UHD/BD: „Bohemian Rhapsody“

                                    Getestet und verfasst von General M 

                      Quelle Bildmaterial: „Bohemian Rhapsody, ©2018 FOX. All rights reserved.“ 

                                           Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

81RZiNtLReL. SL1500 Is this the real life? Is this just fantasy? Caught in a landslide, no escape from reality…so beginnt einer der wohl bekanntesten und ikonischsten Songs der Musikgeschichte. Bohemian Rhapsody zementierte nicht nur endgültig den Legendenstatus der Band Queen, sondern auch den von Frontmann Freddie Mercury, einer der wohl kontroversesten und missverstandendsten musikalischen Genies des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte hinter dem schillernden Paradiesvogel jedoch kennen nur wenige. Einen Teil davon erzählt Bohemian Rhapsody. Nicht immer ganz nahe an der Wahrheit, aber doch so mitreißend und eindrucksvoll inszeniert, dass nicht nur Fans voll auf ihre Kosten kommen. 

Der Film

London, Anfang der Siebziger Jahre: Tagsüber schiebt Farrokh Bulsara (Oscar©prämiert: Rami Malek, Mr. Robot), Sohn aus Sansibar eingewanderter Eltern, Dienst auf dem Flughafen, abends zieht der musikbegeisterte Arbeiter durch die Londoner Clubs. Als der Band Smile kurz nach einem Auftritt der Sänger abhanden kommt, bietet sich Farrokh, der von seinen Freunden nur Freddie genannt wird, kurzerhand als Ersatz an. Die verbliebenen Bandmitglieder um Brian May (Gwilym Lee, Inspector Barnaby), Roger Taylor (Ben Hardy, X-Men: Apocalypse) und John Deacon (Joseph Mazzello, The Pacific) reagieren zunächst vorbehalten gegenüber dem Mann mit dem markanten Überbiss, sagen aber aus der Not heraus schließlich zu. 

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Der erste Auftritt von Smile unter dem neuen Sänger, der sich ab jetzt Freddie Mercury nennt, sorgt durch seine extravangante Kleidung und seinen elektrisierenden Gesang für wahre Begeisterungsstürme unter den Zuschauern. Dort wird auch die junge Mary Austin (Lucy Boynton, Mord im Orient-Express) auf Mercury aufmerksam, die bald darauf eine Beziehung mit dem Sänger eingeht. Nach weiteren erfolgreichen Gigs steht die Band bald unter ihrem neuen Namen Queen im Studio, nimmt erste Songs auf und wird wenig später von Musikmanager John Reid unter Vertrag genommen. Der kometenhafte Aufstieg der Band, die in Rekordzeit nicht nur in England, sondern auch in den USA populär wird, setzt die Musiker aber zunehmend unter Druck.

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Nach der schwierigen Produktion des Albums A Night at the Opera, zu dem auch der von Mercury geschriebene Titel Bohemian Rhapsody zählt, ist die Band endlich zu Weltruhm gelangt und steht voll und ganz im Licht der Medien. Für den sensiblen Mercury, der zu dieser Zeit längst seine Zuneigung für Männer entdeckt hat und der in seiner Wahlheimat München exzessiv in die homoxuelle Szene eintaucht, wird der mediale Druck auch aufgrund seiner sexuellen Neigungen immer größer. Falsch beraten bricht er mit der Band und verfolgt fortan eine Solokarriere. Doch als Bob Geldof die Band bittet, gemeinsam bei Live Aid aufzutreten, finden die alten Weggefährten wieder zusammen. Was zu dem Zeitpunkt jedoch nur wenige wissen: Mercury ist längst unheilbar an HIV erkrankt…

Die Rezension

Die tragische Geschichte um Freddie Mercury ist längst gut recherchiert und dementsprechend bekannt, wurde aber nie auf so akkurate und bildgewaltige Weise für das Kino erzählt. Bohemian Rhapsody lebt von vielen Aspekten, nämlich nicht nur dem zigfach prämierten, absolut überragenden Spiel von Hauptdarsteller Rami Malek, der sich akribisch auf seine Rolle vorbereitet hat, sondern auch von der Ausstattung und nicht zuletzt natürlich den legendären Songs von Queen. Malek´s eindrucksvolle Metamorphose vom langhaarigen Hobbysänger zum ikonischen Popstar in Unterhemd und Sportschuhen kann glaubhafter nicht sein, auch die inneren Konflikte Mercury´s werden nachvollziehbar transportiert. Zwar nimmt der Film die Fakten nicht immer ganz ernst und erlaubt sich zeitlich und inhaltlich gewisse Freiheiten, bleibt aber davon abgesehen stets nahe an den wahren Geschehnissen. So wird das Bild eines Mannes gezeichnet, der die Weltbühne gleichermaßen zur falschen wie zur richtigen Zeit betreten hat und dessen Kreationen und Stimmgewalt auch nach dessen viel zu frühem Tod im Jahre 1991 bis heute musikalische Maßstäbe setzen. 

