Am Ende der zweiten Nacht des SummerSlam 2025 sorgte Brock Lesnar für einen der größten Momente des Wochenendes. Kurz nachdem Cody Rhodes sich die Undisputed WWE Championship sichern konnte, betrat Lesnar die Bühne und attackierte John Cena mit einem F5. Die Zuschauerreaktion war gewaltig, doch hinter den Kulissen war die Stimmung weitaus differenzierter. Lesnars Rückkehr erfolgte nach über einem Jahr Abwesenheit, in dem er aus allen WWE-Programmen gestrichen worden war.
Die Schattenseite der Rückkehr: Rechtliche Kontroverse um Janel Grant
Brocks Comeback erfolgte trotz seiner Verstrickung in eine laufende Klage. In den Gerichtsunterlagen von Janel Grant gegen Vince McMahon wurde auch Lesnar genannt, wenn auch nicht angeklagt. Grant behauptet, McMahon habe sie während Vertragsverhandlungen dazu gedrängt, Lesnar sexuell eindeutige Inhalte zu schicken, darunter explizit eine Anfrage nach Uriniervideos. Aufgrund dieser Vorwürfe hatte WWE Lesnar intern gesperrt, seinen Namen nicht mehr im Fernsehen erwähnt und geplante Matches – darunter ein WrestleMania-Auftritt gegen GUNTHER gestrichen.
In den vergangenen Monaten deutete sich jedoch ein schrittweiser Kurswechsel an. Während der Hall of Fame erwähnte Paul Heyman erstmals wieder den Namen Lesnar, kurz darauf folgte ein Hinweis von Michael Cole bei King and Queen of the Ring. Diese kleinen Schritte in Richtung Wiedereingliederung mündeten schließlich in der spektakulären Rückkehr beim SummerSlam.
Triple H rechtfertigt das Comeback
WWE Chief Content Officer Paul „Triple H“ Levesque äußerte sich erstmals öffentlich zu Lesnars Rückkehr in einem Interview mit ESPN. Auf die Frage, wie die Entscheidung zustande kam, erklärte er, dass Lesnar seine eigenen Wege gehe. Laut Triple H habe WWE den Kontakt zu ihm wieder aufgenommen, nachdem die rechtliche Situation überprüft worden sei und das Unternehmen der Meinung war, es sei „Zeit, nach Hause zu kommen“. Lesnar habe sofort zugesagt.
Triple H betonte, dass Lesnar eine Ausnahmeerscheinung sei. „Wenn man Brock Lesnar ist, kann man machen, was man will“, sagte er deutlich. Die Rückkehr sei kein langfristig geplanter Storyline-Moment gewesen, sondern eine kurzfristige Entscheidung, die erst nach juristischer Freigabe getroffen wurde.
Auch Michael Cole bestätigte bei RAW, dass WWE Lesnar bereits einige Wochen vor dem SummerSlam kontaktiert habe. Neben Triple H sei auch WWE-CEO Nick Khan in die Entscheidung eingebunden gewesen. Lesnar sei in der Nacht vor der Veranstaltung unter strikter Geheimhaltung eingeflogen worden.
Backstage-Reaktionen: Begeisterung trifft auf Skepsis
Während viele Fans von Lesnars Rückkehr überrascht und begeistert waren, fiel die Reaktion im Backstage-Bereich der WWE deutlich gemischter aus. Laut Sean Ross Sapp von Fightful Select herrschten hinter den Kulissen sehr unterschiedliche Gefühle. Einige Talente sollen die Entscheidung begrüßt haben, andere hätten sich hingegen kritisch geäußert. Eine generelle Ablehnung, die zu Austritten führen würde, sei zwar nicht zu erwarten, doch das Thema werde keineswegs unter den Teppich gekehrt.
Janel Grants Anwälte reagierten umgehend auf Lesnars Rückkehr
In einer Stellungnahme erklärten sie, WWE habe nichts unternommen, um sicherzustellen, dass Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden. Vielmehr bezeichne man es als gefährliches Signal, dass jemand wie Lesnar wieder im Rampenlicht stehen dürfe, obwohl die Vorwürfe öffentlich seien. Sie kündigten an, dass die vollständigen Fakten, auch bezüglich Lesnar, vor Gericht ans Licht kommen würden.
Cody Rhodes begrüßt Lesnars Rückkehr mit sportlichem Blick
Auch Cody Rhodes äußerte sich gegenüber ESPN zu Lesnars Comeback. „The American Nightmare“, der Lesnar zuletzt beim SummerSlam 2023 besiegt hatte, erklärte, dass Lesnar perfekt zur aktuellen Ausrichtung der WWE passe. Das Unternehmen verbinde zunehmend Sport und Unterhaltung, und Lesnar sei das Paradebeispiel dafür. Er sei sowohl NCAA-Champion als auch ehemaliger UFC-Schwergewichts-Champion und verkörpere damit genau das Profil, das WWE mit dem Next Generation-Talentprogramm (NIL) anstrebe.
Rhodes verwies außerdem auf Tryouts am SummerSlam-Wochenende, bei denen Sportler aus anderen Disziplinen für eine Wrestling-Karriere getestet wurden. Als Beispiel nannte er Tiffany Stratton, die sich aus dem traditionellen Sport im Wrestling Universum entwickelt habe. In diesem Kontext sehe er Lesnars Rückkehr nicht nur als Überraschung, sondern auch als richtungsweisend für die Zukunft der WWE.
Puhhhh… WWE gibt aktuell ein sehr unglückliches Bild ab. Es läuft aktuell ein schwerwiegendes Verfahren, in dem Brock Lesnar verwickelt ist… Es kommt unglaublich unglücklich rüber, wenn ein HHH sagt:… *Wenn man Brock Lesnar ist, kann man machen, was man will*. Klar, man muss die Aussage im Kontext betrachten, aber in einer solchen Situation darf HHH so etwas einfach nicht sagen… Meine Meinung.
Das Problem ist, dass die Tickensituation in den USA ganz anders ist. Ich habe ein Austauschjahr in New Jersey verbracht. Alles ist in XXL gedacht und meist schlecht gemacht. Ist BL ein Monster? Ja. Kann man ihn aktuell bringen? Jein. Ich hätte eher The Rock gebracht. Aber es ist halt die WWE. Es wird bitter, wenn an der Anklage etwas dran sein sollte.
In den USA gilt, wie in Deutschland, zunächst die Unschuldsvermutung. So lange eine Person von einem ordentlichen Gericht nicht für schuldig gesprochen wurde, gilt diese Person als unschuldig. Laufendes Verfahren hin oder her. Zudem ist es, meinem Kenntnisstand nach, zu keinen sexuellen Handlungen seitens Brock Lesnar gekommen. Klar, es hat ein Geschmäckle, aber bis zu einem Urteilsspruch (sofern es gegen ihn überhaupt eines geben wird) ist und bleibt er unschuldig und darf seinen Beruf nachgehen.