UHD/BD: „Venom“

                                     Getestet und verfasst von General M 

               Quelle Bildmaterial: „Venom, ©2018 Columbia Pictures Industries, Inc.
                                                                                                  and Tencent Pictures (USA) LLC. All rights reserved.“ 

                          Seit dem 14. Februar 2019 erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

81qiAk3bd4L. SL1500 Wir schreiben das Jahr 2007. Fans auf der ganzen Welt freuen sich auf den ersten Leinwandauftritt von Spider-Man´s legendärem Gegenspieler Venom in Sam Raimi´s Spider-Man 3. Am Ende jedoch enttäuscht der Film in nahezu jeder Hinsicht. Das muss doch besser gehen, dachten sich die Verantwortlichen bei Sony, die bereits in der Entstehungsphase zum folgenden Reboot mit Andrew Garfield einen eigenständigen Venom – Film vorsahen. Bis es aber tatsächlich dazu kommen sollte, würden noch einige Jahre vergehen. Erst Ende 2018 schaffte es der bekannte Antiheld wieder in die Kinos – und das mit gewaltigem Erfolg. Den Test zur Heimkinoversion aus dem Hause Sony Pictures Entertainment gibt es heute bei uns. 

Der Film

Eigentlich könnte es für Eddie Brock (Tom Hardy, The Revenant – Der Rückkehrer) nicht besser laufen. Der für seine kritischen Fragen berühmt-berüchtigte Journalist ist erfolgreich im Job und zudem schon seit längerer Zeit glücklich mit der Rechtsanwältin Anne (Michelle Williams, The Greatest Showman) verlobt. Nun soll Eddie ein Interview mit Dr. Carlton Drake (Riz Ahmed, Rogue One: A Star Wars Story), dem milliardenschweren Boss der ominösen Life Foundation führen, die sich nach außen hin zum Wohl der Menschheit arrangiert. Nachdem der Journalist aber auf Anne´s Laptop eine für das Unternehmen verhängnisvolle Mail entdeckt und Drake trotz eindringlicher Warnung seines Chefs mitten im Interview darauf anspricht, verliert Brock nicht nur seinen Job, sondern ebenso auch Anne, die sich wenig später enttäuscht von ihm abwendet. 

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Einige Zeit darauf lebt Eddie in einem heruntergekommenen Appartement und lässt den Alltag mehr schlecht als recht an sich vorbeiziehen. Trotzdem ist er immer noch entschlossen, seinen guten Ruf wiederherzustellen und Anne zurückzuerobern. Die Gelegenheit dazu bietet sich, als die in der Life Foundation tätige Wissenschaftlerin Dr. Skirth aus ethischen Gründen Kontakt zu Eddie aufnimmt. Dort werden mit außerirdischen Symbionten grausame Menschenversuche an Obdachlosen durchgeführt, die schon zu vielen Toten geführt haben. Kurzerhand bricht Eddie in den Firmenkomplex ein und findet dort tatsächlich die gesuchten Beweise, gerät aber auch in Kontakt mit einem der Parasiten aus dem All.

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Nach einer abenteuerlichen Flucht und ersten Anpassungsschwierigkeiten an den neuen Gefährten, der sich nur als Venom vorstellt, offenbaren sich für Eddie neben zahlreichen Problemen auch viele neue Fertigkeiten. Nun mit übermenschlichen, aber kaum zu kontrollierenden Kräften ausgestattet, ist das ungleiche Duo mehr denn je entschlossen, die Life Foundation zu Fall zu bringen – wobei die jeweiligen Gründe ganz unterschiedlicher Natur sind. Drake, der Eddie eine ganze Horde Söldner auf den Hals hetzt, plant nämlich, weitere Symbionten auf die Erde zu holen, damit diese den Planeten erobern können. Das gilt es natürlich zu verhindern, gäbe es da nur nicht diese fortlaufenden Meinungsverschiedenheiten, zum Beispiel über das Verspeisen menschlicher Köpfe…

Die Rezension

Der erste Soloauftritt des berühmten Antihelden entpuppte sich nicht ganz so, wie langjährige Fans es sich wohl erhofft hatten. Denn anders als in den Comics geht Venom hier deutlich zahmer zu Werke, dem auf Massenkompatibilität ausgelegten Film sei Dank. Und dennoch (oder gerade deswegen) entpuppte sich Venom an den Kinokassen als Megahit, der satte 885 Millionen Dollar einspielte. Kein Wunder, dass eine Fortsetzung längst in trockenen Tüchern ist. Dass Venom auch ohne krasse Härten funktioniert, liegt in erster Linie an Hauptdarsteller Tom Hardy, welcher seine Rolle als Reporter eine nahezu perfekte Mischung aus Witz und Charaktertiefe verleiht und damit in nur einem Film schafft, wofür andere Marvel – Charaktere eine ganze Trilogie benötigen. Der ständige Konflikt zwischen Gut und Böse ist das zentrale Motiv des Films. Es macht großen Spaß, Hardy dabei zuzusehen, wie er glaubhaft auf den dünnen Pfaden dazwischen wandelt, ohne dabei je in Slapstick abzudriften.

