UHD/BD: „Der König der Löwen (2019)“

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                                                     Getestet und verfasst von General M 

                         Quelle Bildmaterial: „Der König der Löwen, ©2019 The Walt Disney Company. All rights reserved.“ 

                                         Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

81rik398KIL. SL1500 Wenn es eines gibt, dass Menschen erbittert verteidigen, dann ist es wohl der Wert eigener Erinnerungen, besonders in Hinsicht auf die jeweilige Kindheit. So unterschiedlich die Erlebnisse zahlreicher Generationen wohl sein mögen, so sehr eint doch die meisten, dass Disney´s König der Löwen aus dem Jahre 1994 ein zentraler Teil eines beinahe jeden Aufwachsens gewesen ist. Dass der wohl erfolgreichste Zeichentrickfilm aller Zeiten irgendwann neu aufgelegt werden würde, daran war über jahrzehntelang nicht zu denken. Wer sollte auch auf die hanebüchene Idee kommen, ein Stück absolut perfekter Filmgeschichte erneut aufbereiten zu wollen? Ja. Genau…

Der Film

Seit jeher hat sich die kunterbunte und vielseitige Tierwelt in der afrikanischen Savanne den mächtigen Löwen als unangreifbaren Herrschern unterworfen. Aber irgendwer muss schließlich dafür sorgen, dass der Kreislauf des Lebens und das muntere Zusammenspiel von fressen und gefressen werden weiterhin seinen gewohnten Gang geht. Außerdem lauern jenseits der sonnigen Gefilde stets die beutegierigen Hyänen darauf, Angst und Schrecken im sonst so friedlichen Königreich zu verbreiten. Unter dem gegenwärtigen König Mufasa wagen sich die Aasfresser aber glücklicherweise nicht aus ihrem Versteck hinaus, es herrscht Friede. Eine optimale Zeit für Nachwuchs also, der dann in Form von Thronerbe Simba auch nicht lange auf sich warten lässt.

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Während aber die gesamte Fauna anrückt, um dem Neugeborenen seine Aufwartung zu machen, fühlt sich Scar, der geschasste Bruder des Königs, mit der Geburt Simbas um seine letzte Chance gebracht, irgendwann doch noch die Herrschaft über das Tierreich an sich reißen zu können. Nun soll nicht nur Mufasa, sondern auch sein Sohn für immer aus dem Weg geräumt werden. Dabei sind die Hyänen natürlich nur zu gerne behilflich. Als das Vater-Sohn-Gespann scheinbar erfolgreich in eine tödliche Falle gelockt wird, scheint der hinterhältige Plan zunächst aufzugehen. Doch während unter der Tyrannei Scar´s  die einst so blühenden Lande zu einem ausgedorrten Niemandsland verkommen, wächst der überlebende Simba im Stillen und begleitet von Erdmännchen Timon und dem Warzenschwein Pumbaa in der Wildnis zu einem stattlichen Löwen heran, der allerdings seine Herkunft ebenso wie seine Pflichten als wahrer König längst ad acta gelegt hat. 

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Als Kindheitsgefährtin Nala auf der Suche nach Hilfe für das sterbende Land ausgerechnet auf Simba stößt, ist die Überraschung über den längst Totgeglaubten dementsprechend groß. Mit der Zeit besinnt sich Simba allerdings nicht nur auf sein Erbe, sondern entdeckt auch seine romantische Seite. Entschlossen stellt er sich seinem mörderischen Onkel zum Kampf um die Herrschaft über den Löwenfelsen…

Die Rezension

Über die gegenwärtig konsequente Politik seitens Disney, geliebte Klassiker als Realfilm neu in die Kinos zu bringen, kann man als Fan der jeweiligen Originale gewiss streiten. Dennoch scheint die Taktik aufzugehen, denn bei einem Budget von sagenhaften 260 Millionen Dollar gelang es der unter der Regie von Jon Favreau entstandenen Neuauflage, der sich seinerzeit schon für das Remake von Das Dschungelbuch verantwortlich gezeigt hat, weltweit über 1.5 Milliarden Dollar einzuspielen. Für die Firma mit der Maus also einmal mehr ein Irrsinnserfolg, den man in Zukunft mit weiteren Remakes fortzusetzen gedenkt. In meinen Augen erklärt sich der Erfolg allerdings weniger durch filmische Qualität, sondern viel eher durch Neugierde. Schließlich sind, wie schon eingangs angemerkt, zahlreiche Generationen mit dem Original aufgewachsen und wollten wohl einfach sehen, wie das Spektakel in Form einer Realverfilmung wirkt. 

