Watch Dogs: Legion – „Orwell lässt grüßen“

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                                                  Getestet und verfasst von General M 

Watch Dogs Legion Standard EditionIm Vergleich zum langlebigen Assassin´s Creed ist Watch Dogs immer noch ein relativ junges Franchise, welches das Wagnis zur Experimentierfreudigkeit noch nicht gänzlich aufgegeben hat. Gerade deswegen werden die beiden Vorgänger bis heute sehr gemischt von der Community aufgefasst. Wo das Original bis heute vor allem für nachträgliches Downgrading und gebrochene Versprechen steht, stören sich viele am forciert hippen, kunterbunten Einschlag des Nachfolgers. Watch Dogs: Legion will die Spielerschar nun pünktlich zur nächsten Konsolengenration mit neuen Ideen einen und entführt uns in ein dystopisches London, wo es einmal mehr gegen die Obrigkeit geht. Der Clou: Insgesamt neun Millionen spielbare Charaktere. Das Ergebnis: Heute bei uns im Test. 

             Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX One X aufgenommen. 

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London has Fallen

In naher Zukunft wird die Heimat von Fish & Chips von einer bisher ungekannten Anschlagsserie erschüttert. Sämtliche politischen Institutionen der englischen Hauptstadt werden mit einem Mal ausgeschaltet, tausende Tote und wütende Proteste gegen die mutmaßlich dafür verantwortliche Hackergruppe Dedsec sind die Folge. Als Konsequenz mausert sich London zur Überwachungsstadt in bester Tradition George Orwell´s. Das von Nigel Cass geführte Privatsicherheitsunternehmen Albion löst die reguläre Polizei weitestgehend ab und kontrolliert das Leben der Bürger mit unzählichen Kameras und Flugdrohnen bis in das intimste Privatleben hinein. Die Londoner beugen sich diesen Maßnahmen weitestgehend, alleine schon aus Angst vor erneuten Anschlägen. Doch die stetige Überwachung und das brutale Durchgreifen seitens Albion gegen die Zivilbevölkerung lässt auch Widerstand aufkeimen.

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Dass Dedsec mit all diesen Ereignissen aber gar nichts zu tun hat, sondern sogar versucht hat, diese im Vorfeld zu verhindern, scheint niemanden so recht zu interessieren. Wer also steckt wirklich hinter den Anschlägen und profitiert insgeheim von der Hightechdiktatur? Um das herauszufinden, rekrutiert die lokale Hackerkönigin Sabine den letzten nicht komplett von der Bildfläche verschwundenen Agenten. Und das sind natürlich wir. Unsere Mission: Willige Helfer aus der Bevölkerung zu rekrutieren, London gemeinsam aus dem Würgegriff von Albion zu befreien und die wahren Schuldigen für den Anschlag zu entlarven. Dabei haben wir allerdings die Qual der Wahl, denn die knapp neun Millionen Einwohner der Weltmetropole verfügen allesamt über eigene Fertigkeiten. Jeder ist ein potenzieller Agent im Kampf für die Freiheit. Je nach Teamzusammenstellung verändert sich auch maßgeblich die Art, wie Watch Dogs: Legion gespielt wird. Lautlos, mit technischer Finesse oder frontal mit Waffengewalt? Die Wahl liegt ganz bei euch…

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Gute zwanzig bis vierzig Stunden dauert der Ausflug nach London, je nachdem, wie intensiv ihr euch mit der Spielwelt und ihrem umfangreichen Angebot an Nebenaktivitäten auseinandersetzen wollt. Wer sich allerdings nur für die Hauptgeschichte genauso links liegen lässt wie den Verkehr, sieht den Abspann bereits nach etwas über fünfzehn Stunden über die Mattscheibe flimmern. Das wäre aber verdammt nachlässig, denn das dem Vorbild mit viel Liebe zum Detail nachempfundene London verspricht weit mehr als nur Sightseeing. Warum also nicht nach einem Ausflug zum Millennium Wheel entspannt eine Runde Darts im nahegelegenen Pub spielen, nach einem Spaziergang an der Themse auf Shoppingtour gehen oder einfach das bunte Treiben der Mitmenschen beobachten? Generell tut es gut, nach immer neuen Ausflügen in amerikanische Großstädte mal einen (noch) europäischen Teil der Welt zu betreten. Das moderne London wirkt frisch, unverbraucht und lädt zum Erkunden ein. 

