BD: „Haus der 1000 Leichen (Uncut)“

                           
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            Quelle Bildmaterial: „Haus der 1000 Leichen, ©2002 House of 1,000 Corpses, LLC. All rights reserved“

                                  Seit 22. November 2018 erhältlich als Blu-Ray und DVD

81mVHFeVUzL. SL1200 Während Industrial – Rocker Rob Zombie bereits seit Jahrzehnten erfolgreich auf den Bühnen der Welt unterwegs ist und als Musiker sogar seinerzeit den Soundtrack zum PC – Klassiker Quake II begeisteuert hat, betätigt er sich auch bereits seit geraumer Zeit als Regisseur. Haus der 1000 Leichen war der erste Film, den Zombie in kompletter Eigenverantwortung erschaffen hat. Nicht nur Regie, sondern auch Drehbuch und natürlich auch der Soundtrack stammen aus seiner Feder und vereinigen sich in einem Horrorfilm für Hartgesottene, der längst Kultstatus unter Genrefans genießt. Nach der unzensierten Kinoauswertung landete der Film aber spätestens im Heimkino auf dem Index. Nun ist der Film endlich auch hierzulande in ungekürzter Form für Zuhause erhältlich. Für uns Grund genug, uns Zombie´s Erstwerk nochmal im Detail anzuschauen.

Der Film

Eigentlich wollten die Freunde Jerry, Denise, Mary und Billy nur mal eine Reihe gepflegter Abenteuer abseits des drögen Alltags erleben und das Land auf der Suche nach guten Stories für ein Buch über sehenswerte Nebenstraßenattraktionen durchstreifen. Als sie mitten in der Pampa auf den seltsamen Captain Spaulding (Sid Haig, Jackie Brown) und sein „Museum of Monsters & Madmen“ stoßen, der den Reisenden von der lokalen Legende des Serienmörders Dr. Satan berichtet, wittert Jerry bereits den perfekten Aufmacher für das geplante Buch und überredet seine Freunde, sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach den Ursprüngen der Legende zu machen. 

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Auf dem von Spaulding beschriebenen Weg lesen die Wahrheitssucher noch die attraktive Baby (Sheri Moon Zombie, Halloween) auf, die nach eigenen Angaben ganz in der Nähe wohnt. Zum Glück, denn als den Freunden plötzlich ein Reifen platzt, nimmt Baby die Gestrandeten kurzerhand mit zu sich nach Haus. Die ungewöhnliche Familie Firefly scheint erst nicht weiter bedrohlich zu sein, höchstens etwas verschroben. Doch hinter der Fassade versteckt sich eine Ansammlung von psychopathischen Killern, einer grausamer und kranker als der andere. Für Billy und Co. beginnt eine Nacht jenseits aller vorstellbaren Schrecken…

Die Rezension

Das Rob Zombie ein Meister der Kontroverse ist, hat er mit seinem Debütfilm eindrucksvoll bewiesen. Was er alleine hier an Gore und Morbidität auffährt, kann selbst hartgesottenste Genrefans an die Grenzen des Erträglichen bringen. Das all das aber bei weitem nicht ausreicht, um aus dem Stehgreif einen guten Film zu erschaffen, beweist Haus der 1000 Leichen aber leider nicht minder eindrucksvoll. Der entpuppt sich bei kritischer Betrachtung nämlich als bunter Versatz aus entliehenen Filmzitaten und vielen bekannten Genreklassikern, denen Zombie hier so sehr Tribut zollt, dass die wenigen eigenen Ideen im Hommage – Mischmasch hemmungslos untergehen. Zwar scharrt Zombie eine illustre Darstellerriege um sich, die allesamt sichtlich Spaß mit ihren Figuren haben, auch der Seventies – Look stimmt, zwischen all dem lassen sich aber abseits der hemmungslosen Zurschaustellung von Blut und Eingeweiden keine Konstanten finden.

