Die Zukunft von All Elite Wrestling steht vor einer entscheidenden Phase. Während sich der mögliche Verkauf von Warner Bros. Discovery weiter zuspitzt, wächst die Unsicherheit darüber, wie es langfristig mit den TV- und Streaming-Rechten von AEW weitergeht. Mehrere Branchenbeobachter und frühere Wrestling-Stars sehen Parallelen zu früheren Entwicklungen, die für Promotions existenzbedrohend endeten.
Im Mittelpunkt der aktuellen Diskussionen steht die Möglichkeit, dass die Vermögenswerte von Warner Bros. Discovery aufgeteilt werden könnten. In einem solchen Szenario könnten Netflix und Paramount unterschiedliche Geschäftsbereiche übernehmen. Genau diese Konstellation würde AEW in eine äußerst schwierige Situation bringen.
Mögliche Aufteilung von Warner Bros. Discovery und ihre Folgen
Tony Maglio, TV-Redakteur beim Hollywood Reporter, analysierte im Podcast Duke Loves Rasslin die möglichen Konsequenzen eines solchen Deals. Seiner Einschätzung nach könnte Netflix die Studio- und Streaming-Sparte von Warner Bros. Discovery übernehmen, einschließlich HBO Max, während andere Unternehmen wie Paramount die linearen Kabelsender wie TBS und TNT erhalten könnten.
Da AEW seine wöchentlichen Shows derzeit auf TBS und TNT ausstrahlt und zusätzlich über HBO Max streamt, würde eine solche Aufteilung die Promotion vor ein komplexes Rechteproblem stellen. Die lineare Ausstrahlung und das Streaming könnten plötzlich bei unterschiedlichen Medienkonzernen liegen, was neue Vertragsverhandlungen und potenzielle Einschränkungen nach sich ziehen würde.
Maglio betonte, dass AEW nach aktuellem Stand weiterhin auf TBS und TNT ausgestrahlt und über HBO Max gestreamt werden sollte. Allerdings verwies er darauf, dass sich die Besitzverhältnisse der Sender innerhalb relativ kurzer Zeit ändern könnten. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass der aktuelle Medienvertrag zwischen AEW und Warner Bros. Discovery in etwa einem Jahr ausläuft, was die Lage zusätzlich verschärft.
Der Netflix-Faktor und die Rolle der WWE
Ein besonders sensibler Punkt ist die Rolle von Netflix im Wrestling-Markt. Mit dem bereits bestehenden Vertrag zwischen WWE und Netflix stellt sich die Frage, ob AEW im Falle einer engeren Verbindung zwischen Netflix und HBO Max überhaupt noch auf dieser Plattform präsent sein dürfte.
Maglio erklärte, dass WWE in der Vergangenheit erfolgreich darauf hingewirkt habe, konkurrierende Wrestling-Promotions von bestimmten Sendeplätzen fernzuhalten. Zwar schätzte er ein, dass WWE bei Netflix vermutlich weniger Einfluss ausüben könne als einst bei klassischen Kabelnetzwerken, schloss jedoch potenzielle Einschränkungen nicht aus.
Sollten Netflix und HBO Max getrennte Plattformen bleiben, sieht Maglio aktuell keine unmittelbare Gefahr für AEW. Die Situation würde sich jedoch deutlich zuspitzen, falls Netflix sich dazu entschließen sollte, HBO Max eng in das eigene Ökosystem zu integrieren, ähnlich wie Disney es mit Disney Plus und Hulu getan hat. In diesem Fall könnten wettbewerbsrechtliche Fragen und Exklusivvereinbarungen erhebliche Auswirkungen auf AEW haben.
D-Von Dudley zieht Parallelen zum Niedergang von ECW
Zusätzliche Brisanz erhielt die Diskussion durch Aussagen von WWE Hall of Famer D-Von Dudley. Er äußerte deutliche Zweifel daran, dass die Zukunft von AEW auf TBS und TNT langfristig gesichert ist, und erinnerte an die Ereignisse rund um ECW Anfang der 2000er-Jahre.
