XCOM 2: War of the Chosen – „Die Rückkehr des Expansion Sets“

                                                 Getestet und verfasst von General M 

Ich hatte seinerzeit ja einen Heidenspaß mit XCOM 2, sowohl auf dem PC als auch auf der PlayStation 4. Das lag und liegt daran, dass kein anderes Spiel im Bereich der rundenbasierten Action mich mit so vielen Möglichkeiten, gleichzeitig aber auch einer hervorragenden Zugänglichkeiten begeistern konnte. Seitdem habe ich die gesamte Reihe nachgeholt, primär aber die Kampagne von Teil 2 mehrmals durchgespielt. Natürlich konnte ich die angekündigte Erweiterung kaum erwarten. Aber 40€? Ist das nicht etwas viel für einen DLC? War of the Chosen, so viel kann ich gleich zu Beginn sagen, ist nicht einfach nur ein DLC, sondern eine vollwertige Erweiterung, welche das Hauptspiel auf Wunsch gehörig umkrempelt. 

Same. But different. 

Wo Erweiterungen für gewöhnlich neue Kampagnen hinzufügen, neue Einheiten und Co. ins Spiel bringen, geht War of the Chosen einen Schritt weiter. Zwar bringt es all das, was Erweiterungen eben so mit sich bringen, fügt all das aber in die bereits bestehende Kampagne ein. Das macht aus der Erweiterung gleichzeitig auch einen sogenannten Overhaul, also die gravierende Veränderung des Bestehenden. Natürlich dürfen sich Besitzer der Erweiterung zu Beginn entscheiden, ob sie lieber die klassische Kampagne bestreiten möchten, oder aber die neuen Elemente von War of the Chosen genießen wollen. Das erfordert dann jedoch ganz gleich des aktuellen Fortschritts in der Classic – Variante einen kompletten Neustart des Spiels, bestehende Fortschritte können nicht übertragen werden. Dafür laufen die Savegames völlig autonom voneinander. 

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                War of the Chosen bringt drei neue Gruppen inklusive Heldeneinheiten ins Spiel.

Die Geschichte bleibt also wie gehabt gleich: Aliens haben die Erde besetzt und mit menschlichen Sympathisanten ein Unterdrückungsregime erschaffen, welches keinerlei Widerspruch oder gar Widerstand duldet. Abweichler der neuen Linie werden drakonisch bestraft, neu erschaffene Hybriden aus Mensch und Alien halten die Ordnung mit grausamen Mitteln aufrecht. Der Spieler schlüpft dabei in die Haut eines XCOM – Commanders, der den Widerstand gegen die Besatzungsmacht koordiniert und mithilfe seiner Truppen ausführt. Dabei ist nicht nur der Erfolg auf dem Schlachtfeld entscheidend, sondern auch geschicktes Management mit Ressourcen, Personal und Co. Neue Ausrüstungsgegenstände und Fähigkeiten können erforscht werden, all das kostet natürlich Geld…vor allem aber Zeit. Und die arbeitet in XCOM 2 unerbittlich gegen den Spieler. Mikromanagement ist also essentiell, ebenso das präzise Abwägen und Ausführen von Missionen. Zwar gibt es für den Sieg bedeutsame Hauptmissionen, nebenbei aber auch eine Menge zeitlich begrenzter Nebenmissionen, welche allesamt mit weiterem Personal, Ressourcen und so weiter locken. Wer seine Kräfte nicht korrekt einsetzt und verbessert, läuft Gefahr, von den Aliens überrannt zu werden – damit endet das Spiel dann. 

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                                    Die Spieler bekommen es jetzt auch mit Zombies zu tun.