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Keine Frage: Der Brite trägt den Film von Anfang bis Ende. Ohne Tom Hardy wäre Venom wohl wenig mehr gewesen als ein gewöhnliches Effektfeuerwerk, denn abseits des Hauptdarstellers existiert im Grunde nichts, was man nicht in irgendeiner Form schon gesehen hätte. Die Handlung ist simpel gestrickt, der Bösewicht elendig generisch und bis sich endlich mal was tut, dauert es eine gefühlte Ewigkeit. Venom ist kein Teil des Marvel Cinematic Universe, was auch an der schwierigen Lizenzlage liegt, sondern ein komplett unabhängiger Film, der die Ereignisse des Infinity War und allen vorherigen Geschehnissen völlig ignoriert. Wahrscheinlich wurde das Setting auch deswegen von New York City nach San Francisco verlegt und natürlich wird auch Venom´s eigentlicher Erzfeind Spider-Man hier mit keiner Silbe erwähnt. Schlimm ist das aber nicht, denn so liegt der Fokus ganz alleine auf dem bekannten Antihelden und seiner eigenen Geschichte, was abseits des längst überladenen Marvelkosmos sehr gut tut und auch Einsteigern perfekten Zugang zur Figur ermöglicht. 

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Veranwortlich für die filmische Umsetzung zeigte sich übrigens Zombieland – Regisseur Ruben Fleischer, der allerdings für die Fortsetzung aller Wahrscheinlichkeit nicht zurückkehren wird. Dafür lässt das Ende des Films darauf hoffen, dass wir mit Woody Harrelson als wahnsinnigem Serienkiller Cletus Kasady/Carnage einen deutlich cooleren Gegenspieler serviert bekommen werden. Wie man allerdings eine der brutalsten Kreaturen des Marvel – Universums in einem aller Voraussicht nach abermals für zwölfjährige konzipiertem Film unterbringen will, bleibt aber zumindest momentan noch unbeantwortet. 

UHD und Blu-Ray

Für Venom griff man auf eine rein digitale Herstellungsweise zurück und verwendete Kamerasysteme mit bis zu 8K Ausgangsauflösung. Da diese allerdings nicht für die gesamten Aufnahmen verwendet wurden, entstand am Ende alleine schon aufgrund der Effekte „nur“ ein 2K Digital Intermediate, welches natürlich auch auf den Heimkinoauswertungen zum Einsatz gelangt. Dementsprechend bietet die UHD leider kein natives 4K, sondern skaliert lediglich auf die Zielauflösung hoch, während die reguläre Blu-Ray wie immer ein weiter auf 1080p herabskaliertes Master nutzt. Die Unterschiede sind in vielerlei Hinsicht überraschend groß ausgefallen und erfordern definitiv eine nähere Betrachtung. 

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Deutlich hinter den Erwartungen zurück bleibt die Blu-Ray, der es in erster Linie an konsequent durchgehender Schärfe mangelt. Das fällt besonders in den Totalen negativ auf, in denen es dem Bild auch immer wieder an Details mangelt. Besonders gut erkennt man das an den Hauttexturen, die in diesen Momenten viel zu glatt wirken. Das bessert sich lediglich in den Nahaufnahmen deutlich, die Detailwiedergabe erreicht aber selbst dann keine Referenzwerte. Generell zeigt sich zum Rand hin eine leichte Unruhe, die je nach Einstellung mal mehr, mal weniger stark auffällt. Auch die Kontraste bewegen sich in gerade mal mittelprächtigen Bereichen, weder die Durchzeichnung in den vielen dunklen Momenten, noch der Übergang zu helleren Szenen im Anschluss gelingt sauber. Richtig sattes Schwarz, wie es ein Film wie Venom eigentlich zwingend voraussetzt, gibt es selten bis nie zu bestaunen. Und zu guter letzt kann auch die Farbgebung nicht so recht überzeugen, die ab und an zur Übersaturierung neigt. Zusätzlich wirkt das Bild oft überstrahlt und präsentiert sich schlichtweg zu hell, was weiter auf Kosten der Detailtreue geht. Kurzum, wir haben es hier mit einer überraschend enttäuschenden Veröffentlichung zu tun. 

