BD: „Bullyparade – Der Film“

                                                   Getestet und verfasst von General M 

        Quelle Bildmaterial: „Bullyparade – Der Film, ©2017 Warner Bros. All rights reserved.“

                                                                  Ab sofort erhältlich

91q7ZxZlv L. SL1500 Die heute immer noch bei vielen Fernsehzuschauern unvergessenen Sketche der legendären Bullyparade ebneten für Schöpfer Michael „Bully“ Herbig und sein Ensemble, bestehend aus Rick Kavanian und Christian Tramitz, Tür und Tor im Film- und Fernsehgewerbe. Mit „Der Schuh des Manitu“ gelang Herbig als Regisseur gar der erfolgreichste Deutsche Film aller Zeiten, es folgten „Traumschiff Periode 1“ und der Animationsfilm „Lissi – Die wilde Kaiserin“, welche ebenfalls allesamt auf Charakteren der Show basierten, ehe Herbig anderen, unabhängigen Regieprojekten nachgehen sollte. Doch der Schrei der Fans nach einem letzten Revival des erfolgreichen Trios blieb stets im Raum. Mit „Bullyparade – Der Film“ belebt Regisseur Herbig abermals bekannte Figuren wieder und präsentiert diese in insgesamt fünf umfanreichen Sketches als Kinofilm. Wie gut das im Ergebnis geworden ist und wie sich die ab sofort erhältliche Heimkinoversion schlägt, zeigt unser Review. 

Der Film 

In der ersten Episode versuchen die Brüder Kasirske (Tramitz und Kavanian), den Mauerfall abzuwenden. Mithilfe eines zur Zeitmaschine umgebauten Trabanten reisen sie zurück in die Vergangenheit und sabotieren die historische Pressekonferenz von DDR – Politbüromitglied Schabowski. Anschließend gibt es ein Wiedersehen mit Winnetou und Old Shatterhand (Herbig und Tramitz), die sich nach einem Streit für ganze 15 Jahre aus den Augen verlieren und erst wieder zusammenfinden, als Winnetou die schöne Tochter von General Motors heiraten will und dafür einen Trauzeugen benötigt. Das Unterfangen gestaltet sich allerdings nicht sonderlich einfach, da Old Shatterhand des Mordes an Abraham Lincoln verdächtigt wird und somit den Kopfgeldjäger Dr. Schmitz sowie dessen Handpuppe Tschango am Hals hat. Und gleichzeitig will den Apachen auch wieder mal jemand das Land wegnehmen. 

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Die dritte Episode bringt Kaiserin Sissi samt Gemahl und Feldmarschall (Herbig, Tramitz und Kavanian) zurück auf die Leinwand. Auf der Suche nach einem neuen, fürstlichen Domizil ist das Trio gezwungen, eine Nacht in einem Spukschloss zu verbringen, was besonders für den geschassten Feldmarschall zum Albtraum wird. Im vierten Sketch begegnet man den beiden Öko´s Lutz und Löffler (Herbig und Kavanian), die an der Wall Street ihr Unwesen treiben. Da Lutz beim Schwarzfahren erwischt wurde und vor der Wahl steht, entweder ein Knöllchen über 60$ zu bezahlen oder in den Knast zu wandern, versuchen sich beide mithilfe des ominösen Mr. Moneymaker in der Kunst des Aktienmarktes. Zu guter letzt gibt es auch noch ein Wiedersehen mit der Crew vom (T)raumschiff Surprise. Schrotty, Kork und Mr. Spuck (Kavanian, Tramitz und Herbig) sollen den Planeten der Frauen von den haarjagenden Klontruppen unter Kontrolle des bösen King Klon beschützen. Mit dem Getränkelieferanten Sigi Solo und seinem treuen Begleiter Yeti erhält die Crew wenigstens etwas Unterstützung…

Die Rezension

Mit Jahrgang ´88 gehöre ich wie viele andere auch genau zu jener Generation, die im Grunde mit der Bullyparade aufgewachsen sind. Die skurrilen Figuren, darunter natürlich besonders jene, welche auch im Film Verwendung finden, sind allesamt Kult. Entsprechend vorfreudig war ich, als ich von der geplanten Kinoadaption gehört hatte, die von Regisseur Herbig besonders auch als endgültiger Abschied von den beliebten Figuren angedacht war, denn zukünftig möchte er sich ausschließlich anderen filmischen Projekten widmen. Das große Problem ist, dass dieser Abschied gut zehn Jahre zu spät kommt. Denn trotz der opulenten Ausstattung und der jederzeit spürbaren Spielfreude aller beteiligten Darsteller (darunter übrigens zahlreiche Gaststars, leider aber auch Til Schweiger) versagt der Film ausgerechnet beim wichtigsten Kriterium: Er ist einfach nicht witzig. Ob es nun daran liegt, dass die fünf Episoden allesamt einfach zu kurz und entsprechend oberflächlich strukturiert sind, um wirkliche Substanz aufzubauen, oder der Humor an sich einfach den Zenit der Zeit überschritten hat, ist dabei schwer zu sagen. Wahrscheinlich ist es aber etwas von beidem, dass dafür sorgt, dass das Gesamtkonzept im Rahmen eines gut 100 Minuten langen Kinofilms für mich einfach nicht funktionieren will. 