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Während Bohemian Rhapsody sich darum bemüht, die Performance und den Sound der Band wirklichkeitsgetreu darzustellen und in diesem Punkt auch sensationell erfolgreich ist, zeigt er sich jedoch besonders bei der näheren Betrachtung von Mercury´s Homosexualität überraschend zahm und zurückhaltend. Die cineastische Auseinandersetzung mit dem komplexen Charakter des exzentrischen und teils selbstverliebten Sängers hätte hier mehr Mut aufbringen müssen, um das Verständnis für die Figur seitens des Zuschauer besser ausgestalten zu können. Ein wenig kann man das aber verzeihen, denn Bohemian Rhapsody will kein waschechtes Biopic sein, dessen Konsequenz unweigerlich die Demontage einer Musiklegende wäre. Viel mehr ist es ein Film über die Musik selbst und natürlich auch über die Band, die sie performt und geprägt hat. Als solcher betrachtet funktioniert der Streifen über seine 135 Minuten Laufzeit grandios und ist nicht nur alleine wegen des akribisch nachgestellten Live Aid – Auftritt Pflichtprogramm für Musikfans. Vier Oscar© konnte der Film bei der kürzlichen Verleihung der Academy Awards abräumen – und wirklich jeder ist verdient. 

UHD und Blu-Ray

Bohemian Rhapsody entstand zu großen Teilen digital, nutzt aber für die auf alt getrimmten Einspieler bewusst analoge Kameras, um dem Bild einen authentischen Look zu verleihen. Kameramann Newton Thomas Sigel spielt über die verschiedenen Epochen der Band gezielt mit verschiedenen Farbgebungen und Kontrasten, was der Immersion sehr zugute kommt. Dabei verzichtet er auf kunterbunte und knallige Farben, sondern setzt eher auf erdige Töne, was für das Genre sehr unüblich ist, hier aber entscheidend zum Look des Films beiträgt. Leider lässt sich nicht genau sagen, ob aus dem gefilmten Material in der Nachbearbeitung letzendlich ein 2K Digital Intermediate entstanden ist, oder ein 4K – Master. Die wirklich fantastische Auflösung der UHD lässt aber naheliegen, dass wir es hier tatsächlich mit letzterem zu tun haben, also auch mit einer nativ auflösenden UHD. 

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Doch werfen wir zunächst einen Blick auf die Blu-Ray, die bereits einen weitestgehend hervorragenden Eindruck macht und sich qualitativ sehr an der Intention des Kameramannes orientiert. So beginnt Bohemian Rhapsody dort, wo er letztendlich auf aufhört und zeigt sich dann kühl saturiert, aber wunderbar scharf. Der folgende Schwenk in die Siebziger schraubt dann die Regler wieder zugunsten eines weicheren, aber farbintensiveren Bildes, welchem es wieder an Schärfe mangelt. Je weiter der Film sich dann aber auf das Ende zubewegt, desto mehr wandelt sich auch wieder der Look zu dem, was man bereits zu Beginn erleben durfte. Das alles sind bewusst genutzte Stilmittel, weswegen man der Blu-Ray dies nicht ankreiden darf. Die erfüllt daran gemessen ihren Zweck sehr gut, leidet dafür aber unter teils starker Überbelichtung, die das Bild zusätzlich sehr ausgewaschen und farblos erscheinen lässt – wohl mehr, als es die Intention letztendlich erfordert. 

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Die UHD weist eine Besonderheit auf, ist sie doch gerade mal die zweite Veröffentlichung eines Realfilms überhaupt, die mit HDR10+ – Support aufwartet. Der Unterschied zwischen HDR10 und dem Plusformat liegt in besseren Kontrastrierung des Bildes, welches anders als das konventionelle Format nicht anhand vorgegebener Einstellungen agiert, sondern auf dynamischen Metadaten arbeitet. Damit will man Dolby Vision als das hier bereits zur Anwendung kommende Format über kurz oder lang Konkurrenz machen. Gegenwärtig sind Vergleiche aber aufgrund der minimalen Verbreitung überflüssig, daher werden wir auch zukünftig vorerst nicht näher auf diese Technik eingehen. Hier bleibt die Relevanz also bei HDR10 und dem gewohnt erweiterten Farbraum der UHD. Und die zeigt hier deutlich sattere und natürliche Farben als die Blu-Ray, deren Überbelichtung hier gänzlich getilgt wird. Dadurch kehren auch mehr Details in die Szenerien zurück, alles in allem wirkt der Film hier sehr viel homogener, ohne dabei die zum Einsatz gebrachten Stilmittel zu übertönen. Auch die Schwarzwerte sind perfekt ausbalanciert, die Durchzeichnung stimmt auch in dunklen Momenten sehr zufrieden. Alles in allem also die beste Möglichkeit, Bohemian Rhapsody im Heimkino zu erleben. 

