UHD/BD: „Captain Marvel“

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                                                 Getestet und verfasst von General M 

      Quelle Bildmaterial: „Captain Marvel, ©2018 The Walt Disney Company. All rights reserved.“ 

                                         Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

71dqbswckTL. SL1200 Mit Captain Marvel bekam das Marvel Cinematic Universum kurz vor dem großen vorläufigen Finale in Avengers: Endgame (im August bei uns um Heimkinotest) nochmal Verstärkung in letzter Minute. Und was für eine, denn die taffe Kriegerin gehört zu den mächtigsten Figuren des Comiclabels und spielt trotz kurzem Auftritt dennoch eine gewichtige Rolle im finalen Kampf um das Schicksal der Erde. Zuerst aber sollte natürlich die obligatorische Vorgeschichte folgen. Deren Ergebnis: Trotz überraschend gemischter Kritiken ein sensationelles Einspielergebnis von weltweit über 1.2 Milliarden Dollar. Was der Film im Heimkino kann, haben wir pünktlich zum Ladenstart natürlich für euch geklärt. 

Der Film

Wir schreiben das Jahr 1995. Noch lebt die Menschheit unbeschwert vor sich hin. Captain America hält noch immer sein Nickerchen im ewigen Eis und auch Iron Man und Co. sind noch weite Zukunftsmusik. Weit entfernt von der Erde jedoch toben jedoch Konflikte, denen sich hier niemand bewusst ist. Der Heimatplanet des mächtigen Kree-Universums steht bereits seit geraumer Zeit mit den fiesen Skrulls im Clinch. Die mächtigen Gestaltwandler entpuppen sich selbst für die kampferfahrenen und hochtechnisierten Kree als zähe Gegner. Zu denen gehört auch Vers (Brie Larson, Raum), die über außergewöhnliche Kräfte verfügt, diese aber aufgrund ihres hitzigen Temperaments kaum zu kontrollieren vermag.

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Schon seit geraumer Zeit plagen die junge Elitesoldatin immer wiederkehrende Albträume über ein früheres Leben auf der Erde, an das sie sich aber nicht mehr bewusst erinnern kann. Selbst ihr Kommandant Yon-Rogg  (Jude Law, Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen) scheint dafür keine Erklärung zu haben und mahnt Vers zu stetiger Gelassenheit, zumal die nächste Mission bereits unmittelbar bevorsteht. Als die Kampftruppe auf dem Planeten Torfa in einen Hinterhalt gerät und Vers von den Skrull gefangen genommen wird, begegnet sie erstmals deren Anführer Talos (Ben Mendelssohn, Robin Hood), der über ihre verdrängten Erinnerungen an den Aufenthalt von Dr. Wendy Lawson  (Annette Bening, Bugsy) gelangen will, die ihr immer wieder im Traum erschienen ist. Die Wissenschaftlerin ist selbst Teil der Kree und hat sich vor langer Zeit mitsamt ihrer wichtigsten Erfindung abgesetzt, einem Antrieb für Überlichtgeschwindigkeit, der besonders schnelles Reisen ermöglicht und es den Skrull gestatten würde, ihre Armeen in Windeseile ins gesamte Universum auszusenden.

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Zwar gelingt Vers die Flucht, ihre Rettungskapsel strandet aber auf der Erde, wo auch Dr. Lawson alias Mar-Vell zuletzt gesichtet wurde. Dort trifft die auffällig gekleidete Kämpferin auf den jungen S.H.I.E.L.D. – Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson, The Hitman´s Bodyguard), der nach einiger Überzeugungsarbeit bereitwillig bei der Suche nach der Wissenschaftlerin behilflich ist. Dabei erfährt Vers auch die schockierende Wahrheit über ihr altes Leben auf der Erde als Carol Danvers und den Ursprung ihrer übernatürlichen Kräfte. Aber auch die Skrull sind mittlerweile auf der Erde angekommen und eröffnen als Menschen getarnt ebenfalls die Jagd auf das Vermächtnis Lawsons… 

Die Rezension

Das Leinwanddebüt von Captain Marvel kam spät, fast zu spät möchte man sagen. Denn so kurz vor Avengers: Endgame, auf dessen Ereignisse über ein Jahrzehnt und geprägt von mehr als zwanzig Spielfilmen akribisch hingearbeitet wurde, erscheint eine weitere Originstory wie eine Ergänzung auf den allerletzten Drücker. Tatsächlich wäre es klüger gewesen, die mächtige Heldin früher debütieren zu lassen, zumal die Ereignisse des Films noch vor dem ersten Iron Man spielen und dabei auch primär als Brücke zu den Guardians of the Galaxy fungieren. Zeit genug wäre also vorhanden gewesen, auch weil eine starke weibliche Heldin auf Solopfaden im Marvel Cinematic Universum lange Zeit schmerzlich vermisst wurde. Da ist DC mit Wonder Woman deutlich mutiger gewesen, die bereits im kommenden Jahr nach dem großen Überraschungserfolg eine Fortsetzung erhalten wird. Trotz überspätem Debüt gelang es Captain Marvel aber tatsächlich, den finanziellen Erfolg von Wonder Woman noch zu übertreffen, weshalb auch hier mit weiteren Soloabenteuern und Gastauftritten im Rahmen der nächsten Phase zu rechnen ist. 

