BD: „Otto: Die Blu-Ray Box“

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                                                      Getestet und verfasst von General M 

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                                                                       Ab sofort erhältlich 

81Ydaxxi0sL. SL1500 Als Prototyp des Bühnenkomikers gehört Otto Waalkes wahrscheinlich zu DEN großen deutschen Humorlegenden und wird nicht selten in einem Atemzug mit Heinz Erhardt und Loriot genannt. Selbst mit mittlerweile 71 Jahren ist der gebürtige Emdener, der seit letztem Jahr auch stolzer Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse ist,  immer noch extrem produktiv. Über die Qualität seiner Komik mag man heutzutage geteilter Auffassung sein, Fakt ist allerdings, dass Otto alleine mit seinem ersten Kinoauftritt den bis heute erfolgreichsten gesamtdeutschen Film aller Zeiten abgeliefert hat, dem über die Jahre noch zahlreiche weitere Kinoausflüge folgten. Die ersten drei hat Universum Film nun in Form einer Blu-Ray Box auf den Markt gebracht. 

Otto – Der Film

Weil Otto  keine Lust mehr auf das langweilige Leben im beschaulichen Friesland hat, zieht er kurzerhand aus, um in Hamburg sein Glück zu machen. 5000 Deutsche Mark stellt Kredithai Shark zur Verfügung, um den Traum einer Art Allzweckagentur mit Namen OSSI („Ottis Super-Service International“) zu realisieren. Leider verzichtet Otto beim Abschluss des Vertrages darauf, das Kleingedruckte zu lesen und befindet sich wenig später dank Wucherzinsen tief im Schuldensumpf. Der Zufall hilft in Form einer schicksalhaften Begegnung mit der reichen Aristrokratentochter Silvia von Kohlen und Reibach (Jessika Cardinahl, Independence Day) der Otto beim Zementklau auf einer Baustelle zufällig das Leben rettet. Obwohl bei beiden sofort die Luft knistert, scheint man auch gerade wegen der gänzlich verschiedenen Lebensweise unendlich weit voeinander entfernt zu sein.

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Außerdem ist Silvia längst mit dem schmierigen Ernesto (Sky du Mont, Der Schuh des Manitu) verlobt ist und auch die gestrenge Mutter so gar nichts von dem Liederjahn hält. Während Otto durch Zufall immer wieder unwissend Gelegenheit erhält, genau die für den Kredithai benötigte Summe aufzubringen und dabei von einem Schlamassel in den nächsten gerät, kommt sich das ungleiche Paar dank stetiger Begegnungen dann doch endlich näher. Bis zum hoffentlichen Happy End gibt es aber noch ein paar Probleme zu lösen, darunter beispielsweise mit einem stetig streitenden Bankräuberduo, einem jagdträchtigen Hasen und nicht zuletzt auch dem eigenen Gewissen, dass sich immer dann einmischt, wenn es gerade nicht gebraucht wird…
Die Rezension

14 Millionen Kinozuschauer…kein anderer deutscher Film hat es seitdem geschafft, mehr Besucher in die Lichtspielhäuser zu locken. Zwar gilt der Schuh des Manitu mittlerweile offiziell als erfolgreichster deutscher Spielfilm, rechnet man aber die Tatsache ein, dass Otto – Der Film in seinem Erscheinungsjahr 1985 auch in der ehemaligen DDR anlief, ist der Rekord immer noch ungebrochen. Das Konzept des Films (und ebenso das sämtlicher Nachfolger) ist dabei eigentlich extrem simpel und baut lediglich eine Rahmenhandlung um bekannte Gags auf, die Otto in der Form bereits im Rahmen seiner Bühnen- und Fernsehauftritte immer wieder gebracht hat. Dementsprechend gering fällt natürlich auch der inhaltliche Anspruch aus, damals jedoch war ganz Deutschland im Bann des sympathischen Nordlichts, der Humor wirkte noch frisch und unverbraucht. 

