Alan Wake Remastered – „Zwischen Licht und Schatten“

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                                                      Getestet und verfasst von General M 

51kMQU7glDL. AC SL1000 Das im Jahr 2010 erstmals veröffentlichte Alan Wake galt seinerzeit als eine der großen Hoffnungen und schlug zunächst exklusiv auf XBOX 360 und später auch auf PC auf. Nach anfänglich eher schleppenden Verkäufen (besonders aufgrund der Tatsache, dass Red Dead Redemption in der gleichen Woche in den Regalen stand) gingen letztendlich über drei Millionen Exemplare über die Ladentische, überdurchschnittlich gute Kritiken gab es dazu. Auf ein vollwertiges Sequel müssen Fans zwar immer noch warten, dafür gibt´s das Original nun als Remaster. Wir haben für euch Taschenlampe und Leuchtpistole aus dem Keller geholt und sind einmal mehr mit dem Krimiautor auf Abwegen in die Finsternis eingetaucht. 

                      Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde mit der PC-Version erstellt. 

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Zurück nach Bright Falls

Kenner des Originals erwartet mit dem Remaster einmal mehr nichts neues: In der Rolle des bekannten New Yorker Schriftstellers Alan Wake, der zuletzt unter akuter Schreibblockade und wiederkehrenden Albträumen leidet, reisen wir gemeinsam mit unserer Frau Alice zur Erholung ins beschauerliche Fischernest Bright Falls. Ein idyllisch anmutendes Liebesnest inmitten eines kleinen Sees soll die kreativen Verspannungen endlich lösen. Als Alan jedoch spitzkriegt, dass der ganze Trip von Alice inszeniert worden ist, um in Kontakt mit dem ortsansässigen Psychiater Dr. Hartman zu gelangen, kommt es unmittelbar nach der Ankunft zum Streit. Wenig später muss der Starautor mitansehen, wie seine Frau von einer unsichtbaren Kraft in die Untiefen der Gewässer gezogen wird. Als Alan wieder zu sich kommt, findet er sich alleine und in völliger Dunkelheit in den nahegelegenen Wäldern wieder, ohne sich auch nur ansatzweise daran erinnern zu können, wie er überhaupt dorthin gelangen konnte. 

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Auf der Suche nach Hilfe lauern ihm immer wieder schattenhafte Kreaturen auf, die allesamt seinem letzten, unvollendeten Werk zu entstammen scheinen und denen nur mit Licht sowie einer gehörigen Portion Blei beizukommen ist. Mit Mühe und Not gelingt es, an einer verlassenen Tankstelle den Polizeinotruf zu wählen. Zurück in der Zivilisation stellt sich heraus, dass seit dem Verschwinden von Alice eine ganze Woche vergangen ist. Von übernatürlichen Vorgängen wollen die lokalen Ordnungshüter natürlich nichts wissen, auch der ebenfalls angereiste Literaturagent Barry ist keine große Hilfe. Schnell gerät Wake in den Verdacht, seine Frau in einer Art psychischem Wahn ermordet zu haben. Während Bright Falls immer tiefer in Dunkelheit versinkt und Alan bei seiner verzweifelten Suche nach Alice sowie dem Ursprung der unheilvollen Einflüsse immer tiefer in den Abgrund des Wahnsinn gerät, sucht ein uraltes Böses weiter nach Wegen, die uns bekannte Realität komplett auf den Kopf zu stellen…

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Auch über zehn Jahre nach Erstveröffentlichung fühlt sich der Mix aus Stephen-King-Roman und Twin Peaks zumindest storytechnisch immer noch angenehm frisch an. Auch das innovative Kampfsystem, welches Licht in allen Formen zur mächtigen Waffe werden lässt, zeigt kaum Abnutzungserscheinungen. Gute fünfzehn Stunden dauert es inklusive der ebenfalls beiliegenden Bonusepisoden bis zum endgültigen Abspann, Komplettisten können nach einmaligen Durchspielen auf einer besonders knackigen Schwierigkeitsstufe letzte verbliebene Sammelobjekte wie Thermoskannen und Manuskriptseiten einsacken. Was das angeht, ist also ebenfalls alles so, wie man es bereits aus dem Original kennt. Auf der anderen Seite haben aber auch die Kritikpunkte von damals weiterhin Bestand. Die mittelmäßige deutsche Synchro war schon 2010 kaum als gelungen zu bezeichnen, gleichzeitig sollte man sich auf sehr offenes, unbefriedigendes Ende einstellen, welches bis heute mangels eines richtigen Sequels zahlreiche Fragen offen lässt. 

