UHD: „Matrix“

                                                Getestet und verfasst von General M

                           Quelle Bildmaterial: „The Matrix, ©Warner Bros. All rights reserved.“

                                                              Ab sofort erhältlich

91n3SdIv8zL. SL1500 „Matrix“ sorgte unter der Regie der Wachowski – Schwestern 1999 für eine kleine Sensation. Mit bis dahin ungekannten Computertricks, besonders natürlich den legendären Zeitlupeneffekten, aber auch einer komplexen Geschichte setzte der Film neue Standards im Actiongenre, dessen Wirkung auch abseits der Kinoleinwand spürbar war und die bis heute großen Einfluss auf die Erschaffung cineastischer Erfahrungen jedweder Art ausübt. Ferner wurde wahrscheinlich kein anderer Film derart häufig parodiert. Der Lohn des ungewöhnlichen Konzepts neben zahlreichen anderen Preisen: Vier Oscars©, darunter für die besten Spezialeffekte. Es folgten zwei (übermäßig komplizierte) Fortsetzungen sowie zahlreiche (übermäßig schlechte) Videospiele. Doch auch die Veröffentlichungsgeschichte des Originals ist ein Kapitel für sich. Die Erstauflage der DVD, welche damals noch zu den absoluten Referenzen des noch jungen Mediums gehörte, war gemessen an damaligen Standards bereits sehr gut umgesetzt und fing das Leinwanderlebnis authentisch ein. Anders dagegen die Neuauflage von 2004. Die war plötzlich in jeder Hinsicht einfach nur noch grün und stellte einen furchtbaren Stilbruch zur Erstauflage dar. Und eben jene Version hat es dann später auch auf Blu-Ray geschafft. Mit der UHD – Version präsentiert Warner Bros. nun endlich ein neues, vom Originalnegativ abgetastetes Master, welches den Film wieder näher an das ursprüngliche Setting heranbringen will. Und da dieses zum Glück auch im Rahmen einer neuen Blu-Ray – Auswertung genutzt wird, sind die Erwartungen entsprechend hoch. Wir haben beide Formate für euch getestet.

Der Film

Tagsüber geht Thomas Anderson (Keanu Reeves, „John Wick“) einem ereignislosen Dasein als kleiner Angestellter in einem Großraumbüro nach, nachts jedoch taucht er als „Neo“, der große Hacker, in den Untergrund der Szene ab. Wohl wissend, dass irgendetwas mit der Welt nicht zu stimmen scheint, geht er akribisch allen Hinweisen zu etwas nach, dass nur als „Die Matrix“ bekannt ist. Vom geheimnisvollen Morpheus (Laurence Fishburne, „Passengers“) erhofft er sich Antworten auf seine Fragen. Doch Neo ist bereits im Visier der sogenannten Agenten unter Führung des eiskalten Smith (Hugo Weaving, „The First Avenger“), der Morpheus um jeden Preis ausschalten will. Kaum aus der Matrix befreit muss Neo erkennen, dass die bisher gekannte Realität nichts weiter als ein gigantisches Computerprogramm darstellt und die Menschen darin in Wirklichkeit in gewaltigen Zuchtstationen einer dystopischen Welt als Energiequellen für Maschinenwesen dienen, welche längst die dominante Spezies auf der Erde darstellen. Dem gegenüber steht nur noch ein kleiner Widerstand der Menschen, welchem neben Morpheus auch Trinity (Carrie-Anne Moss, „Pompeii“) und andere Crewmitglieder des Hovercrafts Nebukadnezzar angehören. 

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Doch Neo ist nicht nur ein weiterer Exilant der Matrix, sondern laut Morpheus ein Auserwählter, der eine uralte Prophezeiung erfüllen und die Menschen innerhalb und außerhalb der Matrix von der Tyrannei der Maschinen befreien soll. Keine leichte Aufgabe, besonders nicht, da die Matrix und deren Agenten bereits Witterung aufgenommen haben. Als ein Verräter in den eigenen Reihen auch noch dafür sorgt, dass Morpheus von den Agenten in der Matrix festgesetzt wird, entschließt sich Neo, den aussichtslosen Kampf gegen das System aufzunehmen. Und das geht am Besten mit jeder Menge Blei und Kung Fu…

