu bekommen und sich weiterzuentwickeln. Obwohl Danielson deutlich machte, dass er nicht aktiv nach einem Job im Management suche, unterstrich er seine Wertschätzung für Ring of Honor und sein Interesse, die Promotion zu stärken, wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte.
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