Andrade sucht anwaltliche Beratung – Samantha Irvins Vertragssituation bestätigt mögliche Klauselwirkung

Andrade blickt ernst

Die Vertragslandschaft im professionellen Wrestling ist seit Jahrzehnten ein wesentliches und zugleich oft undurchsichtiges Element des Geschäfts. Wrestler arbeiten in der Regel nicht als festangestellte Arbeitnehmer, sondern werden vertraglich als sogenannte unabhängige Auftragnehmer geführt. Dies führt dazu, dass ihre Verträge spezielle Regelungen enthalten, die außerhalb klassischer Arbeitsverträge liegen. Dazu gehören unter anderem Wettbewerbsverbotsklauseln, die festlegen, für welchen Zeitraum ein Talent nach einer Trennung von einem Unternehmen nicht für konkurrierende Promotions auftreten darf. Zwei aktuelle Fälle werfen erneut ein Schlaglicht auf diese Thematik: Andrade und Samantha Irvin.

Andrade sucht juristischen Rat bei David Otunga

Andrade war in den vergangenen Wochen vermehrt Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Hintergrund ist seine aktuelle vertragliche Situation nach dem Ende seiner Zusammenarbeit mit der WWE. Laut übereinstimmenden Berichten unterliegt er einer Wettbewerbsklausel, die es ihm zeitnah unmöglich macht, bei einer anderen großen Wrestling-Promotion aufzutreten. Anders als bei der häufig verwendeten 90-Tage-Klausel, die bei regulären Vertragsauflösungen greift, soll im Fall von Andrade eine längere Bindung bestehen. Die Diskussionen darüber entbrannten, nachdem Andrade im AEW-TV zurückgekehrt war, woraufhin die WWE reagierte.

In einem Interview mit „TMZ’s Inside The Ring“ wurde bekannt, dass sich Andrade direkt an David Otunga gewandt hat. Otunga ist einer der wenigen ehemaligen WWE-Performer mit juristischer Vollausbildung. Er besitzt einen Abschluss der Harvard Law School und ist als Anwalt in den Vereinigten Staaten zugelassen. Auf seinem YouTube-Kanal analysiert er regelmäßig rechtliche Fragen aus dem Wrestling-Bereich. Zu seinen wiederkehrenden Schwerpunkten gehören Themen wie Vertragsdauer, Abläufe bei Freigaben, Einstufung von Wrestlern als unabhängige Auftragnehmer und die rechtliche Einordnung von Wettbewerbsklauseln.

Ein Video, in dem Otunga die vertragliche Situation Andrades detailliert kommentierte (wir berichteten), sorgte dafür, dass Andrade selbst den Kontakt suchte. Otunga bestätigte, dass ein persönliches Gespräch stattgefunden habe, betonte jedoch gleichzeitig, dass er keine Inhalte dieses Austausches offenlegen könne. Er verwies auf anwaltliche Verschwiegenheitspflichten und erklärte lediglich, dass seine Inhalte offenbar hilfreich seien und von Wrestlern genutzt würden, um ihre eigene Situation besser zu verstehen.

Der Fall wirkt deshalb besonders sensibel, da Andrade laut Berichten nicht unter üblichen Bedingungen aus seinem Vertrag ausgeschieden sein soll. In solchen Fällen kann der Vertrag eine andere Form der Wettbewerbsklausel aktivieren, die über die branchenüblichen drei Monate hinausgeht. Sollte eine solche Klausel rechtlich wirksam sein und weiterhin durchgesetzt werden, könnte Andrade über einen längeren Zeitraum keine Auftritte in größeren Promotions bestreiten. Die Situation befindet sich derzeit in einer Phase des Abwartens, während rechtliche Einschätzungen und mögliche weitere Schritte geprüft werden.

Samantha Irvin und ihre Wettbewerbsklausel: Eine rechtliche Einordnung

Ein weiterer aktueller Fall, in dem David Otunga eine bedeutende Rolle spielt, betrifft Samantha Irvin. Die langjährige WWE-Ringansagerin hatte sich zwar aus der aktiven TV-Rolle zurückgezogen, doch schnell wurde deutlich, dass sie weiterhin vertraglich an das Unternehmen gebunden ist. Während in den sozialen Medien und in Fan-Diskussionen teilweise angenommen wurde, dass Irvin nun frei für neue Engagements sei, stellte sich heraus, dass sie weiterhin an eine mehrjährige Wettbewerbsklausel gebunden ist.

Bei einem weiteren Auftritt in TMZ’s Inside The Ring erklärte Otunga, unter welchen Bedingungen eine solche Klausel rechtlich Bestand haben kann. Entscheidend sei, ob die WWE Irvin weiterhin vertraglich vergütet. Sollte dies der Fall sein, stehe es dem Unternehmen grundsätzlich zu, ihr Auftritte bei anderen Promotions zu untersagen, solange die Vertragslaufzeit besteht. Otunga verwies auf grundlegende Vertragsrechtsprinzipien, die in solchen Fällen unabhängig von der Branche gelten. Wenn ein Talent noch unter Vertrag steht und weiterhin bezahlt wird, sei eine Einschränkung der Tätigkeit in Konkurrenzunternehmen rechtlich weitgehend durchsetzbar.

Sean Ross Sapp von Fightful Select ergänzte die öffentliche Betrachtung, indem er berichtete, dass Irvin Anfang 2024 einen neuen Vertrag unterzeichnet habe. Dieser soll eine erhebliche Gehaltserhöhung enthalten haben, jedoch auch die erwähnte zweijährige Wettbewerbsklausel. Die WWE setzte Irvin anschließend verstärkt im TV ein, um ihre Präsenz innerhalb des Produkts zu erhöhen. Öffentlich wurde Irvins Rückzug damit begründet, dass sie sich künftig stärker ihrer Musik widmen wolle, einem Bereich, den sie bereits vor ihrer WWE-Zeit verfolgte. Sapp stellte allerdings klar, dass dies nicht der ausschlaggebende Grund für ihr Ausscheiden gewesen sei, sondern dass die Entscheidung vertraglich und intern bereits früher entstanden war.

Irvin selbst äußerte sich über soziale Medien zu ihrer Situation. Dort erklärte sie, dass ein Teil der Zweijahresfrist bereits abgelaufen sei und sie weiterhin geduldig an ihrem nächsten beruflichen Schritt arbeite. Sie machte deutlich, dass sie nicht in einer aktiven Konfliktsituation stehe, sondern ihre vertraglichen Verpflichtungen respektiere.

Historische Bedeutung von Wettbewerbsverboten in der Wrestling-Branche

Wettbewerbsverbote sind im professionellen Wrestling seit den 1980er Jahren weitverbreitet. Sie entstanden in einer Zeit, in der regionale Promotions begannen, um Fernsehplätze und nationale Marktanteile zu konkurrieren. Bis heute nutzen Unternehmen sie, um die Wechselwirkung zwischen Storyline-Auftritten, Charakteraufbau und langfristiger Markenbindung zu kontrollieren. Da Wrestler innerhalb des Produkts eine Rolle verkörpern, betrachtet die WWE ihre Darstellung als unternehmenseigenes geistiges Eigentum. Das Unternehmen argumentiert traditionell, dass es finanziell in den Aufbau und die Vermarktung von Talenten investiert und deshalb ein berechtigtes Interesse daran hat, kurzfristige Wechsel zu Wettbewerbern zu verhindern.