Andrade droht lange Zwangspause: WWE-Klausel soll ihn bis zu einem Jahr vom Ring fernhalten

Andrade macht sich Gedanken

Die Situation um Andrade El Idolo hat sich mittlerweile zu einem der kompliziertesten Fälle im gegenwärtigen Wrestling entwickelt. Nachdem er am 13. September 2025 von der WWE entlassen wurde, schien der Weg zunächst frei für eine Rückkehr zu All Elite Wrestling. Am 1. Oktober 2025 tauchte Andrade überraschend während der „AEW Dynamite: 6th Anniversary“-Show auf und schloss sich der Don Callis Family an, wo er Kenny Omega attackierte. Doch nur wenige Tage später änderte sich alles: Hinter den Kulissen machte die WWE plötzlich geltend, dass Andrade trotz seiner Entlassung weiterhin einer 90-tägigen Non-Compete-Klausel unterliege.

Diese Wendung überraschte nicht nur die Fans, sondern auch die Insider der WWE. Viele gingen zunächst davon aus, dass Andrade nach seiner Kündigung sofort als Free Agent gelten würde. Stattdessen konfrontierte die WWE ihn nach seiner Rückkehr zu AEW mit einer Mitteilung, die ihn vorerst aus dem Ring fernhalten sollte.

Die 90-Tage-Sperre ohne Gehaltsfortzahlung

Berichten von Fightful Select und PWInsider Elite zufolge gilt für Andrade eine 90-tägige Wettbewerbsverbotsfrist, die in der Regel als bezahlte Übergangsphase zwischen Vertrag und Neuengagement verstanden wird. Im Fall von Andrade soll diese Sperre jedoch unbezahlt sein, da seine Entlassung mit Verstößen gegen die Wellness Policy in Verbindung gebracht wurde. Eine unbezahlte Non-Compete-Klausel ist äußerst selten und wird von Rechtsexperten als juristisch angreifbar eingeschätzt.

PWInsider Elite berichtet, dass Andrade nach seinen Auftritten in Mexiko und den Vereinigten Staaten direkt von der WWE kontaktiert wurde. Das Unternehmen habe ihm mitgeteilt, dass er zwar kein Gehalt während der 90 Tage erhalte, aber dennoch nicht für andere Ligen antreten dürfe. Laut einer WWE-internen Quelle wolle das Unternehmen damit verhindern, dass Wrestler absichtlich gegen die hauseigenen Richtlinien verstoßen, um eine schnelle Entlassung zu erzwingen und unmittelbar zu einem Konkurrenten zu wechseln.

Diese Entscheidung hat unmittelbare Auswirkungen auf Andrades geplante Termine. PWInsider berichtet, dass Andrade nicht wie vorgesehen bei einem Event in Puerto Rico antreten werde. Auch seine Teilnahme an einer Autogrammstunde und einem Wrestling-Match in New York Mitte November stehe auf der Kippe.

Von der 90-Tage-Frist zur möglichen Jahressperre

Während Andrade versucht, die aktuelle Situation mit rechtlichen Mitteln zu klären, kursieren neue Berichte, die seine Lage noch komplexer machen könnten. Laut einem Update von Mike Johnson auf PWInsider Elite und zusätzlichen Informationen aus Lucha-Kreisen soll Andrade durch eine Vertragsklausel für bis zu ein Jahr vom Wrestling ausgeschlossen werden können. Der Grund dafür liegt offenbar in einer neuen Vertragsstruktur unter dem Dach von TKO Group Holdings, der Muttergesellschaft der WWE.

Bryan Alvarez vom Wrestling Observer erklärte, dass in den neuen TKO-Verträgen eine standardmäßige einjährige Wettbewerbsverbotsklausel enthalten sei, wenn ein Talent aus triftigem Grund oder wegen Vertragsbruchs entlassen wird. Diese Regelung stellt eine erhebliche Verschärfung gegenüber der früher üblichen 90-Tage-Regelung dar. Alvarez betonte zugleich, dass er erhebliche Zweifel daran habe, ob eine derart weitreichende Sperre vor Gericht Bestand hätte, da sie die Berufsfreiheit der betroffenen Wrestler massiv einschränke.

Im Fall von Andrade könnte diese neue Klausel der Grund sein, warum seine AEW-Rückkehr trotz erfolgtem TV-Debüt ins Stocken geraten ist. Laut mehreren Quellen ist unklar, ob WWE die Klausel aktiv durchsetzen wird oder ob sie lediglich als Abschreckung dienen soll.

Andrades rechtliche Optionen

Fightful Select berichtete, dass Andrade einen erfahrenen Anwalt engagiert hat, der sich auf Arbeits- und Vertragsrecht im Sportbereich spezialisiert hat. Noch ist nicht bestätigt, ob er plant, offiziell gegen die Entscheidung der WWE vorzugehen. Der Ausgang eines solchen Verfahrens wäre jedoch von großer Bedeutung, da ein Urteil auch für andere Wrestler mit ähnlichen Verträgen wegweisend sein könnte.