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Die UHD beseitigt zum Glück zahlreiche Probleme der Blu-Ray, ist aber letztendlich insgesamt immer noch von Referenzqualitäten entfernt. Erstmal fällt die  bessere Bildschärfe auf, die zwar immer noch zu den besagten Randunschärfen neigt, aber trotzdem das detailreichere Gesamtergebnis abliefert. Perfektion sieht aber selbst hier noch anders aus. In den oft genutzten Panoramaeinstellungen fällt die oft komplett andere Farbgebung auf, die für einen deutlich natürlicheren und auch kräftigeren Gesamtlook sorgt, der auch den Gesichtern zugute kommt. Venom unterstützt hier sowohl HDR10 als auch Dolby Vision und nutzt natürlich auch einen erweiterten Farbraum, was sich positiv auf die Qualität auswirkt. Auch die Kontrastgebung ist um Längen besser als bei der Blu-Ray ausgefallen. Knackige, nuancierte Schwarzwerte sorgen für deutliche Unterschiede zwischen Kleidungsstücken und Hintergründen, auch die Durchzeichnung ist viel sauberer geraten. In dieser Form entfaltet Venom sein visuelles Potenzial um Längen besser als die Blu-Ray, denn die UHD bietet das deutlich harmonischere Bild. Kleine Schwächen bleiben aber auch hier enthalten. 

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Weniger Unterschiede zwischen den einzelnen Versionen gibt es beim Sound zu vermelden. Sowohl die Blu-Ray als auch die UHD warten lediglich mit verlustfreiem DTS-HD MA 5.1 – Ton auf, nur die UHD bietet den englischen Originalton auch in Dolby Atmos an. Schade, dass man den deutschen Konsumenten dies im hochpreisigen 4K – Segment abermals verweigert. Entschädigung dafür bietet der reguläre Ton aber massig, denn Venom setzt hier Referenzen in einem sehr unüblichen Bereich: Dem Center. Die Stimme des Symbionten wird hier derart kraftvoll und einnehmend aus dem Lautsprecher geworfen, dass dadurch eine einzigartige Immersion entsteht, die man einfach nur feiern kann. Aber auch sonst ist die Stimmwiedergabe hervorragend ausgefallen und wird eigentlich nur noch vom Originalton übertroffen, der all das nochmals kräftiger ausgibt. Wuchtige Bässe und gut gesetzte Raumklangeffekte sorgen aber auch abseits davon für ein prima Hörerlebnis und zeigen den sonst aus dem Hause Disney veröffentlichten Marvelfilmen, wie guter Ton sein muss. Der englische Atmos – Ton der UHD fügt dem Film dann noch eine Deckenebene hinzu, die für viele tolle Effekte von oben sorgt. Diese sind allesamt gut platziert und nicht minder kraftvoll als der Ton auf der regulären Ebene. Alles in allem eben noch mal eine Spur mehr Mittendringefühl, welches den hervorragenden Sound optimal ergänzt. Hoffentlich alsbald eben nicht nur im O-Ton, sondern auch auf deutschen Sprachfassungen. Verdient hätten wir es allemal. 

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Zu guter letzt wollen wir natürlich auch die Extras nicht vergessen, die komplett auf der Blu-Ray untergebracht wurden, welche der UHD beigelegt ist. Im Venom – Modus bekommt der Zuschauer während des Hauptfilms immer wieder Trivia – Einblendungen mit interessanten Hintergründen zur Comicvorlage und der Welt von Venom präsentiert. Außerdem gibt es Einblicke in die Stuntarbeit, die Beziehung zwischen Eddie und seinem Symbionten, das Design und einen gut 20 Minuten langen Breakdown über die Transition vom Comic zum Film. Weitere Kurzfeatures, zwei Musikvideos und drei kurze Deleted Scenes mit knapp 5 Minuten Laufzeit lassen die Gesamtlaufzeit der Extras auf gut eine Stunde ansteigen. Sehenswert und informativ ist das Gebotene allemal, nur einen Audiokommentar sucht man am Ende leider vergebens. 

Fazit

ava5„Tom Hardy IST Venom. Ohne dessen brillante, perfekt auf den Punkt gebrachte Darstellung des wohl berühmtesten Antihelden im Marvel – Universum wäre dessen erster Solofilm wohl nichts weiter als ein gewöhnlicher, effektbeladener Beitrag zum bekannten Helden- und Schurkenkosmos gewesen. Denn weder ist Venom auf Innovation aus, noch gibt er sich Mühe, seine immerhin kleinen Logiklücken groß zu kaschieren. Dank Hardy´s Präsenz platziert sich der Film aber dennoch angenehm abseits der bekannten Charaktere und legt seinen Fokus mehr auf die Charaktere als auf brachiale Action. Die Mischung stimmt zufrieden. Weniger gut gelingt das der Blu-Ray, die enttäuschend abgeschnitten hat. Zumindest die UHD macht hier wieder einiges besser, stößt aber trotzdem nie in Referenzbereiche vor. Das gelingt hier nur dem Ton. Dank umfangreicher Extras und einer schicken Aufmachung kann man sich den Film aber trotzdem guten Gewissens ins Sammlerregal stellen. Ich bin gespannt, in welche Richtung die weiteren Abenteuer von Eddie Brock gehen werden. Denn dass es weitergehen wird, steht längst fest.“ 

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