WWE und AEW unter Druck: Nielsen-Update lässt Einschaltquoten sinken: TNA-TV-Zukunft laut WWE in Gefahr

Foto mit dem WWE Logo links und dem AEW Logo rechts

Das renommierte US-Marktforschungsunternehmen Nielsen hat zu Beginn der aktuellen TV-Season sein Messsystem für Einschaltquoten überarbeitet. Das neue Modell trägt den Namen „Big Data + Panel“ und kombiniert klassische Haushaltsdaten mit umfangreichen Streaming-Statistiken sowie Informationen aus Live-Sportübertragungen. Ziel ist es, die tatsächliche Zuschauerbeteiligung moderner Mediennutzung präziser abzubilden.

Erstmals werden Daten aus Millionen von Smart-TVs und Streaming-Plattformen berücksichtigt, um ein umfassenderes Bild des Zuschauerverhaltens zu liefern. Diese Veränderung wirkt sich auch auf Wrestling Shows aus, die traditionell einen festen Platz im US-Fernsehen einnehmen. Für Promotions wie WWE, AEW und TNA könnte das neue System weitreichende Konsequenzen haben – nicht nur in Bezug auf ihre Einschaltquoten, sondern auch auf künftige Verhandlungen über Medienrechte.

Wrestling erlebt drastische Schwankungen

Seit Einführung des neuen Systems sind deutliche Veränderungen in den Zuschauerzahlen zu erkennen. Nach Angaben von Fightful Select erzielte AEW Dynamite zuletzt die niedrigste Einschaltquote in der Geschichte der Show sowie die geringsten Gesamtzuschauer seit Oktober 2024. Auch WWE NXT verzeichnete einen Rückgang gegenüber den vorherigen Wochen.

Vor der Umstellung basierten die Nielsen-Zahlen ausschließlich auf sogenannten Panel-Haushalten – also einer begrenzten, repräsentativen Gruppe von Zuschauern. Durch die Einbeziehung der „Big Data“-Komponente sollte die Datengrundlage eigentlich realistischer werden. Statt steigender Werte fielen die Quoten vieler Wrestling-Programme jedoch niedriger aus als erwartet. Während andere Genres, wie Reality-Formate oder bestimmte Sportübertragungen, teils von der Umstellung profitierten, scheint das Wrestling-Publikum in der neuen Erfassungsmethode weniger stark vertreten zu sein.

Intensive Diskussionen hinter den Kulissen

Wie Fightful Select berichtet, war die Änderung des Nielsen-Systems in den vergangenen Wochen ein zentrales Thema in der gesamten Wrestling-Industrie. Sowohl bei AEW als auch bei WWE sei intern über die neuen Zahlen diskutiert worden. Mehrere Quellen berichten, dass die Verantwortlichen die Auswirkungen des neuen Systems genau beobachten.

Eine Quelle innerhalb von AEW erklärte, dass sich Tony Khan, Präsident und CEO des Unternehmens, eingehend mit den neuen Messmethoden befasse, um die Bedeutung der Veränderungen zu verstehen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Streaming-Zahlen auf HBO Max, wo „Dynamite“ und „Collision“ parallel zu den TV-Ausstrahlungen laufen, nicht öffentlich zugänglich sind. Warner Bros. Discovery hält diese Daten streng unter Verschluss, was die Gesamtbewertung der Reichweite erschwert.

Ein Vertreter von Warner Bros. Discovery erklärte gegenüber Fightful, dass die derzeitige Stichprobengröße des neuen Systems noch zu gering sei, um endgültige Schlüsse zu ziehen. Zudem hätten die jüngsten MLB-Playoffs die Quoten zusätzlich beeinflusst, da Wrestling-Sendungen zeitgleich mit den Wildcard-Spielen ausgestrahlt wurden. Man beobachte derzeit ein uneinheitliches Bild: Während Baseball und American Football von der erweiterten Datengrundlage profitierten, hätten sich die Werte bei anderen Sportarten, darunter Wrestling, verringert.