In der Vergangenheit gab es bereits prominente Fälle, in denen WWE-Wettbewerbsverbote vor Gericht angefochten wurden. Das bekannteste Beispiel ist Brock Lesnar, der nach seinem WWE-Abgang im Jahr 2004 eine langfristige Sperre juristisch bekämpfte. Lesnar benannte seinen Finisher damals symbolisch in „The Verdict“ (deutsch: „Das Urteil“) um – eine Anspielung auf seinen laufenden Rechtsstreit.

Sollte Andrade den gleichen Weg gehen, könnte sich die Angelegenheit über Monate hinziehen. Juristisch wäre es jedoch möglich, dass ein Gericht die Wirksamkeit einer unbezahlten Sperre infrage stellt, da ein Wettbewerbsverbot ohne Entlohnung in vielen Rechtsordnungen als unverhältnismäßig gilt.

Auswirkungen auf AEW und Tony Khans Stellungnahme

Auch bei AEW blieb die Situation nicht ohne Folgen. Quellen zufolge zwang die plötzliche Durchsetzung der Klausel AEW dazu, kurzfristig kreative Änderungen vorzunehmen. So mussten die ursprünglichen Pläne für Dynamite und den AEW WrestleDream-Event angepasst werden, da Andrade vorerst nicht im TV auftreten darf. Trotz dieser Ungewissheit soll es hinter den Kulissen kein böses Blut geben. Vielmehr geht man davon aus, dass Andrade langfristig wieder eine zentrale Rolle im Programm spielen wird, sobald die rechtliche Lage geklärt ist.

AEW-Präsident Tony Khan wurde während eines Mediengesprächs direkt auf Andrades Status angesprochen. Er lobte Andrades Leistungen und Beitrag zu AEW im Jahr 2023, vermied jedoch jede konkrete Aussage zu seinem aktuellen Vertragsstatus oder möglichen Einschränkungen durch WWE-Klauseln. Khan erklärte lediglich, dass er die Situation kenne und respektiere, aber zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Details nennen könne.

Innerhalb von AEW herrscht der Eindruck, dass Andrade fest zum Roster gehört, sobald die juristische Hürde überwunden ist. Die Storyline rund um seine Allianz mit der Don Callis Family soll fortgesetzt werden, wenn er zurückkehren darf.

Testfall der neuen TKO-Vertragsära

Die Auseinandersetzung zwischen Andrade und der WWE könnte zu einem Präzedenzfall in der neuen TKO-Ära werden. Mit der Einführung der einjährigen Sperrklauseln testet die WWE offenbar die Grenzen dessen, was im Arbeitsrecht für Sport-Entertainer rechtlich durchsetzbar ist. Während sich Wrestler in der Vergangenheit auf die bekannte 90-Tage-Non-Compete-Regel einstellen konnten, könnte die aktuelle Entwicklung für viele Talente eine gravierende Einschränkung ihrer Karriereplanung bedeuten.

Sollte Andrade sich entscheiden, rechtlich gegen die WWE vorzugehen, würde der Fall weit über seinen persönlichen Vertrag hinaus Bedeutung erlangen. Er könnte das Kräfteverhältnis zwischen WWE, TKO und den Wrestlern neu definieren – insbesondere im Hinblick auf die Balance zwischen Unternehmensinteressen und individueller Berufsfreiheit.

Bis zur Klärung bleibt Andrade El Idolo von der Bildfläche verschwunden. Für AEW bedeutet das eine vorübergehende Zwangspause in einer laufenden Storyline, für WWE hingegen die erste juristische Bewährungsprobe unter den neuen Vertragsrichtlinien.

3 Kommentare

  1. Also das mit dem einen Jahr wird nicht passieren.

    Das ist ja ein einjähriges Berufsverbot nur weil man den Arbeitgeber wechselt (denn die Klausel greift unabhängig davon wie die Trennugn statt fand)

    Auch wenn die USA kein so gutes Arbeitsrecht hat wie das unsere… das wird selbst dort nicht durch gehen.

    Könnte mir höchstens vorstellen das da was kommt weil Andrade eben innerhalb des 90 Tagesfenster aufgetreten ist. Das es dafür konsequenzen gibt, wie auch immer die aussehen…

    Aber das man 1 Jahr seinen Beruf nicht ausüben kann weil der Vertrag beendet wurde, nein, niemals wirds das durch gehen.

  2. Selbst 90 Tage ohne Bezahlung ist ja schon nicht hinnehmbar, jeder hat seine Rechnungen zu zahlen. Wenn man gefeuert wird, dann sollte man auch das Recht haben, sich einen neuen Job suchen zu dürfen. Man stelle sich so ein Blödsinn mal in anderen Sportarten mal vor, dass würde ein Chaos geben

    • Och ich weiß nicht… wegen Drogenmissbrauch gefeuert werden, da hält sich mein Mitleid in Grenzen. Und ja, deswegen wurde er entlassen (unter anderem)

Kommentare sind deaktiviert.