UHD/BD: „Spider-Man: Far from Home“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

              Quelle Bildmaterial: „Spider-Man: Far from Home, ©2019 Sony Pictures Entertainment. All rights reserved.“ 

                                         Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

91qRTFeZOuL. SL1500 Wahrscheinlich gab es in diesem Jahr kaum einen Film, über den mehr gesprochen wurde als Avengers: Endgame. Das langerwartete Finale einer ganzen Heldengeneration führt mit knapp 3 Milliarden Dollar weltweitem Einspielergebnis mittlerweile die Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten an. Sehr viel mehr scheint kaum möglich zu sein, dennoch dreht sich das Rad des Marvel Cinematic Universe munter weiter. Spider-Man: Far from Home tritt als Abschluss der sogenannten Phase 3 ein erwartungsvolles Erbe an, konnte aber einmal mehr Kritiker und Fans beinahe restlos überzeugen. Ob dem Film das auch im Heimkino gelingt, klärt unser Test. 

Der Film

Auch acht Monate nach der finalen Schlacht gegen Thanos haben die Menschen weltweit noch immer mit den Auswirkungen von dessen Taten, vornehmlich der Auslöschung der halben Erdbevölkerung, zu kämpfen. Zwar gelang es, die Verlorenen am Ende durch den sogenannten Blimp erfolgreich zurück ins Leben zu bringen, allerdings sind die Wiederkehrer während ihrer fünfjährigen Abwesenheit anders als die Überlebenden keinen Tag gealtert. Dementsprechend schwer haben es vor allem die jungen, mitten in der Entwicklung befindlichen Schulgänger, sich wieder in den Alltag einzufügen. Mit gänzlich anderen Problemen dagegen muss sich Peter Parker (Tom Holland, The Current War) alias Spider-Man auseinandersetzen: Der Verlust von Freund und Mentor Tony Stark hat den Wandkrabbler schwer getroffen, außerdem hindert ihn das Heldendasein mehr und mehr an einem geregelten Privatleben. 

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Dementsprechend groß ist die Freude, als eine Klassenfahrt nach Europa angekündigt wird. Ohne Kostüm im Gepäck will Peter nun nicht nur endlich mal vom Heldenalltag entspannen, sondern auch endlich die Gelegenheit nutzen, um Herzensdame MJ (Zendaya Coleman, Euphoria) auf dem Pariser Eiffelturm seine Gefühle zu gestehen. Neben sämtlichen Klassenkameraden ist natürlich auch wieder Peter´s bester Freund Ned und auch der arrogante Flash an Bord nach Europa. Dort kommt aber natürlich alles anders als geplant, denn fortlaufende Angriffe gewaltiger Elementarkreaturen zwingen nicht nur Peter dazu, wieder in sein Kostüm zu schlüpfen, mit dem geheimnisvollen Quentin Beck (Jake Gyllenhaal, Life) alias Mysterio taucht auch ein neuer Held auf, der direkt aus einem Paralleluniversum entsprungen verhindern will, dass die Kreaturen hier den gleichen verheerenden Schaden anrichten wie auf dessen alternativer Erde. 

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Nach erster guter Zusammenarbeit entsteht schnell eine Freundschaft zwischen Peter und Quentin, die ersteren schnell davon überzeugt, dass Spider-Man die schwere Bürde der Nachfolge Iron Man´s nicht alleine antreten muss. Kurzerhand überlässt er Beck die vollständige Kontrolle über sämtliche Datenbanken von Stark Industries und den damit unbegrenzten technischen und finanziellen Möglichkeiten des verstorbenen Großindustriellen. Dass sich das allerdings als ausgesprochen blöde Idee entpuppt, merken selbst die ebenfalls mitmischenden S.H.I.E.L.D. – Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson, Shaft) und Maria Hill erst, als es beinahe zu spät ist. So liegt es am Ende doch wieder alleine an Peter, die Welt vor neuem Unheil zu bewahren, auch wenn das bedeutet, dass seine geheime Identität aufzufliegen droht…

