UHD: „300“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                                              Quelle Bildmaterial: „©Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.“ 

                                                             Erhältlich ab 29. Oktober 2020

91cyJ7OP7dL. SL1500 Mit dem neuen Jahrtausend stieg die Anzahl an Comicverfilmungen sprunghaft an. Doch zwischen Spider-Man, Batman und Co. gab es seitdem immer wieder kleinere, ambitioniertere Projekte, die sich alleine aufgrund der Vorlage schon an ein alternatives Publikum richteten. 300 ist genau das geworden. Basierend auf dem düsteren Werk von Kultautor Frank Miller erschuf Regisseur Zack Snyder 2006 einen blutgetränkten, testosterontriefenden Bilderrausch in einzigartigem Look, welcher an den Kinokassen knapp eine halbe Milliarde Dollar einspielen konnte. Nun endlich schlägt der kontrovers diskutierte Überraschungshit auch als UHD bei uns auf. Und das leider nicht nur mit Vorteilen. 

Der Film

Dass es im alten Griechenland ziemlich rau zuging, wissen wir bereits aus dem Geschichtsunterricht – und möglicherweise dem ein oder anderen Durchgang bei God of War. Unter den vielen verschiedenen Völkern stachen die Spartaner als besonders gefürchtet hervor. Schon von Kindesbeinen an werden die Männer mit aller Härte militärisch gedrillt, dafür untauglicher Nachwuchs direkt nach Geburt getötet. Praktiken, die auch unter der Herrschaft von König Leonidas (Gerard Butler, Angel has Fallen) nahtlos fortgesetzt werden. Schwäche wird nicht toleriert, im Ernstfall stirbt ein Spartaner lieber im Kampf, als feige sein Leben zu retten oder sich gar einer feindlichen Macht zu unterwerfen. Genau die steht angeführt vom persischen Gottkönig Xerxes aber nun vor den griechischen Toren. Weil dessen gewaltigen Streitkräften auf dem Schlachtfeld aber nichts entgegenzusetzen ist, entscheiden sich immer mehr Staaten lieber gleich zur Lehnstreue. Ein Angebot, dass auch Leonidas überreicht wird.

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Der versenkt den persischen Gesandten aber lieber mitsamt Gefolge im Brunnen, was einen Krieg gegen Xerxes unausweichlich macht. Ohne den heiligen Segen des Orakels und damit gegen alle Traditionen schart Leonidas schließlich Dreihundert seiner besten Männer um sich und zieht auf eigene Faust gegen den Perserkönig in den Krieg. Ein schmaler Engpass bei den Thermopylen soll den Feind seiner millionenfachen Überlegenheit berauben. Tatsächlich gelingt es den Spartanern, die einfallenden Horden mehr und mehr zu dezimieren, ohne dabei auch nur einen Verlust hinnehmen zu müssen. Dennoch stehen die Chancen der Dreihundert alles andere als gut, denn während Königsgattin Gorgo (Lena Headey, Game of Thrones) daheim gegen das intrigante Ratsmitglied Theron um den Machterhalt kämpft, droht der strategische Vorteil der Krieger durch Verrat in den eigenen Reihen  im Nichts zu verpuffen. Doch selbst im Angesicht einer Niederlage geben die Spartaner nicht auf…

Die Rezension

Nachdem Robert Rodriguez mit Sin City ein Jahr zuvor eindrucksvoll bewiesen hatte, dass man auch stilistisch auf den ersten Blick unverfilmbare Werke in einen Kassenknüller verwandeln kann, brach in Hollywood eine Art New Wave der Comicportierungen aus, in deren Folgejahren selbst monumentale Schöpfungen wie Watchmen ihren Weg auf die Kinoleinwand finden sollten – mit mal mehr, mal weniger gutem Erfolg, was letztendlich wohl auch dazu führte, dass man sich nach zunehmenden Fehlschlägen und der üblichen Übersättigung wieder dem Mainstream zuwandte. Am Anfang lief das Unterfangen aber allgemein verdammt gut, denn Sin City weckte in den Kinozuschauern die Sehnsucht nach erwachseneren Comicverfilmungen. Dafür war 300 geradezu prädestiniert. Die Umsetzung von Frank Miller´s sehr lose an wahre Begebenheiten angelehnte Geschichte entpuppte sich allerdings schon in der frühen Planungsphase als kompliziertes Unterfangen.

