Zum Pilotendasein verurteilt
Ihr denkt, dass klingt schon auf dem Papier nach der Prämisse eines B-Movies? Genau so verhält es sich in der Praxis leider auch. Die Ace Combat – Reihe war noch nie für ihre gut inszenierte Handlung berühmt, auch wenn man den trashigen Geschichten samt deren Charakteren doch immer mal wieder ein bisschen was abgewinnen konnte. Das gelingt Ace Combat 7: Skies Unknown leider nicht. Hauptcharakter „Trigger“, von dem man von Anfang bis Ende nicht mehr erfährt als seinen Spitznamen, scheint nicht nur stumm, sondern auch unsichtbar geboren zu sein. Denn der straftversetzte Pilot verliert über den gesamten Spielverlauf weder ein Wort, noch ist er zu irgendeinem Zeitpunkt zu sehen. Wo nichts ist, lässt sich natürlich kaum Identifikationspotenzial suchen, geschweige denn irgendeine andere Form von mitfühlendem oder gar immersiven Ansatz. Zu Zeiten, in denen selbst Fußballspiele es schaffen, mit einer lebendig erzählten Kampagne zu punkten, fühlt sich das siebte Ace Combat an, als wäre es in seiner narrativen Evolution irgendwann 2005 stehen und stecken geblieben.
Und auch die Handlung drum herum gleicht in ihrer Machart einer Daily Soap, die nicht müde wird, den Zuschauer mit mehr und mehr klischeebehafteten Charakteren zu bewerfen, von denen man die meisten bereits nach kurzer Zeit vergessen hat. Während Mechanikern Avril wenigstens den Zweck erfüllt, die dünne Geschichte um die Dronenarmee voranzutreiben und als einziger Charakter wenigstens ein wenig Sympathiewert besitzt, bleibt „Trigger“ nichts weiter als ein Name, zu dem man verzweifelt eine Person sucht. Und auch die restlichen Charaktere können alles, nur nicht überzeugen. Zwar ist der Trashfaktor längst Markenzeichen der Reihe, die sich trotz allem immer um Ernsthaftigkeit bemüht, gemessen am gegenwärtigen Standard der Spieleindustrie bei der Inszenierung von Einzelspielerkampagnen wirkt das Gezeigte aber längst auf tragische Weise komisch – hier womöglich noch mehr als zuvor.
Das richtige Werkzeug für die richtige Mission
Aber mal im Ernst: Wer zockt schon der Story wegen Ace Combat? Das Franchise definiert sich schließlich hauptsächlich durch arcadige, dennoch spannend inszenierte Luftkampfaction. Die bekommt man hier im Rahmen von insgesamt 20 abwechslungsreichen Einzelspielermissionen serviert. Wirklich neue Kost suchen zumindest Serienveteranen vergeblich, dafür stimmt der Aufbau im Rahmen der etwas über 10 Stunden Kampagnenspielzeit, welcher abseits der drögen Story wenigstens durch die gut gemachten Einsatzbesprechungen überzeugen kann.