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Visuell eindrucksvoll ist das Remake von Der König der Löwen ohne jeden Zweifel. Komplett am Computer entstanden liefert der Film eine bisher noch nicht dagewesene Form von Fotorealismus, die sensationell lebensecht animierte Tiere mit atemberaubend schönen Kulissen paart. Dazu hat Hans Zimmer, der seinerzeit für die Filmmusik zum Original einen Oscar© abräumte, einmal mehr den passenden Soundtrack beigesteuert. So imposant das alles auch auf Augen und Ohren wirken mag, so kalt und unberührt haben die knapp zwei Stunden Gesamtspielzeit anders als das Original mein Herz zurückgelassen. Den wunderbaren Charme der Vorlage von 1994 kann die Realverfilmung niemals erreichen. Dass das Remake selbstverständlich keine neue Geschichte erzählt, ist dabei gar nicht das ausschlaggebende Problem, sondern viel eher der realistische Look als solcher. Denn wo die Zeichentrickversionen der zahlreichen erinnerungswürdigen Charaktere so voller Ausdruck gelacht, geweint und gewütet haben, wirkt das Remake starr, kalt und eben einfach zugunsten des damit einhergehenden Realismus stets unnahbar und ungreifbar, wodurch der Neuauflage unglaublich viel inhaltliche Qualität abhanden kommt.

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Nehmen wir beispielsweise den Tod Mufasa´s, der in der Urfassung wahrscheinlich bis heute aufgrund seiner perfekt eingefangenen Emotionalität unter Garantie 9 von 10 Zuschauern auch beim zehnten Ansehen zum Schluchzen bringt. Hier sieht das Spektakel natürlich deutlich hübscher und eindrucksvoller aus. Aber geschluchzt hat dieses Mal niemand. Es lässt einen irgendwie einfach kalt. Und das will sich von Anfang bis Ende einfach nie ändern.  Auch die komplette Neubesetzung der extrem beliebten deutschen Originalsprecher, allen voran natürlich Thomas Fritsch als Scar sorgt für ein eigenartiges Fremdgefühl. Dass soll nicht heißen, dass der Cast keine gute Arbeit abgeliefert hat, allerdings wehrt sich alleine schon die Gewohnheit hier gegen jedes gesprochene Wort. Ilja Richter, Hella von Sinnen, Rainer Basedow…alles Stimmen, die unweigerlich mit ihren jeweiligen Figuren verknüpft sind, die sich unauslöschlich eingebrannt haben und hier nun einfach fehlen. Kurzum, so schön der Film letztendlich aussieht, so wenig braucht ihn die Welt eigentlich. Denn das Original bleibt selbst nach 25 Jahren das Nonplusultra…aber das liebe Geld, es ruft wohl einfach zu verlockend. In dem Fall aber leider ausnahmsweise mit bitterem Erfolg. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild 