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Heute dagegen schwingt Otto – Der Film eher die Retrokeule, wenngleich einige wenige Gags immer noch ganz gelungen wirken. Witze über Sklavenhaltung und der Versuch, einen Afroamerikaner als solchen zu verkaufen, würden in der stets moralinsauren Gegenwart wahrscheinlich für riesige Skandale sorgen, in den damaligen Zeitgeist passen die vielen kleinen Momente Alltagsrassismus allerdings ganz gut rein. Früher durfte einfach noch etwas freier gelacht werden, die Erinnerungen an diese Zeit bringt der Film dann sogar ganz wunderbar zurück. Fakt ist allerdings: Wer mit dem typischen Trommelfeuer lose aneinandergereigter Kalauer und Wortspiele eines Otto Waalkes nichts anfangen kann, wird damals wie heute nur wenig Spaß mit dem Gebotenen haben, trotz handwerklich solider Inszenierung.  

Otto – Der neue Film

Obwohl die Fortsetzung eine komplett eigenständige und unabhängige Geschichte erzählt, beginnt Otto – Der neue Film sehr ähnlich wie der Vorgänger. Ausgangspunkt ist dieses Mal allerdings nicht Hamburg, sondern Berlin. Weil Otto dort weder privat, noch beruflich irgendwelche Erfolge erzielen konnte, will er nun zurück ins friesische Hühneroog. Dummerweise hat der chronische Tagträumer während seines Aufenthalts so viele Mietschulden beim strengen Hausmeister Rettich (Dirk Dautzenberg, Kein Pardon) angehäuft, dass dieser nun mit der Polizei droht, sollte Otto vor seiner Abreise die ausstehenden Schulden nicht durch Fronarbeit tilgen. Grund zu bleiben findet der chronisch arbeitsscheue Otto aber auch abseits der Schufterei, die er alleine dadurch immer wieder geschickt umgeht, indem er einfach den Zaun am Nachbargrundstück solange versetzt, bis selbst Rettich sein Garten immer kleiner vorkommt.

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Denn als im Gebäudekomplex die attraktive Gaby Drösel einzieht, ist es um Otto sofort hilf- und hemmungslos geschehen. Die Herzensdame hat allerdings nur Augen für den muskelbepackten Actionstar Amboss. Erst als Otto durch Zufall für den ebenfalls im Haus ansässigen renommierten Psychologen Prof. Dr. Edelsen (Friedrich Schoenfelder, Die Herren mit der weißen Weste) gehalten wird, scheint sich das Blatt zunächst zum Guten zu wenden. Die eifersüchtige, heimlich in Otto verliebte Hausmeistertochter Anna (Anja Jaenicke, Tatort) sorgt aber letztendlich neben dessen eigener Dummheit dafür, dass der ganze Schwindel auffliegt. Jetzt ist guter Rat teuer, zumal während des ganzen Schauspiels auch eine vom Aussterben bedrohte, leider chronisch selbstmordgefährdete Katze sträflichst vernachlässigt worden ist. Am Ende findet man das Glück aber oftmals dort, wo man es zuvor nie gesucht hat…
Die Rezension

Der Nachfolger zum erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten ist leider alles andere als gut gealtert und wirkte schon bei seiner Premiere im Jahr 1987 als uninspirierte Aufeinanderfolge der nahezu gleichen Gags des Vorgängers unter lediglich minimal anderer Rahmenhandlung. Nicht nur deswegen, sondern auch dank hemmungslosem Product Placement, vermochte Otto – Der neue Film weder Kritiker noch Publikum zu enttäuschen. Lustig ist hier allenfalls nur noch das Geschehen um Otto herum, beispielsweise der erzkonservative Hausmeister Rettich, der seinen treuen Hund Harras permanent dazu abzurichten versucht, niemals Essen von Türken anzunehmen („Ein deutscher Hund nimmt nur vom Deutschen!“). 

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Der Hauptdarsteller selbst gerät hier zum nervigen Störfaktor, welcher sich über 82 Minuten Laufzeit sinn- und ziellos durch Szene um Szene quasselt und gestikuliert, dabei mit seinen recycleten Kalauern aber niemanden mehr vom Hocker reißt. Das gilt damals wie heute gleichermaßen. Ute Sander gerät als zickige Gaby Drösel zum Totalschaden des ganzen Films, es sollte ihr einziger Auftritt als Schauspielerin bleiben, lediglich der Playboy erfreute zeitgleich zur Filmveröffentlichung noch mit einer Fotostrecke der heutigen Krankenschwester. Wer allerdings genau hinhört, erkennt unter den zahlreichen prominenten Gastdarstellern viele bekannte Synchronsprecher, darunter Ronald Nitschke als Polizist. Retten können die den durch und durch überflüssigen Film allerdings auch nicht mehr. 

