ESPN verteidigt milliardenschweren WWE-Deal: Kritik, Zahlen und Reaktionen im Detail – Triple H reagiert auf Wrestlepalooza-Kritik

WWE und ESPN Logo

Die Partnerschaft zwischen der WWE und ESPN hat in der Medienwelt für enormes Aufsehen gesorgt. Seit dem Start von ESPN Unlimited, dem neuen Premium-Streamingdienst des Netzwerks, steht vor allem eine Frage im Mittelpunkt: Kann der 325-Millionen-Dollar-Vertrag pro Jahr den erhofften Erfolg bringen? Die WWE nutzt den Deal, um ihre Inhalte weltweit präsenter zu machen, während ESPN auf einen massiven Zuwachs an Streaming-Abonnenten hofft. Erste Zahlen und Analysen zeigen jedoch, dass die Realität hinter den ambitionierten Erwartungen zurückbleiben könnte.

Laut dem Wrestling Observer Radio und dem Wrestling Observer Newsletter hat ESPN Unlimited seit Beginn der Zusammenarbeit insgesamt rund 2,1 Millionen Abonnenten gewonnen. Besonders während des WrestlePalooza-Wochenendes, dem ersten großen Premium Live Event im Rahmen der neuen Partnerschaft, verzeichnete der Dienst einen deutlichen Anstieg. Zwischen 100.000 und 125.000 neue Nutzer sollen sich allein an diesem Wochenende registriert haben.

Dave Meltzers Analyse: Hoher Preis, geringe Rendite

Trotz dieses kurzfristigen Erfolgs äußerte sich Dave Meltzer kritisch zur Wirtschaftlichkeit des Deals. Er erklärte, dass die erzielten Einnahmen aus den WWE-Events bei Weitem nicht ausreichen, um die jährlichen Kosten von 325 Millionen US-Dollar zu decken. Nach seinen Berechnungen würde die Plattform aktuell nur etwa 35 Millionen US-Dollar pro Jahr durch WWE-bezogene Abonnements einnehmen. Meltzer nannte diese Bilanz „eine sehr schlechte Zahl“ und verglich die Situation mit früheren Beispielen aus der Streaming-Industrie, bei denen ambitionierte Plattformen durch überhöhte Rechtekosten hohe Verluste erlitten.

Meltzer führte aus, dass die meisten der rund 30 Millionen ESPN-Nutzer ihren Zugang über bestehende Kabelverträge erhielten und somit nicht aktiv zur Refinanzierung der Streamingkosten beitrügen. Nur ein kleiner Teil der neuen WWE-Abonnenten zahlt tatsächlich den vollen Preis. Das mache die Situation besonders schwierig, da der wirtschaftliche Nutzen vorerst minimal bleibe. Trotzdem setze ESPN laut Meltzer auf eine langfristige Wachstumsstrategie, in der man auf 50 Millionen zahlende Kunden hofft, die durchschnittlich 30 US-Dollar pro Monat für den Dienst ausgeben sollen.

Der Wrestling-Journalist verglich den Deal außerdem mit anderen großen Sportverträgen. So erwähnte er, dass selbst der milliardenschwere UFC-Deal mit Paramount+ ein finanzielles Verlustgeschäft sei. Dennoch könnten WWE-Inhalte für ESPN langfristig wertvoller werden, da Wrestling ein starkes und kontinuierlich engagiertes Publikum anzieht, das regelmäßig einschaltet.

ESPN reagiert auf die Kritik

Auf die Vorwürfe reagierte ESPN mit einer kurzen, aber deutlichen Stellungnahme. Über den Journalisten Steven Muehlhausen ließ das Netzwerk mitteilen, dass der Start des Deals erfolgreich verlaufen sei. „Die Dinge laufen gut und wir haben einen guten Start hingelegt“, hieß es in der Erklärung. Obwohl ESPN keine konkreten Zahlen nannte, stellte das Unternehmen klar, dass man die Entwicklung positiv bewerte und sich langfristig auf Wachstum konzentriere.

Die Zurückhaltung bei den genauen Daten zeigt jedoch, dass ESPN derzeit offenbar bemüht ist, die öffentliche Wahrnehmung des Projekts zu kontrollieren. Analysten gehen davon aus, dass das Netzwerk die Partnerschaft mit der WWE als strategische Investition betrachtet, deren Erfolg sich erst in mehreren Jahren bemessen lässt. Auch wenn die Rendite kurzfristig gering ist, profitiert ESPN von der enormen Markenstärke der WWE, die auf verschiedenen Märkten neue Zielgruppen erschließt.

Interne Reaktion bei WWE: Triple H spricht Klartext

Die gemischte Resonanz auf Wrestlepalooza blieb auch innerhalb der WWE nicht unbemerkt. Laut dem Wrestling Observer Newsletter reagierte Chief Content Officer Paul „Triple H“ Levesque in einer internen Produktionssitzung auf die Kritik am Event. Dort soll er den Satz geäußert haben: „We work them. They don’t work us.“ Diese Aussage wird von Beobachtern als klares Signal verstanden, dass WWE die öffentliche Wahrnehmung bewusst lenken will und sich nicht von kurzfristigen Reaktionen beeinflussen lässt.

Levesques Haltung verdeutlicht, dass WWE weiterhin selbstbewusst in ihrer Rolle als globaler Medienakteur auftritt. Das Unternehmen sieht sich als treibende Kraft, die Plattformen wie ESPN nutzt, um die eigene Marke auszubauen, anstatt sich von externen Partnern kontrollieren zu lassen. Diese Strategie spiegelt sich auch darin wider, dass WWE ihre Inhalte in immer mehr Märkten gleichzeitig anbietet und strategisch eng mit Streaming-Diensten zusammenarbeitet.

Netflix integriert Werbung in internationale WWE-Übertragungen

Während ESPN auf dem US-Markt mit den WWE-Rechten experimentiert, verfolgt Netflix international eine andere Monetarisierungsstrategie. Laut einem Bericht von BodySlam hat der Streamingdienst damit begonnen, Werbung in die internationalen Übertragungen von „WWE Monday Night Raw” einzufügen. Dieser Prozess erfolgt schrittweise in verschiedenen Ländern.

Noch vor wenigen Monaten hatte Brian Fadem, Vizepräsident der WWE, im Gespräch mit dem Sports Business Journal erklärt, dass internationale Zuschauer keine Werbeunterbrechungen erleben würden. Inzwischen berichten jedoch mehrere Märkte von sichtbaren Werbepausen während der Live-Shows. Netflix ist außerhalb der USA die zentrale Streaming-Heimat der WWE und bietet neben Raw auch SmackDown, NXT und zahlreiche Archivformate an. In den Vereinigten Staaten liegen die Rechte weiterhin bei NBCUniversal und Peacock, während die Premium-Live-Events über ESPN Unlimited laufen.

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