Blu-Ray: „Wehrlos – Die Tochter des Generals“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

                                                  Quelle Bildmaterial: „©Paramount Pictures. All rights reserved.“

                                                                 Ab sofort erhältlich

81a8IKNMuvS. SL1500 Man kann über die Neunziger Jahre sagen, was immer man will, aber zwischen abstrusen Mode- und Musiktrends sind zahlreiche gute Filme entstanden, die man sich auch heute noch immer wieder gern zu Gemüte führt. Der kurz vor Beginn des neuen Millenniums unter der Regie von Simon West entstandene Wehrlos – Die Tochter des Generals zählt für mich trotz einiger Schwächen definitiv dazu. Der wendungsreiche Thriller punktet mit guter Besetzung im schwülwarmen Südstaatensetting und schickt Hauptdarsteller John Travolta als abgebrühten Militärermittler auf die Spur eines grausamen Verbrechens. All das jetzt erstmals in High Definition. 

Der Film

Als Mitglied der Militärstrafverfolgungsbehörde CID jagt der erfahrene Ermittler Paul Brenner (John Travolta, Face/Off) kriminellen Angehörigen der United States Army nach. Nachdem es ihm gelungen ist, einen illegalen Waffendeal zu vereiteln, wird Brenner mitten in der Nacht zu einem Mordschauplatz auf dem Übungsgelände eines Stützpunktes irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten gerufen. Dort wurde während einer regulären Sprengstoffübung eine nackte, mit Zeltheringen am Boden fixierte Frauenleiche entdeckt. Das Opfer wurde offenbar zu Tode stranguliert. Die Identität der Frau ist schnell geklärt: Es handelt sich um Captain Elisabeth Campbell, eine auf den ersten Blick vorbildliche Soldatin mit beruflichem Schwerpunkt auf psychologischer Manipulation. Brenner hatte sie kurze Zeit zuvor durch Zufall während einer Autopanne kennengelernt und ist über den grausamen Anblick persönlich betroffen. 

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Bei den Ermittlungen steht ihm fortan die auf Vergewaltigungsdelikte spezialisierte Kollegin Sara Sunhill (Madeline Stowe, Wir waren Helden) zur Seite. Nach einer gescheiterten gemeinsamen Affäre ist das Verhältnis zwischen den Beiden zunächst unterkühlt. Weil der Fall aber als besonders brisant eingestuft wird und vor einer offiziellen Untersuchung durch das FBI ausschließlich intern gelöst werden soll, wirft das Duo seine Differenzen schnell über Bord. Das die hohen Tiere bei der Armee so sehr darauf bedacht sind, die Sache nicht an die Öffentlichkeit zu tragen hat seinen Grund: Elisabeth war die Tochter des Stützpunktkommandanten Lieutenant General Joseph Campbell (James Cromwell, Die Queen), der bereits seit einiger Zeit plant, sich für das Amt des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten aufstellen zu lassen und im kommenden Wahlkampf keine Skandale gebrauchen kann. Für Brenner und Sunhill beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

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Erste Indizien führen zu Elisabeth´s ehemaligem Vorgesetzten Moore (James Woods, White House Down), der weit mehr als nur ein düsteres Geheimnis vor den Ermittlern zu verbergen scheint. Schnell wird klar, dass hinter der sauberen Fassade der Ermordeten ein wahrer Abgrund des Grauens lauert und eine Geschichte, die bis zu ihrer Ausbildungszeit an der Militärakademie zurückreicht, maßgeblich mit dem Mord zu tun hat. Als Moore bereits dringend tatverdächtig erscheint, wird er von Brenner und Sunhill mit einer Kugel im Kopf aufgefunden. Alles sieht nach Selbstmord aus. Doch der wahre Täter ist immer noch auf freiem Fuß…

Die Rezension

Im Kern ist Wehrlos – Die Tochter des Generals ein extrem spannender und wendungsreicher Thriller. Regisseur Simon West, der sich wenige Jahre zuvor mit dem erfolgreichen Actioner Con Air einen Namen machen konnte, schickt seine Zuschauer über knapp zwei Stunden durch ein wahres Labyrinth mit zahlreichen Irrwegen, steuert dabei letzendlich aber doch immer konsequent auf den Ausgang zu. Verpackt in ein beklemmendes Setting und getragen von einer bis in Nebenrollen prominent besetzten Darstellerriege quasi ein Erfolgsgarant. Nun ja…ganz so ist es letzendlich nicht gelaufen. Bei geschätzten Kosten zwischen fünfundsechzig und neunzig Millionen Dollar, was für einen Genrevertreter dieser Art auch damals schon eine Menge Geld gewesen ist, konnten weltweit gerade einmal hunderfünfzig Millionen Dollar Gewinn eingespielt werden. Ein Kassenschlager sieht anders aus. 

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Das große Problem des Films ist in meinen Augen, dass er sich trotz aller Qualitäten auf dem Papier ein bisschen wie vom Fließband inzensiert anfühlt. Wehrlos – Die Tochter des Generals vermag es nie so richtig, einen atmosphärisch und inhaltlich komplett zu packen. Den meisten Charakteren, angefangen bei den Brenner und Sunhill, mangelt es einfach an Substanz. Lediglich James Cromwell und James Woods schaffen es wirklich, etwas aus ihren Rollen herauszuholen und diese facettenreich darzustellen, bekommen aber insgesamt viel zu wenig Zeit, während John Travolta und Madeline Stowe in fast jeder Szene zu sehen sind und dabei immer wieder zeigen, wie wenig die Chemie zwischen den beiden Mimen doch stimmt. Wen das nicht abschreckt, bekommt immer noch eine spannend konstruierte Mörderhatz geboten, von der man aber nicht viel mehr erwarten sollte als eben genau das. 