Die Rezension

Nach zähen Verhandlungen zwischen Marvel und Sony gelang es seinerzeit, eine erfolgreiche Wiedereingliederung von Spider-Man in das hauseigene Cinematic Universe zu erreichen. Seitdem läuft es für den Urtyp des Comichelden wieder richtig gut, denn nach dem Debüt in Captain America: Civil War und dem erstaunlich erfolgreichen Soloausflug in Spider-Man: Homecoming nahm die von Stan Lee und Steve Ditko erschaffene Figur natürlich auch im Finale der Avengers eine wichtige Rolle ein. Nun geht es also neuen, eigenständigeren Horizonten entgegen. Den extrem hohen Erwartungen als erstem Folgefilm nach Endgame wird Spider-Man: Far from Home aber zum Glück vollständig gerecht. Einmal mehr ist es Regisseur Jon Watts gelungen, die perfekte Mitte zwischen glaubwürdigen, sympathischen Charakteren und eindrucksvoller Action zu finden, die über 130 Minuten Spielzeit perfekt unterhält. 

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Zwar muss man als Europäer immer wieder heftig angesichts der typisch amerikanischen Klischeedarstellungen hinsichtlich hiesiger Kulturen schlucken, dafür punktet Spider-Man: Far from Home neben tollen Bildern, unter anderem aus Prag und London, auch mit sensationellen Effekten, einer guten Dosis Humor und nicht zuletzt auch mit durchgehend tollen Jung- wie Altdarstellern. Tom Holland festigt in seinem mittlerweile fünften Auftritt als titelgebender Held seinen Status als bester darsteller des ikonischen Kultcharakters, der neben der zunehmend erdrückenden Verantwortung als Spider-Man verzweifelt versucht, auch einfach mal wieder ein ganz normales Teenagerleben führen zu können. Die Chemie zwischen Holland und Zendaya Coleman ist außerdem wieder grandios und sollte auch Romantikern einiges bieten können. Mit Jake Gyllenhaal ist es den Machern außerdem gelungen, die Rolle des Quentin Beck optimal zu besetzen. Der wandelt hier nämlich wunderbar auf den Pfaden von Robert Downey Jr., nur um dann im wohl unvorhersehbarsten Moment in eine ganz eigene Richtung abzudriften, was letztendlich für eine der denkwürdigsten After Credits – Momente der Filmgeschichte sorgt (und ganz nebenbei auch einem wundervollen Cameo). 

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Das Gute an Spider-Man: Far from Home ist, dass er nicht krampfhaft versucht, mit den epischen Maßstäben von Avengers: Endgame gleichzuziehen, sondern stattdessen eisern an der eigenen Identität eines Coming out of Age – Films festhält, welche den direkten Vorgänger so charmant und erfolgreich hat werden lassen. So werden am Ende beide Filme adäquat fortgesetzt, was in einer gelungenen Mischung resultiert, die im Rahmen des MCU so frisch und unverbraucht wirkt, dass man Spider-Man tatsächlich mühelos zutrauen möchte, zukünftig an der Spitze aller gegenwärtigen und noch kommenden Helden zu stehen. Die Zukunft sieht definitiv verdammt für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft aus. Und bei über einer Milliarde weltweitem Einspielergebnis können wir mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass weitere Soloausflüge längst in trockenen Tüchern liegen. Dagegen ist ausnahmsweise einmal gar nichts einzuwenden. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild 