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Diesbezüglich bleibt der Film zumindest in meinen Augen viel zu sehr Flickwerk als Eigenprojekt, welches nie so genau zu wissen scheint, welche Richtung es als nächstes einschlagen will. Die Fortsetzung The Devil´s Rejects macht in all diesen Belangen einiges besser. Wer aber trotzdem seinen Spaß mit dem Erstling hatte, bekommt nun endlich auch Gelegenheit, diesen unzensiert für das heimische Filmregal zu erwerben. Denn die bisher erhältliche Fassung mit 18er – Siegel war um knapp zweieinhalb Minuten geschnitten und zensierte das Geschehen um seine härtesten Schauwerte. Die sind auf der neuen Blu-Ray von STUDIOCANAL glücklicherweise wieder enthalten – bei gleicher Altersfreigabe. Deshalb, Augen auf beim Filmekauf, denn die unzensierte Version wird auch als solche auf dem Cover ausgewiesen. 

Die Blu-Ray

Eines muss man klar sagen: Der große Vorteil der neuen Uncut Blu-Ray ist eben jener, dass sie ohne Zensuren daherkommt. Davon abgesehen bedient sich die Neuveröffentlichung beim bereits existierenden Master, bietet also im Vergleich zur alten, nur gekürzten Blu-Ray keinerlei Mehrwert bei Bild und Ton. Letzterer kommt auch hier jeweils in Deutsch und Englisch im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format daher, wobei der Originalton mit mehr Räumlichkeit als die eher frontlastige deutsche Synchronisation aufwartet. Dadurch mangelt es hier natürlich etwas an Immersion, dafür wird auch jederzeit gute Stimmverständlichkeit geboten. Und so viel mehr Raumklang bietet die Originalspur letztendlich bis auf kleinere Effekte auch nicht, daher bleiben beide Tonspuren unter ihren Möglichkeiten. 

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Die Bildqualität der ersten HD – Veröffentlichung konnte bereits als recht solide bezeichnet werden und hat seitdem auch nicht an Stärke verloren. Insgesamt stellt sich das Geschehen angenehm detailliert dar, je nach Setting darf man sich auch über sehr schöne Farbkompositionen freuen, welche die oft dunklen Szenen etwas aufwerten. In eben diesen Szenen merkt man aber dann doch recht präsente Körnung und auch die Details versumpfen angesichts der schwierigen Kontrastbalance etwas im Schwarz. Besonders in jenen Momenten geht dann immer auch etwas Bildschärfe verloren. 

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Die Extras sind ebenfalls identisch zur Erstveröffentlichung und bieten neben einem mit etwas über zwei Minuten langen Making Of leider nur einen extremst kurzen Blick hinter die Kulissen. Zudem gibt es Einblicke in die Proben, diverse Interviews und neben einem Audiokommentar des Regisseurs darf natürlich auch der Trailer zum Film nicht fehlen. Was Rob Zombie selbst über seinen Film zu sagen hat, ist dann natürlich am ehesten spannend. Alles andere ist jeweils so kurz geraten, dass man daraus kaum brauchbare Informationen beziehen kann. Schade. 

Fazit

ava5„Rob Zombie´s Haus der 1000 Leichen ist ein sehr schwer zu definierender Experimentalfilm, der sich keinem Genre so recht gänzlich unterordnen kann und will. Der dünne Handlungsfaden dient allenfalls dazu, immer härtere und explizitiere Gewaltszenen aneinanderreihen zu können. Das ist schade, denn zwischen unzähligen Zitaten und eigenwilligen Bildeinstellungen verlieren sich auch die eigentlich interessanten Figuren schnell im eisenharten Gorefest. Das könnte selbst Genrefans abschrecken, ich zumindest fand die erneute Sichtung des Films damals wie heute ungemein anstrengend. Der Film zählt sicher nicht zu Zombie´s Besten, bietet aber dafür schonmal einen kleinen Eindruck von dessen späteren, teils deutlich besseren Werken. Wer sich aber nur des Schlachtens wegen ins Schlachthaus wagt, wird mit der hier unzensiert vorliegenden Fassung sicher gut bedient sein. Wer mehr Handlung und Struktur sucht, kann aber weiterhin guten Gewissens einen großen Bogen um den Film machen. Inhaltlich wird hier weder in Sachen Bild noch beim Ton oder den Extras etwas Neues geboten. Entsprechend richtet sich das Release auch nur an jene, die sich den Film endlich uncut ins Regal stellen wollen.“ 

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