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Vier Jahre Vorbereitung waren seit der Erstankündigung 2014 nötig, wobei Marvel besonderen Fokus auf starke Frauenrollen legte, die sowohl vor als auch hinter der Kamera für die nötige Glaubwürdigkeit der Heldin sorgen sollten. Regie übernahm das Gespann aus Ryan Fleck und Anna Boden, die sich mit ihrem Verständnis für den Charakter als erste Wahl empfahlen und das finanzielle Großprojekt erfolgreich gestemmt haben. Mit Oscar©-Preisträgerin Brie Larson hat man gleichzeitig eine ideale Hauptdarstellerin gefunden, die ihre Rolle mit viel Herzblut ausfüllt, aber neben der nötigen Härte auch einen gewissen spitzfindigen Humor zeigt. So wirkt die Kalifornierin, der Kritiker oft mangelnde Mimik vorwerfen, hier deutlich sympathischer als sonst. Der Shitstorm, der nach einigen unvorteilhaften Äußerungen seitens Larson im Netz aufkam, ist zumindest in Hinsicht auf ihre darstellerischen Qualitäten im Film unbegründet. Denn obwohl Captain Marvel besonderen Fokus auf die Darstellung starker Frauenrollen legt, kommen auch die Herren der Schöpfung voll auf ihre Kosten – schließlich haben wir es hier trotz aller aufgebauschter Kritik immer noch mit einem waschechten Marvelfilm zu tun, der mit gewohnt effektreicher Action aufwartet und gleichzeitig mit Katze Goose einen der gleichzeitig komischsten wie erinnerungswürdigsten Charaktere im MCU bietet. Daneben glänzt ein gewohnt cooler, digital am Computer verjüngter Samuel L. Jackson, Ben Mendelssohn beweist einmal mehr sein Talent als Schurke und Lee Pace kehr als Ronan der Zerstörer zurück. Dabei bietet Captain Marvel überraschend viel Charaktertiefe, die Fähigkeiten des Casts werden optimal ausgenutzt. So entstand ein Film, der auch in den ruhigen Momenten zu überzeugen weiß. 

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Trotz Spitzenbesetzung, die Gesamtqualität anderer aktueller Filme aus dem Marvel Cinematic Universe erreicht Captain Marvel nicht. Der Grund dafür ist wieder im späten Debüt zu suchen, denn die anderen Filme, allen voran natürlich Endgame, haben die Messlatte längst so hoch gelegt, dass einen eine weitere Originstory einfach nicht mehr so vom Hocker heißt wie es noch vor Jahren der Fall gewesen wäre, als die bedeutsamen Helden nach und nach als solche etabliert worden sind. In diese Zeit hätte der Film deutlich besser gepasst, hätte deutlich mehr Wirkung entfaltet. Gegen die übermächtige Konkurrenz aus eigenem Haus wirkt Captain Marvel bedingt durch das späte Erscheinen beim Storytelling und Pacing beinahe etwas altbacken und im Ablauf absolut vorhersehbar, wartet aber trotzdem mit genügend eigenen und frischen Ideen auf, um pünktlich vor dem Finale nochmal zwei Stunden gute, aber nicht überragende Unterhaltung abzuliefern. Alleine der rührende Tribut an den kurz vor der Premiere verstorbenen Stan Lee gleich zu Beginn macht den Film aber zum Pflichtprogramm für MCU-Fans. 

UHD und Blu-Ray

Captain Marvel wurde wie auch alle anderen gegenwärtigen Produktionen von Marvel vollständig digital gedreht. Zum Einsatz kam eine ganze Bandbreite an Kamerasystemen, die je nach Bauweise bis auf eine Ausnahme einen Output zwischen 6.5K und 8K liefern. Ein nativer 4K-Transfer schien deswegen die logische Wahl zu sein, am Ende entschied man sich aber wohl auch aufgrund der extremen Effektlastigkeit des Films trotzdem zu einem 2K Digital Intermediate. Die UHD bietet daher auch lediglich einen Upscale, bei der Blu-Ray gibt es wie immer Full HD. Schon hier erzielt der Transfer ein überaus zufriedenstellendes Ergebnis. Abseits ganz weniger eher weicherer Einstellungen wird bereits hier ein durchgehend scharfes, detailreiches und gut kontrastriertes Bild geboten. Sowohl die Schwarz- als auch die Weißanteile zeigen sich auf hohem Niveau. Eine leichte Körnung ist vorhanden, die wird aber ausschließlich als Stilmittel in Rückblenden genutzt und untermalt das Geschehen dann nachvollziehbar und nie aufdringlich. Bei den Farben bekommt man schon bei regulärem Farbraum einiges geboten. Satte Primär- und Sekundärtöne verleihen vor allem den Szenen rund um den Kree-Raum den nötigen Punch, auch die Kostüme und Effekte erstrahlen angenehm kräftig, dabei bleiben Hauttöne aber zum Glück immer im natürlichen Bereich. 