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Da gerät die Story beinahe zur Nebensache. Und ja, man muss zugeben, dass sich die dafür verantwortlichen Schreiberlinge nicht gerade in bester Serientradition experimentierfreudig gezeigt haben. Wer hinter dem ganzen Trubel steckt, ist von Anfang an relativ vorhersehbar, überraschende Wendungen sucht man bis zum großen Finale weitestgehend vergeblich. Das allumfassende Konzept nach dem Motto „Wir gegen die“ haben Spiele wie Homefront bereits in sehr ähnlicher Form dargestellt. Dafür gefällt die stets an der Oberfläche aller Missionen an den Spieler herangetragene Botschaft, dass die Freiheit ein kostbares Gut ist und immerwährende Überwachung zugunsten scheinbarer Sicherheit keine Alternative dafür darstellt. Es ist keine leise Kritik, welche die Macher hier an politischen Systemen wie jenen in China üben, die sich aber allmählich auch über das Reich der Mitte hinweg schleichend über viele Länder in der ganzen Welt auszubreiten beginnen. 

Neun Millionen, Null Persönlichkeit

Die Möglichkeit, aus neun Millionen Bürgern immer neue Agenten für unseren Kampf anheuern zu können, klingt auf dem Papier nach einem nahezu unmöglichen Vorhaben. Tatsächlich funktioniert das grundlegende Prinzip aber ziemlich gut. Jeder NPC ist ein potenzieller Mitstreiter im Kampf gegen Albion, dessen Primärfertigkeiten und Perks sich an ausgeübtem Beruf und Hobbys orientieren. Waffennarren bringen einfach ihre mächtigen Schießprügel mit in den Kampf und halten mehr Schaden aus, Banker erhalten mehr Geld aus allen Quellen und Künstler betäuben Gegner einfach mit Farbbomben. Und das sind nur ganz wenige Beispiele sämtlicher Möglichkeiten, die euch Watch Dogs: Legion bietet. Selbst betagte Rentner können nützliche Verbündete sein, denen mangelt es dafür jedoch an Mobilität und Technikkenntnissen. Wenn Oma Paschulke dann aber trotzdem mal zum Sturmgewehr greift, ist das ehrlich gesagt trotz aller Nachteile wahnsinnig komisch. 

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Um die braven Bürger aber überhaupt für Dedsec gewinnen zu können, bedarf es erstmal ein wenig Überredungsarbeit. Besonders die hochklassigen Rekruten verlangen zunächst eine bestimmte Gefälligkeit von uns, ehe sie sich dem Kampf gegen Albion überhaupt anschließen. Manchmal genügt es, einfach genügend guten Ruf im jeweiligen Bezirk zu genießen, hin und wieder müsst ihr euch aber auch in echte Nebenmissionen stürzen. Was abwechslungsreich beginnt, wiederholt sich im Ablauf aber ziemlich schnell. Spätestens der vierte Einbruch in eine ominöse Lagerhalle sorgte bei mir dafür, dass ich über die nächsten Stunden nur noch bedingt motiviert nach neuen Agenten Ausschau halten wollte. Ein großes Problem ist auch, dass man natürlich nicht neun Millionen komplett einzigartiger NPC´s gestalten und vertonen kann. So kann es vorkommen, dass sich äußerlich komplett identische Mitstreiter in eurem Team wiederfinden, die jedoch komplett andere Namen und Fertigkeiten besitzen. Und wirklich schön sehen die zufallsgenerierten Charaktere dann natürlich auch nicht aus. Besonders seltsam wird es, wenn dann auch noch dieselben Sprecher zum Einsatz kommen. Von denen gibt es abseits der Hauptdarsteller nämlich nicht sehr viele, wodurch es immer wieder zu Wiederholungen kommt, bis man sich an sämtlichen Rekrutierungsdialogen und Agentenstimmen sattgehört hat. Erst Recht, weil zumindest die Qualität der deutschen Sprecher in dem Segment ziemlich mau ausgefallen ist. 

