Blu-Ray: „ReLIFE: Final Arc“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                                         Quelle Bildmaterial: „©YayoiSo/comico/ReLIFE Laboratory. All rights reserved.“

                              Ab sofort erhältlich als Blu-Ray, DVD und via Anime On Demand

81LygXdeXGL. SL1500 Ich weiß, normalerweise seid ihr es gewohnt, eine Serie von Anfang an kennenzulernen und nicht unmittelbar deren Ende präsentiert zu bekommen. Dass ich bei ReLIFE nun trotzdem direkt zum Finale hüpfe, ist quasi mein persönliches Versäumnis, hatte ich die Serie doch erst auf dem Schirm, als die beiden ursprünglichen Volumes längst lange Zeit im Handel erhältlich waren. Weil mir Konzept und Umsetzung der Serie aber derart gut gefallen haben, halte ich es dennoch für eine gute Idee, euch die Geschichte um Arata und zweite Chancen im Leben näher zu bringen. Die vier OVA´s sind dafür so oder so absolut essentiell. Also, schluckt eure Verjüngungspille und los geht die Reise!

Die finale Arc

Was bisher geschah: Für Arata Kaizaki läuft es im Leben alles andere als gut. Trotz Studium und der Tatsache, dass er schnurstracks auf die Dreißig zugeht, hat er weder Job noch ein zufriedenstellendes Sozialleben. Nach einem feucht-fröhlichen Kneipenabend trifft der Totalversager mitten auf der Straße auf Ryō Yoake. Schnell wird klar, dass die Begegnung kein Zufall war, denn der geheimnisvolle Fremde bietet Arata die Teilnahme am sogenannten ReLIFE-Programm und damit die Chance, sein Leben grundlegend zu verändern, an. Im Suff stimmt Arata schließlich spontan zu und schluckt auch die dazugehörige Pille ohne weitere Bedenken hinunter. Deren Wirkung offenbart sich am nächsten Morgen beim Blick in den Spiegel. Entsetzt muss der Gestrauchelte feststellen, dass er über Nacht optisch um zehn Jahre verjüngt wurde.

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Erst jetzt erfährt Arata, worum es beim ReLIFE wirklich geht: Als Jugendlicher soll er erneut das letzte Schuljahr als Oberschüler durchleben und dabei im Idealfall neuen Mut für eine komplett andere Zukunft fassen. Yoake, der als Supervisor ebenfalls in verjüngter Form am Experiment teilnimmt. soll dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen und seinen Vorgesetzten gleichzeitig in regelmäßigen Abständen von den erzielten Fortschritten berichten. Am Ende des Schuljahres wird die Erinnerung an Arake aus den Köpfen sämtlicher Kontakte gelöscht, auch wird sich der Proband nicht mehr an Namen und Personen erinnern. Sollte seine wahre Identität allerdings vorher aufgedeckt werden, droht der sofortige Abbruch des Experiments. Auch über die Identität möglicher weiterer ReLIFE-Probanden wird ein strenges Geheimnis gemacht. Nach anfänglichen Gewöhnungsschwierigkeiten gelingt es Araka dann doch, im unsportlichen Kazougi sowie der klugen, aber zurückhaltenden Chizuru erste Freunde zu finden. 

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Der schulische Alltag ist allerdings mit zahlreichen Herausforderungen behaftet. Schlechte Note, Liebeskummer von Mitschülern und die stetige Angst, durch falsche Handlungen frühzeitig aufzufliegen sorgen immer wieder für Probleme. Als Araka und Chizuru sich auf Umwegen über das Schuljahr hinweg immer näher kommen, ist das Chaos perfekt. Schließlich ist die hübsche Schulsprecherin augenscheinlich nicht nur zehn Jahre jünger, sondern wird sich in Kürze gar nicht mehr daran erinnern, dass Araka überhaupt existiert. Was dieser nicht weiß: Chizuru ist ebenfalls eine Teilnehmerin von ReLIFE und schlägt sich mit den exakt gleichen Sorgen herum. Am Ende des Jahres gestehen sich die beiden Turteltauben schließlich ihre Liebe zueinander ein. Aber ist das Vergessen wirklich so unausweichlich, wie es Yoake immer predigt? Denn wenn eine so wichtige Emotion wie Liebe nicht überdauern kann, wofür lohnt es sich dann überhaupt, nach zweiten Chancen zu streben…

Die Rezension

Kaum eine andere Serie hat mich in diesem Jahr emotional so abgeholt wie ReLIFE. Der Gedanke, mit dem Verstand eines Erwachsenen noch einmal in verjüngter Gestalt die Schulbank zu drücken um manche Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, ist uns sicher allen irgendwann schon einmal durch den Kopf gegangen. Im Fall von Arata zeigt sich jedoch eindrucksvoll, dass man auch als Erwachsener nicht auf alles vorbereitet sein kann. Und das alleine ist schon eine schöne Botschaft. ReLIFE geht aber noch ein ganzes Stück weiter und schildert die Erlebnisse einer zweiten Schulzeit nicht nur mit viel Humor, sondern auch mit einer gehörigen Portion Dramatik. Spätestens wenn klar wird, dass Arata und Chizuru ineinander verliebt sind, fiebert man bis zum Schluss in der Hoffnung mit, dass es trotz aller Regeln und dem unausweichlichen Erinnerungsreset am Ende doch noch ein Happy End für die Beiden geben wird. Das vorläufige Ende der dreizehnten Episode war derart offen, dass ich vor Ärger fast aus dem Stuhl gefallen wäre. 

