The LEGO MOVIE 2 Videogame – „Krieg der Klötzchen“

                                   Getestet und verfasst von General M 

81KDHHO4tbL. SL1500 Neuer Film, neues Spiel: Dass zum neuesten Filmabenteuer aus dem stetig wachsenden LEGO – Universum auch ein passender Lizenztitel erscheinen würde, war so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Tradition folgend darf dazu natürlich auch ein passender Test nicht fehlen. Anders als der übliche Einheitsbrei versucht Entwickler TT Games dieses Mal jedoch, neue Wege zu beschreiten und stellt besonders die offenen Welten und das Bauen in den Vordergrund des Geschehens. Eher bekannte Elemente müssen sich dieser Gangart dieses Mal deutlich unterordnen. Was das genau bedeutet und ob die andere Ausrichtung funktioniert, haben wir für euch geklärt. 

                               Hinweis: Sämtliche Screenshots stammen aus der PC – Version. 

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Andrang aus dem All

Eine Tube Superkleber war bei weitem nicht die größte Herausforderung, der sich Meisterbauer Emmet und seine Freunde stellen mussten: Nach einer außerirdischen Invasion durch Duplo – Aliens liegen Steinstadt und Umgebung in Trümmern, die übrig gebliebenen LEGO – Männchen und Weibchen haben sich in der Wüste behelfsmäßig neu eingerichtet. Doch auch dort müssen die in Mad Max – Manier lebenden Klotzkerle mit ständigen Attacken leben. Als dann bis auf Emmet und Herzensdame Lucy sämtliche Meisterbauer von der fiesen Alienanführerin General Mayhem in die Tiefen des Alls entführt werden, folgen der tollpatschige Ex-Bauarbeiter und die kesse Punkerin ihren Freunden natürlich umgehend nach. 

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Aus insgesamt sieben Planeten setzt sich das Systar – System zusammen, durch die sich die Hauptgeschichte munter hindurch schlängelt. Dabei merkt man schnell, dass sich die Macher zumindest dieses Mal von der Grundformel bisheriger Titel entfernt haben und das Spielgeschehen mehr an die immerhin etwas aus der Masse herausstechenden LEGO Worlds und LEGO Dimensions angelehnt haben, bzw. die jeweils zentralen Spielmechaniken hier kombiniert haben. Statt überschaubarer Level zieht es Emmet und Co. hier also in großräumige, offene Areale, die man frei zu Fuß oder an Bord eines der zahlreichen Fahrzeuge entdecken darf. Überall warten Nebenmissionen, die einen mit Meisterstücken (lila farbenen Bricks, von denen ihr eine bestimmte Zahl benötigt, um in neue Welten und damit auch in der Handlung voran schreiten zu können) und mehr belohnen.

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Die jeweiligen Aufgaben sind meist allesamt sehr einfach gestrickt und erfordern wie auch die deutlich rarer gestreuten Kämpfe kaum taktisches Können. Somit bleibt zumindest The LEGO MOVIE 2 Videogame in Sachen Anspruch ähnlich simpel gestrickt wie die restlichen Vertreter der kaum noch überschaubaren Spielereihe. 

Wir haben das Werkzeug, wir können es bauen!

Was The LEGO MOVIE 2 Videogame so angenehm von den letzten Ablegern unterscheidet, ist das Gameplay. Statt den Fokus ein weiteres Mal auf das Vermöbeln von Gegnern, dem Lösen kleinerer Rätsel und dem unaufhörlichen Sammeln von Studs zu legen, verfolgt TT Games hier einen anderen Ansatz und stellt in erster Linie das Bauen in den Vordergrund. Das zu Beginn noch sehr überschaubare Baumenü wächst dank immer neuer Pläne schnell immer weiter an und bietet neben missionsrelevanten Gegenständen wie Generatoren, Trampolins und Co. auch diverse Waffen und sogar Baupläne für ganze Gebäude an. Dadurch werden die Menüs aber schnell unübersichtlich und wirken bisweilen sehr überladen. Wirklich wichtige Items bekommt man im Rahmen der Hauptgeschichte automatisch, dank einem besonderen Fernglas kann man aber auch Unmengen optionaler Konstrukte aller Art scannen und deren Schemata dem Repertoir des Meisterbauers hinzufügen. 

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All das bringt zumindest ein bisschen frischen Wind die etwas angestaubte LEGO – Grundformel. Das Errichten der jeweiligen Konstruktionen geschieht ganz automatisch, die Objekte müssen lediglich an einem freien Ort platziert werden. Nötig sind dafür lediglich eine bestimmte Menge vorgegeben farbiger Steine, die ihr durch das Zerstören von zahlreichen Objekten in der Spielewelt, darunter natürlich auch Gegnern, erhaltet. An Nachschub mangelt es dabei eigentlich nicht, zumal sich rund um progressrelevante Bauplätze immer genügend passende Möglichkeiten zur Schrottverwertung finden lassen. Das Spiel mit den verschiedenen Farben kommt später auch gekonnt umgesetzt in den Rätseln zum Einsatz. Wirklich fordern tun die allerdings nie. Wer sich nach dem Abschluss der regulären Geschichte einfach als Baumeister betätigen will, bekommt auch dafür eine Möglichkeit geboten. Schade nur, dass die Ergebnisse abseits des obligatorischen lokalen KoOp – Modus für niemand sonst nutzbar sind – eine solche Mini – Minecraft – Variante hätte sicher einigen Reiz geboten, andererseits in der Umsetzung wohl den Rahmen des eher auf Budgettitel getrimmten Spiels deutlich überspannt. 

