BD: „Die Addams Family“

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                                                        Getestet und verfasst von General M 

                                         Quelle Bildmaterial: „©2019 Universal Pictures Entertainment. All rights reserved.“ 

                                                  Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

71R54M63YQL. SL1200 Familie. Fast jeder hat eine und ebenso hat sich jeder schon über seltsame Marotten mancher Verwandter geärgert. DIESE Familie jedoch geht weit über Marotten wie schlechte Tischmanieren und nicht wieder heruntergeklappte Klobrillen hinaus.  Die Rede ist natürlich von der legendären Addams Family, die bereits seit den Dreißiger Jahren als klassisch-düstere Satire auf die perfekten amerikanische Familie in allen Formen und Formaten unterhält. Nach zwei erfolgreichen Realverfilmungen in den Neunzigern wurde es allerdings zunächst etwas ruhig um die Gruselgestalten aus dem Erfindergeist von Charles Addams. Bis jetzt! 

Der Film

Weil den Kleinbürgern in New York das düstere Treiben der makaberen Addams Family zunehmend gegen den Strich geht, muss das frisch angetraute Ehepaar Gomez und Morticia mit samt Anhang die Flucht ergreifen und findet schließlich Zuflucht in einem verlassenen Irrenhaus in New Jersey. Mit dem dort zurückgelassenen Patienten Lurch findet sich dann glücklicherweise auch direkt ein williger Butler. Dass die verlassene Anstalt von einem bösen Geist besessen ist, der ohne seinen Morgenkaffee alles andere als gut gelaunt ist, stört keinen der illustren Familienmitglieder mit Hang zum Übernatürlichen. Dreizehn Jahre später haben Gomez und seine Angebete längst Nachwuchs im Teenageralter, wobei die Geschwister Wednesday und Pugsley mindestens so seltsam erscheinen wie ihre Eltern. 

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Während Pugsley sich ganz im Sinne der Familientradition auf die Mazurka vorbereitet, zu deren Feier alsbald der gesamte Rest der Sippe anzureisen gedenkt, sehnt sich die chronisch lethargische Wednesday danach, das Leben außerhalb von Nebelschwaden und Untot kennenzulernen, was besonders der konservativen Morticia arg gegen den Strich geht. Als die aus dem Fernsehen bekannte Heimwerkerin Margaux Needler für das Finale ihrer Show den schützenden Sumpf um das Addams Anwesen trockenlegt, um direkt vor der Nase der Familie eine mustergütige Kleinstadt zu errichten, weicht nicht nur der Tarnnebel um die Gruselvilla, auch erhalten die Addams erstmals einen Blick auf das Leben der spießig-moralinsauren Arbeiterklasse und stellen die Stadt prompt auf den Kopf. 

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Besonders die karriere- und perfektionsversessene Margaux sieht in der seltsamen Familie und deren hässlichem Haus hoch auf dem Hügel eine Gefahr für den Erfolg ihres Projekts und setzt alles daran, die Addams´ schleunigst loszuwerden. Dass sich Wednesday gleichzeitig mit ihrer behüteten Tochter Parker anfreundet, ist der hochtoupierten Blondine ebenfalls ein Dorn im Auge. Als sämtliche Vertreibungsversuche scheitern und die ersten exzentrischen Verwandten zur Mazurka anrücken, greift Margaux kurzentschlossen zu drastischen Mitteln und hetzt die Bevölkerung auf die Feiernden. Aber ist die Addams Family mitsamt ihrer weit verzweigten Ahnenlinie denn abgesehen von dem wirklich ziemlich eigenartigen Onkel Fester und einer abtrennten aber dennoch quicklebendigen Hand wirklich so anders als der Rest?