Enttäuschende Technik

Alan Wake Remastered ist also am ehesten für Neueinsteiger interessant, die das Spiel damals bei der Erstveröffentlichung verpasst oder erst jetzt Interesse dafür entwickelt haben. Wiederkehrer lockt Remedy bzw. das für die Umsetzung hauptsächlich verantwortliche Studio d3t Ltd. mit dem Versprechen von massiv aufgehübschter Grafik. Wirft man aber einen genaueren Blick unter die Haube wird einem schnell klar, dass sich abseits der Auflösung sowie verbesserter Sichtweite und einigen überarbeiteten Texturen nicht viel geändert hat. Ein Großteil der Assets wurde komplett aus dem Original übernommen, außerdem wurde das Gesicht des Protagonisten komplett neu eingescannt, um den Charakter optisch näher an dessen reale Vorlage heranzubringen. Nicht gerade mit brauchbaren Ergebnissen, denn zum einen sieht Alan mit seinen großen Augen nun selbst gelegentlich wie ein Wesen aus der Dunkelheit aus, zum anderen verharren sämtliche Mimiken auf dem selben hölzernen Niveau von 2010. Hier hätte man lieber alles so lassen sollen, wie es war und wie man es eben auch kennt. 

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Durch das drastische Anheben bei Auflösung und Texturqualität  sieht das Spiel zwar insgesamt deutlich knackiger aus, kann sein eigentliches Alter aber zu keinem Zeitpunkt verstecken. Gleichzeitig fällt auf, dass die Macher den Nebel merklich reduziert haben, was die Weitsicht fördern mag, dafür aber besonders im Zusammenspiel mit der Beleuchtung ordentlich Atmosphäre kostet. Das nächste und glücklicherweise letzte Ärgernis betrifft dagegen ausschließlich Konsoleros und da primär Besitzer einer PlayStation 5 und XBOX Series X|S, aber dazu gleich mehr. Zunächst wollen wir uns die Hardware der letzten Generation einmal etwas genauer ansehen. Auf PlayStation 4 erreicht Alan Wake Remastered eine Auflösung von 1080p bei immerhin stabilen 30 Frames pro Sekunde, auf der XBOX One muss man mit 900p Vorlieb nehmen, was für ein sichtbar matschigeres Bild sorgt und sich nur sehr bedingt vom Original zu unterscheiden scheint. Hier kämpft das Remaster aber zusätzlich mit teils starkem Tearing, was das Uraltmodell von Microsoft weit abgeschlagen auf den letzten Platz befördert. 

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Schon besser sieht es auf der XBOX One X sowie der PlayStation 4 PRO aus. Hier könnt ihr frei zwischen Grafik- und Performancemodus wählen, letzterer verweilt zwar bei 1080p, verdoppelt aber die Bildrate auf geschmeidige 60 Frames pro Sekunde, was sich durchaus positiv auf die Gefechte auswirkt, wo gutes Timing essentiell für erfolgreiche Ausweichmanöver ist. Dem gegenüber steht die Option, bei wieder halbierter Bildrate mit höherer Auflösung ans Werk zu gehen. 1296p auf PlayStation 4 PRO, 1440p auf der XBOX One X. Die optischen Zugewinne fallen abseits der hochwertigen Kantenglättung so gering aus, dass man hier guten Gewissens Geschwindigkeit vor Qualität bevorzugen kann. Dass die erweiterten Modelle der Last Generation überhaupt über diese Extras verfügen, ist in jedem Fall eine gute Sache. Eher enttäuschend verhält sich die Technik bei den Nachfolgern, nämlich PlayStation 5 und XBOX Series X|S. Die schwächere Series S löst in 1440p bei 60 Frames pro Sekunde auf, muss dafür aber auf das vierfache MSAA zur effektiven Kantenglättung verzichten. 