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Zack Snyder, der zwei Jahre zuvor mit dem Reboot von Dawn of the Dead auf sich aufmerksam gemacht hatte, musste den Comic zunächst in ein filmtaugliches Drehbuch umwandeln, was in zahlreichen Änderungen beziehungsweise Erweiterungen resultierte. Das Ergebnis ist ein deutlich sympathischer auftretender König Leonidas, auch die gesamte Nebenhandlung um die politischen Ränkespiele in der spartanischen Heimat sowie die Mitwirkung von Gorgo und dem komplett neu erdachten Theron stießen bei Frank Miller nicht auf Begeisterung. Nachdem dieser bei Sin City noch großen Einfluss auf die Produktion hatte, agierte er hier lediglich als am äußeren Rand abgestellter Berater und kündigte im Anschluss an, seine Werke nur noch höchstpersönlich verfilmen zu wollen (was später in der vielgeschassten Gurke The Spirit resultieren sollte). Ein weiteres Problem war die visuelle Umsetzung des Films. Um den einzigartigen Look der Vorlage auch nur ansatzweise einfangen zu können, mussten die digitalen Effektkünstler Sonderschichten einlegen. Real sind letztendlich nur die vor Greenscreen und Bluescreen agierenden Darsteller. Sämtliche Kulissen und Kreaturen entstanden komplett im Computer. 

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Das Ergebnis sämtlicher Mühen ist ein beinahe dystopisch anmutender Fiebertraum der Gewalt, welcher sein blutiges Treiben mithilfe von Zeitlupeneffekten und anderen Tricks bis über den Rand der Realität hinaus zelebriert, zu keiner Zeit ernstzunehmen und eben gerade deswegen ein großer Spaß. In den Reihen der Dreihundert finden sich neben einem grandios aufspielenden Gerard Butler übrigens auch damals noch unbekannte Stars wieder, wer genau hinschaut, findet dort beispielsweise Michael „Magneto“ Fassbender und den als Faramir aus Der Herr der Ringe bekannten David Wenham wieder. Die eindrucksvolle körperliche Physis der Darsteller ist übrigens kein Werk der Effektkünstler, sondern das Result eines rigorosen Trainingsplans. Gelohnt hat sich das alles aber in jedem Fall, denn bei Kosten von knapp 65 Millionen Dollar spielte 300 an den weltweiten Kinokassen fast das achtfache seines Budgets ein und ebnete so den Weg für weitere gewagte Verfilmungen, darunter die noch blutigere Fortsetzung 300: Rise of an Empire. Wer mal eine Pause von Marvel und Co. braucht, ist zumindest mit dem Erstling heute immer noch bestens bedient. Hier gilt: Hirn aus und das Spektakel genießen!

Die UHD: Das Bild

300 wurde komplett ursprünglich auf analogem 35mm-Material gedreht und in der Postproduktion als 2K Digital Intermediate gefinished. Alleine aufgrund der weit über achttausend visuellen Effekte war abzusehen, dass ein neuer Transfer in nativem 4K kaum brauchbare Ergebnisse produziert hätte, weswegen wir es hier auch lediglich mit einem Upscale des ursprünglichen Masters zu tun haben. Der präsentiert sich aber immerhin mit einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10. Das Ergebnis liefert zwar in Sachen Detaildarstellung nur kleinere Upgrades gegenüber der in dieser Hinsicht bereits gut performenenden Blu-Ray, unter anderem wirken die Gesichter in Nahaufnahmen sowie Texturen an Umhängen und Co. definierter, alles in allem sollte man hier aber nicht zuviel erwarten. 

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Große Verbesserungen muss man also woanders suchen. Die findet man schlussendlich bei Farben und Kontrasten, denn genau hier gilt die Blu-Ray quasi als Paradebeispiel für die technischen Grenzen des Formats. Der Film ist quasi eine einzige zweistündige, in Goldbraun und Rot getauchte Kontrastflanke mit nahezu vollständiger Schwarzdominanz. Letzteres überfordert die Blu-Ray komplett, immer wieder stellt sich unschönes Bildrauschen ein, in Extremsituationen kann es sogar zu sichtbarer Artefaktbildung kommen und auch die allgemeine Durchzeichnung leidet stellenweise massiv. Mit der UHD werden fast alle dieser Probleme behoben. Die aggressive Körnung der Blu-Ray präsentiert weicht einer wesentlich feineren Variante, was der Bildruhe mehr als gut zu Gesicht steht. Schatten werden besser durchgezeichnet, dadurch wirkt das Geschehen dreidimensionaler. Und auch vom Crushing verabschiedet sich die UHD vollständig. Ein typischer Fall vieler Nuancen, die sich in ihrer Gesamtwirkung aber optimal entfalten und für ein sehr viel runderes Filmerlebnis sorgen. 