Die Rezension  

Als zwölfjähriger Pimpf war ich seinerzeit natürlich wie die meisten anderen auch völlig fasziniert von dem, was „Matrix“ auf dem Bildschirm abfeuerte, obwohl ich die komplexe Story dahinter erst Jahre später richtig begreifen konnte. Den immensen Hype um die beiden Fortsetzungen, die mit gewaltigem Marketingaufwand begleitet wurden, habe ich allerdings ebenfalls in gutem Gedächtnis behalten. Alleine die Sonnenbrillen…hach, das waren Zeiten. Während ich den Nachfolgern „Reloaded“ und „Revolutions“ allerdings nie viel abgewinnen konnte und stets der Meinung war, dass das Original sehr gut als eigenständiges, abgeschlossenes Erlebnis funktioniert, bieten natürlich auch die Fortsetzungen viele erinnerungswürdige Momente, nerven aber aufgrund der viel zu komplizierten und verworrenen Geschichte, der selbst aufmerksamste Zuschauer kaum folgen können. Der Mut zu komplexen Erzählungen ist aber zu respektieren, bewegte sich das Actionkino in den Folgejahren doch eher wieder auf seichteren Wellen, ehe Christopher Nolan wieder mehr Anspruch ins Effektkino bringen sollte.

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„Matrix“ ist ein extrem zeitloser Klassiker, wenngleich manche Computereffekte heute nicht mehr ganz so überzeugen können wie damals. Aber in den bald 19 Jahren hat sich eben auch eine Menge getan. Betrachtet man den Film als Erwachsener, stellt man fest, dass Action und Kampfchoreographien trotzdem immer noch fesseln. Und wer erinnert sich nicht mit einem Augenzwínkern an die zahlreichen Kinobesucher, die anschließend fest davon überzeugt waren, wirklich Teil einer Computersimulation zu sein? Der Film hat zudem einen immensen Einfluss auf die Unterhaltungskultur genommen, beispielsweise kam in den Folgejahren kaum mehr ein actionlastiges Videospiel ohne Zeitlupeneffekte aus. Nebenbei überzeugt der Film einfach durch seinen extrem coolen Look und die fantastischen Darsteller. Kurzum, Matrix wird auch in 20 Jahren immer noch einen besonderen Platz im Herzen vieler Filmfans haben. Und ganz nebenbei auch einen festen Platz in der Filmgeschichte. Denn Matrix ist genau das: Ein Stück Filmgeschichte, welches in keiner Sammlung fehlen sollte. 

Die UHD/BD     

Jetzt geht es um die virtuelle Wurst: Wie gut ist das neue Master im Vergleich zu den bisherigen Veröffentlichungen? Unter der Aufsicht von Matrix – Kameramann Bill Pope erstellt, stellt die Neuauflage durch eine sorgfältige Überarbeitung der Farbgebung in nahezu sämtlichen Szenen endlich wieder einen Look her, der sich nahe an der originalen Kinoversion bewegt. Somit sieht der seinerzeit auf 35mm gebannte Film jetzt auch im Heimkino viel nuancierter und strukturierter aus und unterscheidet sich dadurch teilweise extrem deutlich von den bisherigen Heimkinoveröffentlichungen. Das omnipräsente Grün, welches von den Wachowski´s ganz bewusst für alle Szenen innerhalb der Matrix verwendet wurde, ist jetzt nur noch in der bewusst gewollten Umgebung wahrnehmbar, während die Charaktere viel natürlicher und differenzierter wirken. Der farbliche Einheitsbrei verwandelt sich dadurch in ein wesentlich saubereres, hochwertigeres Bild, welches zudem in nahezu jeder Einstellung viele neue Details offenbart. Gleichzeitig profitieren auch die Szenen außerhalb der Matrix von der komplett überarbeiteten Farbgebung. Hier dominieren ganz bewusst kalte Blautöne, die einen deutlichen Kontrast zum Grün der Matrix darstellen, im Rahmen der alten Versionen aber ebenfalls sehr schwankend dargestellt waren. Auch hier bietet das neue Master einen klaren Mehrwert: Das Bild ist strukturierter, natürlicher und insgesamt einfach ausgeglichener. Kurzum, die Neuauflage holt dank enormer Sorgfalt bei Abtastung und farblicher Neuausrichtung alles aus dem originalen 35mm – Material raus, was möglich ist. Und das gute daran: All diese Vorteile setzt die neue Blu-Ray bereits sehr gut um. So gut, dass man keine Sekunde zögern muss, um diese gegen die alte HD – Scheibe auszutauschen. 