Und auch der Aufbau ist so strukturiert, dass auch Anfänger gut ins Geschehen finden und erst später mit ersten harten Nüssen konfrontiert werden. Neben Eskorten gilt es beispielsweise, sich unentdeckt am feindlichen Radar vorbei zu mogeln oder auch Angriffe gegen Bodenziele auszuführen. Damit das gelingt, braucht man natürlich die richtige Ausrüstung. 25 voll lizensierte Kampfflugzeuge haben dafür den Weg ins Spiel gefunden, wobei es manche Flugzeuge aber auch in mehreren Varianten gibt, was den Pool leicht künstlich aufbläht. Von der MIG bis zur F15 spielen sich aber sämtliche Jets angenehm unterschiedlich, auch die Cockpits wurden den Originalen ebenso detailgetreu nachempfunden wie die Außenhülle. Neben dem passenden Flugzeug müsst ihr euch aber auch um die Ausrüstung kümmern, denn wie schon beim Grundgerät sind verschieden Ausrüstungstypen vorhanden, von denen sich manche je nach Gegebenheit mal mehr, mal weniger für die kommende Mission eignen. Dazu zählen auch Spezialwaffen, deren Einsatz aber natürlich stark beschränkt ist. Das wäre ja sonst auch zu einfach. Denn trotz des arcadelastigen Gameplay kann das Spiel einem einiges abverlangen, besonders das letzte Drittel entpuppt sich bereits auf mittlerer Schwierigkeit als knackig schwer und wird auch dadurch nicht leichter, dass gerade hier die sonst so fairen Checkpoints teils so weit auseinanderliegen, dass man mit zunehmendem Frust nicht selten nochmal weite Strecken zurücklegen muss, ehe man das Spiel an der zuletzt gescheiterten Stelle neu herausfordern kann. Als wenig hilfreich entpuppen sich die komplett selbstständig agierenden Flügelmänner, deren künstliche Intelligenz den Anforderungen an einen dynamischen Luftkampf nicht gerecht wird. Befehle vom Spieler nehmen sie dementsprechend leider auch nicht an. Dafür kommunizieren die virtuellen Kameraden permanent das Geschehen und geben beständig Meldung. Das wiederum wurde klasse in Szene gesetzt.
Nicht jeder Jet eignet sich für jede Gelegenheit. Komplett auf Luftkämpfe abgestimmte Jets entpuppen sich im Einsatz gegen Bodenziele hoffnungslos unterlegen, ebenso macht es wenig Sinn, mit einem Bomber gegen die gegnerischen Flugstaffeln ins Feld zu ziehen. Dementsprechend sollte man den Briefings aufmerksam folgen, damit man bei der anschließenden Bolidenwahl keinen Fehler begeht. Übrigens stehen nicht alle Fluggeräte von Anfang an zur Verfügung, sondern müssen nach und nach mit nach Einsätzen verliehener Ingamewährung erworben werden. Zusätzlich lassen sich mit den verdienten Credits auch diverse Perks erwerben, Mehr Schaden, bessere Manövrierfähigkeit, all das und mehr ist möglich, wenn denn die Kohle stimmt. Allerdings reicht ein Durchgang dafür kaum aus, wer sich gut schlägt, kann aber zumindest pro Durchgang einen der insgesamt drei Freischaltbäume komplettieren. Manche dieser Verbesserungen lassen sich allerdings nur im ebenfalls beigefügten Mehrspielermodus (besteht aus Deathmatch und Battle Royale) nutzen, was einen spürbaren Nachteil für Spieler bieten kann, die jene Upgrades noch nicht besitzen, dafür aber auf gut gerüstete Gegner aus aller Welt treffen. Dem soll hier eine optionale Beschränkung entgegen wirken, die den einzelnen Fertigkeiten Punkte zuteilt, die je nach Stärke variieren. So soll zumindest verhindert werden, dass man als Anfänger mit kaum entwickeltem Talentbaum auf bis an die Zähne gerüstete Veteranen antreten muss. Aber auch das ist eben je nach Lobby unterschiedlich. Alles in allem ist der Mehrspielermodus aber eine nette Beigabe, wenngleich lokale Features oder ein paar mehr Modi definitiv wünschenswert gewesen wären.
Exklusiv auf der PlayStation 4 bekommt man übrigens noch eine Handvoll VR – Missionen obendrauf. Die spielen zeitlich allerdings weit vor der eigentlichen Kampagne, lehren dafür aber chronisch luftkranken Hobbypiloten ordentlich das Fürchten. Die virtuelle Immersion ist teils so gut gelungen, dass Spieler mit schwachem Magen zwei Mal darüber nachdenken sollten, ob sie den Trip wirklich wagen sollten. Alleine schon der Start hat es in sich – und das auf eine so positive Weise, dass es einen zum einen traurig stimmt, dass der kurze Ausflug in die VR – Welt lediglich exklusiv auf der PlayStation 4 spielbar ist, zum anderen kein VR – Support für die gesamte Kampagne gegeben ist. Für die gegenwärtige Technologie wäre das ein klares Kaufargument gewesen. Der VR – Spaß hat allerdings seinen Preis: Um Ressourcen zu sparen, fährt das Spiel hier unter anderem bei der Objektdarstellung die Qualitätsregler ein gutes Stück runter.
