BD: „Das Russland-Haus“

                                                Getestet und verfasst von General M

                     Quelle Bildmaterial: „Das Russland – Haus, STUDIOCANAL, Blu-Ray“

71HxrWtYQNL. SL1200 Der Name John le Carré ist Fans spannender Agententhriller sicher ein Begriff, wurden die Bücher des britischen Schriftstellers doch bereits häufig verfilmt, darunter auch die mit Gary Oldman in der Hauptrolle entstandene, zweifach oscarnominierte Produktion „Dame, König, Ass, Spion“. 1990 entstand unter der Regie von Fred Schipisi mit „Das Russland-Haus“ ebenfalls eine Verfilmung nach einem Buch von le Carré, welche nun erstmals in HD vorliegt. Pünktlich zum Release präsentieren wir den Testbericht zur Blu-Ray.

Der Film

Kurz vor dem Ende des kalten Krieges soll der alternde, dem Alkohol zugewandte Russlandfreund und Verleger Bartholomew Scott „Barley“ Blair (Sean Connery, „Goldfinger“) vom sowjetischen Nuklearwissenschaftler „Dante“ (Klaus Maria Brandauer, „Wolfsblut“) über dessen ehemalige Geliebte Katja (Michelle Pfeiffer, „Batman Returns“) eine Reihe von detaillierten Informationen über die russischen Nukleargeheimnisse erhalten und im Westen veröffentlichen. Katja soll das Manuskript im Rahmen einer russischen Buchmesse, bei der auch Blair´s Verlag ausstellt, übergeben, doch statt bei Barley landet es über Umwege direkt beim Britischen Geheimdienst. Der Brisanz des vorliegenden Materials bewusst, wird der Fall an das titelgebende Russland – Haus weitergeleitet, welches sämtliche Britischen Geheimdienstaktivitäten auf sowjetischem Boden leitet.

The Russia House Screenshot 1
                 Klaus Maria Brandauer ist in der Rolle des geheimnisvollen Dante zu sehen. 

Blair, welcher Dante vor Jahren bei einer Wodka – Party kennengelernt hatte, wird unfreiwillig rekrutiert, um Katja über die Echtheit der übermittelten Dokumente auszufragen und gleichzeitig den mittlerweile untergetauchten Dante aus der Deckung zu locken. Als sich Blair jedoch in die spröde Katja verliebt und plötzlich auch die Amerikaner in der Sache mitmischen, findet sich der frisch rekrutierte Spion plötzlich in einem Netz aus Intrigen und Gefahren wieder. 

Die Rezension

Unmittelbar nach dem Fall der Sowjetunion entstanden, ist „Das Russland – Haus“ der erste amerikanische Spielfilm, welcher mit einer Dreherlaubnis auf russischem Boden entstanden ist. Dementsprechend inszeniert der Film das Geschehen nicht vor billigen Kulissen und Matte Paintings, sondern fängt in damals wie heute beeindruckenden Bildern wunderbar die kühle Atmosphäre Moskaus ein. Man kann sagen, dass die Stadt definitiv der heimliche Star des Films ist, welcher jedoch auch bis in die Nebenrollen äußerst prominent besetzt wurde. Sean Connery mimt den unwilligen Spion, der sich mehr und mehr zwischen zwei Stühlen sitzen sieht, mit viel Routine, während Michelle Pfeiffer in der Rolle der Mittelsfrau überzeugt. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt, lediglich als Liebespaar wirken die damals 32 Jahre alter Pfeiffer und der beinahe 60 Jahre alte Connery etwas unpassend. 

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                       Connery und Pfeiffer überzeugen durch eine wunderbare Chemie.

Der österreichische Mime Klaus Maria Brandauer gibt als konfliktgeplagter Nuklearwissenschaftler Dante eine kurze, aber überzeugende Darstellung, da er es bestens versteht, seinem Charakter stets etwas sehr geheimnisvolles und undurchsichtiges zu verleihen. Aber auch die vielen Nebenrollen wurden gut besetzt und warten unter anderem mit „Der weiße Hai“ – Star Roy Scheider als konspirierendem CIA – Mitarbeiter auf. Besonders grandios ist übrigens der fantastische Soundtrack des mittlerweile verstorbenen Hollywood – Komponisten Jerry Goldsmith, welcher statt klischeehafter Orchestertöne und düsteren Chören auf wesentlich hellere Töne setzt und dem Film so zusätzlich ein sehr einzigartiges Flair verleiht, dass sich angenehm von der gewohnt düsteren Inszenierung Russlands im westlichen Film entfernt. Alles in allem also toll inszeniert, hat der Film in meinen Augen jedoch mit zunehmender Laufzeit Schwierigkeiten, seine Identität zu finden, beginnt er doch als spannender, aber durchgehend ruhiger Agentenfilm und entwickelt sich ab der Mitte eher zu einer Melodram, dem etwas die Spannung ausgeht. Wegen der tollen Darsteller und der prächtigen Szenerie ist der Film aber trotzdem sehenswert! 

Die Blu-Ray 

Der neue HD – Transfer ist insgesamt sehr gelungen ausgefallen und bietet mit gelegentlichen Abstrichen basierend auf dem Alter des Films durchaus solide Schärfe. Bei der Farbgebung hat man sich seinerzeit ganz bewusst für Minimalismus entschieden, um der Tristesse Russlands auch stilistisch etwas zuzuarbeiten. In den Szenen außerhalb des Ostens bekommt man spürbar sattere Farben präsentiert, alles in allem ist die Blu-Ray nicht ganz perfekt, der alten DVD aber weit überlegen. Ein Upgrade lohnt sich in jedem Fall. 

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                 Immer schön präsent zeigt sich das bewusst farbarm dargestellte Russland. 

Da der Film bald 30 Jahre auf dem Buckel hat, ist der Ton auch „nur“ in DTS – Stereo verfügbar, bietet dafür aber eine saubere Abmischung bei jederzeit exzellent verständlichen Dialogen. Neue Extras im Vergleich zur alten DVD gibt es ebenfalls nicht, mehr als ein Trailer sowie ein altes Making Of in eher bescheidener Bildqualität haben es nicht auf die Scheibe geschafft. 

Fazit

ava2„´Das Russland-Haus´ ist ein Agententhriller/Melodram ganz nach le Carré. Statt furioser Actionszenen einer Tom Clancy – Verfilmung bekommt man hier einen sehr ruhigen Film präsentiert, der seine Kraft vor allem aus den intensiven Szenerien des kalten Moskaus und Umgebung bezieht und natürlich gleichzeitig vom ausdrucksstarken Spiel seiner Darstellerriege lebt. Technisch ist das neue HD – Master zwar nicht ganz perfekt, bietet aber im Vergleich zur DVD einen deutlichen Mehrwert in Sachen Qualität. Wer damit leben kann, in Sachen Extras nichts Neues präsentiert zu bekommen, sollte sich mit einem richtig guten Wein vor die Glotze hocken und sich auf einen Agentenfilm alter Schule freuen, der nur ab der Mitte etwas zu sehr auf Romance – Pfaden wandelt, handwerklich aber keine Wünsche offen lässt.“

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