UHD: „Dredd“

                                                Getestet und verfasst von General M 

               Quelle Bildmaterial: „Dredd, ©2012 Universum Film GmbH. All rights reserved.“ 

                                                                Ab sofort erhältlich

61PBl09pLEL. SL1200 Seit 1977 erfreuen sich Comicfans auf aller Welt über die düster-brutalen Abenteuer des ikonischen Judge Dredd, der im überlasteten Justizsystem einer dystopischen Zukunft Richter, Geschworener und Henker in einer Person vereint. Neben diversen Videospielumsetzungen folgte 1995 erstmals auch eine filmische Adaption, die mit Silvester Stallone als Judge Dredd prominent besetzt war, sich aber in den Augen der Fans zu viele künstlerische Freiheiten herausnahm, angefangen damit, dass Dredd in den Comics nie sein Gesicht offenbart. Besser und näher am Quellmaterial wollte es 2012 die schlicht auf den Namen Dredd getaufte Neuadaption machen. Und die gibt es jetzt erstmals in 4K. Eine in der Tat dringend nötige Überarbeitung. 

Der Film

In ferner Zukunft: Die ehemaligen Vereinigten Staaten sind nach einer Strahlungskatastrophe weitestgehend unbewohnbar. 800 Millionen Menschen leben zusammengepfercht in der Mega City One, die zwar einen großräumigen Zusammenschluss ehemaliger Großstädte darstellt, dabei aber dennoch kaum genug Platz für alle bietet. Zwischen den gewaltigen Hochhauskomplexen kämpfen Banden um Macht und Kontrolle, die Kriminalitätsraten erreichen schwindelerregende Ausmaße. Um all dem Herr zu werden, wurden die Judges ins Leben gerufen, Elitepolizisten, die über weitreichende Befugnisse bei Strafverfolgung, Verurteilung und Vollstreckung verfügen. Der härteste unter den Judges ist Dredd (Karl Urban, Star Trek), ein eiskalter, prinzipientreuer Einzelgänger, der das Gesetz gnadenlos vollstreckt.

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Ausgerechnet Dredd soll nun im echten Einsatz die Abschlussbewertung der Nachwuchsrekrutin Anderson (Olivia Thirlby, Goliath) durchführen, die ihren Abschluss zwar knapp verpasst hat, aufgrund ihrer telepathischen Kräfte aber dennoch nützlich für die Judges sein könnte. Die nächste Mission führt beide zum Hochhauskomplex Peach Trees, der sich fest in der Hand der im obersten Stock hausenden Psychopathin und Drogenbaronin Ma-Ma (Lena Headey, Game of Thrones) befindet. Die hat drei ihrer unzuverlässigen Untergebenen erst mit Drogen vollgepumpt, sie dann häuten lassen und anschließend auf den weiten Weg nach unten geschickt. Als es Dredd dank Anderson´s Fähigkeiten gelingt, einen mutmaßlichen Belastungszeugen aufzugabeln, lässt Ma-Ma den gesamten Komplex kurzerhand abriegeln und eröffnet die Jagd auf die von der Außenwelt abgeschotteten Judges. 

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Doch Dredd denkt gar nicht daran, einfach so aufzugeben und stellt sich auf dem Weg ins oberste Stockwerk gemeinsam mit seiner Rekrutin einem nicht enden wollenden Sturm von Ma-Ma´s schwerbewaffneten Handlanger entgegen. Keine einfache Aufgabe, denn der Zeuge steht ebenfalls auf der Abschussliste und wartet nur auf eine Gelegenheit, zu entkommen…

Die Rezension

Dredd entstand 2012 auf dem Höhepunkt der 3D – Welle und gehört zu den ganz wenigen Filmen, die tatsächlich auch in echtem 3D gedreht wurden, anstatt später nachträglich ins dreidimensionale Format konvertiert zu werden. Allen Mühen und zahlreichen guten Kritiken zum Trotz gelang es dem von Pete Travis inszenierten Film nicht, genügend Geld in die Kassen zu spielen, um die Tür für weitere Fortsetzungen zu öffnen.

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Schade ist das allemal, denn der beinharte und stocknüchterne Ansatz des Films weiß zu gefallen, Dredd gehört zu den deftigsten und kompromisslosesten Actionorgien der letzten Jahre und erfreut sich als solche bis heute großer Beliebtheit. Dabei bewegt man sich glücklicherweise anders als die Erstverfilmung von 1995 viel näher an der Vorlage und zeigt endlich den eiskalten Judge Dredd, den Fans der Comics über die Jahrzehnte kennen und liebengelernt haben – übrigens klasse gespielt von Karl Urban, der seitdem immer wieder deutlich gemacht hat, wie gerne er die Rolle weiterführen würde. 

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Mit Olivia Thirlby kommt eine konträre, aber doch bereichernde Komponente hinzu, die neben dem beinharten Dredd deutlich menschlicher wirkt. Das Mentor – Schüler – Prinzip funktioniert hervorragend und wirkt nie aufgesetzt. Lena Headey sorgt als charismatische Ma-Ma für einen angemessenen Schurken. Statt kunterbunter Inszenierung und dem darauf, das Material auch für ein jüngeres Publikum kompatibel zu machen, zeigt sich die Neuverfilmung von 2012 deutlich düsterer, härter und trostloser. Im effektreichen Bleigewitter wirken viele Tricks zwar arg günstig erstellt und auch die sehr an The Raid erinnernde Story kommt nicht ohne gewisse Lücken und Schwächen daher, wer aber auf der Suche nach kurzweiliger und rasant inszenierter Action ist, kommt um Dredd auch 7 Jahre später nicht herum. 