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Die erdige Palette wird über die UHD zusätzlich intensiviert und präsentiert sich in einer bisher ungekannten Leuchtkraft. Besonders die markanten Capes der Spartiaten liefern immer wieder sattrote Highlights, auch das komplett am Computer generierte Blut weiß davon zu profitieren. Damit nähert sich der Film optisch so nahe wie nie zuvor an den Grafikstil der Vorlage an. Das große Problem der UHD bleiben die nicht mehr ganz so zeitgemäßen Effekte. Manches hat sich wirklich gut gehalten, vieles wird durch die Verbesserungen der Neuauflage aber leider sehr rasch als schlecht gealterter Trick entlarvt. Das muss man akzeptieren können, denn die einzige Alternative dazu wäre gewesen, sämtliche Effekte komplett neu zu erstellen, was Millionen von Dollar verschlungen hätte. Wer sich daran stört, sollte bei der Blu-Ray bleiben. Das wäre aber doch recht schade, denn in meinen Augen liefert die UHD ausreichenden Mehrwert beim Bild, um sich als Upgrade für die heimische Sammlung zu empfehlen.

Die UHD: Der Ton

300 lebt nicht nur von seinem Look, sondern natürlich auch von seinem Sound. Hier haben wir es mit einem Film zu tun, der sich keinerlei ruhige Momente gönnt, sondern immer mit irgendeiner Form von Aktivität glänzt. Gemessen am Zeitpunkt der Erscheinung, nämlich 2006, war die Blu-Ray noch ein bisschen entfernt, die DVD immer noch Standard. Entsprechend wohlwollend konnte man die damalige deutsche Tonspur im Format Dolby Digital 5.1 noch bewerten. Mittlerweile sieht das aber natürlich ganz anders aus. Was bei der Blu-Ray schon nicht mehr ganz so toll klang, wirkt nun einmal mehr in unveränderter Form aus der Mottenkiste gekramt einfach nur noch lächerlich. Besonders, weil der Major den Originalton in einer taufrischen Abmischung in Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD-Kern in 7.1 ausliefert. Der direkte Vergleich macht deutlich, was einem damit entgeht. 

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Schon von den ersten Sekunden an regt sich Aktivität an der Decke, wenn die Aussonderung schwacher Säuglinge von krachendem Gewitter begleitet wird. Das rege Treiben in Sparta erzeugt ein schönes Mittendringefühl mit klar platzierten Effekten auf der regulären Ebene, wo es der deutschen Klangkonserve an Direktionalität mangelt. Und wenn später die erste Schlacht gegen die Perser ausgetragen wird, reißt der neue Mix endgültig die Hütte ein, wo es Großmutter Dolby Digital an allen Ecken und Enden an Wucht mangelt. Ich könnte noch so viele gute Momente aufzählen, aber das würde auch bedeuten, dass ich wissentlich und willentlich Salz in die Wunden alljener streue, die auf die alte Mär hereingefallen sind, dass sich hinter einem teuren, limitierten Steelbook automatisch auch bestmögliche Qualität befindet. Gute Dialogverständlichkeit ist kein adäquater Ersatz zu all den Highlights, um die man als deutschsprachiger Zuschauer einmal mehr zum Vollpreis beschissen wird. 

Die Extras

Lediglich der hörenswerte, bereits bekannte Audiokommentar hat es als Bonus mit auf die UHD geschafft. Alle übrigen Extras sind ebenfalls identisch zu allem, was man von der alten Blu-Ray kennt, die der UHD in unveränderter Form beiliegt. Neben einem Making Of, Testaufnahmen und einigen Infos zum Trainingsplan der Darsteller gibt es zwei Featurettes zu den geschichtlichen Hintergründen. Eine Handvoll Deleted Scenes ist ebenfalls auf dem Silberling zu finden, zu guter letzt wird Autor und Zeichner Frank Miller noch einmal in den Vordergrund gerückt. Das ist alles nicht unspannend, lässt einen aber dennoch mit einem faden Beigeschmack zurück, da die vor einiger Zeit in den Vereinigten Staaten veröffentlichten Complete Experience deutlich mehr Material an Bord hatte, welches hier leider fehlt. 

Fazit 

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„In der unüberschaubaren Masse sämtlicher Comicverfilmungen der letzten zwanzig Jahre ist es 300 gelungen, als bildgewaltige Adaption der Kultvorlage bis heute herauszustechen. Der historisch lose an wahre Begebenheiten angelehnte Konflikt der Dreihundert gegen eine persische Übermacht macht auch heute noch eine Menge Spaß und präsentiert sich erfrischend anders als der auf Mainstream getrimmte Einheitsbrei. In meinen Augen der bisher beste Film von Zack Snyder und definitiv Pflichtprogramm für Fans kurzweiliger Gemetzel der Güteklasse A. Während die UHD zahlreiche Bildprobleme der UHD beseitigt, gelingt es dem einmal mehr von der DVD recycleten deutschen Tonspur nicht einmal ansatzweise, mit der grandiosen Qualität der englischen Atmos-Spur mitzuhalten. Da auch die Extras identisch zur alten Veröffentlichung sind, bekommt man hier typisch Warner für viel Geld wieder mal nur sehr wenig geboten.“ 

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 
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