UHD/BD: „SOLO – A Star Wars Story“

                                   Getestet und verfasst von General M

        Quelle Bildmaterial: „SOLO – A Star Wars Story, ©2018 Lucasfilm, Ltd. All rights reserved.“

                        Ab 28. September 2018 als UHD, Blu-Ray, DVD und Digital erhältlich

81MEGupP2ML. SL1200 Dass nach dem großen Erfolg von Rogue One: A Star Wars Story weitere Geschichten aus dem legendären Universum in einer Galaxis weit, weit entfernt folgen würden, war abzusehen. SOLO: A Star Wars Story erzählt dabei die Geschichte eines der wichtigsten Star Wars – Charaktere nach, die sich über einen Zeitraum von gut 10 Jahren vor den Ereignissen von Eine neue Hoffnung ersteckt und dabei unter anderem erklärt, wie der spätere Schmuggler Han Solo zu seinem Nachnamen kam, Chewbacca kennengelernt hat und natürlich auch, wie er letztendlich in den Besitz des Millennium Falcons gelangte. Alles durchaus interessante Ereignisse. Aber rechtfertigen die auch einen ganzen Film? Wir durften vor Release einen Blick auf UHD und Blu-Ray werfen und gehen dabei dieser und anderen wichtigen Fragen nach. 

Der Film

Gut fünf Jahre nach den Ereignissen von Die Rache der Sith herrscht das Imperium rücksichtslos über weite Teile der Galaxie, befindet sich dabei aber auch in stetigen Eroberungskriegen mit weniger willigen Planeten und deren Bewohnern. Mächtige Gangstersyndikate, die sich in ständigen Streitigkeiten untereinander befinden, arbeiten dem Imperium bei der Produktion mächtiger Kriegsgeräte zu und sorgen für einen stetigen Zustrom von Arbeitssklaven und deren Kontrolle. Einer dieser Sklaven ist der junge Waise Han (Alden Ehrenreich, Hail, Caesar!), der gemeinsam mit seiner besten Freundin Qi´ra (Emilia Clarke, Game of Thrones) auf dem Flottenproduktionsplaneten Corellia für die Syndikatschefin Lady Proxima schuften muss und sich nach nichts mehr sehnt, als mit einem eigenen Raumschiff die Galaxis zu erkunden. Als Fluchtkapital soll nun eine geklaute Phiole Coaxium dienen – das kostbare Element dient in seiner raffinierten Form als Treibstoff bei Hyperraumsprüngen und ist auf dem Schwarzmarkt eine Menge Credits wert. Auf der Flucht vor den Syndikatsmitgliedern und wenig später auch dem Imperium verpflichtet sich Han als letzten Ausweg kurzerhand bei der imperialen Flotte, Qi´ra jedoch bleibt als Gefangene zurück. 

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Drei Jahre später ist der mittlerweile als Han Solo bekannte Flüchtling immer noch beim Imperium tätig, nicht jedoch als Flieger, sondern als einfacher Frontsoldat, der sich an den blutigen Kriegsfronten hauptsächlich durch Aufmüpfigkeit hervorhebt und nur auf die passende Gelegenheit wartet, nach Corellia zurückzukehren und Qi´ra zu befreien. Bei seinen Bemühungen lernt er mit Tobias Beckett (Woody Harrelson, Die Unfassbaren) nicht nur den Anführer einer Diebesbande kennen, die im Dienste des brutalen Syndikatsbosses Dryden Vos (Paul Bettany, Avengers: Infinity War) steht, sondern auch den eingekerkerten Wookie Chewbacca. Das ungleiche Gespann entschließt sich, ab sofort gemeinsame Wege zu gehen, scheitert aber wenig später verlustreich beim Versuch, größere Menge Hyperraumtreibstoff zu entwenden. Zur Wiedergutmachung soll das kostbare Element nun in unraffinierter Form direkt vom schwer erreichbaren Planeten Kessel erbeutet werden. Qi´ra, die mittlerweile in Vos´ Diensten steht, soll als Begleiterin mitkommen. Doch für den gefährlichen Kessel Run braucht es mehr als nur ein gutes Team, sondern auch ein gutes Schiff. Ein solches befindet sich glücklicherweise im Besitz des Kartenspielers Lando Calrissian (Donald Glover, Der Marsianer)…