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Der deutsche Ton präsentiert sich dafür auf beiden Veröffentlichungen typisch FOX im regulären DTS 5.1 – Format, der allerdings nicht verlustfrei daherkommt, sondern gewohnt leicht komprimierter Bitrate, was zwar nicht ganz zeitgemäß ist, aber immer noch einen klaren Vorteil gegenüber dem üblichen Konservensound von Warner und Paramount darstellt. Den englischen Originalton gibt es auf der Blu-Ray im verlustfreien DTS-HD MA 7.1 – Format, während die UHD hier sogar ein Dolby Atmos – Upgrade erhalten hat. Das bietet sich sich bei einem solchen Film an, denn durch die hervorragend eingebundenen Effekte, welche besonders die Songs und die stetig wachsenden Zuschauermengen auf der dreidimensionalen Ebene unterstützen, entsteht hier ein genial immersives Mittendringefühl, welches man sich nicht entgehen lassen sollte – egal ob man der englischen Sprache nun mächtig ist, oder nicht. Aber auch die regulären Tonspuren können überzeugen, wobei die englische Fassung der Blu-Ray abseits der Deckenebene genauso hochwertig klingt wie die der UHD. Und auch die deutsche Tonspur muss sich nicht wirklich hinter den etwas höherwertigen Fassungen verbergen. Die Stimmverständlichkeit im Center ist top, satten und hochdynamischen Raumklang muss man hier ebenfalls nicht vermissen. Auch der Subwoofer bekommt ordentlich zu tun und liefert kräftige Bässe, die besonders bei der Performance von We Will Rock You toll durchkommen. Trotz etwas geringerer Bitrate spielt damit auch die deutsche Tonspur in der gleichen, erstklassigen Liga wie der Rest mit. 

Extras

Über eine Stunde Bonusmaterial gibt es obendrauf, darunter als ganz besonderes Schmankerl die komplett nachgestellte Live Aid – Performance von Queen. Zusätzlich gibt es detaillierte Einblicke in den Aufbau des dazugehörigen Sets und wir erfahren gesondert, wie Rami Malek für die Rolle von Freddie Mercury gecastet wurde und wie sich dieser auf seine Rolle vorbereitet hat. Zu guter letzt erzählen Brian May und Roger Taylor, die stark in den Entstehungsprozess des Films eingebunden werden, einiges über die turbulente Zeit der Band, die im Film gezeigt wird. Eine Handvoll Trailer runden die Extras ab. Auffällig ist aber, dass der von Missbrauchsvorwürfen geschasste Regisseur Bryan Singer nirgendwo außerhalb des Abspanns Erwähnung findet, aber andererseits ist das natürlich auch nicht ganz unnachvollziehbar. Alles in allem sind die Extras extrem sehenswert und informativ und runden die Veröffentlichung bestens ab. UHD – Besitzer müssen übrigens dafür nicht extra die Disc wechseln, denn FOX hat sämtliches Bonusmaterial auch auf der 4K – Scheibe untergebracht. 

Fazit

ava5„Bohemian Rhapsody ist kein Biopic mit Musikelementen, sondern ein Musikfilm mit biographischen Elementen – da gilt es zu differenzieren, wenn man dem Film die Anerkennung zukommen lassen wil, die er absolut verdient. Gelingt jene Differenzierung, wird einen der Film garantiert begeistern, dazu muss man kein Fan von Queen sein. Allerdings besteht die akute Gefahr, dass man spätestens danach einer wird. Rami Malek spielt den kontroversen Sänger mit solcher Detailtreue und Leidenschaft, dass man beinahe das Gefühl hat, hier eine Inkarnation des legendären Performers zu sehen. Aber auch die restliche Riege der Darsteller überzeugt bis in die kleinsten Nebenrollen und geht im tollen Setdesign nie unter. Der sehr guten, aber teils stark überbeleuchteten Blu-Ray steht eine deutlich ausgewogenere, homogenere UHD gegenüber, die zusätzlich mit englischem Atmos – Ton aufwartet. Davon abgesehen ist die Ausstattung identisch. Eine absolut gelungene Veröffentlichung und damit gleichermaßen ein Pflichtkauf für Cineasten und Musikenthusiasten.“

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