Verzögerte Auswertung und Ende der „Fast Nationals“

Mit der Einführung der neuen Methodik geht auch eine Verzögerung bei der Veröffentlichung der Zahlen einher. Nielsen benötigt nun einen zusätzlichen Tag, um die Daten vollständig zu verarbeiten. Dadurch verliert das bisher übliche System der sogenannten Fast Nationals, also der vorläufigen Quoten, an Bedeutung.

Laut Fightful hatte WWE diese Schnellschätzungen in der Vergangenheit genutzt, um eigene Shows im direkten Vergleich mit AEW vorteilhaft zu positionieren. Da die neuen Nielsen-Zahlen jedoch auf einer völlig anderen Berechnungsgrundlage beruhen, sind die Fast Nationals nicht mehr aussagekräftig. Zwischen den vorläufigen und den endgültigen Ergebnissen besteht kaum noch eine verlässliche Korrelation, was die gewohnte Vergleichbarkeit deutlich einschränkt.

Bewertung durch TV-Partner

Auch die US-Fernsehsender beobachten die Entwicklung genau. Ein Vertreter des USA Network, das WWE SmackDown ausstrahlt, betonte gegenüber Fightful, dass die neuen Werte in der gesamten Branche Fragen aufwerfen. Man wolle verstehen, ob der Rückgang auf ein verändertes Zuschauerverhalten oder auf methodische Anpassungen zurückzuführen sei. Trotz der niedrigeren Quoten bestehe weiterhin großes Interesse an der Zusammenarbeit mit WWE, da die Marke seit Jahren stabile Reichweiten und hohe Bindungswerte bei Werbekunden aufweise.

Ähnlich äußerte sich eine Quelle bei Warner Bros. Discovery, die klarstellte, dass es keinerlei Gespräche über eine mögliche Absetzung von Dynamite oder Collision gebe. Diese Gerüchte seien unbegründet und würden regelmäßig auftauchen, ohne dass sie intern jemals zur Diskussion stünden.

Beim CW Network, das seit Herbst 2024 WWE NXT ausstrahlt, war keine Stellungnahme erhältlich. Branchenintern gilt jedoch als sicher, dass CW weiterhin zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen der Zusammenarbeit ist und die Integration von Wrestling-Inhalten bewusst als strategische Entscheidung getroffen hat.

Auswirkungen auf Produktion und Zeitmanagement

Infolge der jüngsten Quotenentwicklung sollen die Produktionsabläufe bei den großen Promotions angepasst worden sein. Mehrere Wrestler berichten, dass sie häufiger an Zeitanpassungen und Matchlängen erinnert werden. Sowohl WWE als auch AEW experimentierten in den vergangenen Wochen mit leicht veränderten Sendezeiten, was ebenfalls zu unregelmäßigen Zuschauerwerten geführt haben könnte.

Produktionsteams reagieren zunehmend sensibel auf die minutengenauen Einschaltquoten einzelner Segmente, da diese künftig eine noch größere Rolle in der Werbewirtschaft spielen dürften. Ein höheres Maß an Kontrolle über Timing und Präsentation soll sicherstellen, dass keine Zuschauer während der Sendungen abspringen.

Mögliche Auswirkungen auf TNA Wrestling

Ein weiteres Thema, das intern für Gesprächsstoff sorgt, betrifft TNA Wrestling. Innerhalb der WWE habe es laut Fightful große Bedenken gegeben, dass die neuen, niedrigeren Quotenmessungen als Argumentationsgrundlage gegen TNA genutzt werden könnten, um deren Marktwert bei TV-Verhandlungen zu drücken.

TNA-Präsident Carlos Silva reagierte auf Nachfrage jedoch gelassen. Er erklärte, dass diese Problematik in den aktuellen Gesprächen keine Rolle spiele. TNA befinde sich derzeit in einer entscheidenden Phase der Verhandlungen über einen neuen TV-Vertrag, der die Zukunft der Promotion maßgeblich bestimmen könnte. Laut Fightful ist noch in dieser Woche ein wichtiger Konferenz-Call geplant, um den Fortgang der Gespräche zu klären.

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