Die Rezension

Zu sagen, die Produktion der neuesten Star Wars Story wäre von Problemen begleitet gewesen, ist noch stark untertrieben. Die ursprünglich für die Regie vorgesehenen Phil Lord und Chris Miller sprangen mitten in der Produktion nach kreativen Differenzen mit den Produzenten ab, als Ersatz sprang Inferno – Regisseur Ron Howard ein, der nach unbestätigten Angaben etwa 80% des bis dato fertiggestellten Films komplett neu inszenierte. Mit Alden Ehrenreich in der Hauptrolle, der sich bei der Besetzung nahezu gegen die gesamte Jungelite Hollywood´s beweisen musste. Ob diese Wahl so gut war? Gestritten wurde unter Kritikern über Ehrenreich´s Performance viel und auch ich stehe der Besetzung kritisch gegenüber. Denn obwohl dieser durchaus über die Cockyness des wohl auf immer mit Harrison Ford verbundenen Charakters verfügt, mangelt es ihm an Vielseitigkeit und Facettenreichtum wenn es darum geht, auch mal andere Züge zu zeigen als den stetigen Hang zum Scherzen. Das wird besonders in den gemeinsamen Szenen mit Lando – Darsteller Donald Glover deutlich, dessen Präsenz und Auftreten Ehrenreich zu jedem Zeitpunkt voll und ganz die Show stehlen. Doch muss man dabei auch sagen, dass man die Rolle sicher schlechter hätte besetzen können. Mit Florian Clyde ist es zumindest gelungen, einen Deutschen Synchronsprecher aufzutreiben, der über ein sehr ähnliches Timbre verfügt wie Ford´s Stammsprecher Wolfgang Pampel – nur eben in einer wesentlich jüngeren Version. 

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Chewbacca – Darsteller Joonas Suotamo, der sich in Episode VII noch das Kostüm mit Ur – Darsteller Peter Mayhew teilte und der dann in der Fortsetzung komplett übernahm, schlüpft auch dieses Mal wieder in die Haut des bekannten Wookies. Mit der für ihre Rolle viel zu süß wirkenden Emilia Clarke sowie dem erfolgreichen Filmveteranen Woody Harrelson wird der Hauptcast komplettiert. Nicht zu vergessen natürlich auch Paul Bettany, der aber in seiner hemmungslos überzogenen Rolle als Bösewicht kaum genug Zeit bekommt, diese auch angenemessen präsent zu zeigen oder gar zu vertiefen. Trotz guter Besetzung fällt der Film aber letztendlich im Vergleich zu Rogue One stark in seiner Wertigkeit ab. Der Film liefert zwar Antworten auf alle bereits in der Einleitung angesprochenen Fragen und stellt somit viele Weichen für das erstmalige Auftreten des Charakters in Episode IV, vermag es aber nicht, darüber hinaus irgendetwas Sinnvolles zum großen Ganzen beizutragen. Stattdessen hat man viel eher das Gefühl, dass es dem stets geheimnisvollen Schmuggler eher schadet, wenn man zu viel über ihn weiß. Statt der Figur also mehr Substanz zu verleihen und den dazugehörigen Film als informatives Bindeglied in alle bisherigen Filme einzureihen, entmystifiziert er den Charakter stattdessen unnötig und verkommt in Folge allen Referenzen trotzdend anders als Rogue One zum nahezu überflüssigen Serienbeitrag. 