Natürlich war abzusehen, dass ein so aufwendiger, komplett am Computer entstandener Film nicht in nativem 4K gerendert werden würde. Die Vermutung hat sich letztendlich auch bewahrheitet, denn Der König der Löwen verließ die Postproduktion als 2K Digital Intermediate und fungiert in dieser Form auch als Basis für die von uns getesteten Heimkinoveröffentlichungen. Warum die UHD zum Film dennoch zu den wahrscheinlich besten Upscales aller Zeiten gehört, klären wir gleich. Doch vorher sehen wir uns wie immer erst einmal die Blu-Ray genauer an. Die performt auf den ersten Blick gar nicht mal schlecht und überzeugt primär durch eine bereits sehr gute Detailwiedergabe und Bildschärfe. Kleinere Unruhen bleiben aber nicht aus und zeigen sich besonders bei sehr schnellen Einstellungen immer wieder. Hinzu kommt eine leichte, wohl nicht gewollte Körnung, die zwar nie in unschönem Rauschen resultiert, aber das sonst wie fast immer bei Disney blitzsaubere Bild ein kleines bisschen negativ beeinflusst. Sonst stimmt die Blu-Ray aber sehr zufrieden, auch weil die erdige Farbpalette schon hier angenehm kräftig ausgegeben wird und es auch bei der Kontrastgebung im Rahmen der formatgegebenen Möglichkeiten nichts auszusetzen gibt. 

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Und dann ist da natürlich die UHD, die nicht nur dank HDR10 und erweitertem Farbraum nach Rec.2020, sondern auch aufgrund der höheren Auflösung und Datenkapazität schafft, die schon sehr gute Blu-Ray in jeder Hinsicht deutlich zu übertreffen. Obwohl nicht nativ in 4K auflösend, arbeitet die UHD auch die allerletzten Feinheiten bei Flora und Fauna heraus. Die Unterschiede zur Blu-Ray sind teils frappierend und lassen besonders die computergenierten Tiere mit einem nahezu perfekten Detailreichtum aufwarten, der selbst noch kleinste Haarspitzen sichtbar macht, welche so auf der regulären Blu-Ray gar nicht zu sehen sind. Auch die Laufruhe ist hier durchgehend besser, weder treten Körnung noch Unruhen auf. Wovon Der König der Löwen aber noch mehr profitiert, ist die Optik unter HDR10 und dem erweiterten Farbraum. Nicht nur, dass die Farben nochmal einen Ticken kräftiger und nuancierter rüberkommen, auch die höhere Kontrastdynamik sorgt für ein homogeneres Gesamterlebnis, was den kräftigeren Schwarzwerten angerechnet werden muss. Die gehen glücklicherweise aber nicht auf Kosten allgemeiner Sichtbarkeit, denn auf die mit dem Format oft einhergehende Abdunklung verzichtet die UHD komplett. Alles wirkt einfach knackiger, sauberer und kräftiger. Und erst in dieser Form erwacht die Savanne auch daheim in wahrer Perfektion. Einfach grandios! 

UHD und Blu-Ray: Der Sound 

Ob als Remake oder nicht, Der König der Löwen war und ist immer noch zu großen Teilen auch ein waschechtes Musical, was entsprechend hohe Erwartungen an den Ton der Heimkinoveröffentlichung stellt. Befriedigt werden die typisch Disney allerdings eher mäßig, denn leider hat man sowohl Blu-Ray als auch UHD einmal mehr nur mit komprimierten deutschen Ton im Dolby Digital 7.1 – Format ausgestattet. Fans englischer Originalfassungen freuen sich dagegen bei der Blu-Ray auf eine verlustfreie DTS 5.1 – Masterspur, während die UHD in dem Bereich sogar mit Dolby Atmos aufwartet. Tatsächlich gelingt es der deutschen Tonspur dann auch einmal mehr nicht, sich trotz gegebener filmischer Möglichkeit auch nur ansatzweise in Referenzbereiche vorzuarbeiten. Zwar bleibt ein tonales Desaster wie zuletzt bei Thor oder gar der Allzeitenttäuschung Black Panther aus, dennoch mangelt es der deutschen Tonspur von Anfang bis Ende an angemessener Dynamik und Kraft. Der Subwoofer wirkt über die gesamte Spielzeit wie ein Hobbit im direkten Boxkampf gegen einen jungen Mike Tyson: Der Hobbit kämpft nach Kräften, landet ab und an einen Treffer, verliert am Ende aber trotzdem haushoch. Wirklich spektakulärer Basseinsatz bleibt auf wenige Szenen wie die Stampede beschränkt, dazwischen agiert der Subwoofer einfach permanent träge. Gleichzeitig ist die Gesamtabmischung mal wieder viel zu leise ausgefallen und muss deutlich nach oben justiert werden, um überhaupt sowas wie Immersion hervorrufen zu können.  Erst dann stimmt auch die Stimmverständlichkeit. 