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Den Ansatz individueller Persönlichkeiten oder gar Charaktertiefe findet man dementsprechend nur bei Sabine und Co., besonders die schnippische K.I. Bagley hat es uns mit ihrem englischen Witz angetan. Die neun Millionen möglicher Rekruten wirken dagegen durch die Bank blass und vollkommen austauschbar. Entscheidet man sich vor Spielstart für die optionale Permadeath-Option, wird letzteres sogar zur Realität. Im regulären Modus dagegen verabschieden sich die Agenten lediglich für einige Minuten verletzt oder verhaftet aus dem Spiel, wobei auch hier bestimmte Perks Einfluss auf die gesamte Ausfalldauer nehmen können. Die Auswahl an gleichzeitig aktiven Agenten ist außerdem begrenzt. Die Anzahl an Plätzen ist aber relativ großzügig bemessen, der Wechsel außerhalb von Missionen, Gefechten oder Verfolungen jederzeit via einfachem Tastendruck möglich. Und wenn doch mal Platz fehlt, weil ihr einen Rekruten durch einen besseren tauschen wollt, könnt ihr das Alteisen auch einfach aus der Truppe kicken. Es macht Spaß, mit den vielen Fertigkeiten zu experimentieren und aus dem großen Angebot ein Team zusammenzustellen, welches euren bevorzugten Spielstil perfekt unterstützt oder sich schlicht für jede erdenkliche Situation utilisieren lässt.

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Der Zufallsgenerator sorgt für ein größenteils faires Verteilen von Fertigkeiten, lediglich die Bauarbeiter mit ihren Drohnen fühlen sich momentan etwas zu mächtig an, sind dafür aber auch am ehesten schwer zu rekrutieren. Trotzdem lohnt es sich, einen dieser Warnwestenfashionistas für die Sache zu gewinnen, dann hat man nämlich gegenwärtig einen hervorragenden Allrounder an der Hand, mit dem alleine sich das Spiel quasi mühelos bewältigen lässt. Generell ist Watch Dogs: Legion kein allzu fordernder Titel geworden, denn auf dem höchsten der insgesamt drei verfügbaren Schwierigkeitsgrade kassiert man allenfalls mehr Schaden und spezialisiert sich als Ausgleich einfach auf Heimlichkeit. Das funktioniert auch deswegen ganz gut, weil sich die K.I. viel zu leicht überlisten lässt und erst dann auf die Anwesenheit eines Agenten reagiert, wenn man sich direkt vor deren Nase aufhält, zu lange in Sperrzonen verweilt oder Chaos auf den Straßen stiftet. 

Durch das Hintertürchen

London ist ein Paradies für Hacker. Ob ihr nun Geldautomaten um ihren Inhalt erleichtern wollt, den Straßenverkehr manipuliert oder mit Kamerasystemen das Geschehen ausspioniert, fast alles was mit Strom läuft, kann man über das bequem zugängliche Hacking Device auch knacken. In diesen Grundmechaniken bleibt Watch Dogs: Legion gegenüber seinen Vorgängern identisch. Die ganze Stadt nach Belieben zu hacken ist nicht nur abseits der Missionen ein großer Spaß. Manche Aufträge lassen sich erledigen, ohne dass man je einen Fuß auf feindliches Gebiet setzen muss. Und selbst wenn nicht, locken geschickt platzierte Ablenkungen Wachen von kritischen Punkten weg und machen den Weg für euch frei. Elektronische Fallen lassen sich auf diese Weise ebenso aktivieren. Die immense spielerische Freiheit beim Erledigen von Missionen sorgt dafür, dass selbst weniger talentierte Agenten in der Lage sind, diese erfolgreich abzuschließen, auf genau die Weise, die euch am meisten gefällt. 