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Überraschenderweise bietet The LEGO MOVIE 2 Videogame sogar Lootboxen, glücklicherweise völlig frei von ärgerlichen Miktrotransaktionen. Stattdessen lassen sich überall in der Welt großzügig verteilte Beutekisten finden, die neben Studs und Bauteilen meist immer auch ein Relikt unterschiedlicher Qualität für euch auswerfen. Diese Relikte könnt ihr anschließend in den Shop tragen, wo daraus je nach Farbe ein zufälliges Objekt ausgewürfelt wird. Ist mal ein Duplikat dabei, verwandelt sich dieses automatisch in einen neuen Reliktsplitter, von denen am Ende wiederum fünf Stück ein neues Relikt ergeben. Nötig für den Fortschritt in der Hauptgeschichte ist all das nicht, sondern viel eher nützlich für Komplettisten, die wirklich alle Pläne und Figuren einheimsen wollen. Dabei wundert man sich als alter LEGO – Veteran aber sehr, dass die Unmengen an Charakteren (immerhin 200 an der Zahl) samt Accessoires keinerlei einzigartige Fähigkeiten besitzen. Letztendlich lässt sich das Spiel komplett mit Hauptfigur Emmet bewältigen – wenn man denn will. 

Viel dran, wenig drin

Was bei der Entdeckungen der Welten aber klar auf der Strecke bleibt, ist die Handlung. Die orientiert sich zwar am aktuellen in den Kinos eher mäßig erfolgreichen Fortsetzung zum Film von 2014, beschränkt sich hier aber auf ein Minimum an Adaption, nämlich gerade genug um einen Grund für das Reisen durch die Welten zu bieten. Dementsprechend blass bleiben die Charaktere, dementsprechend schnell vergisst man, warum man eigentlich immer neue Duplo – Aliens vermöbelt. Das gelingt den Macher sonst sehr viel besser. Enttäuschend auch der Rückschritt beim Humor: Wirkliche Lacher sind deutlich rarer gesät, besonders die Spieladaptionen zu Lizenzen á la Harry Potter und Co. versprühen durch ihre ironische Auseinandersetzung mit dem Quellmaterial deutlich mehr Witz. Ein weiteres Ärgernis stellt der Verzicht auf volle Sprachausgabe dar, der eigentlich längst zum Standard in den LEGO – Spielen gehört. Hier dagegen baut man auf einen Mischmasch aus wenigen Wortfetzen und die von früher bekannte Körpersprache, lediglich Lucy führt einen im Off als Erzählerin durch die dünne Story. 

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An Umfang mangelt es theoretisch nicht. Zwar ist die Hauptgeschichte relativ schnell durchgespielt und kommt mit weit unter 10 Stunden Spielzeit aus, die zahlreichen Nebenbeschäftigungen gleichen das aber locker wieder aus. Immerhin: Bis man wirklich alles freigeschaltet hat, vergeht eine Menge Zeit. Zu den sieben Hauptplaneten gibt es sechs optionale Planeten, die zwar für die Hauptgeschichte nicht relevant sind, aber trotzdem tonnenweise neue Nebenmissionen bieten. Drei weitere Planeten dieser Art sollen über Zeit als kostenloser DLC nachgereicht werden – noch aber zeigen sich die jeweiligen Anlaufpunkte ausgegraut und können nicht genutzt werden. Recht amüsant sind übrigens die Bosskämpfe ausgefallen, die abseits des anspruchslosen Hau drauf – Geplänkels dann doch mal etwas mehr Finesse fordern. So muss man im Gefecht mit einem riesigen Duplo – Pferd bestimmte Punkte unter Strom setzen und warten, bis sich der dadurch kurzzeitig gelähmte Kopf des Riesenviechs als Brücke zu dessen Innenleben anbietet. Drei Mal muss man dann dort bestimmte Objekte angreifen, ehe der Gigant in seine Einzelteile zerfällt. Dazwischen ändert sich die Plattform drum herum aber ebenso häufig wie die Art und Weise der Stromerzeugung. Großartig Rätseln muss man hier aber letztendlich auch nicht. 