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Denn in den Jahren nach der Bullyparade und den folgenden Kinohits nach typischer „Bully“ – Manier hat sich die Deutsche Komödie stark weiterentwickelt und zieht ihre Stärke nun besonders aus der überspitzten Darstellung gegenwärtiger Alltagssituationen, mit denen sich der Zuschauer immer auch ein wenig identifizieren kann. Und in diesem Metier kann „Bullyparade – Der Film“ einfach nicht mehr bestehen. Im Rahmen eines Fernsehspecials oder gar einer großen Gala wäre das Gezeigte deutlich besser aufgehoben gewesen, reichlich Nostalgie wird in jedem Fall geboten. Als Kinofilm jedoch will der Film einfach mehr sein, als er letztendlich ist und muss sich entsprechend diesem Anspruch auch bemessen lassen. Zwar ist es für Fans vergangener Tage sicherlich schön, die geliebten Figuren noch ein letztes Mal zu sehen, doch was nützt es, wenn die Lacher größenteils ausbleiben, weil das Geschehen jeweils viel zu oberflächlich und gehetzt abgefrühstückt wird? Hätte Herbig sich dazu entschieden, statt eines Mash Up´s einen weiteren vollwertigen Spielfilm zu drehen, beispielsweise eine Fortsetzung zum „Schuh des Manitu“, hätte das Ergebnis deutlich besser ausfallen können. So bleibt das Ergebnis aber ein enttäuschendes Konstrukt, welches an billigen Schinken erinnert, der mithilfe von etwas Kleber aus zahlreichen Fleischresten zusammengepresst wird und von außen zwar wie Schinken aussieht, aber im Inneren seine Schwächen kaum verbergen kann. 

Die Blu-Ray 

Besitzer eines Amazon Prime – Abonnements durften sich freuen, immerhin konnte der Video-on-Demand – Anbieter dank eines exklusiven Deals den Films bereits Wochen vor dem offiziellen Heimkinostart auf seinem Kanal ausstrahlen. Aber natürlich bietet eine entsprechende Veröffentlichung immer noch einige Vorteile. Dank der wesentlich höheren Bitrate ist die Bildqualität hier doch nochmal ein gutes Stück über dem Stream einzuordnen. Geboten wird ein kontrastreiches, je nach Sketch immer mal unterschiedlich stark gesättigtes Bild, welches sich in Sachen Details nicht vor der Konkurrenz verstecken muss, zumal auch die Schärfegrade stets auf gutem Niveau agieren. Gleiches gilt für die Schwarzwerte, die gemessen am Format durchgehend solide ausfallen. 

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Der Ton ist neben der auf rein deutschsprachigen Veröffentlichungen obglitatorischen Hörfilmfassung hier in einer verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Spur gegeben, die vor allem durch eine sehr gute Abmischung im Center punkten kann. Die Stimmen sind jederzeit klar verständlich. Abseits der letzten Episode gibt es für das Heimkinosystem aber bedingt durch den mehr dialog- als effektlastigen Film kaum etwas zu tun. Insgesamt liefert die Tonspur das ab, was sie abliefern soll, allerdings bekommt man erst zum Schluss mit der Crew vom (T)Raumschiff Surprise auch mal ein bisschen Bass samt wirklich immersiven Raumklangeffekten um die Ohren gehauen. Letztere vermisst man während der restlichen Laufzeit leider sehr. Überraschend umfangreich sind zu guter letzt noch die Extras ausgefallen. Während sich drei kleinere Features mit diversen Aspekten der Produktion befassen und ein viertes von der Filmpremiere berichtet, besteht das Kernstück des Bonusmaterials aus dem mit 45 Minuten Laufzeit sehr umfangreichen, sehr sehenswerten Making Of zum Film. Im Rahmen der Veröffentlichung also überraschend umfangreiches Zusatzmaterial.  

Fazit

ava3„Klar, man kann den Film von zwei Seiten betrachten. Für die einen bietet das endgültige Revival der bekannten Charaktere aus der legendären Bullyparade beste Nostalgie und Fanservice, für die anderen ist das Gezeigte ein oberflächlicher, belangloser Zusammenschnitt von Sketchen, deren Humor einfach nicht mehr so zünden will wie zur Hochzeit der drei Komiker. Als Fan der Show, ebenso aber auch als Cineast und Filmkritiker, hätte ich mir persönlich einfach wesentlich mehr erhofft. Die 100 Minuten sind nur so an mir vorbeigeflogen, während ich mich ständig gefragt habe, wann es denn endlich mal lustig wird. Aber gut, Sehgewohnheiten und Humorempfinden entwickeln sich über die Jahre manchmal ganz unterschiedlich weiter. Wer mit dem Film im Kino Spaß hatte, kann angesichts der sehenswerten Extras und der insgesamt gelungenen Heimkinoauswertung beherzt zugreifen.“

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 

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