Die Rezension

Über viele Jahrzehnte galt die Addams Family hauptsächlich als ein typisch amerikanisches Phänomen, die als morbide Karikatur des sogenannten American Dream zunächst als Comicstrips und später auch erfolgreich im Rahmen einer langlebigen Serie sowie mehreren Spielfilm- und Videospieladaptionen auch jenseits des Ozeans für jede Menge Lacher sorgte. Unter der Regie der Trickspezialisten Conrad Vernon und Greg Tiernan entstand nun eine Neuauflage im Animationsformat, die sich visuell wieder näher an den ursprünglichen Designs von Charles Addams orientiert. Das mag gerade für Liebhaber der Filme etwas gewöhnungsbedürftig sein, überzeugt aber zumindest auf technischer Ebene voll und ganz. Trotz düsterem Setting richtet sich der Film speziell an ein jüngeres Publikum und liefert dementsprechend eher leichtverdauliche Kost, die von den hiesigen Freigabestellen bereits für Sechsjährige als geeignet bewertet worden ist. Aber auch Erwachsene werden mit der Addams Family ihren Spaß haben – obwohl richtige Lacher eher rar gesät sind.   

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Die große Schwäche des Films liegt in meinen Augen eher bei dessen mangelnder Substanz. Storytechnisch ist das animierte Werk einfach elendig dünn, ferner reichen die 86 Minuten Gesamtspielzeit einfach nicht aus, um abseits von Wednesday und Pugsley auch die restlichen Mitglieder der Familie näher kennenlernen zu dürfen. Alleine von Onkel Fester hätte ich mir deutlich mehr gewünscht, denn gerade dessen Szenen gehören zu den witzigsten des ganzen Films. Wenn dann spätestens pünktlich zum Finale noch ein ganzer Haufen nicht minder seltsamer Anverwandter anrückt, verlieren die Macher komplett den Fokus für das Wesentliche. So kommt mancher Charakter leider nicht über die Rolle eines besseren Sidekicks hinaus. Das haben die Filme letztendlich deutlich besser zu lösen verstanden. Trotz eher gemischter Kritiken (und wahrscheinlich auch dank mangelnder Konkurrenz) gelang der Addams Family trotzdem ein guter Erfolg an den Kinokassen. Bei einem Budget von gerade einmal etwas über 25 Millionen Dollar spülte die Horrorsippe weltweit anständige 200 Millionen Dollar Gewinn in die Studiokassen, eine Fortsetzung wurde bereits für das kommende Jahr angekündigt. Dann hoffentlich mit einer etwas innovativeren Handlung sowie ausgeglichenerer Screentime für die noch heute einzigartig genialen Charaktere. 

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Für die Originalsynchronisation konnten die Macher übrigens einen immens prominenten Cast verpflichten. Oscar Issac und Charlize Theron leihen Gomez und Morticia ihre Stimmen, während man für das ungleiche Geschwisterpaar Wednesday und Pugsley die Jungstars Chloe Grace Moretz und den mit ES bekannt gewordenen Finn Wolfhard gewinnen konnte. Nick Kroll , Allison Janney und Bette Midler verstärken den Cast in den Rollen von Onkel Fester, Schurkin Margaux und nicht zuletzt Großmutter Addams. Aber auch die deutsche Synchronfassung kann sich hören lassen, auch weil man zum Glück davon abgesehen hat, einmal mehr mit dem Anheuern ungeübter YouTuber und deren Namen Werbung zu machen. Stattdessen agieren hier zumeist durchgehend die deutschen Feststimmen der Originalbesetzung und die leisten als ausgebildete Sprecher allesamt einen tollen Job. Eigentlich fast schade, dass man diesen Umstand noch gesondert hervorheben muss.