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Notfalls lasst ihr halt eure Waffen sprechen und ballert euch zum Ziel. Hier offenbart Watch Dogs: Legion allerdings einen seinen größten spielerischen Schwachpunkte, weil die Schusswechsel einfach wesentlich weniger unterhalten als andere Vorgehensweisen. Mieses Trefferfeedback und fummeliges Manövrieren in Deckungen erinnern noch an Titel aus der letzten Hardwaregeneration, selbst dort hat ein Gears of War schon wesentlich besser abgeliefert. Das Fahren ist ebenfalls kein Vergnügen, weil sich die teils futuristischen Vehikel entweder hypersensibel oder viel zu träge steuern lassen. Zwar könnt ihr jederzeit den Autopiloten aktivieren und euch ganz automatisch ans Ziel bringen lassen, das dauert aber elendig lange und fühlt sich unbefriedigend an. Fahren müsst ihr dementsprechend irgendwann, auch weil sich der Weg zu Fuß zwar angenehmer anfühlt, aber je nach Entfernung noch viel, viel länger benötigt. 

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Dabei zahlt sich gründliches Erkunden aus, denn neben lukrativen Einnahmequellen wie beispielsweise das Zustellen von Paketen unter bestimmten Voraussetzungen verstecken sich überall nützliche Technikpunkte, die ihr anschließend in neue oder verbesserte Perks investieren könnt, welche im Anschluss sämtlichen Agenten als Metafertigkeiten zur Verfügung stehen. Mehr Power für die Drohne, effektivere Tarnung…all das und mehr erleichtert die Befreiung von London enorm und wertet vor allem schwächere Agenten angenehm in ihren Möglichkeiten auf. Optisch lassen sich eure Charaktere ebenfalls nach euren eigenen Vorlieben verändern. Zahlreiche Shops stehen parat und erlauben auch ausgefallenste Outfits. Nur betreten dürft ihr die Läden nicht, der komplette Einkauf wird über Interaktion mit Schaufensterplakaten getätigt. Generell lässt euch Watch Dogs: Legion nur ganz selten mal in Gebäude hinein, was definitiv schade ist, denn so lässt sich ein Großteil der tollen Architektur nur von außerhalb bestaunen. 

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Dazu gibt´s typisch Ubisoft noch einen obligatorischen, jederzeit aus dem Menü heraus aufrufbaren Store, wo ihr eurer Konto gegen Echtgeld austocken, Karten für Collectibles, eine Handvoll einzigartiger Agenten und besondere Kostümsets kaufen könnt. Nichts davon ist wirklich preiswert, alleine die Cosmetics sind mit knapp zehn Euro Gegenwert extrem teuer ausgefallen. Die gute Nachricht ist, dass ihr nichts davon benötigt. Geld lässt sich ausreichend an jeder Ecke verdienen, kosmetische Objekte liefern keinerlei spielerische Vorteile und gleichwertig gute Agenten lassen sich genauso rasch auf der Straße finden. Alles eher teure Timesaver, auf die man voll und ganz verzichten kann. Dementsprechend haben wir uns auch gegen eine zusätzliche Abwertung entschieden, schalten unsere bewährte Ampel aber trotzdem auf Warnstufe Gelb. Ein Season Pass, der das Spiel zukünftig mit neuen Missionen und der Wiederkehr eines alten Bekannten bereichen soll, ist ebenfalls erhältlich, aber selbstverständlich ebenso optional in der Anschaffung wie alles andere auch. 

Die Technik der Zukunft

Ubisoft ist bekannt dafür, zum Start einer neuen Hardwaregeneration gerne über reguläre Verhältnisse hinaus die Muskeln spielen zu lassen. Bei Assassin´s Creed: Unity haben mit dem Launch der XBOX One und PlayStation 4 gesehen, wie sowas enden kann. In nicht ganz so katastrophale, aber im Kern ähnliche Negativgefilde wagt sich nun auch Watch Dogs: Legion. Fakt ist, dass Spiel bietet zahlreiche grafische Highlights, darunter eine stimmige Beleuchtung, dynamisches Wetter samt Tag-/Nachtzyklen und schon jetzt hohe Reflektionsqualität. Kombiniert mit dem generellen Leistungsanspruch einer offenen Welt kommt da einiger Ressourcenhunger zusammen. Das merkt man nicht nur daran, dass das Spiel selbst auf PlayStation 5 und XBOX Series X/S kein natives 4K samt 60 Frames per Second bei deaktiviertem Ray Tracing erreichen wird, sondern selbst gegenwärtige Highend-PC´s nicht die Power aufbringen, maximale Details und Auflösung mit oder ohne Echtzeitspiegelungen kompromisslos flüssig darstellen zu können. Unter den Gesichtspunkten ist es natürlich immer noch eindrucksvoll, was die neuen Konsolen in etwas mehr als einer Woche versprechen. 

