Jake Roberts kritisiert Tony Khan, äußert sich zu John Cena und erzählt von seiner Jugendangst vor Schlangen

Jake Roberts steht am Ring und sieht ernst aus

Tony Khan, Gründer und Präsident von All Elite Wrestling, wird von vielen Fans und Experten gleichermaßen als treibende Kraft hinter dem Unternehmen gesehen. Khan hat AEW seit der Gründung im Jahr 2019 zu einer der größten Wrestling-Promotionen der Welt aufgebaut und verantwortet sowohl das Management als auch die kreative Ausrichtung der Shows. Mit den wöchentlichen Dynamite und Collision Shows und TV-Specials ist das Arbeitspensum enorm.

WWE Hall of Famer Jake „The Snake“ Roberts, der selbst seit mehreren Jahren als Teil der AEW-Familie präsent ist, äußerte sich nun kritisch zu Khans Führungsstil. Im Gespräch mit Gameshub erklärte Roberts, dass Tony Khan zu viele Aufgaben auf sich nehme und Schwierigkeiten habe, Verantwortung abzugeben. Im Vergleich zu Vince McMahon, den Roberts über viele Jahre als Boss bei WWE erlebte, sei Khan ein deutlich weniger effektiver Delegator.

„Vince war ein großartiger Delegator. Er brachte Ideen ein oder nutzte Vorschläge von anderen und ließ sein Team die Umsetzung übernehmen. Tony hingegen will alles selbst in die Hand nehmen. Aber ein einziger Mann kann nicht rund um die Uhr alle Shows im Blick behalten, ohne dass etwas übersehen wird“, betonte Roberts.

Diese Einschätzung deckt sich mit anderen Berichten aus dem AEW-Umfeld. Kritiker werfen Khan vor, er halte lange, teils nächtliche Meetings ab, ohne klare Entscheidungen zu treffen. Dadurch entstünde bei Wrestlern und Mitarbeitern Unzufriedenheit, da wichtige Fragen oft unbeantwortet blieben. Angesichts der steigenden Zahl an TV- und Live-Events dürfte der Druck auf Khan in Zukunft weiter wachsen.

John Cena und die Kritik an seiner langen WWE-Präsenz

Neben seinen Worten zu AEW nahm Roberts auch die aktuelle Situation bei WWE ins Visier. Besonders deutlich äußerte er sich über John Cena. Für Roberts ist Cena schon seit Jahren ein überstrapazierter Name im WWE-Programm. „Er ist viel zu lange da,“ so der Hall of Famer.

Roberts betonte, dass andere Stars wie Randy Orton im aktuellen WWE-Produkt mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Orton sei ein Performer, der seit über zwei Jahrzehnten im Unternehmen sei und noch immer die Fähigkeit habe, Geschichten im Ring überzeugend zu erzählen. In seinen Augen stehe Orton für eine Wrestling-Philosophie, die dem Sport Tiefe verleihe, während Cena zu stark als Symbolfigur und Aushängeschild eingesetzt werde.

Die Kritik an Cena ist nicht neu. Immer wieder haben Fans und Experten in den vergangenen Jahren darüber diskutiert, ob seine wiederkehrenden Auftritte jüngeren Talenten die Sendezeit nehmen. Cena selbst hatte sich nach seinem Wechsel nach Hollywood als Schauspieler zurückgezogen, war zuletzt jedoch immer wieder in Storylines involviert.

Erinnerungen an Rivalitäten und persönliche Erfahrungen

Roberts nutzte das Interview auch, um auf seine eigene Karriere zurückzublicken. Besonders seine Fehde mit Ricky „The Dragon“ Steamboat hob er hervor. Für ihn sei sie die intensivste und zugleich harmonischste Rivalität gewesen. „Wir mussten nicht viel planen, wir wussten einfach, dass der andere da sein würde, wo man ihn brauchte. Das machte unsere Matches so besonders“, erklärte Roberts.

Auch seine Begegnungen mit André the Giant bleiben ihm in Erinnerung. Obwohl die Zusammenarbeit zunächst schwierig gewesen sei, habe er sich durch direkte Konfrontation Respekt verschafft. „Im Nachhinein frage ich mich, was ich mir dabei gedacht habe, ihn zur Rede zu stellen. Aber danach hatten wir ein gutes Verhältnis“, erinnerte er sich.

Auf die Frage nach verpassten Titelgewinnen meinte Roberts, dass er nie eine Championship gebraucht habe, um als Main Event-Attraktion anerkannt zu sein. Dennoch habe ihn diese Haltung langfristig auch Geld gekostet, da Titelregentschaften oft mit höherer Bezahlung verbunden waren.

„Jake the Snake“ und die Angst vor Schlangen

Ein besonderes Thema war seine legendäre Ringfigur „Jake the Snake“. Ironischerweise litt Roberts in seiner Jugend unter einer starken Angst vor Schlangen, da er in Texas mit Klapperschlangen, Kupferköpfen und Wassermokassins aufwuchs. Trotzdem erschuf er das Gimmick, das ihn weltberühmt machte.

Mehrfach erlitt er durch seine Pythons Verletzungen, darunter ein besonders schwerer Biss, der mit 34 Stichen genäht werden musste. „Es zeigt, was Alkohol und Drogen aus einem machen können. Ohne diesen Lebensstil wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich nach einer Schlange zu benennen. Aber Vince McMahon gefiel es sofort, und so wurde Jake the Snake geboren“, erklärte Roberts rückblickend.

Die Szene, in der er bei einer WWF-Show Anfang der 1990er-Jahre eine Kobra auf „Macho Man“ Randy Savage losließ, gehört bis heute zu den leendärsten Momenten der Wrestling-Geschichte.

Einschätzung der heutigen Generation

Abschließend äußerte Roberts seine Meinung zur aktuellen Wrestler-Generation. Er lobte Logan Paul für seine schnellen Fortschritte im Wrestling, kritisierte jedoch den übermäßigen Einsatz von High-Flying-Aktionen bei vielen AEW-Stars. „Schlangen können nicht fliegen“, witzelte er und stellte klar, dass langfristig Storytelling wichtiger sei als spektakuläre Manöver.

Randy Orton sieht er als modernen Wrestler, der viele seiner eigenen Qualitäten widerspiegelt. Auch William Regal würdigte er als respektierten Kollegen, der technisches Können und Wrestling-Wissen verkörpere. Gleichzeitig mahnte er, dass Kayfabe – die Kunst, Illusionen im Wrestling aufrechtzuerhalten – in der heutigen Ära fast vollständig verloren gegangen sei.

Für Roberts ist klar: Wer im Wrestling wirklich herausragen möchte, muss lernen, Geschichten zu erzählen und Emotionen zu transportieren. Nur so könne man sich dauerhaft von der Masse abheben.