UHD/BD: „Creed II – Rocky´s Legacy“

                                                    Getestet und verfasst von General M 

      Quelle Bildmaterial: „Creed II, ©2018 MGM Pictures Inc. and Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.“ 

                                           Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

71Ds3KWAdlL. SL1385 Zwar steht Actionlegende Silvester Stallone, der immerhin auch schon jenseits der 70 ist, nicht mehr persönlich im Boxring, auf dessen ikonischen Charakter des Rocky Balboa muss man aber auch in Creed II – Rocky´s Legacy nicht verzichten. Im Mittelpunkt der Fortsetzung zur erfolgreichen Szepterübergabe von 2016 steht aber auch dieses Mal wieder der junge Adonis Creed, der sich neben familiären Problemen dieses Mal im Ring mit einem Gegner konfrontiert sieht, der den hitzköpfigen Jungspund zu seinem bisher persönlichsten Kampf fordert. Aber auch Rocky selbst trifft auf einen alten Bekannten. Wir haben uns mit UHD und Blu-Ray auf ein Sparring getroffen.

Der Film

Gegen „Pretty“ Rick Conlan konnte Adonis Creed (Michael B. Jordan, Black Panther) zwar keinen Sieg erringen, gewonnen hat der Nachwuchsboxer dafür aber die Aufmerksamkeit der Boxsportwelt. Seitdem fährt Creed einen Sieg nach dem anderen ein und kann schließlich die Weltmeisterschaft im Schwergewicht erobern. Mentor Rocky (Silvester Stallone, The Expendables 3) hat sich mittlerweile von seiner Krebserkrankung erholt und steht dem Champion weiterhin väterlich zur Seite. So gut wie die Dinge laufen, will Adonis nun auch endlich seine Freundin Bianca (Tessa Thompson, Avengers: Endgame) ehelichen und ihr gleichzeitig ein Leben in Wohlstand ermöglichen. Die freut sich zwar auf die gemeinsame Zukunft, drängt Adonis aber gleichzeitig dazu, aus der Heimat Philadelphia ins sonnige Los Angeles überzusiedeln. 

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Doch die Nachricht von Adonis´ Erfolg ist auch bis nach Russland vorgedrungen. Im ehemaligen Herz der Sowietunion lauert der mittlerweile ebenfalls in die Jahre gekommene Ivan Drago (Dolph Lundgren, Aquaman), der einst Adonis´ Vater im Ring erschlug und später eine herbe Niederlage gegen Rocky einstecken musste nur darauf, sich an Balboa und dessen Vermächtnis zu rächen. Sohnemann Viktor, der unter dem harten Training seines Vaters ebenfalls zu einem schlagkräftigen Boxer herangereift ist, fordert Creed zu einem Kampf heraus. Entgegen Rocky´s Appellen stimmt Apollo schließlich zu, muss sich dafür aber ohne seinen Mentor auf die kommende Herausforderung vorbereiten.

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Der Schlagabtausch gerät zum Fiasko für den Hitzkopf, der im Kampf gegen Viktor schwer verletzt und gedemütigt wird. Für den angestrebten Rückkampf soll nun der Titel aufs Spiel gesetzt werden. Während Creed sich auf seine Wurzeln besinnt und sich unter Rocky asketisch auf die Revanche vorbereitet, befürchtet die mittlerweile schwangere Bianca, dass das gemeinsame Kind mit einem angeborenen Hörfehler zur Welt kommen könnte wie sie selbst. Schließlich stehen sich im Ring erstmals zwei Generationen erbitterter Feinde gegenüber. Für die Beteiligten geht es um alles oder nichts…

Die Rezension

Das bewährte Rezept von Generationenkonflikten in- und abseits des Boxsports ändert auch Creed II – Rocky´s Legacy kaum nennenswert ab. Der mittlerweile achte Ableger des Rockyversums erzählt inhaltlich zwar keine neue Geschichte, wartet aber erneut mit starken, gut gespielten Charakteren und toll in Szene gesetzten Kämpfen auf und fühlt sich sich damit trotz einiger Abnutzungserscheinungen immer noch verhältnismäßig frisch an. Für Fans der Reihe ist gerade das Wiedersehen zwischen Balboa und Drago ein ganz besonderes Schmankerl, gehört der von Lundgren verkörperte Russe doch zu den bekanntesten Gegnern des ergrauten Ex-Boxers.  