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Bis dahin können und dürfen wir nur mit dem arbeiten, was wir haben. Und das ist gar nicht so uninteressant, denn bereits jetzt erhalten wir auf der Current Generation einen eindrucksvollen Vorgeschmack auf die nahe Zukunft – sofern man wenigstens auf einem der erweiterten Konsolenmodelle spielt. Zuerst einmal nutzen alle Plattformen dynamische Auflösungsskalierung zugunsten einer möglichst stabilen Bildrate von 30 FPS. Bildqualität wird also zugunsten der Performance temporär reduziert. Und genau das geschieht auf sämtlichen Konsolen quasi am laufenden Band. Richtig heftig wird die XBOX One S von dieser Mechanik getroffen, die maximal 900p erlaubt, in stressigen Momentan aber sogar weit unter 700p droppen kann, was in einem extrem matschigen Bild resultiert. Rekonstruktionsartefakte und heftiges Tearing sind besonders während schneller Autofahrten allgegenwärtig. Dann bricht die Bildrate trotz aller Bemühungen gerne in den unteren Zwanzigerbereich ein, ähnlich schlimm ist es zu Fuß höchstens bei Nacht und Regen, wo besonders die Relektionsdichte der betagten Hardware alles abverlangt. Stabile 30 Frames bekommt man über die One S nie. Schön ist das natürlich nicht und dementsprechend die allerletzte Wahl für Spieler, die über keine andere Plattform verfügen.

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Deutlich besser, aber längst nicht perfekt sieht es auf der PlayStation 4 aus. Die schafft maximal 1080p und obgleich auch dieses Ziel nur ganz selten mal erreicht wird, pendelt sich das Standardmodell von Sony häufiger in oberen Bereichen ein, liefert insgesamt stabilere Bildraten bei nicht ganz so derben Einbrüchen und reduziert zusätzlich Tearing und Artefakte. Komplett beseitigt werden die bereits genannten Probleme aber auch hier nicht. Alles in allem ist die Spielerfahrung aber deutlich angenehmer. Die erweiterten Konsolen bleiben davon ebenfalls nicht verschont, punkten aber zumindest mit wesentlich höheren Auflösungsspitzen – nämlich 1620p auf der PlayStation 4 PRO und 2016p auf der XBOX One. Damit erreicht das Powerhouse aus Seattle beinahe die magischen 4K, muss aber im Vergleich zur Konkurrenz als Preis für das schärfere Bild mit mehr situationsbedingten (aber verhältnismäßig geringen) Bildrateneinbrüchen und Tearing während der Fahrt leben. Ergebnis: Gegenwärtig spielt sich Watch Dogs: Legion auf allen Konsolen im Verhältnis Optik und Performance am besten auf der PlayStation 4 PRO. Allen Plattformen ist aber gemein, dass zu den aufgezählten Komplikationen noch Treppchenbildung, aufpoppende Objekte und Schatten in mal mehr, mal weniger aggressiver Form hinzukommen. Die aktuelle Generation hat, dass muss man ehrlich sagen, einfach nicht mehr genug Power, um London frei von Störungen darstellen zu können. 