Otto – Der Ausserfriesische 

Um Platz für die Teststrecke des neuen Hochgeschwindigkeitszuges Tempo 1000 zu schaffen, hat der Industriekonzern High Speed Unlimited weite Landstriche im idyllischen Friesland aufgekauft. Lediglich der gelb-rote Leuchtturm mitten im Nirgendwo steht dem Vorhaben jetzt noch im Weg. Dort lebt aber ausgerechnet der gutmütige Leuchtturmwärter Otto, der dank seines Einfallsreichtums ein unbeschwertes, geschäftstüchtiges Leben führt und ganz nebenbei alles tun würde, um endlich bei seiner Angebeteten Frauke landen zu können. Die ist zwar generell nicht abgeneigt, war aber bis vor Jahren noch mit Otto´s Zwillingsbruder Benno liiert, der sich mittlerweile in die Vereinigten Staaten abgesetzt hat und fühlt sich alleine schon durch die äußerlichen Ähnlichkeiten zu sehr an Vergangenes erinnert. 

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Als Otto dann tatsächlich kurz davor ist, den eigentlich im Besitz seines Bruders befindlichen Leuchtturm an die FAST chamäleonartig getarnten Konzernbonzen zu verscherbeln, greift Frauke allerdings beherzt ein. Die Heimat ist schließlich immer noch das Wichtigste und um die zu retten, soll Otto nun seinem entfremdeten Bruder in die U.S.A. nachreisen. Dort warten auf das einfältige Landei aber nicht nur sprachliche Barrieren, sondern auch zahlreiche Begegnungen der seltsamen Art, darunter neben Steffi Graf auch ein von High Speed Unlimited ausgesandter Auftragskiller. Wobei man jetzt natürlich darüber streiten kann, was schlimmer ist. Wird es Otto trotzdem gelingen, die Verwüstung der Heimat durch Tempo 1000 zu verhindern? 

Die Rezension

Dank dem Versuch, mit Otto – Der Ausserfriesische wenigstens eine neue Geschichte zu erzählen und dabei auch mehr Vielfalt bei den Schauplätzen zu bieten, wirkt der dritte Kinoausflug von Otto Waalkes, der hier einmal mehr an Drehbuch und Regie mitwirkte, zumindest auf den ersten Blick deutlich frischer als die Vorgänger und zählt für mich zum insgesamt besten Leinwandauftritt des Komikers im Rahmen seiner damaligen Soloprojekte. Im Kern bleibt allerdings alles wie gehabt: Auch hier dient die Handlung lediglich dazu, Waalkes genug Raum zu bieten, um bereits Bekanntes in rascher Abfolge wiederzuverwerten. Und was schon beim ersten Mal nicht so richtig zünden wollte, funktioniert im dritten Anlauf wenig überraschend auch nicht viel besser.

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Aus unerfindlichen Gründen mag ich den Film trotzdem sehr gerne. Die Filmmusik geht ins Ohr, ein paar gelungene Witze wie jener mit dem Gummiband oder die Begegnungen mit dem Taxifahrer amüsieren mich heute immer noch. Dazu gibt es prominente Gastauftritte, unter anderem von Loriot und dem legendären Synchronsprecher/Schauspieler Arnold Marquis, leider beide mittlerweile verstorben. Wer sich im Leben dazu entschließt, sich einen (und wirklich nur einen) Otto-Film anzusehen, sollte diesen hier definitiv in die engere Auswahl nehmen. Zwar bleibt am Ende auch hier nicht viel mehr übrig als der immer wieder aufgekochte Topf sinnfreier Suppe, dank einiger schöner Bilder wird aber immerhin dem Auge ab und zu etwas geboten. 