Selbstverständlich wurde auch Spider-Man: Homecoming komplett digital gefilmt, und zwar unter Einsatz von ARRI Alexa Mini – sowie RED RANGER – Kamerasystemen, die kombiniert zwischen 3.4K und 8K am Output anlegen. Aufgrund der massiven Effektdichte war allerdings abzusehen, dass daraus am Ende einmal mehr lediglich ein 2K Digital Intermediate entstehen würde, welches nun auch im Heimkino zum Einsatz gelangt. Dementsprechend bietet die UHD also keine native Auslösung, sondern skaliert lediglich auf 4K hoch. Dass das aber nicht viel bedeuten muss, haben wir in der Vergangenheit ja mehr als oft bewiesen. Zunächst werfen wir allerdings einen näheren Blick auf die Blu-Ray, die bereits eindrucksvoll beweist, dass das reguläre HD-Segment noch längst nicht ruhestandsreif ist. Bereits hier präsentiert Disney ein blitzsauberes, durchgehend knackscharfes Filmerlebnis mit eindrucksvoller Laufruhe, dass keine Wünsche offenlässt. Satt leuchtende Primärfarben, angenehm natürliche Hauttöne und hohe Schwarzanteile bei den Kontrasten runden das Bild wunderbar ab. Im Blu-Ray – Bereich spielt Spider-Man: Homecoming unter den gegenwärtig besten Vertretern in Sachen Bildqualität ganz weit oben mit. 

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Und eben weil die Blu-Ray bereits so gut performt, liefert die UHD statt großer Sprünge auch eher kleine Verbesserungen. Durch die höhere Auflösung entsteht nochmal ein geringer Boost bei der Darstellung feinerer Details, wovon in erster Linie Kleidungsstücke und Panoramaansichten profitieren. Die Unterschiede sind aber mehr oder weniger zu vernachlässigen, interessant wird es schon eher bei der Betrachtung von Farben und Kontrasten. Die UHD verfügt über einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 und liefer außerdem Support für HDR10 und Dolby Vision. All das resultiert nicht nur in nochmals kräftigeren Schwarzanteilen, die hier wirklich am Rande der Perfektion agieren und die beispielsweise sämtliche Nachtszenen in Prag dank besserer Herausarbeitung der zahlreichen kleinen Lichtquellen viel homogener rüberbringen, auch bei den  Farben kitzelt die (hochskalierte) 4K – Scheibe das letzte Quentchen Punch heraus. Darüber freuen sich vor allem die bunten Kostüme, aber auch die Elementarmonster kommen dadurch einen Ticken eindrucksvoller rüber. Wer auf solche Feinheiten nicht verzichten will, ist mit der UHD allerbestens bedient. Alle anderen bekommen aber auch mit der Blu-Ray ein exzellentes Gesamtbild geboten. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton 

Für die Heimkinoauswertung des Films zeigt sich wie üblich nicht Disney, sondern Sony verantwortlich. Statt altbackener Dolby Digital Plus – Tonspur darf man sich dementsprechend auch bereits mit der Blu-Ray über deutschen und englischen Sound im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format freuen. Und der liefert bereits von Anfang bis Ende ein geniales Klangspektakel ab, welches die Vorzüge einer anständigen Heimkinoanlage wunderbar eindrucksvoll demonstiert. Nicht nur, dass die Effektplatzierung mustergütig über sämtliche Lautsprecher für eine absolut überzeugende Immersion sorgt, auch an Kraft und Dynamik mangelt es zu keinem Zeitpunkt. Nicht meckern kann man ebenso über gute Dialogverständlichkeit, das gesproche Wort geht selbst im größten Trubel nicht unter. Besonders positiv überrascht haben mich allerdings die Bässe. Wenn sich beispielsweise das Wasserelementar durch Venedig pflügt, sorgt der Subwoofer passend dazu für ein wahres Erdbeben. Und auch zum Finale in London feuert die Bassbox richtig was ab. Bei so viel Effektwumms hat es dafür der Soundtrack immer ein bisschen schwer, einen präsenten Platz zu finden. 