Den Schirm nicht vergessen!
Ace Combat 7: Skies Unknown spielt sich mindestens so gut wie seine Vorgänger. Die temporeichen Gefechte überzeugen abermals, nicht zuletzt dank der gut von der Hand gehenden Bedienung, die plattformübergreifend auch Unterstützung für diverse Joysticks bietet. Lediglich auf dem PC gibt es momentan noch einige Macken, Entwickler BANDAI NAMCO arbeitet aber unter Hochtouren an einer Lösung. Bis dahin kann man auch hier guten Gewissens zum Gamepad greifen, denn mit Maus und Tastatur fliegt es sich wenig überraschend eher fummelig und nur wenig präzise. Hier funktioniert der Support aber gegenwärtig einwandfrei, weswegen den gewohnt eindrucksvollen Dogfights hier nichts im Wege steht.
Wichtigen Einfluss auf das Flugverhalten eures Jets nimmt neuerdings aber das völlig überarbeitete Wettersystem. Bei starken Unwettern manövriert es sich dann natürlich deutlich schlechter, während Regenschauer unaufhörlich gegen das Sichtfenster pressen und zusätzlich die Sicht behindern. Das sorgt nicht nur für plötzliche Herausforderungen, sondern hat auch Einfluss auf das Gameplay. So könnt ihr euch nun bei anfliegenden Raketen in Wolkengürteln verstecken, um die gegnerischen Lenkkörper abzuschütteln. Bleibt ihr aber zulange in den Wolken, vereisen eure Flügel, was natürlich früher oder später in einer ordentlichen Katastrophe münden kann. Besonders im Mehrspielermodus, wo man quasi unter Dauerfeuer steht, können die Wolken zu eurem Vorteil eingesetzt werden…solange ihr zeitig wieder den Weg nach draußen sucht. Die daraus resultierende taktische Tiefe sorgt kombiniert mit dem hauchfeinen Simulationseinschlag für frischen Wind im Ace Combat – Universum. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes!
Gut schaut´s aus…
…das neue Ace Combat! Verantwortlich dafür zeigt sich die zuletzt immer häufiger zum Einsatz gebrachte Unreal Engine 4, die wie schon der Vorgänger mit nahezu allen aktuellen Plattformen gut zurecht kommt. Auf PlayStation 4 PRO und der XBOX One X darf man sich über butterweiche 60 Frames pro Sekunde freuen, die dem Spielgeschehen wie schon die Vorgänger die nötige Geschmeidigkeit verpassen. Die Standardmodelle peilen diese Bildrate ebenfalls an und wissen diese auch in hohen Gefilden meist gut zu halten, geht es aber dem Boden oder allgemein besonders effektlastigen Momenten zu, sind Einbrüche in der Framerate keine Seltenheit. Das trifft in dieser minimalen Form auch nur auf die PlayStation 4 zu, denn die reguläre XBOX One tut sich nochmals deutlich schwerer, ein geschmeidiges Erlebnis auf den Bildschirm zu zaubern. Während die erweiterten Konsolen in nativem 1080p rendern und die PlayStation 4 zumindest leicht darunter ansetzt, verweilt die XBOX One auf mageren 720p und bietet dementsprechend von allen Konsolenplattformen die schlechteste Bildqualität. Trotzdem sind die Einbußen bei der Bildrate hier noch gravierender ausgefallen, Einbrüche bis zur 30 Frame – Marke müssen hier in Kauf genommen werden. Hier sollte man wirklich nur zugreifen, wenn man die One X sein Eigen nennt. Die gewöhnliche Version bewegt sich zumindest gegenwärtig am Rande des Totalabsturzes.
