Batman – A Telltale Series: Episode 1

                                           Getestet und verfasst von General M

Gerade erst nahm ich mir mal zwischen der Arbeit etwas Zeit und setzte mich an Telltales Game of Thrones – Adventure, welches ich mit Interesse begann, mit Begeisterung verfolgte und angesichts des in meinen Augen grausamen und völlig ungerechtfertigtem Ende zornerfüllt und enttäuscht abschloss. Sicher, über derlei Empfinden mag man streiten. Nicht jedoch über die Tatsache, dass die Jungs von Telltale es seit Jahren verstehen, aus diversen Franchises packende, episodenlastige Abenteuer zu erschaffen. Bestes Beispiel dafür ist wohl The Walking Dead, welches Kennern bis heute eines der emotionalsten Enden der jüngeren Videospielgeschichte serviert hat. Ob nun besagtes The Walking Dead oder Game of Thrones, selbst Sam & Max, Borderlands, Back to the Future oder Minecraft gibt es längst in Form gelungener Adventures, wenngleich sie allesamt immer streng nach Schema F ablaufen. Man folgt einer Geschichte, absolviert eine Menge (!) Quicktime – Events, wählt zwischendurch zwischen mal weniger, mal eher kritischen Entscheidungen aus und verändert entsprechend das Gameplay, wenngleich letzteres meist nur marginal wahrnehmbar ist und selten zu einem großartig anderen Ende führt.

Nun hat man sich bei Telltale der Batman – Lizenz angenommen und abermals ein in Episodenform produziertes Adventure auf den Markt gebracht, dessen erste Episode seit dem 2. August für alle gängigen aktuellen Plattform erhältlich ist. Wir haben uns die PC – Version genauer angesehen, den Regler auf 4K gedreht und sind erste Schritte in der Haut von Bruce Wayne/Batman gegangen.

Nanananana!

Seit der Ankündigung des Titels hat Telltale immer wieder betont, dass man im Gegensatz zu beispielsweise der Arkham – Reihe wesentlich mehr Fokus auf Bruce Wayne und sein Privatleben als Milliardär und Wohltäter legen möchte. Dieser Schritt ist deutlich spürbar und beeinflusst die Haupthandlung immens. Wir begegnen einem noch recht jungen Bruce Wayne, der sich immer noch mit dem Tod seiner Eltern auseinandersetzen muss. Commisioner Gordon ist noch Lieutenant Gordon und die meisten der berühmten Superschurken sind ihm bisher noch gar nicht begegnet. Das ändert sich jedoch, als der größte Detektiv der Welt einen bewaffneten Einbruch ins Rathaus vereitelt, an dem nicht nur eine Bande maskierter Söldner beteiligt ist, sondern auch die geheimnisvolle Catwoman. Obwohl der erste Kampf zwischen den beiden Spuren hinterlässt, gelingt der Katzenlady wenig später die Flucht. Ihre Beute, eine verschlüsselte Festplatte, gerät jedoch Batman in die Hände. Während tief in den Gewölben der Bathöhle die Entschlüsselung Stück für Stück voranschreitet, muss sich Bruce Wayne als Gastgeber einer Spendengala für Gothams Staatsanwalt Nummer 1 und Waynes guter Freund Harvey Dent blicken lassen. Der strebt danach, den offenbar korrupten Bürgermeister Hill abzulösen, bekommt dabei aber ungewollt Probleme mit Gothams Mafiosi Nummer 1, Carmine Falcone. Dass dieser Umstand auch Bruce Wayne als Hauptunterstützer in dessen Schussfeld rückt und wenig später sein alter, mittlerweile auf die schiefe Bahn geratener Sandkastenfreund Oswald Cobblepot auftaucht, macht die Sache nicht gerade einfacher für den dunklen Ritter. Besonders brisant wird es, als Waynes verstorbene Eltern ins Visier von Presse und Polizei geraten und die als Helden und Wohltäter verehrten Waynes in den Ruf geraten, fiese Kriminelle gewesen zu sein…