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Und auch die stetig steigende Anzahl verschiedener Waffen und Fahrzeuge findet im Grunde kaum Einsatzmöglichkeiten, denn die meisten Gefechte lassen sich auch entspannt mit den Fäusten austragen. Da die verschiedenen Gegnertypen abseits bestimmter Schwachpunkte kaum nennenswerte Fähigkeiten aus dem Hut zaubern, ist es gar nicht so falsch, die jeweilige Figur nicht von einer repetiven Auseinandersetzung in die nächste zu werfen, sondern stattdessen lieber das Bauen in den Vordergrund zu stellen. Diesbezüglich bleibt das Spiel nicht minder einsteiger-, bzw. kinderfreundlich wie seine zahlreichen Vorgänger. Das Franchise hat sich sowieso stets an genau dieses Publikum gewendet und wird sich wohl auch gerade deswegen weiter so gut verkaufen – zumal die Macher hier abermals ein grundlegend unterhaltsames, kurzweiliges Spiel abgeliefert haben, welches die LEGO – Formel detailverliebt auf den Bildschirm zaubert und dabei sogar die ein oder andere Innovation wagt – viel Luft nach oben bleibt aber angesichts zahlreicher kleiner Unzulänglichkeiten aber definitiv. 

Auf Bewährtes bauen

Nichts geändert hat sich generell an der zum Einsatz gebrachten Technik. Die hauseigene Engine, die unter anderem zuletzt LEGO DC Super Villains angetrieben hat, arbeitet auch hier unter der Haube. Das effektreiche und kunterbunte Trubel ist nach wie vor sehenswert, aber das natürlich auch nur innerhalb der Grenzen im Rahmen des eigens erschaffenen visuellen Genres. Einen großen technischen Breakdown können wir uns hier ausnahmsweise sparen, denn da das Spiel weder PlayStation 4 PRO – noch XBOX One X – Erweiterungen bietet, lösen beide Konsolen in allen erdenklichen Varianten generell in 1080p auf und bieten dabei geschmeidige 60 Bilder pro Sekunde auf allen Systemen. Dabei leiden die Konsolen aber leider wie viele Vorgänger wieder mal an gelegentlich auftretendem Tearing. 

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Da die Version für die Nintendo Switch erst später im Monat erscheint und uns daher zu Redaktionsschluss nicht vorlag, können wir dazu aber keinerlei gesonderten Angaben machen. Da die PC – Version als einzige natives 4K anbietet, sieht die entsprechende Version natürlich deutlich hübscher aus als ihre Konsolengeschwister. Die dafür nötige Hardware hält sich wie immer in Grenzen, thereotisch reicht bereits ein etwas überdurchschnittlich ausgerüsteter Mittelklasserechner aus. Ein Gamepad ist aber hier wie immer trotzdem dringend anzuraten. Denn die sonst gut von der Hand gehende Bedienung entpuppt sich mit Maus und Tastatur wie immer etwas fummelig. Besonders die immer mal wieder unglückliche Kameraführung macht einem hier nur noch mehr zu schaffen. 

Fazit und Wertung

ava5„Es wäre nicht ganz fair, bei The LEGO MOVIE 2 Videogame von großer Innovation zu sprechen, denn die jeweiligen Gameplayelemente gab es in dieser und jener Form bereits in älteren Serienvertretern zu bestaunen. Was dem Spiel aber immerhin gelingt, ist eine sinnvolle Zusammenführung besagter Elemente. Daraus entsteht ein teilweise erfrischend anderes, aber immer noch chronisch anspruchsloses Spielerlebnis, dem seine offene (weil oft leer wirkende) Welt nicht immer zugute kommt. Wenig Humor und ein Mindestmaß an Story sind der Preis, den man dafür bezahlen muss, dass sich das Spiel müht, etwas frischen Wind in die generische Formel übriger LEGO – Titel zu bringen. Spaß macht das Spiel trotzdem, für zukünftige Ableger (und die werden ganz sicher kommen) wünsche ich mir aber mehr Konsequenz bei der Umsetzung.“ 

Pay-2-Win/Mikrotransaktionen: The LEGO MOVIE 2 Videogame enthält keinerlei Möglichkeiten, sich gegen Echtgeld spielerische Vorteile zu verschaffen. Eine Abwertung nehmen wir daher nicht vor. 

PRO:

+ Gelungener, frischer Mix aus World – und Dimensions – Mechaniken
+ Detailverliebt in Szene gesetzte LEGO – Welt samt Bewohner
+ Viel kreativer Spielraum…
+ …auch dank frei bebaubarem Planeten 
+ Coole Bosskämpfe
+ Tonnenweise Nebenmissionen
+ Sieben handlungsrelevante Planeten…
+ …sowie insgesamt neun optionale Planeten (drei werden als kostenlose DLC´s nachgereicht)
+ Unmengen freischaltbarer Extras
+ Stimmiger Soundtrack
+ Gewohnt gelungene KoOp – Komponente

+ Intuitive Bedienung (Gamepad)

CONTRA:

– Extrem dünne Handlung…
– …die ohne genaue Filmkenntnisse umso schwerer nachvollziehbar ist
– Eher kurze Hauptgeschichte
– Deutlich weniger Fokus auf Humor als in den Vorgängern
– Nerviger Mischmasch aus Sprache und Mimikgebrabbel
– Etwas unübersichtliche Menüs
– Oft leere Spielwelt
– Langsame Fahrzeuge
– Mangels eigener Fertigkeiten sind die zahlreichen Figuren im Grunde überflüssig
– Im Grunde keinerlei Wiederspielwert
– Immer mal wieder stoische Kameraführung
– Tearing (Konsolen)


                                                 GESAMTWERTUNG:     
7.2/10 

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