UHD/BD: „Spider-Man: A New Universe“

                                                  Getestet und verfasst von General M 

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                        „Spider-Man: A New Universe,  © 2018 Sony Pictures Animation Inc. All Rights Reserved.
                                              | MARVEL and all related character names: © & ™ 2019 MARVEL.“

                                         Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

91qntH5c08L. SL1500 Die Figur des Spider-Man, erschaffen von Steve Ditko und dem im letzten Jahr verstorbenen Stan Lee, gehört seit den frühen Sechzigern zu den wohl wichtigsten und erfolgreichsten Comiccharakteren überhaupt. Neben zahlreichen Videospielen und Solofilmen ist Spidey seit einiger Zeit (und ewigen Lizenzstreitereien) endlich auch Teil des Marvel Cinematic Universe, welches gegenwärtig mit dem großen Finale der Avengers – Reihe einen Rekord nach dem anderen sprengt. Aber auch abseits davon bleibt Spider-Man erfolgreich, denn der im letzten Jahr von Sony Pictures Animation erschaffene Spider-Man: A New Universe durfte ebenfalls einige Preise abräumen, darunter den Oscar© für den besten Animationsfilm. Nun darf „Die Spinne“ auch im Heimkino zeigen, was sie drauf hat. Den passenden Test dazu gibt es natürlich bei uns. 

Der Film

Miles Morales (dt. Stimme Marco Eßner) ist ein Teenager wie viele andere auch. Als Sohn eines New Yorker Polizisten, dessen hohe Erwartungen Miles mehr und mehr unter Druck setzen, verbringt er seine Zeit lieber mit seinem von der Familie entfremdeten Onkel Aaron, der anders als sein Bruder immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Bei einer Graffitiaktion in der New Yorker U-Bahn wird Miles von einer radioaktiven Spinne gebissen und verfügt plötzlich über ähnliche Superkräfte wie der legendäre Spider-Man, kann diese aber zunächst nicht kontrollieren. Als der junge Schüler sich einige Zeit darauf erneut in die U-Bahn begibt, um dort nach dem Krabbeltier zu suchen, wird er Zeuge einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Spider-Man und Wilson Fisk alias Kingpin (dt. Stimme Erik „Gronkh“ Range). Der stämmige Verbrecherboss will mithilfe eines von Dr. Octopus entwickelten Super-Colliders ein Portal zwischen Zeit und Raum öffnen, um seine verstorbene Frau und dessen gemeinsamen Sohn aus einer anderen Dimension in die eigene Welt zu holen. 

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Nach einem kurzen aber harten Gefecht geschieht das Unfassbare: Spider-Man, der sich Fisk und seinen Handlangern in den Weg stellt, wird schwer verwundet und stirbt kurz nachdem Miles ihm das Versprechen gegeben hat, die Dinge in Ordnung zu bringen. Die Trauer um das Ableben von Peter Parker versetzt New York in einen Schockzustand, auch Miles wird vom Tod des legendären Helden hart getroffen. Doch die Experimente des Kingpin hatten einen ungewöhnlichen Nebeneffekt, denn durch die nun offenen Dimensionsportale tauchen plötzlich immer mehr Spinnenhelden aus anderen Paralleluniversen in Miles´ Realität auf, darunter Spider-Gwen, Spider-Man Noir (dt. Stimme Martin Keßler) und Spider-Ham, ein Zeichentrickschwein mit Vorliebe für Hot Dog´s. 

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Dazu gesellt sich auch Peter B. Parker, der noch am ehesten der allseits bekannten Spinne ähnelt, in seiner Realität aber menschlich zahlreiche Schicksalsschläge hinnehmen musste und seitdem ziemlich aus der Form geraten ist. Während Fisk weiterhin an seinen finsteren Plänen festhält, muss Miles einen Weg finden, die zahlreichen Helden zurück in ihre eigenen Welten zu bringen, bevor die Zeitkollision sie endgültig aus der Geschichte tilgt. Keine einfache Aufgabe, denn Miles´ eigene Kräfte entpuppen sich als derart sprunghaft, dass die anderen Helden es vorziehen, den Kampf gegen den Kingpin lieber alleine aufzunehmen. Gelingt es Miles, seine Kräfte zu kontrollieren und zum neuen Spider-Man zu werden? Und ist New York überhaupt bereit für so viel Spinnenpower?