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Tatsächlich ist es den Entwicklern gelungen, durch die Handlung einen frischen Blick auf das Dark Knight Gaming Universe zu werfen. Wie so oft wird man mit vielen Entscheidungen konfrontiert, die sich durchaus negativ auf zukünftige Taten auswirken könnten, jedoch ist in der ersten Episode davon noch nicht viel zu spüren. Es bleibt wie gewohnt abzuwarten, ob zukünftige Episoden besagte Entscheidungen erneut aufgreifen und dann entsprechend honorieren oder bestrafen. Die Charaktere sind allesamt gut gewählt und fügen sich prima in ein glaubwürdiges, düsteres und brutales Setting ein, wie es eben nur Gotham City als Schauplatz zu bieten weiß. Es macht viel Spaß, der circa 2 Stunden langen ersten Episode zu folgen, die wenig Zeit damit vergeudet, sämtliche Charaktere erneut einzuführen. So viel Wissen sollte man eben mitbringen. So bleibt mehr Zeit, sich auf die Handlung zu konzentrieren. Und die wird angenehm zielstrebig vorangetrieben, bis zu dem berühmten Punkt, wo einen ein gewohnt gemeiner Cliffhanger dazu anleitet, bis zur nächsten Episode auszuharren. Ich für meinen Teil bin sehr gespannt, wie es weitergeht – ein gutes Zeichen, wie ich meine!

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Das Gameplay an sich ist überaus simpel gehalten. Fast zu simpel für meinen Geschmack, aber eben auch nach gewohnter Telltale – Formel: Bewegungsfreiheit ist quasi nicht vorhanden. Wenn ich mich recht entsinne, bin ich im Verlauf der Episode vielleicht 20-25 Schritte selbst gegangen. So fühlt sich der Titel wie seine Vorläufer an wie eine einzige Cutscene, die eben nur von Dialogoptionen und zahlreichen Quicktime – Events unterbrochen wird. Für Entdecker wird also auch Batman nichts zu bieten haben und wer die letzten Titel von Telltale schon deswegen gemieden hat, sollte wohl auch um Batman einen Bogen machen. 

Auch technisch ist trotz neuer (oder eher gesagt, optimierter) Technik kein großer Sprung im Vergleich zu den anderen Titeln aus dem Hause Telltale zu finden. Etwas mehr Schärfe, etwas mehr Details, viel mehr ist aus der stark auf Cell Shading setzenden Engine wohl nicht herauszuholen gewesen. Ebenso wirken die Bewegungen der Charaktere gewohnt hölzern und ähneln sich höchstens zwischen männlichen und weiblichen Charakteren. Batman ist also auch kein Technikfeuerwerk, kann aber trotzdem eine annehmbare Atmosphäre schaffen, was nicht zuletzt an den guten (englischen) Sprechern liegt und auch an dem gelungenen Soundtrack.

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Neu ist dafür die Möglichkeit, das Spiel basierend auf von der Community getroffenen Mehrheitsentscheidungen zu erleben. Das nimmt einem zwar letztendlich auch das letzte bisschen Spielkontrolle, kann aber vielleicht den ein oder anderen interessanten Twist erzwingen, an den man von sich aus vielleicht nie denken würde. Kein herausragendes Feature, aber durchaus interessant. 

Fazit

ava2 „Die erste Episode ist erzählerisch sehr gelungen und macht Lust auf mehr. Dafür leidet das Spiel eben auch an den typischen Telltale – Krankheiten, nämlich eher spartanischer Technik, ein teilweise vorgegaukelter Einfluss auf das Spielgeschehen und dem ein oder anderen Übersetzungsfehler. Auch die Tatsache, dass man wenigstens die erste Episode als einzige große Cutscene empfinden muss, die sich lediglich an den getroffenen Entscheidungen orientiert, kann man als negativ empfinden. Dennoch, der Einstieg weiß inhaltlich sehr zu überzeugen und ich bin überaus gespannt, wie die Handlung fortgesetzt werden wird. Hoffentlich mit einem annehmbareren Ende als Game of Thrones. Ruhig mal reinschauen!“ 

PRO:

+ Auf den Charakter Bruce Wayne fokussierte Handlung
+ Interessante Erzählung mit guter Erzählstruktur
+ Gelungene Gotham – Atmosphäre
+ Einfache und zugängliche Bedienung mit jedweder Peripherie
+ Passender Soundtrack
+ Gute Sprecher

CONTRA:

– Altbackene Technik
– Nur wenig Einfluss aufs Spielgeschehen
– Konsequenzen kaum spürbar
– Ein paar Lokalisierungsfehler
– Recht kurz

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