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Generell liegt der Fokus etwas zu stark auf Songs und Soundtrack, dem sich immer wieder sämtliche anderen Elemente, darunter eben auch die lebendige Effektwiedergabe im hinteren Bereich unterordnen muss, was nicht immer zu gefallen weiß. Da hätte Disney deutlich balancierter abmischen können, so allerdings gehen dem Film immer wieder gute Situationen im Ambiencespektrum verloren. Dass Disney aber auch beim Originalton längst nicht alles besser macht, wird hier zunächst in Form der Masterspur der Blu-Ray bewiesen, die nämlich abseits von einer etwas besseren Grundverständlichkeit der Stimmen quasi identisch zur deutschen Tonfassung klingt. Wandert man von dort rüber zur UHD und deren englischer Dolby Atmos – Spur, ergibt sich auf der regulären Ebene einmal mehr ein identisches Bild. Regeln muss es also die exklusive Deckenebene, was über weite Strecken sogar sehr gut gelingt und für viele schön platzierte Zusatzeffekte sorgt, die das Geschehen nachvollziehbar nach oben hin in den Raum öffnen. Allerdings tritt auch hier der Soundtrack zu sehr in den Vordergrund, was zusätzlich deswegen suboptimal ist, weil es der Einbindung dort stetig an Kraft mangelt. Davon abgesehen bietet die Ausstattung der UHD aber in der Hinsicht einen ordentlichen Mehrwert. Insgesamt hat Disney aber mit der Veröffentlichung einmal mehr viel Potenzial verschenkt.  

Die Extras

Bei einem visuell so ambitionierten Film stellen sich sicher eine Menge Zuschauer die Frage: „Wie geht sowas?“ Auf diese und andere Fragen liefert das komplett auf der Blu-Ray untergebrachte Bonusmaterial ausreichend Antworten. Im Hauptfokus steht aber selbst Bereich der Extras die Musik des Films. Neben zwei Musikvideos und der Möglichkeit, alle Songs des Films nochmal separat anwählen zu können hat man auch den überaus prominenten englischen Sprechern und Sängern einmal näher über die Schultern geschaut, die sich allesamt akribisch auf ihre Arbeit vorbereitet haben. Nett: Unter den Extras findet sich auch ein kleines Featurette, welche auf eine Organisation zum Schutz der Löwen aufmerksam macht. Abgerundet wird das alles mit einem zusätzlichen Audiokommentar, der aber leider ausschließlich der Blu-Ray vorbehalten bleibt. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Dass selbst nahezu perfekte Klassiker nicht mehr vor Remakes sicher sind, ist schlimm genug. Hollywood aber scheint bereits in unermüdlicher Suche nach neuen Geldquellen ohne Voraussetzung neuer Ideen längst keine Hemmungen mehr zu kennen. Dass man damit trotzdem gewaltigen Erfolg haben kann, hat die Neuauflage zu Der König der Löwen leider mehr als eindrucksvoll bewiesen. Atemberaubende Optik alleine reicht aber in diesem Fall bei weitem nicht aus, um bei sonstiger Inhaltsgleichheit auch einen gleichwertig guten oder gar besseren Film wie das zeitlose Original abliefern zu können. Das wirkt nämlich selbst nach 25 Jahren immer noch charmanter und vor allem ergreifender als die kalten Computerneuschöpfungen. Wer sich im Kino dennoch dafür begeistern konnte, bekommt mit Blu-Ray und UHD eine zumindest in Sachen Bild eine sehr gut bis überragende Veröffentlichungen geboten, die auch bei den Extras weitestgehend befriedigt. Der enttäuschungsanfällige Ton dagegen lässt einen dagegen über alle Sprachen einmal mehr fragend zurück.“ 

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