Auf den Punkt. gebracht #007 – Brock Lesnar und die verschollene Lizenz zum Töten

Die letzten beiden Ausgaben von Auf den Punkt. gebracht erschienen nicht. Die Erklärung dafür ist so einfach wie offensichtlich – zufälligerweise fällt die Kolumne aus, wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft in der Weltmeisterschaft antritt. Ihr wisst hoffentlich schon, auf was ich anspiele, offensichtlicher kann ich es gar nicht mehr machen…

Ja. Ich bin Batman.

Auf den Punkt. gebracht #007 –Brock Lesnar und die verschollene Lizenz zum Töten

(Die einzig wahre PPV-Nachbetrachtung auf wrestling-point. HUST HUST.)

Lasst mich mit der üblichen Korinthenkackerei anfangen, ohne wäre kein Internet-Wrestling-Review. Ich mag es überhaupt nicht, dass man zu jedem Event das Weekly-HD-Set verwendet. Ich weiß, das hat mit den Budget-Cuts zu tun – aber der Slam ist der zweitgrößte PPV des Jahres, und nicht einmal DER bekommt ein eigenes Set spendiert? Die Events verlieren einen Großteil ihrer Identität dadurch, die einzigen die sich wirklich über diese Änderung freuen sind die Männer und Frauen bei 2K Sports. Ich hätte sogar nichts dagegen, wenn man die Sets wieder kleiner und mit weniger LED-Flächen gestaltet, aber dieses seelenlose Monstrum für jedes Event zu verwenden ist einfach nichts Halbes und nichts Ganzes.

Nachdem die letzten beiden Events jetzt nicht so der Hammer waren, hat man hier eindeutig die Messlatte erhöht. Kein einziges belangloses Match wie Adam Rose vs. Damien Sandow oder Layla vs. Summer Rae – alle hatten zum ersten Mal in einer langen Zeit endlich wieder eine gute Story, die konsequent durchgezogen wurde. Man verirrte sich kaum in Comedy-Segmente, in jeder Auseinandersetzung war eine gute Portion Aggression vorhanden und auch ein Grund hinter dieser. Ambrose ist sauer auf Rollins wegen dem Verrat, Brie kann Stephanie nicht leider wegen der ganzen Sache um Daniel Bryan – alles nachvollziehbar und logisch, leider eine Seltenheit im heutigen WWE Booking. Apropo Booking – jedes Match hatte den genau richtigen Platz auf der Card. Die 2 soliden Opener haben die Crowd gut für Rusev gegen Swagger aufgeheizt, übergekocht ist es dann völlig bei Rollins vs. Ambrose. Das einzige Match, dass irgendwie etwas unter ging war Roman Reigns vs. Randy Orton.

Aber bevor ich mich hier in meinen wirren Gedanken verirre, fangen wir doch erst einmal von vorne an.

Rob Van Dam vs. Cesaro

Anfangs hat mich diese Konstellation eher abgeschreckt, habe dann aber doch eingeschaltet. Das Problem ist – „The Whole F‘n Pre-Show“ und Cesaro haben einfach kaum Chemie miteinander. Hier

 lieferten die Beiden jedoch ein nettes Match ab, nichts unheimlich besonderes, aber es ist ja schließlich auch nur im Rahmen des Kick-Off Events gewesen. Der Spot auf dem Turnbuckle zog sich sehr lang, keine Ahnung ob das so gewollt war oder einfach gebotcht. Es ist die Pre-Show, also interessiert mich das auch eigentlich nicht die Bohne, ich finde es nur schade, dass man Cesaro zumindest auf Sparflamme gedreht hat.

Den Berichten, nach denen man ihn ganz aufgegeben haben soll, glaube ich nicht, er ist alles das was WWE sucht und, wenn man der Umgangsweise beim WWE2K15 Panel Vertrauen schenken darf hat er mit Cena auch einen ziemlich populären Unterstützer. Das Rad haben beide in diesem Match nicht neu erfunden, aber für die Pre-Show reichte es auf jeden Fall aus, das beste Match dass die Beiden in einem WWE-Ring zusammen bisher hatten.

Hulk Hogan und die 9,99… ich fand es ziemlich peinlich, dass man Hulk extra hierfür raus geholt hat, an ihm ist auf jeden Fall kein guter Vertreter verloren gegangen. Ich setze da lieber auf subtile Gehirnwäsche. Ich würde hier ja einen Witz darüber machen, wie man aus dem 9,99 ziemlich schnell ne 666 rauslesen kann und wirre Verbindungen zu Illuminaten rauslesen kann – aber der Witz ist sogar mir zu ausgetrocknet.