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Regisseur Steven Caple, Jr. gelang es aber nicht nur, seine Figuren glaubhaft sowie mit der nötigen Tiefe versehen zu inszenieren, auch im Ring punktet der Film wieder mit einer dichten und intensiven Atmosphäre, die ganz im Stil der Vorgänger für ein packendes Mittendringefühl sorgt. Gedreht wurde übrigens an Originalschauplätzen in Philadelphia, wo bereits der junge Rocky seine ersten großen Kämpfe absolviert hat – und das ist immerhin schon knapp 43 Jahre her. In der Zeit ist allerdings nicht nur Stallone deutlich älter geworden, sondern auch dessen Stammsprecher Thomas Danneberg, der sich krankheitsbedingt Anfang 2019 endgültig aus dem Synchrongeschäft verabschiedet hat und für die Vertonung von Creed II – Rocky´s Legacy ebenfalls nicht mehr zur Verfügung stand. So wohlverdient die Rente eines der wohl wichtigsten Synchronsprecher der letzten Jahrzehnte auch ist, so ungewohnt klingt Stallone hier. Dabei ist der Ersatz im Grunde ein alter Bekannter, denn niemand geringeres als Jürgen Prochnow, der Stallone bereits im ersten Rocky sprach, ist als Ersatz eingesprungen. Damit schließt sich der Kreis in vielerlei Hinsicht, denn auch abseits davon markiert der Film den endgültigen Abschied vom legendären Boxer. 

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Letztendlich gelingt es Creed II – Rocky´s Legacy (den Beinamen hat man übrigens exklusiv für den deutschsprachigen Markt erdacht), trotz der Versuchung eines größeren Budgets weiterhin konsequent auf den Stärken des Vorgängers und des gesamten Franchises im Allgemeinen aufzubauen. Es bewegt sich nicht groß vorwärts, aber anders als Rocky V bewegt es sich dafür immerhin auch nicht zurück. Fans des Franchises bekommen genau das, was sie auch erwarten können. Rocky mögen wir zum letzten Mal gesehen haben, Apollo Creed jedoch wird in Zukunft bestimmt noch die ein oder andere Challenge bestehen müssen. Und darauf kann man sich angesichts der grundsoliden Fortsetzung durchaus freuen. 

UHD und Blu-Ray

Creed II – Rocky´s Legacy entstand vollständig digital unter Einsatz von Arri ALEXA Mini- und ALEXA XT – Kamerasystemen mit einem Maximaloutput von 2.8K. Dementsprechend ist stark davon auszugehen, dass später am Ausgang ein 2K Digital Intermediate entstand, welches auch bei den Heimkinoveröffentlichungen als Basis genutzt wird. In Hinsicht auf die UHD bedeutet das also, dass wir es hier nicht mit einer nativen Präsentation in 4K zu tun haben, sondern lediglich mit einem Upscale. Schauen wir uns zunächst die Blu-Ray genauer an. Die wartet zwar in helleren Szenen mit kräftigen Kontrasten auf und wechselt bei der Farbgebung nach der bewusst kühl saturierten Eröffnung in wärmere und gleichzeitig angenehm natürliche Darstellungsgefilde, leidet aber trotzdem unter einem unpassenden (wenn auch nicht dramatischen) Gelbstich. In dunkleren Szenen wandern die Kontraste dann aber gerne mal in den Keller. Darunter leidet nicht nur die Durchzeichnung, auch zeigt sich die Blu-Ray dann anfällig für Banding. Und auch die Schärfe könnte konsequent besser sein. Knackscharfe Einstellungen wechseln sich immer wieder mit eher weicheren Szenen ab, wovon besonders die Halbtotalen betroffen sind. Misst man die Blu-Ray an manchen referenzverdächtigen HD – Releases der letzten Monate, wäre im Vergleich dazu hier sicher deutlich mehr machbar gewesen. 

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Aber auch die UHD ist nicht frei von Makeln. Zwar muss man lobenswert erwähnen, dass neben dem obligatorischen erweiterten Farbraum gleichermaßen Support für HDR10 wie Dolby Vision gegeben ist, gerade unter HDR10 versumpft das Bild aber in chronischer Dunkelheit. Dadurch geht auch hier Durchzeichnung verloren, allerdings noch deutlich extremer als die ohnehin schon durchzeichnungsschwache Blu-Ray. Vergleich man dann zusätzlich die Szenen bei Nacht miteinander, stellt sich bei der UHD auch noch ein unschöner Grauschleier ein. Die Farben bleiben blass. Erst unter Einsatz von Dolby Vision ändert sich das massiv zum besseren. Differenzierung zwischen Charakteren und Hintergründen ist plötzlich wieder möglich, die Farben wirken natürlicher, nuancierter und auch die Kontraste pendeln sich wieder in akzeptablen Bahnen ein. Auch der Gelbstich der Blu-Ray ist dann kein Problem mehr. Wirkliches 4K – Feeling entsteht aber trotzdem nicht, denn der Mehrwert an Schärfe und Detailgewinn ist zum einen extrem klein ausgefallen, zum anderen gelingt es wenig überraschend auch der UHD nicht, den Mischmasch aus scharfen und weichen Einstellungen zu korrigieren. Somit bekommt man mit der UHD zwar (unter Einsatz von Dolby Vision) das leicht bessere Bild geboten, von Spitzenwerten sind aber beide Veröffentlichungen weit entfernt. Wer außerdem lediglich über ein Wiedergabegerät mit HDR10 verfügt, ist mit der Blu-Ray generell besser beraten. 

