Der Film
Die ist davon zunächst alles andere als angetan und lässt den Studenten bei jeder noch so kleinen Gelegenheit deutlich ihre Abneigung spüren. Viel lieber will sie allein sein und ihre Zeit mit der Malerei sowie dem Schreiben von Fantasiegeschichten verbringen. Ihr Spitzname Josie ist einer dieser Schöpfungen entliehen. Doch Tsuneo lässt nicht locker und schafft es nach und nach aufzuzeigen, dass die reale Welt auch für einen Menschen im Rollstuhl einiges zu bieten hat. Bei den gemeinsamen Ausflügen findet Josie in der Bibliothekarin Kana sogar eine neue Freundin. So langsam taut die eigenwillige junge Frau auf und bemerkt mit der Zeit, dass sie mit ihrem „Laufburschen“ weit mehr gemeinsam hat, als sie sich zunächst eingestehen will.
Als Chizu überraschend stirbt, bricht die fragile Hoffnung auf ein neues Leben jedoch in Windeseile wieder zusammen. Tsuneo kann nicht mehr bezahlt werden und die Sozialfürsorge drängt die tieftraurige Josie dazu, ihre bisher gehegten Träume aufzugeben. Als der Abschied naht und das Duo sich entschließt, den letzten gemeinsamen Tag am Meer zu verbringen, wird Tsuneo von einem Auto angefahren und landet schwerverletzt im Krankenhaus. Die Aussicht auf ein Studium in Mexiko ist komplett dahin und lange steht nicht fest, ob er sein gebrochenes Bein je wieder richtig benutzen kann. Versunken in tiefen Depressionen zieht sich Tsuneo immer weiter zurück und lässt auch Josie nicht mehr an sich heran, die viel zu spät erkannt hat, dass sie sich unsterblich verliebt hat. Jetzt liegt es an ihr, die eigenen Ängste zu überwinden und Tsuneo den Lebensmut zurückzugeben…
Die Rezension
Den Machern vom renommierten Studio Bones ist es tatsächlich gelungen, die wunderschöne Vorlage in einen ebenbürtigen Film zu verwandeln, der wohl kein Auge trocken lassen dürfte. Josie, der Tiger und die Fische ist dabei weit mehr als eine unkonventionelle Liebesgeschichte, sondern auch eine Erzählung über die kostbare Bedeutung von Träumen und wie man diese trotz aller Hürden Wirklichkeit werden lassen kann. Die knapp hundert Minuten Laufzeit vergehen wie in Windeseile.
Regisseur Kotaru Tamura beweist ein außergewöhnlich geschicktes Händchen dafür, Humor und Tragik perfekt auszubalancieren und das schwierige Thema über das Leben im Rollstuhl gleichermaßen unaufdringlich wie bodenständig darzustellen. Etwas, wofür die westlichen Produktionen in ihrem forcierten Bemühen nach Diversität um jeden Preis längst das Gespür verloren haben. Die Charaktere sind mit viel Feingefühl und Respekt vor der Vorlage geschrieben worden rasch an Tiefe. Die Transformation von Josie zu einer lebensbejahenden Frau ist durchgehend nachvollziehbar und mit Tsuneo zeigt man einen ganz durchschnittlichen modernen Mann, was der Glaubwürdigkeit der Geschichte unfassbar guttut.
Das perfekte Ende (unbedingt bis nach dem Abschann weiterschauen!) rundet den Film optimal ab. Anders als so manche Serienadaption ist Josie, der Tiger und die Fische ein absolut rundes Erlebnis, welches keine Wünsche offenlässt. Selbst technisch ist der Film makellos und lebt von seiner unglaublich detailverliebten Kulissen sowie dem mitreißenden Score samt gelungener deutscher Synchronisation. Der wohl schönste Film, den ich seit dem vielfach preisgekrönten Your Name. – Gestern, heute und für immer gesehen habe und dementsprechend eine absolute Empfehlung für alle, die mit dem Thema etwas anfangen können.
Die Blu-Ray
KAZÉ liefert den Film als solide verarbeitetes Digipak im Schuber, als Extra liegt lediglich ein Poster bei. Die Blu-Ray präsentiert bietet die knapp zwei Jahre alte und damit gemessen an den regulären Wartezeiten noch sehr aktuellen Josie, der Tiger und die Fische als Transfer in nativem 1080p. Hier kommt zusammen, was zusammengehört! Man sieht sofort, dass man es mit einer vollwertigen und gleichzeitig auch sehr aufwendigen Kinoproduktion zu tun hat. Die Schärfe ist referenzverdächtig und arbeitet selbst feinste Konturen optimal heraus. Unglaublich, welcher Detailreichtum sich in den liebevoll gestalteten Hintergründen verbirgt und mit wieviel Sorgfalt die Charaktere animiert worden sind. Die Farbgebung ist angenehm natürlich, satte Highlights stechen trotzdem immer wieder hervor. Bei den Kontrasten punktet die Blu-Ray besonders mit tollen Weißanteilen, aber auch im Schwarzbereich gibt es nichts zu meckern. Das ist im Endergebnis so perfekt, wie es nur sein kann.
Und genau so verhält es sich zum Glück auch beim Ton. Als Kinoproduktion gibt es ausnahmsweise mal etwas mehr auf die Ohren als „nur“ den üblichen Stereosound. In diesem Fall beherbergt die Blu-Ray verlustfreien Ton im Format DTS-HD MA 5.1, natürlich sowohl für die deutsche wie auch die japanische Fassung. Die Dialoge im Center sind zu jeder Zeit optimal verständlich, der Score wahrnehmbar und trotzdem unaufdringlich auf das komplette Setup verteilt. Sämtliche auswärtigen Szenen werden fast immer von passenden Nebengeräuschen begleitet, schöne Beispiele findet man beispielsweise bei den Szenen im Bahnhof oder am Meer. Alles in allem eine wunderbar immsersive Kulisse, die mangels passender Gelegenheiten lediglich den Subwoofer etwas außen vor lässt. Aber dafür kann der Sound ja nichts, richtig?
Fazit
„Es gibt so Artikel, da sitze ich ewig dran und zerbreche mit den Kopf über Formulierungen, Strukturen und dergleichen. Dann gibt es Artikel wie diesen hier. Die seltene Sorte, die sich gefühlt ganz von selbst schreibt. Wo man mit den ersten Worten beginnt und erst absetzt, wenn der Fazit geschrieben ist. Josie, der Tiger und der Fisch ist dem ganz ähnlich. Man beginnt ihn und stellt wenig später fest, dass einen jede Sekunde davon so sehr fesselt, dass man an gar nichts anderes mehr denken kann, ehe der Abspann nicht bis zur finalen Note durchgelaufen ist. Berührend, wunderschön, einfach toll. Das ist Kino in Perfektion. Die Blu-Ray muss sich dahinter zum Glück nicht verstecken, Bild und Ton sind makellos. Der etwas spärlichen Ausstattung steht ein fairer Preis von unter dreißig Euro gegenüber. Nicht zu viel dafür, dass man in diesen schweren Zeiten daran erinnert wird, wie wichtig es doch ist, zu träumen.“
Quelle Bildmaterial: „©2020 Seiko Tanabe/KADOKAWA/Josee Project. All rights reserved.“
Ein Rezensionsmuster ist uns freundlicherweise von KAZÉ zur Verfügung gestellt worden.
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