The Miz vs. Dolph Ziggler

Hmm. Wie komme ich jetzt von ausgetrocknet zu The Miz… Gar nicht. Das Match war ein typischer Opener, aber mit dem Ausgang habe ich niemals gerechnet. Niemals. Ich war so überrascht, mein gekühltes Getränk zierte nach dem 3 Count meinen Monitor. Ich gönne es Ziggler, wirklich, obwohl mir Filmstar-Miz eigentlich ziemlich gut gefällt auch wenn er weiterhin sehr viel Cheap-Heat zieht. Zigglers Triumph ist hoffentlich der Anfang eines Pushs in die Upper-Midcard, denn es fühlt sich so an als würde man Ziggles noch ne Chance geben, ich hoffe einfach, dass er diesen Run voll auskosten kann. Solange man ihn nicht mit Jack Swagger in einen Ring steckt sollte er auch keine weitere Gehirnerschütterung erleiden. Der einzige seltsame Moment im Match war der absolute No-Sell von Miz nach dem Fame Asser, ein kleiner Fleck auf der sonst weißen Weste dieses Matches.

AJ Lee vs. Paige

Eindeutig besser als das erste Aufeinandertreffen der beiden Frauen. Die Crowd war zwar nicht wirklich dabei und ich finde es eine Unverschämtheit, wenn Leute CM Punk während Lees Matches chanten aber sonst war das Match besser als praktisch jedes Main-Roster Diven-Match des Jahres. Der Rampaige DDT sieht einfach unglaublich hart aus und Paige bringt den Move auch mit der nötigen Steife rüber, meiner Meinung nach der beste DDT im Roster. Die aktuelle Darstellung von Paige gefällt mir um einiges besser, sie ist einfach kein Face und ihre Face-Promos sind auch einfach grottenschlecht gewesen, zudem verstößt ein britischer Face glaube ich gegen geltendes Wrestling-Gesetz. Mit einem britischen Akzent ist man einfach Heel…

Jack Swagger vs. Rusev

 … und die Regel gilt auch für Ost-Europäer. Ja, eigentlich sollte ich diese Fehde ja hassen, da diese schlichtweg in der falschen Ära spielt. Es ist nicht mehr 1980, Leute. Gleichzeitig passt die Auseinandersetzung wie Arsch auf Eimer, Swagger und Colter bekommen grandiose Reaktionen und der Pop für den Patriot Lock von Swagger war groß, gerade wenn man bedenkt dass  man sich in Los Angeles befand. Hätte der Event in einem eher traditionellen und patriotischeren Bundesstaat wie Ohio oder Iowa stattgefunden wäre die Halle explodiert. Und der Stone Cold’sche Fade Out statt einer klaren Submission war das perfekte Ende. Rusev bleibt unbesiegt und Swagger wird kein bisschen geschwächt, im Gegenteil. Nicht nur sieht er aus wie ein verdammt harter Kerl, sondern auch wie eine Kämpfernatur. Und wenn die Amerikaner auf eins total abgehen, dann sind das patriotische Kämpfernaturen. Das Match war unterhaltsam, was aber auch an den Zuschauerreaktionen lag – und daran, dass uns die bescheuerte Stipulation erspart blieb. Beide sind für ihre Größe und für ihre Masse einfach unheimlich schnell. Jack Swagger mit Dirty Dutch funktioniert, da Zeb sein Handwerk einfach perfekt versteht, für mich einer der besten Manager aller Zeiten. Und das Selling von Rusev war vorbildlich.

Auch wenn ich Rusev im Ring gerne zuschaue, da der Kerl verdammt agil ist – ich gebe ihm und seiner Karriere weiterhin nicht lange. Er ist ein Ausnahmetalent, gefangen in einem schrecklichen Gimmick. Ich sehe weiterhin einen erfolgreichen Cena, der spätestens im Laufe des nächsten Jahres die Siegesserie von Rusev beendet. Nach der Niederlage gegen Lesnar muss der ja wieder seine Redemption starten, und so wie er verlor gewinnt Cena das Royal Rumble mit 29 Eliminations. Elimination durch MG. Mit brennenden Projektilen.