Diese Probleme hat man zumindest auf Hochleistungsrechnern nicht. Die PC – Version unterstützt als einzige Fassung natives 4K und stellt die insgesamt schönste Version von Ace Combat 7: Skies Unknown dar. Mit der in unserer Warmachine verbauten RTX 2080ti, die im Verbund mit Intel´s gegenwärtigem i9 – Flaggschiff arbeitet, konnten wir hier mit höchsten Einstellungen mühelos die 60 Frames knacken. Aber auch mit Mittelklassehardware lässt sich einiges aus dem Spiel herausholen. Für Full HD und hohe Settings kann man auch bedenkenlos 2-3 Jahre alte Hardware utilisieren. Die PC – Version stellt sich nach leicht verspätetem Erscheinen als vorbildliche Portierung heraus, leidet aber wie alle anderen Versionen genauso an aufploppenden Bodenobjekten, bietet dafür jedoch die bessere Kantenglättung. Eine Empfehlung kann man hier also definitiv aussprechen. Freuen darf man sich übrigens abermals über einen genialen Soundtrack, der die Kämpfe wie schon die Vorgänger toll untermalt. Hier macht sich eine hochpreisige Anlage bezahlt, denn der tolle Raumklang sorgt für bestes Mittendringefühl. Die Sprache selbst wird übrigens nur in Englisch und Japanisch angeboten, dafür sind aber sauber lokalisierte deutsche Untertitel mit an Bord.
Fazit und Wertung
„Obwohl die Rückkehr der legendären Ace Combat – Reihe angesichts der Flaute im Genre eine höchst willkommene ist, bleibt der große Sprung nach vorne größenteils aus. Denn abseits der runderneuerten Technik trägt die Reihe auch im aktuellen Ableger zahlreiche Altlasten mit sich herum. Allem voran die Kampagneneschichte mit ihren fast komplett unsympathischen Klischeefiguren enttäuscht, was angesichts des umfangarmen Mehrspielermodus besonders ins Gewicht fällt. Die Story, respektive deren Inszenierung bleibt eine der zentralen Schwächen der neueren Reihe, besonders, da andere Teile da schon deutlich besser abgeliefert haben. Abseits davon darf man sich aber auf gewohnt spektakuläre Dogfights, abwechslungsreiche Missionen und viele kleine Verbesserungen freuen, die sich allesamt sinnvoll ins Spielunversum einfügen. So ist Skies Unknown zwar nicht der erhoffte große Wurf, aber immerhin ein in Sachen Gameplay starker Vertreter der Reihe.“
Pay-2-Win/Mikrotransaktionen: Ace Combat 7: Skies Unknown bietet keinerlei Möglichkeiten, sich via Echtgeld spielerische Vorteile zu verschaffen. Sämtliche Ausrüstung wird ausschließlich durch Ingamewährung erworben. Eine Abwertung nehmen wir diesbezüglich nicht vor.
PRO:
+ Detaillierte Flugzeugmodelle
+ Abwechslungsreiche, großräumige Areale
+ Schicke Wettereffekte…
+ …mit taktischem Nutzen und Einfluss auf die Lenkfähigkeiten
+ Abwechslungsreiche Missionen
+ Solider Gesamtumfang
+ Intensive Luftgefechte
+ Umfangreicher Jet- und Ausrüstungspool
+ Drei gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ Gute Lernkurve macht das Spiel auch für Einsteiger tauglich
+ Coole (aber sehr kurze) VR – Kampagne (nur auf PlayStation 4)
+ Gute englische und japanische Sprecher
+ Sauber lokalisierte deutsche Untertitel
+ Mit Joytick überragend, mit Gamepad noch hervorragend steuerbar
+ Klasse Soundtrack
+ Sauber portierte PC – Version
CONTRA:
– Schwache Story verschenkt viel Potenzial des eigentlich interessanten Settings
– Klischeelastige Charaktere nach Schema F
– Für Serienkenner wird kaum neues in Sachen Design geboten
– Zum Ende hin nervig gesetzte Kontrollpunkte
– Trotz weiterer Unlockables: Dank mieser Geschichte kaum Wiederspielwert
– Etwas mauer Mehrspielermodus
– Unzuverlässige Mitstreiter – K.I., die keine Kommandos entgegen nimmt
– Bildrateneinbrüche (Besonders auf der regulären XBOX One, PRO/One X nicht betroffen)
– Pop Up´s
GESAMTWERTUNG: 8.0/10
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