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Gleichermaßen enttäuschend zeigen sich dagegen beide Formate beim Ton. Eigentlich hatte ich zuletzt die Hoffnung, dass Warner nach den fantastischen Atmos – Fassungen zu Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen und Co. endlich eine konsequent hochwertige Linie bei der Klangausstattung eingeschlagen hätte – nur um eben jene Hoffnung mit der Veröffentlichung von Creed II – Rocky´s Legacy wieder vollständig zu zerstören. Während man nämlich sowohl auf Blu-Ray als auch UHD eine englische Atmos – Spur finden kann, bekommen deutschsprachige Konsumenten lediglich wieder stärkstens komprimierten Dolby Digital 5.1 – Sound aus der DVD – Ära aufgezwungen, der mit 448 k/Bit bei der Datenrate sogar noch unter den Standards des Uraltformats liegt. Zwar wird selbst in der Ausführung noch gute Stimmverständlichkeit im Center geboten und außerdem auch teils überraschend kräftige Bässe, in allen anderen Belangen muss sich der deutsche Ton aber komplett dem Originalton unterordnen. Der bietet deutlich mehr Dynamik, hörbar kräftigere Bässe und insgesamt einfach mehr Punch. Dazu gesellt sich außerdem eine Deckenebene, die das Geschehen vor allem im Ring nochmal toll nach oben öffnet und so eine wirklich immersive Stadionatmosphäre erschafft. Abseits davon setzt die dreidimensionale Ebene aber eher bodenständige Akzente und hebt vor allem den Soundtrack ein wenig mehr in den Raum. Ein Mehrwert ist alleine aufgrund der genialen Hights wären der Kämpfe aber definitiv gegeben. Schade, dass Warner all das und mehr abermals zugunsten einer willkürlichen Ausstattungspolitik im deutschsprachigen Raum geopfert hat. 

Extras

Sämtliche Boni wurden auf der Blu-Ray untergebracht, die wie immer bei diesen Veröffentlichung auch als Beigabe neben der UHD zu finden ist. Die bestehen zunächst aus vier Deleted Scenes mit knapp 10 Minuten Laufzeit und bieten hauptsächlich eher belanglose inhaltliche Erweiterungen, die den mit knapp 130 Minuten Spielzeit schon nicht kurzen Film nur unnötig in die Länge gezogen hätten. Dazu gesellen sich vier Featurettes. die sich neben einem Blick auf die weiblichen Hauptrollen des Films vor allem mit dem Vermächtis von Rocky und dessen Einfluss auf die moderne Kinolandschaft befassen. Durch das Featurette führt übrigens Dolph Lundgren selbst, in knapp 15 Minuten darf man sich über einen nett gemachten Querschnitt durch die Geschichte von Rocky freuen. In „Väter & Söhne“ wird dann auch die Rivalität zwischen Rocky und Drago nochmals näher beleuchtet, ebenso der Einfluss, welchen die Fehde auf die jeweiligen Vertreter der jüngeren Generation hat. Zu guter letzt gibt es noch einen Blick hinter die Kulissen, wobei vor allem Viktor Drago – Darsteller Florian Munteanu etwas intensiver in den Fokus des Zuschauers gerückt wird. 

Fazit

ava7„Zwar erfindet Creed II – Rocky´s Legacy das Rad der Reihe nicht neu und setzt stattdessen viel eher auf bewährte Zutaten, aufgrund der klasse inszenierten Kämpfe und vor allem den gleichermaßen stark geschriebenen wie gespielten Charakteren wirkt das Franchise um Boxer Rocky und dessen Nachfolger aber selbst im achten Anlauf weder müde noch verbraucht. Die über Generationen geführte Rivalität zweier Männer wurde von Regisseur Steven Caple, Jr. ausdrucksstark inszeniert und bietet vor allem für Serienveteranen zahlreiche Referenzen und nostalgisch-emotionale Momente. Für die Figur des Rocky ist es ein gelungener Abschied, für Adonis Creed die endgültige Übernahme des Szepters. Ein bisschen Sprit für weitere Fortsetzungen ist definitiv noch im Tank. Schade nur, dass weder Blu-Ray noch UHD zum Film wirklich glänzen können, sondern in Sachen Bild und Ton allenfalls solide performen. Besonders beim Ton stellt sich nach vielen guten Veröffentlichungen mit einem Mal wieder der gewohnt bittere Warner – Beigeschmack ein. Und der bleibt lange im Hals hängen.“ 

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