
Eine Legende mit klaren Worten zur dunklen Seite der WWE
WWE Hall of Famer Bret „Hitman“ Hart hat sich in einem aktuellen Podcast-Interview deutlich zu den schwerwiegenden Vorwürfen geäußert, die seit Anfang 2024 gegen Vince McMahon im Raum stehen. Der ehemalige World Champion nutzte die Gelegenheit, um seine persönliche Sicht auf den ehemaligen WWE-Boss zu schildern, mit dem er über Jahrzehnte hinweg eine komplizierte und öffentlich dokumentierte Beziehung pflegte.
In der US-Radiosendung The Rise Guys Morning Show sprach Hart offen über die Enthüllungen, die nach Einreichung einer umfassenden Zivilklage gegen McMahon durch die frühere WWE-Mitarbeiterin Janel Grant ans Licht kamen. Darin wird McMahon unter anderem sexueller Missbrauch, emotionaler Zwang und Beteiligung an Sexhandel vorgeworfen. Auch John Laurinaitis, ehemaliger WWE-Funktionär und enger Vertrauter McMahons, wird in der Klage benannt.
„Unentschuldbar und beschämend“ – Bret Hart reagiert auf Janel Grants Klage
Bret Hart fand klare Worte zu den Vorfällen. Seinen Aussagen zufolge lassen sich die Geschehnisse nicht relativieren oder entschuldigen. Vielmehr handelt es sich aus seiner Sicht um eine moralische Bankrotterklärung aller Beteiligten. „Alles, was mit John Laurinaitis passiert ist, und die Dinge, die sie mit diesem armen Mädchen gemacht haben, sind eine Schande für sie alle. Das ist einfach schrecklich. Ich habe mit Vince McMahon alle Höhen und Tiefen durchlebt, und in vielerlei Hinsicht habe ich großen Respekt vor ihm, aber gleichzeitig finde ich das, was dort vorgefallen ist, unentschuldbar und es gibt keinen Platz dafür“, erklärte Hart im Interview.
Vom Visionär zum Raubtier: Bret Harts Abrechnung mit Vince McMahon
Noch deutlicher wurde der Hitman, als er über die Entwicklung sprach, die Vince McMahon aus seiner Sicht in den vergangenen Jahren durchlaufen hat. Für Hart steht fest, dass Macht und Reichtum McMahon negativ verändert haben. „Ich glaube, Vince McMahon wurde zu einem Raubtier und nutzte das Wrestling als Kulisse für all seine bösen Machenschaften. Das zeigt mir, dass zu viel Geld einen zu einem schlechten Menschen machen kann“, sagte Hart.
Diese Aussage bekommt zusätzliche Schärfe, wenn man Harts Geschichte mit McMahon betrachtet. Der „Montreal Screwjob“ bei der Survivor Series 1997, bei dem Hart auf fragwürdige Weise seinen Titel verlor, markierte einen historischen Bruch in ihrer Beziehung. Hart verließ daraufhin die WWE im Streit und kehrte erst 2010 für eine einmalige Zusammenarbeit mit McMahon zurück, die in einem Match bei WrestleMania gipfelte.
Eine Branche im Wandel: Mehr Stimmen melden sich zu Wort
Während viele aktive WWE-Superstars bislang öffentlich schweigen, melden sich nach und nach immer mehr Stimmen aus der Vergangenheit der Company zu Wort. Auch Mick Foley und andere Legenden haben sich zuletzt kritisch geäußert oder ihre Solidarität mit den mutmaßlichen Betroffenen bekundet.
Bret Hart nimmt mit seiner Stellungnahme eine besondere Rolle ein. Er ist nicht nur eine der prägendsten Persönlichkeiten der 80er- und 90er-Jahre, sondern war auch Teil zahlreicher Entscheidungen und Entwicklungen, die McMahon geprägt haben.
Die Klage von Janel Grant und ihre Auswirkungen auf die WWE
Die Klage von Janel Grant wurde am 25. Januar 2024 beim Bundesgericht eingereicht und enthält über 40 Seiten detaillierter Vorwürfe. Sie beschuldigt McMahon, sie über einen längeren Zeitraum hinweg sexuell, emotional und finanziell manipuliert zu haben. Dabei soll sie systematisch unter Druck gesetzt und in eine kontrollierende Abhängigkeitsbeziehung gezwungen worden sein.
Laut Klageschrift wurde sie dazu gedrängt, intime Beziehungen mit McMahon und Laurinaitis einzugehen, wobei ihr beruflicher Aufstieg als Druckmittel eingesetzt wurde.
Das Ende einer Ära: Vince McMahon tritt erneut zurück
Bereits im Jahr 2022 hatten Enthüllungen des Wall Street Journal zu McMahons Rücktritt geführt. Damals war bekannt geworden, dass McMahon mehrere Millionen Dollar an ehemalige Mitarbeiterinnen gezahlt hatte, um sexuelle Beziehungen und Vorwürfe zu vertuschen.
Im Januar 2023 kehrte McMahon überraschend in den Vorstand zurück, nur um zwölf Monate später nach der Klage von Janel Grant endgültig aus dem Unternehmen auszuscheiden. Laut offiziellen Angaben hat McMahon seitdem keine aktive Rolle mehr bei WWE oder der TKO Group Holdings inne. Ob strafrechtliche Konsequenzen folgen, ist aktuell noch offen.
Bret Hart fordert Aufarbeitung und Verantwortung
Für Bret Hart ist das Bild klar. Was sich rund um Vince McMahon und John Laurinaitis abgespielt haben soll, stellt einen Tiefpunkt in der Geschichte der WWE dar. Es sei nun die Pflicht der Branche, aus diesen Ereignissen zu lernen und Verantwortung zu übernehmen „Ich habe viel gesehen in dieser Branche, gute wie schlechte Dinge. Aber das hier ist etwas, das nicht ignoriert werden darf. Es geht um Menschenleben, um Machtmissbrauch und um Gerechtigkeit“, betonte Hart.