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Die UHD bietet neben dem erweiterten Farbraum auch Support für HDR10 und kommt insgesamt deutlich dunkler daher als die Blu-Ray. Das ist nicht immer von Vorteil, denn ähnlich wie schon bei Solo: A Star Wars Story versinken dadurch gerne mal Details, die man auf der Blu-Ray noch deutlich wahrnehmen kann. Zum Glück geschieht das aber nicht in der gleichen Intensität wie bei der misslungenden UHD zum Star Wars-Spin Off, auffällig bleibt es im direkten Vergleich aber allemal. Leichte Zugewinne bei der Schärfe sind wahrnehmbar, insgesamt fällt der Unterschied zwischen Blu-Ray und UHD aber geringer aus als man vielleicht erwarten würde. Dafür nutzt die hochskalierte 4K-Version die Stärken des Farbraums sichtbar aus. Die Überlendungen der Blu-Ray, die zuletzt immer häufiger auch bei anderen Veröffentlichungen aufgetreten sind, entfallen hier komplett. Die Farben sind kräftiger, nuancierter und heben den Look des Films nochmals positiv an. Einfach gesagt gilt: Je heller das Bild, desto besser agiert die UHD. Wenn es aber dunkler wird, überragt die Blu-Ray. Und genau die empfehle ich hier auch als erste Wahl. Wer den Film im Kino als IMAX – Version gesehen hat, bekommt diese im Heimkino aber nur im Rahmen der ebenfalls erhältlichen 3D – Blu-Ray. 

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Wieder mal eher mittelmäßig sieht es leider beim Ton aus, denn Disney speist die deutschen Konsumenten einmal mehr mit einer übermäßig Dolby Digital Plus – Tonspur ab, der sowohl auf Blu-Ray als auch der UHD jeweils nur verlustfreier DTS-HD MA 5.1 – Sound gegenübersteht. Vergleicht man die beiden Formate miteinander, fällt abermals auf, dass der deutsche Ton wie immer viel zu leise daher kommt und daher nur mit entsprechenden Nachjustierungen zu adäquater Wirkung findet. Auch beim Originalton muss am Regler gedreht werden, da aber wesentlich weniger. Die Dynamik der Masterspur erreicht die deutsche Tonfassung nicht, auch die Bässe sind etwas schwächer. Trotzdem gibt es einiges auf die Ohren, allen voran den hörenswerten Soundtrack vermag der deutsche Ton gut wiederzugeben, während besonders in actionreichen Momenten aus dem hinteren Bereich Dauerfeuer gegeben ist. Angesichts gegenwärtiger Tonstandards enttäuscht Disney also ein weiteres Mal bei der Ausstattung und mir schwarmt angesichts der kommenden Veröffentlichung zu Avengers: Endgame schon jetzt Böses. 

Die Extras

Sämtliches Bonusmaterial wurde auf der Blu-Ray untergebracht, geboten wird im Grunde genau das, was man sich von einer solchen Veröffentlichung auch erwarten könnte. Neben ein paar Outtakes vom Set gibt es sechs kurze Szenen, die es nicht in die Kinofassung geschafft haben und die vornehmlich hier und da etwas mehr an Dialog bieten. Einen essentiellen Mehrwert sucht man in dem Fall wirklich vergebens. Den findet man eher in den sechs Featurettes, die aber mit einer Gesamtspielzeit von nicht einmal 25 Minuten eher knapp ausgefallen sind. Hier erfährt man also in jeweils kurzen Abschnitten mehr über den Charakter Captain Marvel und deren Einführung als ersten vollwertigen weiblichen Solohelden im MCU, auch die Ursprünge von Nick Fury werden beleuchtet. Natürlich bekommen auch die Bösewichte noch ein bisschen Screentime spendiert und Katze Goose wird  ebenfalls nicht vergessen. Zuletzt stellt man auch die Regisseure in den Vordergrund, die sicher nicht den letzten Film im Marvel – Universum verantwortet haben. Alles in allem also solide, aber nicht überragende Extras, die zumindest jeweils kurze Einblicke in Cast, Crew und Charaktere bieten. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Obwohl Captain Marvel mit guten neuen Ideen wie der Katze Goose aufwartet und dabei auch die ein oder andere interessante Lücke in der großen Geschichte des Marvel Cinematic Universe stopft, bleibt abseits einer coolen Heldin und zukünftig wohl noch bedeutungsschweren Schurken eines aus: Der Aha-Effekt. Als Originstory agiert der Film eher nach klassischem Schema und kommt alleine schon deswegen viel zu spät. Und selbst bei den Ursprungsgeschichten gibt es mittlerweile bessere Filme. Was bleibt, ist ein solider und kurzweiliger Film mit gewohnt klasse Effekten, überraschend viel Charakterzeichnung und ein paar gelungenen Lachern. Letztere vergehen einem eigentlich nur bei der abermals miesen Tonausstattung seitens Disney. Die Blu-Ray empfiehlt sich dank eines nicht ganz so dunklen Bildes als bessere (und preisgünstigere) Wahl.“ 

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