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Wie gut Watch Dogs: Legion aussehen und performen kann, zeigt der PC. Oder könnte, wenn sich gegenwärtig irgendwo ein Modell der neuen Geforce RTX 30 Series von Nvidia auftreiben ließe, für dass nicht beide Nieren fällig wären. Selbst dann muss man aber ein paar Kompromisse bei den Details eingehen, aber auch in 2K, ohne Ray Tracing und maximalen Details produzierte das Spiel auf unserer sehnsüchtig auf Ablösung wartenden 2080ti bessere Qualität, flüssigere und vor allem stabilere Bildraten ohne Tearing, Dithering und Co. Ob die neuen Konsolen da mithalten oder sogar mehr leisten können, werden wir in unserem Nachtest klären. Weil die Mehrspielerkomponente für maximal vier Spieler aber erst im Dezember erscheinen wird, lassen wir uns damit auch bis dahin Zeit und vergeben augenblicklich nur eine vorläufige Gesamtwertung. Die Bedienung geht aber über alle Plattformen gut von der Hand, egal ob mit Maus und Tastatur oder Gamepad, zu bemängeln gibt es hier ebensowenig wie bei der vortrefflichen Musikauswahl, die von klassischer Musik bis aktuellen Interpreten mit besonderem Fokus auf britische Künstler kaum Wünsche offenlässt. 

Fazit und vorläufige Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Watch Dogs: Legion ist ein ambitioniertes Spiel geworden, welches zumindest dahingehend der experimentierfreudigen Natur der Reihe gerecht wird. Aber so viel Spaß die Erkundigung des dystopisch-modernen London (vor allem zu Fuß) macht, so sehr stören einen die vielen Unzulänglichkeiten abseits der plattformspezifischen, teils massiven Technikprobleme. Neun Millionen mögliche Agenten, alle ohne Persönlichkeit. Eine Story mit hochaktueller Botschaft, die sich aber sehr vorhersehbar entwickelt. Spaßiges Hacken und Schleichen, aber marodes Gunplay. Fast jedem Pro steht unweigerlich ein Contra gegenüber. Und nicht alle davon wird die Next Generation wie durch Zauberhand lösen können. Mehr Spaß als mit dem hipsterverseuchten Vorgänger hatte ich aber in jedem Fall, auch weil das Experimentieren mit den vielen Fertigkeiten wirklich motiviert. Luft nach oben gibt´s aber jede Menge.“ 

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PRO:

+ Wunderschön in Szene gesetztes London
+ Atmosphärische, stimmige Beleuchtung
+ Geschichte mit topaktueller Botschaft
+ Zahlreiche Nebenaktivitäten
+ Ungebrochen spaßiges Hacken…
+ …mit zahlreichen taktischen Einsatzmöglichkeiten
+ Neun Millionen mögliche Agenten mit vielseitigen Fertigkeiten…
+ …dadurch hohe spielerische Freiheit bei der Herangehensweise an Ziele
+ Auch schwächere Rekruten können ihren Nutzen haben
+ Praktische Upgrades, von denen das gesamte Team profitiert
+ Umfangreiche Auswahl an Kleidungsstücken und Accessoires
+ Faire Währungsausschüttung
+ Zahlreiche Sammelobjekte und Belohnungen laden zum Entdecken ein
+ Permadeath kann wahlweise ausgeschaltet werden
+ Intuitive Bedienung über sämtliche Plattformen
+ Abwechslungsreicher, gut gewählter Soundtrack

CONTRA: 

– Relativ vorhersehbare Geschichte
– Nur wenige Gebäude lassen sich betreten…
– …Shopping und Co. ist nur über Schaufensterplakate möglich
– Fahrzeugsteuerung entweder überempfindlich oder zu träge
– Autopilot braucht ewig bis zum Ziel
– Zufallsgenerierte NPC´s fallen qualitativ im Vergleich zur Welt stark ab…
– …lassen Charaktertiefe völlig vermissen…
– …und bieten optisch zu wenig Abwechselung
– Eher blasse Bösewichte
– Mittelmäßige deutsche Sprecher…
– …die sich auf viel zu viele NPC´s verteilen
– Schwaches Gunplay…
– …und fummelige Deckungsmechaniken
– Zahlreiche Bugs bei Animationen, Kollisionsabfrage und Spielerphysik
– Gegenwärtige Konsolenfassungen leiden allesamt unter Performanceproblemen

                     VORLÄUFIGE GESAMTWERTUNG:     7.1/10

                                   MRATMOS

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