Die Rezension

Die sogenannte Multiversumtheorie ist längst ein fester Bestandteil der Comics und wurde über die Jahre auch von diversen Serien und Videospieladaptionen aufgegriffen. Auf die Weise wurde immerhin zuverlässig sichergestellt, dass sich die zahlreichen Autoren der jeweiligen Reihen nie ins Gehege kommen. Spider-Man: A New Universe vereint darauf basierend erstmals einige der bekanntesten Heldenvarianten in einem Animationsfilm in Spielfilmlänge. Hinter dem kunterbunten Spektakel verbirgt sich niemand geringeres als das Duo Chris Miller und Phil Lord, die bereits für The LEGO Movie verantwortlich waren und hier als Produzenten fungierten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn A New Universe ist nicht nur ein mit viel Herz und Humor erzähltes Heldenepos mit tollen Charakteren, sondern besticht auch durch seinen bisher einzigartigen Animationsstil, der dem Zuschauer zu jeder Zeit vermittelt, durch einen bewegten Comic zu spazieren. Ein tolles, extrem unterhaltsames Spektakel, welches der Qualität gegenwärtiger Realverfilmungen in nichts nachsteht und diese zeitweise inhaltlich sogar deutlich zu übertreffen weiß.  

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Zwar muss man sich an visuelle Machart zu Anfang erstmal ein wenig gewöhnen, nach kurzer Zeit steckt man aber mittendrin im Spiderversum. Knapp zwei Stunden dauert der effektreiche Spaß, mehr davon ist absolut erwünscht! Eine Tür für eine Fortsetzung lässt der Film inhaltlich in jedem Fall offen, aber auch abseits davon spricht nichts gegen weitere Abenteuer aus dem Multiversum: Neben hervorragenden Kritiken und einem weltweiten Einspielergebnis von über 390 Millionen Dollar an den Kinokassen hagelte es auch zahlreiche wichtige Preise, darunter den Oscar© für den besten Animationsfilm bei den diesjährigen Academy Awards. Damit gelang es A New Universe sogar, die gewohnt starke Konkurrenz von Disney Pixar in ihre Schranken zu verweisen. 

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Ein Ärgernis bleibt jedoch und das betrifft speziell die deutsche Fassung. Ich weiß, dass es bereits seit langem Gang und Gebe ist, bei der Synchronisation von Animationsfilmen bewusst auf bekannte Namen aus der Medienbranche zu setzen, schließlich ist das deutlich werbewirksamer als professionelle Sprecher zu verpflichten (zumal die meistens sogar wesentlich mehr kosten). Dadurch entsteht oftmals aber auch ein Nachteil bei der Synchronisationsqualität, was man leider auch hier wieder deutlich spürt. Zwar setzt sich der Cast weitestgehend aus hervorragenden deutschen Sprechern zusammen, ausgerechnet für die Rolle des Kingpin jedoch musste man abermals Erik „Gronk“ Range verpflichten. Der YouTuber, der bereits immer mal wieder für Sprechrollen in Videospielen und Animationsfilmen verpflichtet wurde, verfügt aber leider keinerlei Talent für diesen anspruchsvollen Beruf, was er hier auch wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt. Das zieht den Film zumindest in der deutschen Synchronfassung ordentlich runter. Bitte nicht wiederwählen. 

UHD und Blu-Ray

Hier haben wir es mit einem besonders schwer zu bewertenden Kandidaten zu tun, denn der ungewöhnliche Stil des Films hat deutliche Auswirkungen auf die jeweiligen Heimkinoveröffentlichungen. Spider-Man: A New Universe entstand komplett am Computer und wurde genretypisch in 2K gerendert. Dementsprechend bietet die UHD auch kein natives 4K, sondern „lediglich“ einen Upscale, wartet dafür aber mit erweitertem Farbraum und Support für HDR10 auf. Die Blu-Ray muss auf diese Extras wie immer verzichten und präsentiert sich wie üblich in Full HD – Auflösung. Und bereits hier wird deutlich, dass der bewusst auf Unschärfen und chromatischer Abboration setzende Film kaum Chancen hat, bei der Bildqualität in Referenzbereiche vorzudringen. Für Heimkinoenthusiasten, die bewusst auf Qualität setzen, könnte sich das Gebotene als hartes Brot entpuppen. Hier ordnet sich das Format klar dem visuellen Stil unter, liefert in dem Bereich aber dann wieder akzeptable Ergebnisse. Bereits die Blu-Ray punktet mit einer kräftigen Farbgebung und guten Kontrasten, die höchstens bei helleren Momenten etwas ins Milchige abdriften. Hier hätten die Macher die Helligkeit ruhig etwas runterschrauben können. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen: All das ist letztendlich gewollt. 