Dean Ambrose vs. Seth Rollins

Ich könnte hier seitenlang über die Fehde zwischen Rollins und Ambrose schwärmen, man machte hier einfach alles richtig. Ambrose darf endlich sein volles Potential entfalten, ist agressiver und instabiler als je zuvor und Rollins spielt die Rolle des Authority Golden-Boys ziemlich gut. Die Internet Wrestling Community meckert nur allzu gerne über die fehlende Härte in der PG-Ära, aber man hat sich schon erheblich verbessert. 2010 hätte es bestimmt keinen Face Dean Ambrose gegeben, nicht mit diesem Gimmick und erst recht nicht mit dieser Ausführung.

Ich war sehr skeptisch als Ambrose die Stipulation bei SmackDown bekannt gab, aber die beiden lieferten das beste Lumberjack-Match aller Zeiten innerhalb eines WWE Rings ab. Kein Match für Wrestling-Puristen, aber actiongeladen und einfach verdammt Unterhaltsam – zwei Adjektive, die ich davor nicht wirklich mit Lumberjack-Matches verbunden habe. Auch wenn ich sagen muss, dass ich ein Match um den Koffer lieber gesehen hätte und dies meiner Meinung nach von der Storylinekontinuität mehr Sinn gemacht hätte – Ambrose hatte die freie Wahl, warum sollte er nicht versuchen, den Koffer zu bekommen?

Die Crowd liebt diese Auseinandersetzung, das spürt man immer wieder deutlich und wenn man Ambrose weiterhin so aufbaut und ihm gute Stories liefert hat man auf jeden Fall einen neuen Superstar in der Hand, ohne Zweifel. Das gleiche gilt natürlich ohne Abstriche auch für Rollins, der sich gerade am Mikrofon erheblich gesteigert hat. Das Ende geht in Ordnung, auch wenn mir Kane langsam ein bisschen Leid tut. Er sieht nicht gerade aus als würde ihm die Rolle des Authority-Lakais wirklich Spaß bereiten. Viel mehr gibt es hier gar nicht zu sagen, die Reaktion der Fans spricht für sich und ich hoffe die Story geht weiter. (Nachtrag : Ich möchte ja nicht übertreiben, aber heilige Scheiße war das Match bei Raw gut)

Bray Wyatt vs. Chris Jericho

Danke Chris Jericho. Chris Jericho ist der Jesus der WWE, er jobbt für unsere Süden. Bray Wyatt darf seit einer gefühlten Ewigkeit endlich mal wieder ein Match komplett clean und ohne Interference gewinnen. Diesen Sieg hat Wyatt benötigt, um nicht wie ein Dummschwätzer dazurstehen. Das Match war definitiv besser als das Aufeinandertreffen bei Battleground, auch wenn die Crowd vom Match davor noch etwas erschöpft war.

Bray füllt die Lücke, die der Undertaker hinterlassen hat Chraktertechnisch wunderbar aus, auch wenn er nicht jedem gefällt. Ich finde es einfach toll wie wenig man über Wyatt weiß, er hat keine voll ausgeführte Hintergrundgeschichte was gigantischen kreativen Raum hinterlässt, was dem Geschichtenerzähler Wyatt natürlich in die Hände spielt. Er ist eine super Abwechslung zum dominanten realitätsbezogenen Material.

Wyatt und Jericho haben eine sehr gute Ring-Chemie und dass das Match nicht total abgesoffen ist und man gegen Ende sogar noch gute Reaktionen aus dem Publikum kitzeln konnte zeigt einfach die Qualität der beiden Superstars. Wyatt konnte Jerichos Tempo gut folgen, für einen Mann seiner Statur eine gute Leistung. Der Sister Abigail gegen die Barrikade war mein persönliches Highlight.

Stephanie McMahon vs. Brie Bella

Hmm. Ich weiß nicht wirklich, was ich von dem Aufbau halten soll. Auf der einen Seite finde ich es gut, dass es endlich wieder eine Diven-Fehde gibt, die außerhalb des Titelgeschehens stattfindet und auch einmal ein eine Weekly beenden darf, auf der anderen Seite finde ich es belustigend wie man ein Wort so ausquetschen kann. Viele wissen das nicht, aber Bitch ist zwar ein Schimpfwort – aber auch die korrekte Bezeichnung für Hündin, also technisch gesehen sauber. Und deswegen wiederholen sie es – und wiederholen es – und wiederholen es, denn dank den strengen Auflagen im US-TV dürfen sie nicht wirklich mehr sagen. Irgendwann nervte es ziemlich.