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So oder zumindest so ähnlich sahen das wohl auch die Kinogänger. Bei einem Budget von geschätzt 300 Millionen Dollar gelang es Film weltweit gerade mal, knapp 100 Millionen Dollar Gewinn einzufahren. Was nach viel klingt, ist aber im Vergleich zu den Einspielergebnissen von Rogue One oder gar den letzten Hauptepisoden beinahe ein Fliegenschiss. Seit der Übernahme der Star Wars – Reche durch Disney wurde der Konzern nicht müde, das Franchise im jährlichen Turnus auf diese oder jene Weise zu erweitern und musste nun erstmals feststellen, dass man mit einem großen Namen nicht zwingend auch großen Erfolg verbuchen kann. Da sich zuletzt auch die achte Episode teils heftiger Kritik (auch von uns) aussetzen musste, wären die Verantwortlichen tatsächlich momentan besser damit beraten, das für kommendes Jahr angesetzte Finale der neuen Trilogie zu retten, als weiterhin auf zig Nebengleisen zu fahren. Denn was kommt als nächstes? GREEDO: I shot first? Das sind nicht die Droiden, die wir suchen: A Stormtrooper Story? Oder vielleicht die packende Biographie des Türstehers vor der Mos Eisley – Bar? Womöglich am Ende ein Film über Jar-Jar Binks! So verlockend die Versuchung auch sein mag und so sehr sich die teure Lizenz auch finanziell lohnen muss – statt das Star Wars – Universum weiterhin zu verwässern, sollte man es gelegentlich auch mal etwas zementieren. Als Effektspektakel absolut gelungen und dank Komponist John Powell richtig toll musikalisch untermalt, ist der Film zwar audiovisuell ein tolles Erlebnis, bleibt aber inhaltlich absolutes Mittelmaß. 

UHD und Blu-Ray

SOLO gehört zu den wenigen gegenwärtig verfügbaren Filmen, die dank Einsatz der ARRI Alexa – Kamerasysteme ausnahmsweise direkt in Form eines nativen 4K – Masters erstellt worden sind, wobei auch Episode VIII bereits mit entsprechendem Master aufwarten konnte und zumindest in Sachen Bild auch exzellente Ergebnisse lieferte. Dieses native Master dient dann auch als Vorlage für die HD – relevanten Formate Blu-Ray und UHD. Vorbildlicherweise enthält letztere dann neben der Blu-Ray auch noch eine Bonusdisc mit umfangreichen Extras. Aber dazu später mehr.  SOLO kommt über weite Strecken recht dunkel daher und ist entsprechend der Eigenarten der UHD ein interessanter Kandidat für unseren Prüfstand.

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Diese bietet dann auch alle Stärken der Kinoversion, erbt aber auch all deren Schwächen. Durch den omnipräsenten Einsatz von praktischen Effekten wie Rauch, Nebel und Co. hat es der Film auch im Heimkino schwer, die sonst sehr guten Schwarzwerte eindruckvoll darzustellen. Ruhige Momente hat der Film kaum, entsprechend muss man gelegentlich ein wenig durch den grauen Schleier sehen, um sich an der eigentlich hervorragenden Detailtiefe zu erfreuen. Dafür mangelt es dem Bild chronisch an Räumlichkeit. Weder in Nah- noch in Weitaufnahmen separieren sich Hintergrundelemente und die Darsteller im Vordergrund sichtbar voneinander. In einer Szene produziert die UHD sogar kurz heftige Blockbildung, die selbst dem ungeschulten Auge deutlich auffällt. Dieses Problem hat die Blu-Ray nicht, die ohnehin in fast allen Aspekten sehr nahe an der UHD agiert, aber ebenfalls Räumlichkeit vermissen lässt. Ohne HDR10 und den erweiterten Farbraum der UHD wirkt das Bild hier allerdings zu jedem Zeitpunkt auch spürbar heller, was zwar den Blick auf manches Detail deutlich erleichtert, aufgrund des ohnehin sehr graulastigen Bildes aber auch den Gesamteindruck mehr verwässert. Hier sorgt die UHD dank ihres dunkleren Bildes sowie den deutlich überlegeneren, kräftigeren Farben trotz ihrer Defizite für das bessere Ergebnis. Wirklich referenzverdächtig sind allerdings beide Formate nicht. Man sieht also wieder mal, dass ein natives 4K – Master nicht auch zwingend für ein überragendes Erlebnis im Heimkino sorgen muss. Zumindest das stark durch Weichzeichner geplagte Bild der Prequel – Blu-Rays muss man hier nicht befürchten.