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Wie, ging mir durch den Kopf, kann man eine Serie nur so viel- und gleichzeitig nichtssagen enden lassen?! Mit den OVA´s wird die Geschichte zum Glück zu einem anständigen und sehr zufriedenstellenden Ende gebracht. Die vier zusätzlichen Episoden, die sich primär mit den letzten Schultagen und der wachsenden Zuneigung zwischen Araka und Chizuru beschäftigen, lassen garantiert keine Fragen unbeantwortet und kein Auge trocken – auch wenn die Macher einen bis zur allerletzten Sekunde zappeln lassen. Es ist ein wenig wie bei Domestic Girlfriend, wo das zu definierende Genre ebenfalls irgendwann unerwartet wechselt und die Zuschauer dadurch völlig überraschend mit der Gefühlskeule niederschlägt. Zwar ist ReLIFE insgesamt leichtere Kost und als solche deutlich leichter verdaulich, trotzdem erlebt man über die gesamte Serie hinweg ein wahres Wechselbad der Gefühle, welches einen zwischen Lachen, Nachdenken an die eigene Schulzeit und schlussendlich der berührenden Liebesgeschichte zweier im Grunde ihres Seins einsamer Menschen einmal komplett durch den Fleischwolf dreht. Und das ist definitiv ein Kunststück, dass in dieser Form nur sehr selten gelingt. 

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ReLIFE ist die ultimative Serie für all jene Erwachsenen auf der Suche nach neuen Lebensperspektiven, ebenso aber auch perfektes Futter für Menschen, die einfach nur eine tolle Geschichte genießen möchten. Mich persönlich hat die Serie von der ersten Folge an abgeholt und mich im Anschluss über Tage nicht mehr loslassen wollen. Und wenn uns die Geschichte von Arata und Chizuru eines lehrt, dann ist es der Wert von Erinnerungen sowie die Motivation, sich in der Gegenwart stetig Neue zu schaffen, denen man sich wiederum in der Zukunft gerne erinnern wird. In diesem Format steckt so vieles, dass man auf den ersten Blick nicht erkennt und dass sich einem erst nach und nach erschließt. Eine absolute Empfehlung von mir, die mit den rundherum gelungenen OVA´s kompromisslos zementiert wird. Unbedingt anschauen, aber dabei ja nicht die Taschentücher vergessen. Ihr werdet sie brauchen, vertraut mir. 

Die Blu-Ray

Schon die beiden primären Volumes zur Serie haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Daran schließt die Final Arc unmittelbar an. Auch hier darf man sich auf einen gelungenen Transfer in nativem 1080p freuen, der mit durchgehend hoher Bildschärfe und bester Wiedergabetreue bei Farben und Kontrasten aufwartet. All das stellenweise sogar noch etwas besser als bei den vorherigen Veröffentlichungen, da die OVA´s erst zwei Jahre nach den ursprünglichen Episoden hergestellt worden sind, nämlich im Jahr 2018 (da ist es ausnahmsweise einmal ganz gut, dass wir so lange darauf warten müssen, bis solche Sachen ihren Weg von Japan zu uns finden). Hier ist wirklich nichts aufgefallen, dass man in irgendeiner Form bemängeln könnte. 

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Nicht ganz so ideal ist es dafür beim Ton. Ob es nun an der Pandemie liegt, oder sonstwelche Gründe dafür verantwortlich sind, dass die komplette Serie inklusive OVA´s lediglich in Dolby Digital 2.0 vorliegt, der Verzicht auf ein verlustfreies Format ist grundsätzlich ein Ärgernis. In diesem Fall nicht so sehr wie in manch anderen Fällen, da die Serie wirklich zu 100% auf Dialoge fokussiert ist, aber prinzipiell wäre anderweitig sicher noch ein Ticken mehr Dynamik dringewesen. Zwar ist jedes gesprochene Wort auch hier bestens verständlich, nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass da möglicherweise noch etwas mehr möglich gewesen wäre. Glücklicherweise ist das aber bei KAZÉ mittlerweile kein Dauerzustand mehr, so wie ich es einst befürchtet habe. 

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Die Extras sind abschließend relativ knapp bemessen. Dem stets solide verarbeiteten Mediabook liegt ein Postere sowie ein mit acht Seiten überraschend dünn ausgefallenem Booklet bei. Für knapp vierzig Euro Verkaufspreis ist das etwas wenig. Dass man sich aber überhaupt die Mühe gemacht hat, die OVA´s zu synchronisieren und nachzureichen, verdient alles in allem aber dennoch ein Lob. 

Fazit

profilbildapril„Das Leben ist eine Achterbahn und wir sind die Passagiere. Ich habe dieses Sprichwort immer gehasst. Denn wenn das wahr wäre, würde es doch bedeuten, dass unser Weg komplett vordefiniert ist und wir nie die Chance hätten, in den Prozess der Reise einzugreifen. Und sowieso, Achterbahnen kommen immer dort an, wo sie begonnen haben. Manchmal könnten wir alle unser ReLIFE brauchen. Was als Comedy beginnt, entwickelt sich schnell zu einer einnehmenden Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und endet schließlich als unglaublich dramatische Romanze. Mitfiebern bis zum Ende ist garantiert, mit den OVA´s ist ein perfektes Ende zu einer tollen Serie geglückt. Das Bild der Blu-Ray ist exzellent, nur der Ton könnte etwas mehr Dynamik vertragen und auch bei den Extras sieht´s ziemlich mau aus. Die tolle Geschichte alleine ist aber auch abseits einer Midlife Crisis absolutes Pflichtprogramm! Wer heute noch über die Schulzeit schimpft, hat das Erwachsenenleben einfach noch nicht kennengelernt.“

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