Batman™ : A Telltale Game Series – Episode 3 im Test

                                                       Getestet und verfasst von General M

Screw you, Telltale! Nein, im Gegensatz zum Ausgang von Game of Thrones sage ich das dieses Mal nicht voller Ärgernis, sondern voller Begeisterung. Deswegen, weil die dritte Episode nicht nur die bisher beste Episode in Telltale’s Batman – Reihe ist, sondern weil sie mit zum Besten gehört, was Telltale inhaltlich überhaupt je inszeniert hat. Ihr wollt Details? Dann lest weiter!

WARNUNG:

Der folgende Artikel enthält maßgebliche SPOILER zur Handlung der dritten Episode. 

Wayne interessiert’s!

Es sind verdammt schlechte Zeiten für Bruce Wayne. Nicht nur, dass er noch immer schwer daran zu knabbern hat, dass seine Eltern maßgeblich Kriminelle waren, auch sonst gibt es überall Probleme. Da wäre zum einen der Vorstand von Wayne Enterprises, der Wayne gnadenlos absägt, um sein gutes Image zu wahren, nur um dann prompt ausgerechnet Oswald Cobblepot zu dessen Nachfolger zu erklären. Der spinnt munter weiter seine Fäden und kooperiert mit der geheimnisvollen Terrororganisation „Kinder von Arkham“. Mit denen wiederum darf sich Wayne’s Alter Ego Batman herumschlagen. Bei all dem wird nicht nur die zunehmend romantische Beziehung zu Selina Kyle alias Catwoman problematisch, auch der von Cobblepot schwer entstellte Harvey Dent, Gotham’s neuer Bürgermeister, mischt bei allem ordentlich mit. Am Ende präsentiert Episode 3 nicht nur einen überaus fiesen und mehr als gelungenen Cliffhanger, sondern schafft es darüber hinaus, all diese Fäden so harmonisch und geschickt miteinander zu verknüpfen, dass nach der diesmal wesentlich umfangreicheren Episode nur ein Gedanke im Kopf verbleibt: „MEHR! MEHR! MEHR!“

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Die Tatsache, dass man ganz bewusst einen eigenen Geschichtsansatz gewählt hat, der zum einen modern und auf der anderen Seite trotzdem liebevoll der Vorlage huldigt, zahlt sich spätestens jetzt endgültig aus. War in der ersten Episode Batman im Vordergrund und in der zweiten Episode Bruce Wayne, der sich um das Vermächtnis seiner Eltern sorgen muss, fungiert Episode 3 eindeutig als bisheriges Highlight des Spiels, in der beide Charaktere ihre eigenen Dämonen bekämpfen müssen und am Ende doch ein und dieselbe Person sind. Großartig inszeniert ist nicht nur die Anbandelung von Bruce und Selina, sondern auch grandios die Wandlung des Harvey Dent, der vom weißen Ritter zu einem gespaltenen, brutalen und kranken Charakter gewandelt wird. 

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Dann ist da noch der geheimnisvolle Bösewicht, der mit den „Kindern von Arkham“ und einem Haufen Gift plant, die ganze Stadt ins Chaos zu stürzen. Wer mutmaßt, Scarecrow würde hinter allem stecken, irrt gewaltig. Wer sich am Ende tatsächlich hinter der Maske versteckt, sorgt für eine gewaltige Überraschung. Soviel will ich verraten: Es ist nicht Alfred. 

Starke Charaktere, wenig Interaktion

Sämtliche Charaktere, sogar die Nebenrollen, wirken so wichtig und gewichtig für die Story, dass jede Szene unglaublichen Spaß bereitet. Batman nimmt Fahrt auf. Und saugt einen tief hinein in einen Strudel aus Neugierde und Faszination, die sich entfaltet wie das Aroma einer guten Tasse Earl Grey, deren Geschmack kräftiger wird, je länger man ihn ziehen lässt. Mehr noch, es bietet genug Inhalt für einen fantastischen Kinofilm. Es ist offensichtlich: Batman hat mich gepackt. 

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Dabei vergisst man fast, dass abseits des bis zum Rand des machbaren gescripteten Spielverlaufs immer noch die Tatsache verbleibt, dass der Spieler Telltale – typisch eher Zuschauer als Darsteller ist. Es gibt das gewohnte Maß an Quicktime – Events und einen Haufen Dialog – Optionen, die sich aber bisher kaum auf das Erlebte ausgewirkt haben. Trotzdem klebe ich am Gamepad, versuche irgendwie zu vergessen, dass das Spiel aus welchen Gründen auch immer per Controller keine Finisher zulässt und mich das ein oder andere Mal so ums Leben bringt. Weil die Story, der ich da zuschaue, einfach klasse ist. Spätestens jetzt befindet sich der Tester (das bin ich) im Zwiespalt. Erlaube ich mir grenzenlosen Optimismus und sage: „Rennt sofort los, kauf euch den Season Pass und legt los, ihr werdet es lieben!“? Nein, das wäre nicht objektiv. Immerhin stehen noch zwei Episoden aus. Und das Finale könnte im schlimmsten Fall so abartig mies sein wie das von Telltale’s „Game of Thrones“, was ich denen niemals verzeihen werde. 

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Sollte es aber doch gelingen, auch die letzten beiden Episoden (jeweils um das Monatsende herum) genau so oder sogar besser zu inszenieren, ist Telltale’s Batman am Ende für mich eine der Überraschungen dieses Jahres. Ich bin gespannt. Nein, ich kann es kaum erwarten! Hinter mir liegt eine atemberaubende Episode, in der für mich wirklich alles gestimmt hat. Das entschädigt allemal für das technisch miese Arkham: Remaster aus der letzten Woche. Bitte, bitte, Telltale: Enttäuscht mich nicht. Ich weiß, ihr liebt große Plot Twists. Aber hier sitzt ein Mann, der was gewisse Dinge angeht, sterbenstraurig wäre, wenn gewisse Personen nicht das Happy End kriegen, welches sie verdienen. Andererseits wäre es wohl zuweit abseits der Vorlage. Aber findet wenigstens einen anständigen Mittelweg. Oder ich finde euch und zerstöre euch mit der Macht von tausend Sonnen!

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