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Die UHD ist dabei aber nochmal ein gutes Stück besser. Dank Dolby Vision und HDR 10 wirken die Farben abermals kräftiger, während das Bild ingesamt nochmal detailgetreuer daherkommt und so selbst kleinste Falten auf der Stirn oder Poren auf der Haut erkennen lässt. Besonders die Grüntöne in der Matrix kommen so noch besser zur Geltung, aber auch abseits davon wirkt der Film in 4K kontrastreicher und einfach durch die Bahn stimmiger. Auch die Schwarzwerte können hier nochmal besser überzeugen. Zum Glück hat Warner sich bei der Umsetzung dazu entschieden, auf Weichzeichner oder andere Filter zu verzichten (Negativbeispiel „Predator: Ultimate Hunter Edition“), sondern stattdessen das natürliche Filmkorn zu erhalten, welches auf der UHD noch etwas präsenter wirkt als auf der neuen Blu-Ray. Während der Film unter Verwendung von HDR 10 in hellen Szenen etwas die Nase vorne hat, verschluckt es dafür bei dunkleren Einstellungen aber das ein oder andere Detail. Bei Dolby Vision verhält es sich da genau umgekehrt, dementsprechend fällt es schwer, ein gutes Urteil darüber abgeben zu können, welcher Modus dem Film eher zugute kommt. Das ist am Ende wohl wieder mal eine Sache der individuellen Betrachtungsweise. Wie man es auch dreht und wendet, ob Blu-Ray oder UHD, das Endergebnis des Restauration weiß absolut zu begeistern und stellt nach so vielen Jahren endlich wieder den originalgetreuen Look der Kinofassung her. Im Vergleich zu vielen anderen UHD – Neuauflagen gehört Matrix für mich zu den bisher besten und hat in Sachen optischer Differenzen im Vergleich zur alten Version einigen Referenzcharakter, der nur durch gelegentlich auftretendes Banding ab und an etwas gestört wird. 

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Referenzcharakter hat auch die neue Dolby Atmos 7.1 Tonspur, welche den Film auch in Sachen Tonqualität auf ein modernes, eindrucksvolles Level hievt. Diese ist sogar auf der konventionellen Blu-Ray enthalten, was eine kleine Sensation darstellt, besonders für Warner – Verhältnisse. So eindrucksvoll, klar definiert und mit so einer exzellenten Immersion hat man den Film daheim noch nie erleben können. Hier stimmt wirklich alles. Jedenfalls, wenn man den Film in Englisch sieht. Denn der entscheidene Wermutstropfen liegt leider wieder mal darin, dass die Deutsche Tonspur dieses Upgrade nicht erfahren hat, und stattdessen im gleichen alte Dolby Digital 5.1 – Format daherkommt, wie auf allen bisherigen Veröffentlichungen. Die klingt zwar gemessen für sich nicht schlecht, kann aber zu keinem Zeitpunkt an die brachiale Qualität der Atmos – Tonspur heranreichen. Dafür mangelt es einfach an allen Ecken und Enden an Dynamik und Klarheit. Und eben das ist andererseits mal wieder ganz typisch Warner, die selbst Jahre nach Etablierung der Blu-Ray noch immer Uralt – Ton auf ihre Scheiben gepresst haben und erst spät auch auf aktuelle Formate gesetzt haben. Somit muss man klar sagen, dass der größte Minuspunkt der hiesigen Veröffentlichung beim Ton liegt, was die Gesamtwertung deutlich senkt. Denn im direkten Vergleich zwischen der exzellenten neuen Originalton – Abmischung und der alten Deutschen Tonspur liegen wahrhaft Welten. Bei den Extras sieht die Sache dafür wieder wesentlich besser aus. Sowohl UHD als auch Blu-Ray enthalten ganze vier Audiokommentare, die allesamt jeweils ganz spezielle Blicke auf den Film werfen und wirklich hörenswert sind. Auf einer zweiten Blu-Ray finden sich neben der grandiosen, zweistündigen Dokumentation „Revisiting the Matrix“ auch zahlreiche andere bekannte Extras, die zwar ebenfalls nicht neu, aber allesamt sehenswert sind. Alleine die Tatsache, dass Warner hier wie viele andere Label bei UHD – Veröffentlichungen der letzten Zeit nicht einfach auf bekannte Extras verzichtet hat, muss lobenswert erwähnt werden. 

Fazit

ava3„Guten Tag, Mr. Anderson! Selbst knapp 20 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung hat ´Matrix´ nichts von seiner cineastischen und philosophischen Faszination eingebüßt. Mit dem neuen Master bekommt man nun endlich auch im Heimkino eine der Qualität des Films angemessene Veröffentlichung geboten, die dank enormem Aufwand nicht nur nahezu sämtliche Fehler alter Veröffentlichungen ausbügelt, sondern dabei auch ein insgesamt viel detailreicheres, stimmigeres Bild präsentiert, welches bereits auf der neuen Blu-Ray sehr gut, aber erst auf der UHD wahrhaft sensationell daherkommt. Dank enorm umfangreichen Bonusmaterials bleiben fast keine Wünsche bei der Veröffentlichung offen, lediglich die abermalige Verwertung der uralten Deutschen Tonspur stellt im Vergleich zur ebenfalls mitgelieferten neuen Englischen Dolby Atmos 7.1 – Variante eine extrem bittere (rote) Pille dar, die es leider vorerst zu schlucken gilt. Aufgrund des herausragenden neuen Masters lohnt das Upgrade aber trotzdem allemal.“

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