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Die UHD leidet unter den gleichen stilistischen Problemen der Blu-Ray, bezieht ihren Mehrwert aber aus den nochmals deutlich kräftigeren Farben, die besonders das kunterbunte Finale extrem aufwerten. Hier zeigt sich wieder mal die wahre Stärke des Formats, denn auch abseits davon überzeugen besonders die Primärfarben, aus denen sich hauptsächlich die jeweiligen Kostüme zusammensetzen. Die erstrahlen hier nochmals in besserem Glanz als auf der regulären HD – Veröffentlichung. Dank besserer Schwarzwerte wirken auch die Tageseinstellungen etwas homogener, während in dunkleren Szenen noch ein bisschen mehr Punch aus der Farbgebung herausgekitzelt wird. Davon abgesehen sind die Unterschiede zwischen UHD und Blu-Ray sehr marginal ausgefallen, denn auch die hochskalierte 4K – Version muss sich letztendlich der ungewöhnlichen Optik des Films unterordnen. 

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Während Sony die Blu-Ray jeweils mit verlustfreiem deutschen und englischen Ton im DTS-HD MA 5.1 – Format bestückt hat, bietet zumindest die UHD noch englischen Dolby Atmos – Ton, während deutschen Zuschauern der gleiche Ton wie auf der Blu-Ray angeboten wird. Schlimm ist das ausnahmsweise nicht, denn im direkten Vergleich punkten die jeweiligen Formate auf regulärer Ebene mit dem gleichen kraftvollen und dynamischen Sound. Die Effektplatzierung ist auf Spitzenniveau, auch der Subwoofer bekommt massig Gelegenheit, die Muskeln spielen zu lassen. Hier wird also auch auf der Blu-Ray schon eine klasse Immersion geboten, alles bei gleichzeitig durchgehend bester Stimmverständlichkeit aus dem Center und einem prima eingebundenen Soundtrack. Die englische Atmos – Spur der UHD bietet allenfalls einen geringen Mehrwert, da die Deckenebene den Film lediglich nach oben hin etwas mehr in den Raum öffnet, bei den Effekten aber bis auf ganz wenige Ausnahmen auch primär auf der regulären Ebene verharrt. Wirklich nachtrauern muss man der dreidimensionalen Ebene also nicht, wenngleich hier in effektlastigen Momenten zumindest kleinere Erweiterungen für etwas mehr Raumgefühl sorgen. 

Extras

Auf die UHD hat es lediglich der hörenswerte Audiokommentar der Regisseure geschafft, sämtliche übrigen Extras wurden auf der Blu-Ray untergebracht. Primär wichtig ist hier der aus dem Menü heraus anwählbare Universumsmodus, der knapp 25 Minuten neues, aber teils unfertiges Material wieder in den Hauptfilm einfügt. Wirklich essentiell ist das aber nicht, denn an sich bietet bereits die normale Fassung ein absolut rundes Erlebnis, während durch die zahlreichen oft banalen Erweiterungen unnötige Längen entstehen. Mir persönlich hat die normale Kinofassung deutlich besser gefallen. So viel entferntes Material beizulegen ist aber natürlich trotzdem ein feines Geschenk an die Fans.

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Dazu gibt es noch sehcs teils umfangreiche Featurettes, die sich besonders der Herstellung des Films widmen. Wer mehr über den Look des Films, die Charaktere und Geschichte sowie die Originalsprecher erfahren will, wird hier bestens informiert. Auch die Schurken und Referenzen werden nochmals näher beleuchtet. Dazu gibt es neben zwei Musikvideos auch noch einen wunderbar emotional gestalteten Nachruf auf den im letzten Jahr verstorbenen Spider-Man – Mitschöpfer Stan Lee und seinen Kollegen Steve Ditko. Eine rundherum gelungene Sammlung von Extras. 

Fazit

ava7„Bis heute vermögen es Animationsfilme, Geschichten zu erzählen, die man mit Realfilmen so kaum umsetzen könnte. Dazu zählt auch der vielfach preisgekrönte Spider-Man: A New Universe, der mit seinem bisher einzigartigen Comiclook ein ganz neues und einzigartiges Kapitel in den vielen Spielfilmen über den ikonischen Helden aufschlägt. Herz, Humor und eine interessante Story sorgen kombiniert mit der hervorragenden Effektkunst für ein visuelles Spektakel, welches man sicher nicht so schnell vergessen wird. Leider müssen sich die Heimkinoveröffentlichen zumindest qualitativ dem ganz besonderen visuellen Stil unterordnen und erreichen kaum Referenzwerte. Abseits davon stimmt die Ausstattung aber, denn der kraftvolle Sound und die vielen interessanten Extras sind definitiv ein guter Grund, sich den animierten Spider-Man nach Hause zu holen.“

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

 

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