D-Von schilderte, wie ECW seinen Sendeplatz verlor, nachdem WWE zu TNN wechselte und der Sender sich entschied, den größeren Marktführer zu bevorzugen. Der Verlust des TV-Vertrags habe ECW massiv geschadet und letztlich maßgeblich zum Niedergang der Promotion beigetragen.
Aus seiner Sicht könnte AEW ein ähnliches Schicksal drohen, falls ein neuer Eigentümer von Warner Bros. Discovery die Wrestling-Inhalte neu bewertet und Prioritäten zugunsten größerer Marken setzt. Die zentrale Frage sei, ob AEW im Falle eines Verkaufs weiterhin als strategisch wichtiger Bestandteil des Programms angesehen wird.
Einschätzung der aktuellen Lage und Tonys Khans Reaktion
Tony Maglio bestätigte in der Diskussion, dass Wrestling-Geschichte und TV-Geschichte eng miteinander verwoben seien. Zahlreiche Unternehmen hätten in der Vergangenheit den Kürzeren gezogen, wenn Sender sich für wirtschaftlich attraktivere Alternativen entschieden hätten. Ob AEW tatsächlich betroffen sein wird, hängt maßgeblich davon ab, wie Netflix, HBO Max und mögliche neue Eigentümer ihre Plattformstrategien ausgestalten.
Gleichzeitig bemühte sich Tony Khan zuletzt öffentlich darum, die Sorgen zu relativieren. Während der Pressekonferenz zu ROH Final Battle erklärte er, dass der bestehende Vertrag zwischen AEW und Warner Bros. Discovery bis mindestens Ende 2027 laufe. Zudem stellte er klar, dass noch Hunderte weiterer Episoden von Dynamite auf TBS, TNT und Max geplant seien.
Khan verwies außerdem darauf, dass alle aktuellen Bieter für Warner Bros. Discovery etablierte Medienpartner der NFL seien, mit denen er bereits erfolgreich zusammengearbeitet habe. Er betonte seinen Respekt gegenüber allen beteiligten Parteien und erklärte, dass es zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht sei, Schlussfolgerungen aus einem noch nicht abgeschlossenen Verkaufsprozess zu ziehen.
Was hier leider komplett ignoriert wird, ist, dass AEW ganz anders aufgestellt ist als WCW, TNA oder ECW es damals waren.
Bei der WCW hatte man niemanden, der sich mit der Thematik auch nur ansatzweise ausgekannt hat. Letztlich war man mehr ein TV Produkt als eine eigenständige Liga. WCW war ein reines Turner Produkt für TNT, und als Turner kein Interesse mehr an der Liga hatte, wurde sie schließlich an die WWE verkauft.
TNA fungiert zwar als eigene Liga, ist aber in denselben Irrtum gelaufen wie zuvor WCW. Man verpflichtete zahlreiche Altstars mit teuren Verträgen, und als Spike bzw. Viacom das Interesse verlor, landete man bei Discovery und schließlich mit Ach und Krach bei dessen Sender Destination America. Man hatte weder das nötige Personal mit entsprechender Kompetenz noch die finanziellen Mittel um TNA auf den Level halten zu können.
ECW ist das letzte Beispiel in dieser Reihe. Die Liga war faktisch nie wirklich eigenständig lebensfähig und irgendwie immer auf andere angewiesen, und auch ihre TV-Deals waren nie auf Augenhöhe.
All das sind Punkte, die auf AEW schlicht nicht zutreffen. AEW gehört der Familie Khan und nicht Turner. Die Familie Khan verfügt über die nötigen Kontakte in der Branche, AEW ist finanziell ganz anders aufgestellt, und Live-Rechte sind heutzutage deutlich wichtiger als damals, um nur einige Punkte zu nennen.
Auch wenn man von WWE Seite und deren Angestellten nicht müde wird zu betonen, wie schlecht es angeblich um AEW steht, ist leider genau das Gegenteil der Fall. Die Familie Khan weiß sehr genau, was sie tut, und wird entsprechend reagieren können.