Die UHD

Bei Dredd handelt es sich um einen extrem durchstilisierten Film, der zwar bereits komplett digital entstanden ist, in der Nachbearbeitung aber derart mit künstlichem Filmkorn und Filtern bombardiert wurde, das man den fertigen Film bei der späteren Heimkinoveröffentlichung in Sachen Bild kaum nach gängigen Maßstäben beurteilen konnte. Heftigste Übersättigung bei den Farben, völlig außer Kontrolle geratene Kontraste und ein chronischer Mangel an Bildschärfe sind nur wenige der zahlreichen Kritikpunkte, welche die bisher erhältliche Blu-Ray nüchtern betrachtet zu den wohl schlechtesten ihrer Zunft zählen lassen. Wie gesagt, all das ist zwar gewollt, aber einfach in der Wirkung zu übertrieben und geht zu sehr auf Kosten der Bildqualität, die unter den genutzten Filtern so sehr zu leiden hat, dass man oft kaum noch etwas vom Geschehen erkennen kann.

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Dementsprechend war ich sehr gespannt darauf, ob die UHD, die letzendlich das gleiche 2K Digital Intermediate wie die alte Blu-Ray nutzt (was bedeutet, dass wir es statt nativem 4K hier leider nur mit einem Upscale zu tun bekommen), besser abschneiden würde. Das Ergebnis fällt leider trotz erweitertem Farbraum und Support für HDR10 und Dolby Vision gemischt aus. Zwar beseitigt die UHD zugunsten eines etwas homogeneren Bildes zahlreiche der heftigen Kontrastflanken und bietet darüber hinaus deutlich angenehmere Farben, eine wirkliche Offenbarung ist aber auch die UHD nicht. Dafür leidet das Bild noch zu sehr unter Unschärfen und teils überdrastischer Körnung. Und auch die kräftigeren Schwarzwerte haben einen Preis, denn dafür kämpft die UHD jetzt in dunklen Szenen mit starkem Rauschen und mieser Durchzeichnung. Das angenehmere Erlebnis für die Augen liefert die 4K – Scheibe aber allemal, wenngleich man klar sagen muss, dass man von Referenzmaterial immer noch so weit entfernt ist wie die SPD von einer absoluten Mehrheit im Bundestag. Interessant ist auch der im Vergleich zur regulären Blu-Ray (welche der UHD in all ihrer Scheußlichkeit beiliegt), die wohl bedingt durch das native 3D – Material oft differenziertere Proportionen bietet als die UHD. Das ist in dem Fall aber ganz gut so, denn durch die Korrekturen wirkt die Neuauflage in diesem Bereich immerhin etwas runder.  

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Ein klarer Nachteil entsteht hiesigen Käufern besonders beim Ton, denn die absolut beeindruckende englische Atmos – Spur der englischen Fassung sucht man hierzulande leider vergeblich, stattdessen werden sowohl deutscher als auch englischer Ton „nur“ im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format angeboten. Der hat es aber immer noch enorm in sich, denn auch ohne dreidimensionale Ebene wird hier ein ein so kraftvolles und dynamisches Effektfeuerwerk aus den Lautsprechern abgefeuert, dass es einen kaum im Sitz hält. Wenn Dredd und Anderson aus allen Richtungen mit Dauerfeuer belegt werden, fühlt man sich als Zuschauer mittendrin im Geschehen. Die Kugeln fliegen nur so durch den Raum, der Subwoofer sorgt für kraftvolle Bässe und der Center überzeugt durch jederzeit gute Stimmverständlichkeit. Ein Irrsinnstrip für die Ohren, selbst 7 Jahre nach Erstveröffentlichung. Neues zu vermelden gibt es auch bei den Extras nicht, die komplett identisch zur Blu-Ray von 2012 ausgefallen sind. Gut 14 Minuten entfallen auf die nähere Beleuchtung der 3D – Kamerasysteme, Effekte und der Comicvorlage, dazu gibt es nochmal 26 Minuten an Interviewmaterial mit Cast und Crew. 

Fazit

ava7„Dredd funktioniert auch ohne große Kenntnisse zur Comicvorlage bestens und bietet im Vergleich zur Erstverfilmung von 1995 den deutlich kompromissloseren und dystopischeren Ansatz. Wer es gerne bleihaltig, blutig und düster mag, wird mit dem kurzweiligen Action bestens bedient. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die neue UHD macht zwar manches besser als reguläre HD – Veröffentlichung, kämpft aber immer noch mit vielen alten Problemen und schafft teilweise sogar neue. Das bessere Bild (besser, aber nicht gut) bietet sie aber allemal. Ton und Extras dagegen sind identisch zur Erstveröffentlichung ausgefallen, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss, denn der bereits verfügbare Ton haut auch ohne dreidimensionale Ebene einiges raus. Die Sitzung ist geschlossen.“ 

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

 

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