 War of the Chosen erweitert dieses Prinzip mit zahlreichen neuen Elementen, welche man bereits recht früh im Spiel präsentiert bekommt. Anders als im gewohnten Hauptspiel wird man hier von dem Anführer einer von insgesamt zwei Widerstandsgruppen kontaktiert, die es darauhin im Rahmen neuer Missionen unter einem Banner zu einen gilt. Denn wirklich gut leiden können sich die Gruppen leider nicht, andererseits wäre die geballte Schlagkraft in Kombination mit dem XCOM natürlich eine willkommene Verstärkung im Kampf gegen die Aliens. Schnitter und Scharmützler heißen die beiden ungleichen Fraktionen.Später kommt mit den Templern auch noch eine dritte Fraktion dazu, sämtliche aus dem Hauptspiel bekannten Gruppen sind allerdings immer noch Teil des Spiels. Besonders die Gruppe der Scharmützler will mit gewissem Argwohn betrachtet werden, setzt sie sich doch aus abtrünnigen Alienkämpfern zusammen. Und mal ganz ehrlich, nach allem, was man als Veteran mit diesen Gestalten erlebt hat, ein wenig Misstrauen scheint da ja nun wirklich angebracht zu sein, oder? Aber auch die Aliens haben aufgerüstet. 

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                                       Die feindlichen Helden sind auf Informationen aus.
   
Die neuen Einheiten der „Verlorenen“ bestehen aus Zombies, welche die Gebiete in Gruppen durchstreifen. Zwar bewegen sie sich nur langsam und haben auch keinen großen Sichtradius, reagieren dafür umso mehr auf Umgebungsgeräusche wie Explosionen und Schüsse. Ebenfalls neu sind die Purifikatoren, welche mit mächtigen Flammenwerfern einiges an Schaden austeilen können und darüber hinaus gerne mal explodieren, nachdem man sie erledigt hat, was Teammitgliedern in entsprechend kurzer Reichweite richtig fiesen Schaden zufügt. Zentral sind aber auf Seiten der Aliens die titelgebenden Chosen, ein Eliteverbund aus drei feindlichen Heldenklassen, deren Auftauchen das bisher bekannte Spielerlebnis völlig verändert. Diese autonom agierenden Gestalten tauchen aus dem Nichts auf und können nicht auf konventionelle Weise getötet werden, da sie nach ihrem vermeintlichen Ableben wieder in ihren jeweiligen Stützpunkten wiederbelebt werden, nur um uns dann erneut aufzulauern. Zwar ist es auf den niedrigeren Schwierigkeitsgraden keine große Herausforderungen, mit so einem Chosen fertig zu werden, als lästig erweisen sie sich dennoch, da sie unsere Teammitglieder nicht töten, sondern sie zwecks Informationseinholung entführen und somit aus dem Spiel nehmen. Ferner behindern sie das Vorankommen im Rahmen der Missionen erheblich. Um diesen Gegner effektiv begegnen zu können, muss natürlich auch das XCOM aufrüsten. Da trifft es sich gut, dass Scharmützler, Schnitter und Templer ebenfalls eine neue Heldeneinheit in die bisherige Klassenauswahl einbringen. Während der Scharmützler Mox mithilfe eines Enterhakens schnell von Dach zu Dach gelangen kann und so mit seinem Sturmgewehr optimal Feindverbände flankieren kann, kann Schnitter – Sniper Elena Dragunova mit ihrem Gewehr nicht nur verheerenden Schaden auf Distanz verursachen, sondern auch eine Claymore – Mine werfen, die bei Beschuss explodiert und so ganze Gruppen von Verlorenen auslöscht. Zu guter letzt verlassen sich die Templer auf den Nahkampf, mit dessen Hilfe sie Aktionspunkte für mächtige Psi – Fähigkeiten generieren. Die drei neuen Klassen fügen sich toll ins bisherige Geschehen ein und verfügen überdies eigene Talentbäume, welche wesentlich mehr bieten als die der Wald- und Wiesensoldaten. 

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            Die neuen Helden lassen sich wesentlich weiter ausbauen als normale Infanterie.