Die Blu-Ray

Dass auch preiswerte Katalogveröffentlichungen eine sinnvolle Ergänzung für die heimische Sammlung sein können, wurde in der Vergangenheit immer wieder bewiesen. Ganz so eindeutig fällt das Urteil in diesem Fall jedoch nicht aus. Statt eines neuen Transfers hat Paramount offensichtlich zu einem bereits existierenden Master gegriffen. Und das sieht alles andere als gut aus. Angefangen bei den omnipräsenten Verschmutzungen, die sich quasi durch jede einzelne Szene ziehen bis hin zur stark schwankenden allgemeinen Bildqualität erinnert die HD-Premiere von Wehrlos – Die Tochter des Generals in den allermeisten Momenten nicht an eine waschechte Blu-Ray, sondern allenfalls an eine mittelmäßig hochskalierte DVD. Momente solider Schärfe findet man primär bei Nahaufnahmen, referenzverdächtig sieht aber auch hier ganz anders aus. Vor allem auf großen Displays entpuppen sich die stetigen Qualitätsschwankungen als ablenkendes Ärgernis. Farben und Kontraste sehen dabei nicht viel besser aus. Die erdig-warme Palette passt grundlegend gut zum sumpfigen Südstaatensetting, strahlt über die Blu-Ray aber nie konsequent durch. Hauttöne bleiben ebenfalls überraschend blass in ihrer Darstellung. Und richtig sattes Schwarz darf man leider auch nie erwarten. 

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Beim Sound sieht es leider nicht viel besser aus. Wenig überraschend hat der Major hier die über zwei Jahrzehnte alte deutsche Tonspur im Format Dolby Digital 5.1 recycled, während der englische Originalton immerhin noch in Dolby TrueHD angeboten wird. Aber auch hier sollte man nicht allzu viel erwarten. Insgesamt ist die akkustische Präsentation des Films nämlich verdammt dünn, ganz gleich wie oft man auch zwischen den einzelnen Spuren hin- und herschaltet. Das einzig positive Element ist grundsätzlich die Dialogverständlichkeit, alles andere präsentiert sich dagegen so flach und dünn wie Lena Meyer-Landrut. Richtigen Raumklang bekommt man nie serviert, selbst Effekte aus dem Off erklingen wenn überhaupt primär aus der Front und auch der Score agiert insgesamt sehr zurückhaltend. Selten habe ich so eine Abwesenheit von Dynamik verspürt wie in diesem Fall. Es gibt sie zwar, diese kleinen Momente, wo wenigstens so ein bisschen was wie Atmosphäre aufkommt, aber angesichts der überwältigen Abwesenheit von Immersion sind diese kleinen Offenbarungen ganz schnell wieder vergessen. Klar, wir haben es hier mit einem älteren Film zu tun. Aber das bedeutet in modernen Zeiten längst nicht mehr, dass er zwangsläufig auch so klingen muss. 

Die Extras

Neues Bonusmaterial gibt es selbstverständlich ebenfalls nicht. Stattdessen findet man an Bord der Blu-Ray nur, was auch seinerzeit schon die DVD begleitet hat. Dementsprechend liegt sämtliches Material nur in Standardauflösung vor. „Hinter den Geheimnisse von Wehrlos – Die Tochter des Generals“ ist ein knapp zwanzig Minuten langer Blick hinter die Kulissen, mit zahlreichen Intervieweinspielern seitens Cast und Crew, der kaum Fragen offen lässt. Eine Handvoll geschnittener Szenen nebst alternativem Ende darf ebenfalls nicht fehlen, wirklich interessant ist das seinerzeit unter dem Schneidetisch gelandete Material aber nicht. 

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Nicht auf der Hülle vermerkt aber dennoch vorhanden ist der Audiokommentar von Regisseur Simon West. Der ist als solcher nicht uninteressant, aber man hört heraus, dass West hier nicht frei von der Leber weg spricht, sondern von einem vorgefertigten Skript abliest, was die ganze Sache etwas hölzern wirken lässt. Zwei Trailer zum Film runden das Bonusmaterial ab. Alles in allem also Standardkost. Wen es beruhigt: Auf den Auslandsveröffentlichungen ist auch nicht mehr zu sehen, bzw. zu hören. Importfans wird also in dem Segment genauso viel geboten wie regionalverbundenen Shoppern. 

Fazit

profilbildapril„So richtig spannende Militärthriller aus den Staaten sind spätestens seit Navy CIS obsolet geworden. Und obwohl keineswegs makellos, ist Wehrlos – Die Tochter des Generals von 1999 mit seiner spannenden Prämisse ein gutes Plädoyer dafür, dieses Genre wieder neu zu beleben. Etwas mehr Mühen bei der Umsetzung und wir hätten es hier definitiv mit einer kleinen Perle zu tun gehabt, so bleibt immer noch ein solider, wendungsreicher Film. Umso eher ist bedauerlich, dass Paramount hier wirklich nur ein absolutes Aufwandsminimum bei der Umsetzung auf Blu-Ray an den Tag gelegt hat. Bild und Ton enttäuschen konsequent, beim Bonusmaterial gibt es weiterhin nur altbekannte Kost. Da sollten sich selbst freigiebige Sammler gut überlegen, ob man sich sowas wirklich ins Regal stellen will. Selbst für eine Katalogveröffentlichung gelten längst höhere Standards.“ 

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