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Gehen wir über zur UHD und deren deutscher Atmos – Spur, könnte man eigentlich denken, dass es von hier an gar nicht schlechter werden kann. Allerdings ist genau das dort der Fall. Die Basskraft der regulären DTS-Fassung verpufft von Anfang an aus unerklärlichen Gründen im Nirvana. Wo vorher noch die Erde gebebt hat, wackelt jetzt nicht mal mehr die das Wasserglas auf dem Subwoofer. Generell ist der Atmos – Track viel zu leise abgemischt worden, weshalb man überhaupt erstmal ordentlich am Regler drehen muss, um nur ansatzweise in die Nähe des DTS-Track der Blu-Ray zu gelangen. Und selbst dann bleibt dessen Dynamik unerreicht. Was für eine Enttäuschung, an der auch die zusätzliche Deckenebene nur sehr wenig zu ändern vermag. Die präsentiert sich zwar vor allem während der Actionsequenzen als stets aktiv und fügt der regulären Ebene ein paar schön platzierte Effekte hinzu, welche das Geschehen nach oben etwas mehr in den Raum öffnen, bleibt aber bis auf die kongeniale Sequenz mit den Drohnen im Finale waschechte Highlights schuldig. Übrigens bleibt es für Fans englischen Originaltons auf der UHD bei der Ausstattung identisch zur Blu-Ray. Das ist aber ausnahmsweise gar nicht so schlecht, da die Masterspur einfach die bessere Qualität bietet. 

Die Extras

Sämtliches Bonusmaterial findet sich auf der Blu-Ray wieder, welche der UHD natürlich beiliegt. Enthalten ist hier unter anderem eine etwas längere Bonusszene, die bereits nachträglich bei der Zweitauswertung des Films im Kino eingefügt worden ist (ein ganz, ganz gefährlicher Trend übrigens!) und nun hier separat begutachtet werden kann. Dazu gesellen sich noch fünf kurze entfallene bzw. alternative Szenen und auch ein paar Lacher vom Set. Ebenfalls enthalten ist ein umfangreicher Blick auf die Stuntarbeiten im Film, ebenso näher beleuchtet werden die Drehorte in Europa.

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Gar nicht uninteressant geraten ist zudem das Featurette zur Entwicklung von Peter Parker vom tollpatschigen Teenie zum verantwortungsbewussten Helden rund um die Ereignisse der vergangenen Jahre. Zu guter letzt werfen die Extras noch einen gesonderten, aber kurzen Blick auf Schauspieler Peter Billingsley, der durch seine Rolle ein Bindeglied zum ersten Iron Man und damit dem Start des Marvel Cinemativ Universe darstellt. Und wem die zahlreichen versteckten Referenzen zu ehemaligen Ausflügen von Spider-Man entgangen sind, bekommt all das ebenfalls nochmal auf dem Silberteller platziert. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 oKein Held hat mich seit Kindesbeinen an mehr begeistert als Spider-Man, zumindest im Rahmen des Marvel – Universums. Nach der eher mittelmäßigen Phase mit Andrew Garfield als freundliche Spinne aus der Nachbarschbaft hat eine der bekanntesten und beliebtesten Figuren der Comicgeschichte zum Glück endlich ihren wohlverdienten Platz an der Spitze eingenommen. Spider-Man: Far from Home setzt bisherige Qualitäten nahtlos fort und entwickelt seine Figuren konsequent in die richtige Richtung weiter, ohne dabei die Ereignisse von Avengers: Endgame auf der Strecke zu lassen. In dem Rahmen auch noch eine glaubhafte Story rund um das Erwachsenwerden zu erzählen, ist eine Kunst, die Regisseur Jon Watts mitsamt seines tollen Ensembles hervorragend geglückt ist. Der Marveltrain rollt auch nach Iron Man ungebremst weiter auf Erfolgskurs. Im Heimkino punkten UHD und Blu-Ray mit einem jeweils hervorragenden Bild und brauchbarem Bonusmaterial, dafür enttäuscht die UHD ausgerechnet mit deutlich schwächerer Tonqualität als die Blu-Ray. Das könnt ihr doch eigentlich besser, Sony!“

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