Nebensächlichkeiten

Das Gameplay erhält mit War of the Chosen also zahlreiche Änderungen, die sich jedoch leider nur minimal auf das bekannte Ende der Kampagne auswirken. So wird hier lediglich sehr kurz Bezug auf den neuen Inhalt genommen. Ebenfalls enttäuschend ist, dass die Stützpunkte der drei feindlichen Helden gänzlich identisch sind und es durchaus möglich ist, durch das Vernichten dieser Stützpunkte die Chosen komplett aus dem Spiel zu nehmen. Ab diesem Punkt wird das weitere Geschehen im Grunde identisch zum bisher Bekannten. Dafür gibt es vieles mehr zu entdecken, darunter das neue System zur Stärkung der Kameradschaft. Soldaten, die oft im Verbund eingesetzt werden, entwickeln auf Wunsch engere Beziehungen zueinander und erhalten so Boni und Sonderfähigkeiten, die sie im Kampf noch effektiver werden lassen. Auch bei den Forschungsprojekten gibt es kleine Veränderungen. Wissenschaftler lassen sich nun von in Auftrag gegebenen Projekten inspirieren und können so nochmals mächtigere Upgrades erforschen, Geistesblitze inklusive. So viele Verbesserungen inkl. den mächtigen neuen Helden machen das Spiel dann aber auch auf höheren Schwierigkeitsgraden beinahe etwas zu leicht, da sich die feindlichen Truppen von ADVENT nie auf ein Maß weiterentwickeln, dass sie ab einem gewissen Punkt wirklich gefährlich werden könnten, zumindest nicht gegen gut ausgebildete Truppen. Aber all diese Dinge finden hauptsächlich bis zum Mid – Game statt, danach geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Die Spielbalance leidet darunter ebenso wie der erzählerische Aspekt, dam an zu Beginn mit neuen Inhalten und Möglichkeiten nahezu erschlagen wird, dann aber wieder am Status Quo zu landen scheint. Hier wäre es klüger gewesen, die neuen Inhalte besser über den gesamten Spielverlauf zu verteilen. Da helfen auch die neuen Missionstypen wie beispielsweise die Bombenentschärfung nicht viel. Ganz spannend ist aber der ebenfalls neue Herausforderungsmodus. Hier können Spieler aus aller Welt einen vorgefertigten Auftrag erfüllen und ihr Abschneiden dann mit dem Rest der Welt vergleichen.

Natürlich muss man sich unter den Aspekten die Frage stellen, ob 40€ nicht doch etwas viel für diesen Inhalt sind, der zwar vieles verbessert, aber manches auch verschlechtert und nicht in einem solchen Maße Neuerungen bietet, die man von einer so hochpreisigen Erweiterung erwarten dürfte. Zusammen mit dem Hauptspiel in einem Bundle gäbe es wenig Grund zur Klage, aber als Erweiterung, welche das Original zwingend voraussetzt, kommt da einiges an Ausgaben zusammen. 

Fazit und Wertung

ava2 „Ich muss gestehen, dass ich War of the Chosen mit gemischten Gefühlen gegenüberstehe. Zwar bietet die Erweiterung viele sinnvolle Neuerungen und erweitert die bekannte Kampagne um drei neue Fraktionen samt neuer Helden, auch sonst wird viel Neues geboten. All das sind aber im Großen und Ganzen eher Kleinigkeiten angesichts der sehr hohen Preises, für welchen man noch deutlich mehr erwarten dürfte. Dennoch, Spaß macht die Erweiterung in jedem Fall. Nur die Verteilung des Inhalts und der dann doch wieder gleiche End – Content enttäuschen. Wer aber mit XCOM 2 Freude hatte, dem kann die Erweiterung ebenfalls ans Herz gelegt werden.“

PRO:

+ Erweitert die bekannte Kampagne um viele neue Features
+ Drei neue Fraktionen mit mächtigen Helden
+ Neue Missionstypen bringen frischen Wind auf die Karte
+ Kameradschaftssystem
+ Zahlreiche kleine Erweiterungen in den wissenschaftlichen Bereichen
+ Motivierender Herausforderungsmodus
+ Neue Gegnertypen ergänzen die bisherige Feindarmee sinnvoll
+ Interessante neue Helden
+ Schwierigkeitsgrad mit vielen neuen Modifikationen frei konfigurierbar

CONTRA:

– Neue Inhalte im End – Game kaum noch präsent
– Neue Klassen schnell übermächtig
– Chosen teilweise zu leicht zu besiegen
– Insgesamt weniger fordernd als die Classic – Kampagne
– Für das Gebotene insgesamt etwas zu teuer
– Einige neue Bugs und Glitches

                                                                             GESAMTWERTUNG:     82%

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