Die Blu-Ray

Leider hat sich Universal  dazu entschieden, auf einen deutschsprachigen Release in Form einer UHD zu verzichten. Enttäuschend, denn gerade Animationsfilme eignen sich oft bestens als Showcase für das Hochpreismedium – auch hierzulande! Die gute Nachricht ist dafür, dass Die Addams Family auch als Blu-Ray einen fantastischen Job abliefert. Das Bild punktet von Anfang bis Ende mit einem wunderbar detaillierten Bild, einer vorbildlichen Laufruhe und knalligen Farben. Außerhalb des Addams Anwesens und seiner Bewohner dominiert eine kunterbunte Palette das Geschehen, die sich sattglänzend und nahezu perfekt ausbalanciert präsentiert. Aber auch Gomez´ violetter Anzug und das Interieur der Villa kommen neben vielen anderen Akzenten toll zur Geltung. Richtig stark auch die Kontraste, die hier ganz ohne die technischen Finessen einer UHD mit hervorragenden Schwarzwerten aufwarten. Zu beanstanden gibt es hier wirklich gar nichts, mit Ausnahme vielleicht von gelegentlich etwas krisselig geratenen Nahaufnahmen bei den natürlich ebenfalls wie allem anderen auch komplett im Computer gerenderten Haaren. 

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Etwas enttäuschend ist dafür auf den ersten Blick die Ausstattung beim Ton. Während Universal die englische Originalspur im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format auf dem Silberling untergebracht hat, müssen deutschsprachige Konsumenten mit einer etwas komprimierten DTS-HD HR – Spur leben, die aber selbstverständlich ebenfalls mit voller Raumklangunterstützung daherkommt. Ob angesichts der hohen Bitrate beim Videostream nicht mehr genug Platz für eine gleichwertige deutsche Sychronfassung vorhanden war, ließ sich leider nicht klären. Im direkten Vergleich sind die Unterschiede aber eher marginal. Positiv hervorzuheben ist, dass beide Tonspuren fast durchgehend über sämtliche Kanäle Aktivität aufweisen. Dabei wird nicht nur der atmosphärische Soundtrack gut über die Ebene eingesetzt, auch darf man sich immer wieder über einige kraftvolle Highlights freuen, bei denen auch der Subwoofer ordentlich mitgeht. Die Dialoge werden kraftvoll aus dem Center wiedergegeben, verharren in der Wahrnehmung aber für meinen Geschmack etwas zu prägnant in der Mitte. Trotz etwas geringerem Dynamikumfang weiß das Gesamtergebnis aber auch auf Deutsch sehr zu gefallen. 

Die Extras

Etwas knapp bemessen aber dennoch nicht uninteressant verhält es sich in Sachen Bonusmaterial. Vier Featurettes haben es an Bord der Blu-Ray geschafft, zu denen auch ein interaktives Ratespiel rund um die Addams Family zählt. Der Rest widmet sich den Originalsprechern sowie der detaillierten Entstehung einer Szene, hier unter Beispielnahme der morgendlichen Hausbetankung mit Kaffee via Toilettenschüssel. Abgerundet werden die Extras mit einem kleinen Rückblick auf die Ursprünge der Addams, die ja wie bereits erwähnt seinerzeit erstmals in Form eines Comicstrips debütierten. Insgesamt also ein typisches Animationspotpurri, nicht herausragend aber auch nicht wirklich schlecht. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Die Addams Family hat in ihrem bald neunzigjährigem Bestehen geschafft, was sonst nur Donald Duck und Co. geschaft haben, nämlich über viele Jahrzehnte gesellschaftlicher Veränderung hinweg zeitlos unterhaltsam zu sein. In erstmals vollständig computergenerierter Form gibt es ebenfalls einiges zu lachen, auch wenn sich der Humor anders als jener der Realfilme eher an ein jüngeres Publikum wendet. Visuell definitiv gelungen, leidet der Film aber sehr unter seiner dürftigen Handlung und der nicht ganz fair auf die jeweiligen Charaktere verteilten Screentime. Falls die angekündigte Fortsetzung in beiden Aspekten zulegen kann, spricht ganz und gar nichts gegen weitere animierte Abenteuer der legendären Familie. Die Blu-Ray zum Erstling besticht mit hervorragender Bild- und Tonqualität, die kleinere Mankos mühelos auszugleichen vermag. Nur bei den Extras weiß ein Hotel Transsilvanien 3 beispielsweise wesentlich mehr zu bieten.“ 

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