Auf der anderen Seite war die Fehde aber auch relativ unterhaltsam, gerade Stephanies Micwork trug maßgeblich zum Erfolg bei. Und auch im Ring scheint sie entweder kaum Rost angesetzt oder ihn verdammt schnell abgeschüttelt zu haben. Auch Brie hat sich grandios entwickelt, kaum wiederzuerkennen – im Ring und am Mikrofon. Ganz im Gegensatz zu Titty. Entschuldigung, Nikki. Ja, Brüste ersetzen kein Talent – und gut aussehen tun sie auch nicht. Der Turn war vorhersehbar, aber das einzig Sinnvolle in der Situation.

Die Fehde gehen Steph wird nun langsam stoppen und die Geschwister-Fehde fängt an – kann man machen, muss man aber nicht. Ich hoffe bloß, dass Nikki nicht so oft ihren Mund öffnet. Für meine mentale Gesundheit. (Nachtrag : Dieser Text wurde noch VOR Raw verfasst. Wie schlecht Nikkis Promo wirklich wird, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt…)

Roman Reigns vs. Randy Orton

Der Aufbau hier ging schon in Ordnung, wirklich gespannt auf das Match war ich nicht, da kein Zweifel darin bestand, dass Roman das Ding mit Heim nimmt. Wirklich viel möchte ich hier nicht an Zeilen verschwenden, denn das Match war einfach zu lang und vorhersehbar, einzig und allein der RKO/Superman Punch Konter lockte mich kurz noch einmal aus der Reserve.

John Cena vs. Brock Lesnar

Auf dieses Match war ich gespannt. Wird man das Blutfest von 2012 übertrumpfen können oder spielt Cena mal wieder den Superman? Nichts davon ist eingetroffen. Und das ist gar nicht einmal schlecht.

Nachdem Brock Lesnar Cena vor 2 Jahren schon dominiert hat – und er laut den Promos von Heyman absolut nicht bei 100% war – war dieses „Match“ die logische Konsequenz. Zwar ging es für meinen Geschmack etwas zu lang und es war nicht wirklich unterhaltsam, aber wie gesagt – die logische Konsequenz.

Warum ist es nun also ok, wenn Brock Lesnar als Teilzeitwrestler den Titel gewinnt? Warum regt es mich nicht auf, im Gegensatz zum Titelgewinn von The Rock? Mehrere Gründe : 

1) John Cena lag zum 3-Count unten. Nicht Rekord-Champion CM Punk, der nach einem Elbow-Drop (!!!) verliert. Hier wird kein Potential für einen neuen Superstar verschwendet.

2) Im Gegensatz zu The Rock ist jedes Segment mit Brock Lesnar ein Genuss. Paul Heyman weiß einfach, was er macht. Er ist, meiner Meinung nach, der beste Manager in der Geschichte von World Wrestling Entertaiment, wenn Heyman mal voll in Fahrt kommt, ist er nicht zu überbieten.

Cena musste einmal ein Match klar und deutlich verlieren, das macht seine Figur vielleicht wieder etwas interessanter wenn Mr.Untouchable gar nicht so untouchable ist. Schon alleine dass die Promos in dieser Fehde kaum ins Lächerliche abschweiften machte Cena um einiges erträglicher – obwohl er seit 5 Jahren immer wieder die selbe Promo bringt. Cena hat nun keine weiße Weste mehr und ein Sieg von einem jüngeren Superstar ist nun sehr viel realistischer.

 

Lesnar sollte den Titel vor WrestleMania nicht abgeben, dort aber clean (oder zumindest relativ clean) gegen einen neuen Superstar verlieren.

Und das war dann auch schon wieder die Zusammenfassung vom meiner Meinung nach bisher besten Non-WrestleMania PPVs dieses Jahr. Die Network-Verlängerungsdeadline hat anscheinend eine Bestleistung aus den kreativen Köpfen gekitzelt und mit Fehden wie Rollins vs. Ambrose sieht die Zukunft auch sehr rosig aus.

Wie immer könnt ihr eure Meinung via Facebook-Kommentarfunktion, Board oder Brieftaube einsenden. Was hat euch gefallen, was hat euch nicht gefallen usw.

 

MfG und bist zum nächsten Punkt!

DERDUNKLERÄCHER 1