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Bis dahin alles eher Standard und so auch zu erwarten. Jetzt wird es aber kritisch, denn wieso XBOX Series X und PlayStation 5 nicht in der Lage sind, ein weit über zehn Jahre und damit zwei Generationen altes Spiel mit eher geringfügigen Erweiterungen in echtem 4K darzustellen, ist für mich ein absolutes Mysterium. 1440p ist auch hier die festgelegte Auflösung, auf 4K wird im Anschluss lediglich hochskaliert, hinzu kommt dasselbe Anti Aliasing wie beim Grafikmodus der Vorgängermodelle. In dieser Form sieht Alan Wake Remastered sicher nicht schlecht aus, dass hier aber im Vergleich zum PC nicht nativ aufgelöst wird, sieht man dann doch. Betrachtet man die Anforderungen der gegenwärtig exklusiv im Epic Store erhältlichen PC-Version, die übrigens zusätzlich über Nvidia DLSS verfügt, genügt bereits eine Geforce GTX 1060 für kompromisslosen Spielspaß. Für natives 4K bei gleichbleibend flüssiger Performance wird nicht sehr viel mehr verlangt. Und Spielereien wie Raytracing gibt es grundsätzlich nirgendwo. Es ist also eher anzunehmen, dass die Entwickler einfach keine Lust hatten, die Möglichkeiten der aktuellen Technik richtig auszuloten, stattdessen ist man einfach auf Nummer Sicher gegangen. 

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Was bleibt, ist ein immer noch extrem gut gewählter Soundtrack, der toll zum Setting des Spiels passt, sowie ein eingängiges Bedienschema, welches auf jeder Plattform gute Funktionalität beweist. Auf der PlayStation 5 unterstützt das Remaster zusätzlich die Features des DualSense, was für einige solide Effekte sorgt. Wer das Original kennt, wird sich sehr schnell in die Steuerung einfinden, an der grundlegenden Tastenbelegung hat sich nämlich seit damals nichts geändert, was aber alles andere als schlecht ist. 

Fazit und Wertung

profilbildapril„Über die letzten Jahre wurde immer wieder eindrucksvoll bewiesen, dass es nicht immer ein vollwertiges Remake erfordert, um geliebte Klassiker frisch wirken zu lassen. Im direkten Vergleich zu diesen Titeln fällt die Neuauflage von Alan Wake aber elendig zurück. Während sich Gameplay und Story zeitlos frisch anfühlen und immer noch eine Menge Spaß machen, enttäuscht das Remaster vor allem an der Technikfront. XBOX Series X und PlayStation 5 bleiben weit hinter ihren Leistungsmöglichkeiten zurück, nur am PC wird echtes 4K geboten. Gleichzeitig nervt die lustlose deutsche Synchro heute noch mehr als damals, auf neue Spielinhalte wird komplett verzichtet. Für dreißig Euro kann man zwar nicht viel verkehrt machen, wer die Reise nach Bright Falls aber nicht zum ersten Mal antritt, sollte sich im Vorfeld gut überlegen, ob sich das Upgrade wirklich lohnt.“ 

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PRO:

+ Story und Gameplay wirken immer noch angenehm frisch
+ Solider Gesamtumfang mit durchschnittlich fünfzehn Stunden Spielzeit
+ Alle Bonusepisoden sind mit an Bord
+ Gut gewählter Soundtrack
+ Zugängliche Bedienung über sämtliche Plattformen
+ Fairer Preis

CONTRA:

– Technisch trotz Verbesserungen insgesamt arg altbacken
– Alan´s „neues“ Gesicht eher eine Verschlechterung
– Aktuelle Konsolen bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück
– Deutsche Synchronfassung allenfalls Mittelmaß
– Unbefriedigendes, völlig offenes Ende
– Keine neuen Inhalte

                                            GESAMTWERTUNG:     6.7/10

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.


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