Andrade zwischen Erfolg und Kontroverse: AEW-Rückkehr, Titelgewinn und Kritik an der WWE

Andrade blickt ernst

Nach Monaten voller Gerüchte über seine Zukunft im Wrestling sorgte Andrade Anfang Oktober 2025 für eine der meistdiskutierten Rückkehraktionen des Jahres. Während der Dynamite-Ausgabe am 1. Oktober tauchte der mexikanische Superstar überraschend wieder bei AEW auf. Sein Comeback erfolgte nur wenige Wochen nach seinem Abschied von WWE, wo sein zweiter Lauf nicht den gewünschten Verlauf genommen hatte.

Andrades Rückkehr verlief jedoch nicht ohne Kontroversen. Der Wrestling-Journalist Dave Meltzer behauptete im Wrestling Observer Radio, Andrade habe Tony Khan während der Vertragsverhandlungen in die Irre geführt. Laut Meltzer soll Khan geglaubt haben, Andrade wolle bei AEW verlängern, obwohl der Wrestler bereits entschieden habe, zur WWE zurückzukehren. Khan habe bis zuletzt versucht, Andrade zu halten, sei aber davon ausgegangen, dass eine Vertragsverlängerung nur noch Formsache sei.

Meltzer erklärte außerdem, dass Personen aus Andrades Umfeld ihm berichtet hätten, der Wrestler habe WWE stets als seine erste Wahl betrachtet und AEW eher als Zwischenstation gesehen. Er verglich Andrades Situation mit der von William Regal, Miro und Malakai Black, die seiner Meinung nach ebenfalls keinen langfristigen Erfolg bei AEW hatten, weil sie eine Rückkehr zur WWE nie völlig ausgeschlossen hätten. Der Journalist fügte hinzu, dass AEW aus diesen Fehlern lernen müsse, um künftig nachhaltiger mit seinen Talenten umzugehen.

Andrade reagierte auf diese Aussagen mit deutlichen Worten. Auf X veröffentlichte er eine Stellungnahme, in der er Meltzers Vorwürfe entschieden zurückwies. Er betonte, er habe Tony Khan nach seinem Vertragsende persönlich für die Zusammenarbeit gedankt und bestritt, den AEW-Präsidenten getäuscht zu haben. In seiner Botschaft erklärte er, Meltzer würde „zu viel reden, ohne Beweise zu haben“, und fügte hinzu, er könne jederzeit beweisen, dass dessen Informationen falsch seien. Gleichzeitig wünschte er Meltzer „alles Gute“, unterstrich jedoch, dass dessen Arbeit dem Wrestling-Business schade.

Titelgewinn in Mexiko: Ein Triumph nach dem WWE-Abgang

Nur wenige Tage nach seinem Comeback feierte Andrade einen bedeutenden Erfolg in seiner Heimat. Bei der Veranstaltung von The Crash Lucha Libre am 3. Oktober 2025 im Municipal Auditorium Fausto Gutierrez Moreno in Tijuana besiegte er DMT Azul und gewann die prestigeträchtige The Crash Heavyweight Championship. Damit beendete er Azuls fast 900-tägige Regentschaft und sicherte sich seinen ersten Titel als Singles Wrestler seit seinem Ausstieg aus der WWE.

AEW profitierte gleichzeitig von der Aufmerksamkeit, die Andrades Sieg in Mexiko erzeugte. Quellen zufolge plant Tony Khan, Andrade gezielt einzusetzen, um die Verbindung zwischen AEW und dem lateinamerikanischen Markt zu stärken. Der mexikanische Markt spielt zunehmend eine Schlüsselrolle in den internationalen Expansionsstrategien der großen Promotions, und Andrade gilt als einer der bekanntesten und respektiertesten Luchadores seiner Generation.

Andrade über seine Zeit bei WWE und die Bedeutung von Respekt

In einem Interview mit TJ Sports sprach Andrade ausführlich über seine Zeit bei WWE, den Abschied vom Unternehmen und seine aktuelle Sichtweise auf die Branche. Er erklärte, dass sein WWE-Abgang für ihn kein Scheitern, sondern Teil eines größeren Plans gewesen sei.

Der Gewinn der The Crash Heavyweight Championship habe für ihn eine symbolische Bedeutung, da er sich dieses Ziel bereits lange vorgenommen habe. Mit über 20 Jahren Erfahrung im professionellen Wrestling bezeichnete er den Titel als eine Ehre und als Lohn für seine harte Arbeit.

Andrade erläuterte, dass er fast alle Promotions, mit denen er zusammengearbeitet habe, in gutem Einvernehmen verlassen habe – einschließlich WWE. Er sei dankbar für die Chancen, die ihm geboten wurden, und habe viel über Disziplin und Geduld gelernt. Sein Rat an jüngere Wrestler sei eindeutig: Man solle nicht schlecht über ehemalige Arbeitgeber sprechen, sondern sich stets respektvoll verhalten.

„Unternehmen bleiben bestehen, während Wrestler kommen und gehen“, erklärte Andrade. Er räumte ein, dass er in seiner Jugend manchmal emotional reagiert habe, inzwischen aber gelernt habe, die geschäftlichen Entscheidungen der Promotions zu respektieren. Für ihn stehe fest, dass das Wrestling-Business weiterlaufe, unabhängig davon, wer im Rampenlicht steht.

In demselben Gespräch machte er deutlich, dass sein nächstes großes Ziel der Gewinn der AEW Championship sei. Nach dem Sieg bei The Crash wolle er den Schwung nutzen, um sich bei AEW als ernstzunehmender Titelanwärter zu positionieren.

Kritik an WWE: Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Wellness-Politik

Parallel zu Andrades Rückkehr und seinem öffentlichen Statement über Respekt kam es zu neuen Diskussionen über die WWE-Wellness-Politik. Laut einem Bericht von PWInsider wurde Andrade wegen mehrfacher Verstöße gegen diese Richtlinien entlassen. Der Luchablog stellte die Glaubwürdigkeit dieser Darstellung jedoch infrage.

In seiner Analyse wies das Portal darauf hin, dass Andrades Matchstatistik während seines letzten WWE-Jahres keine 30- oder 90-tägigen Lücken aufweise, wie sie typischerweise bei Suspendierungen auftreten. Wenn Andrade tatsächlich mehrfach gegen die Wellness-Richtlinien verstoßen hätte, wäre eine Bestrafung durch Suspendierungen zu erwarten gewesen.

Diese Diskrepanz führte zu Spekulationen, dass WWE die Richtlinien selektiv anwende und möglicherweise als internes Werkzeug nutze, um Vertragsentscheidungen zu rechtfertigen. Kritiker argumentierten, dass das Wellness-Programm, das ursprünglich eingeführt wurde, um Wrestler zu schützen und gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen, seine ursprüngliche Funktion verloren habe.

Luchablog warnte zudem, dass die Speicherung sensibler Testdaten ein Risiko darstellen könne, wenn das Unternehmen nicht konsequent darauf reagiere. Das Portal betonte, dass es „eine schlechte Idee“ sei, Aufzeichnungen über fehlgeschlagene Tests zu führen, wenn diese nicht zu Disziplinarmaßnahmen führen.

Die Diskussion verdeutlicht, dass die Transparenz und Fairness der WWE-Wellness-Politik erneut auf dem Prüfstand stehen. Während die Richtlinie einst als Vorreiterprogramm galt, wird sie inzwischen von Teilen der Wrestling-Community kritisch gesehen, weil sie offenbar nicht für alle Talente in gleichem Maße angewendet wird.

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