Die Blu-Ray Box 

Wie wir im Norden so gerne sagen: Butter bei die Fische! Die jeweiligen DVD-Veröffentlichungen zu den drei Filmen kann man gerlinge gesagt in die Tonne treten und kommen nur sehr geringfügig über Videokassettenqualität hinaus. Dem hat Universum Film mit der Blu-Ray Box zum Glück Abhilfe geschaffen, denn komplett remastered und erstmals in echtem HD verfügbar erstrahlen die Filme in bisher ungekanntem Glanz. Zwar erreicht die jeweilige Bildschärfe nie Referenzniveau, stellt aber gemessen an der DVD einen Unterschied wie Tag und Nacht dar. Gleiches gilt auch für die Farbgebung, die immer wieder mit satten Primärfarben überrascht (besonders auffällig bei Otto – Der Ausserfriesische), insgesamt aber abseits manch arg grünstichiger Einstellungen relativ natürlich bleibt. Kein Vergleich zu den bleichen, ausgewaschenen Farben alter Veröffentlichungen, alleine schon aufgrund der deutlich überlegenen Farbdifferenzierung.

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Es gibt einige verbliebene Schwächen, die sich besonders in Form von vielen weichen Shots und gelegentlich auftretenden Randunschärfen präsentieren, gemessen am Alter der Filme kann das aber verzeihen. Der für mich größte Kritikpunkt der Remaster liegt für mich bei den schwachen Kontrasten. Die Schwarzanteile entpuppen sich gerade in natürlich ausgeleuchteten Szenen als extrem schwach, bei Einstellungen am Tag kommt es permanent zu leichten Überstrahlungen auf den Gesichtern, die dann alles andere als gesund aussehen. Natürlich geht das auch auf Kosten der Durchzeichnung, was gerade den Gesichtern nicht wirklich gut steht. Wer die Filme aber mag und bisher immer wieder auf die dazugehörige DVD zugegriffen hat, bekommt mit der Blu-Ray Box insgesamt ein massives Update geboten, welches mit unter 30€ auch preislich absolut in Ordnung geht. Übrigens: Bitte nicht über die unterschiedlich großen Bilder wundern, denn Otto – Der neue Film kommt in anderem Bildformat daher als die beiden anderen Filme. 

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Gleiches gilt auch für den Ton, der bisher immer nur schnödem Dolby Stereo angeboten wurde. Raumklang gibt es zwar auch mit den Blu-Rays nicht, was zum einen dem Alter geschuldet ist aber andererseits auch der Tatsache, dass keiner der Filme wirklich Potenzial dafür bietet. Dafür gibt es jetzt ein Upgrade auf verlustfreien Mastersound im DTS-HD MA 2.0 – Format. Und der legt im direkten Vergleich durchaus an Dynamik und Kraft zu. Statt dumpfer, rauschanfälliger Klangkulisse klingen Dialoge und Musik jetzt wesentlich klarer als zuvor, was bei so dialoglastigen Filmen natürlich einen enormen Zugewinn darstellt. Auch die allgemeine Lautstärkebalance ist sehr viel besser und erfordert keinerlei Nachjustierungen mehr. Referenzmaterial darf man hier natürlich trotzdem nicht erwarten, dennoch weiß das Upgrade angenehm positiv zu überraschen. Schlechter sieht es da allerdings bei den Extras aus, denn abseits des jeweiligen Kinotrailers, die immerhin in HD vorhanden sind, finden sich in der Box keine weiteren Extras. 

Fazit 

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Die anhaltende Kritik, dass Otto Waalkes sein gesamtes Bühnenrepertoir auf den immer gleichen, mit den Jahren nur sehr wenig bis gar nicht abgewandelten Gags aufbaut, ist nicht ganz unberechtigt. Den Humor mag man entweder, oder man hasst ihn. Die drei ersten Kinoausflüge des Friesen, nämlich Otto – Der Film, Otto – Der neue Film sowie Otto – Der Ausserfriesische sind dafür ein perfektes Beispiel, schließlich dient die repetive Rahmenhandlung nur dazu, möglichst viel Raum für Waalkes´ Kalauer zu schaffen. Wer damit etwas anzufangen weiß, bekommt mit der Blu-Ray Box definitiv ein gelungenes Upgrade bei Bild und Ton. Lediglich nennenswerte Extras lässt die Compilation vermissen. Wer sich daran nicht stört, kann die alten DVD-Veröffentlichungen aber guten Gewissens endgültig in den Ruhestand schicken.“ 

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