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Alles andere als optimal ist wie bei allen Disney – Veröffentlichungen der letzten Zeit auch wieder mal der Ton ausgefallen. Während die UHD im englischen Originalton im Dolby Atmos – Format daherkommt und hier nur geringfügigen Gebrauch der Höhenlautsprecher macht, wird hier zumindest eine etwas bessere Dynamik und Effektplatzierung geboten als beim englischen DTS-HD MA 7.1 – Pendant der Blu-Ray, die dann natürlich ohne 3D – Klang auskommen muss, sich in allen anderen Belangen aber trotzdem passabel schlägt. Deutsche Zuschauer werden leider sowohl auf Blu-Ray als auch auf UHD wieder mal mit dem im direkten Vergleich minderwertigeren Format Dolby Digital Plus abgespeist. Dieses unterstützt natürlich ebenfalls keinen 3D – Klang und ist wieder mal typisch Disney viel zu leise abgemischt worden. Erst nach den üblichen Nachjustierungen, die auch schon bei Infinity War notwendig waren, kommt halbwegs guter Tongenuss auf, der aber qualitativ wieder mal unter seinen Möglichkeiten agiert. Bei den hohen Preisen die man zumindest in Deutschland für UHD´s löhnen muss, sollte sich die Firma mit der Maus hier doch ein wenig schämen. 

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Wenigstens am Bonusmaterial wurde nicht geknausert. Dieses befindet sich wie bereits erwähnt komplett auf einer Bonusdisc, die in dieser Form auch der regulären Blu-Ray – Veröffentlichung beiliegt. Die ingesamt knapp 1.5 Stunden Laufzeit bieten viele interessante Hintergrundinfos zum bereits zwei Stunden und fünfzehn Minuten langen Hauptfilm. Am runden Tisch versammeln sich so zum Beispiel Cast und Crew zur umfangreichen Diskussion, ferner werden in weiteren Featurettes die Beziehungen der jeweiligen Charaktere näher beleuchtet und auch Han Solo´s Rolle im Star Wars – Universum widmet man sich nochmals ausführlich. Sezierungen von zwei zentralen Szenen des Films, ein kurzer Blick auf die Drehbuchautoren sowie eine Handvoll Deleted Scenes runden die Extras optimal ab. Hier gibt es ausnahmsweise wirklich nichts auszusetzen. 

Fazit

ava4„Eigentlich ist man als Star Wars – Fan ja immer erfreut über Nachschub, besonders in Form eines Kinofilms. Mit SOLO: A Star Wars Story haben sich die Macher aber ausnahmsweise keinen sonderlich großen Gefallen getan. Denn die Geschichte von Han Solo war bis auf ganz wenige offene Fragen eigentlich immer schon ausreichend genug erzählt worden. Klar ist es gut, dass der Film diese offenen Fragen komplett beantwortet, aber das verleiht weder der Figur einen Mehrwert, noch ist der Film einer für das gesamte Filmuniversum. Als audiovisuelles Spektakel gewohnt imposant inszeniert, bleibt SOLO für mich zumindest inhaltlich Mittelmaß und als solches beinahe überflüssig. Der coole Kessel Run, ein überraschendes Cameo und abseits von Aldenreich und Clarke durchaus gut besetzte Darsteller machen den Film aber grundsätzlich sehenswert für alle, die mehr an Ergänzung und weniger an Bereicherung des Universums interessiert sind. Schade, dass die hiesigen Heimkinoveröffentlichungen abseits der vorbildlichen Extras weder in Bild, noch in Sachen Ton wirklich einwandfrei überzeugen können. Da ist man von Disney weit mehr gewohnt.“

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