Pro Evolution Soccer™ 2019 – „Tolles Gameplay – wenig Lizenz“

                                                     Getestet und verfasst von General M 

                                      Ab sofort erhältlich für PC, PlayStation 4 und XBOX One

81Ar23AjEsL. SL1500 Jahr für Jahr bilden sich pünktlich zum Herbstbeginn zwei bis auf´s Blut verfeindete Lager heraus. Auf der einen Seite die FIFA – Fans, die den immensen Lizenzumfang sowie das FUT als Krone virtueller Fußballschöpfungen betrachten. Auf der anderen Seite die PES – Fans, die Wert auf beinahe perfektes Gameplay in Sachen Ballkontrolle legen und sich notfalls fehlende Mannschaften und deren Spieler im Editor zurechtbasteln. Mit der Version 2019 geht das Duell der beiden Ballgrößen in eine neue Runde. Manches hat sich geändert, nicht alles davon zum Vorteil. Kann das fast einen Monat vor dem großen Konkurrenten erscheinende Pro Evolution Soccer 2019 dem Platzhirsch FIFA dieses Jahr einige Fans rauben? Wir haben auf dem Feld nachgeforscht.

 

Weniger ist mehr…oder?

Wer seit Ankündigung im Mai fleißig alle zum Spiel erschienenden News verfolgt hat, wird es sicher bereits gehört haben: Pro Evolution Soccer 2019 geht erstmals seit langer Zeit ohne Champions League – Lizenz an den Start. Die hat sich Konkurrent EA geschnappt, der den Modus in diesem Jahr auch entsprechend groß in den Fokus stellen wird. Um den Verlust wenigstens etwas ausgleichen zu können, haben die Entwickler von KONAMI dafür die Russische Premier League exklusiv lizensiert, was die Auswahl insgesamt lizensierter Ligen auf neun erhöht. Darunter befinden sich auch die Turkish Spor Toto Super Lig, die Belgian Jupiler Super League sowie die Portuguese Liga NOS. Gleichzeitig wartet PES 2019 wieder mit zahlreichen Partnerteams auf, die allesamt besondere Behandlung bei der realitätsnahen Umsetzung im Spiel erfahren haben. Auf Barcelona, Liverpool und Co. muss man also auch dieses Jahr nicht verzichten. Die Borussen aus Dortmund sind aber wie die Champions League auch ebenfalls zu EA abgewandert, sind also nicht mehr im Spiel verfügbar. Dafür hat KONAMI eine Partnerschaft mit dem FC Schalke 04 auf die Beine gestellt, der neben Bayer Leverkusen den einzigen im Spiel verfügbaren Bundesligisten stellt – erste, zweite und dritte Deutsche Bundesliga bleiben auch in diesem Jahr FIFA – exklusiv, mit der Champios League verschwindet auch der FC Bayern München komplett aus dem Geschehen. Die Deutsche Nationalmannschaft ist jedoch in ihrer Gänze anwählbar. Bei vielen anderen Teams halten wie gewohnt Fantasienamen her. 

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Um hier Abhilfe zu schaffen, ist abermals ein Editor an Bord, mit dem man den Spielern und Mannschaften inoffiziell ihre richtigen Namen zurückgeben kann. Auf den gewohnt grundsoliden Deutschen Kommentar von Marco Hagemann und Hansi Küpper, die das Spielgeschehen auch in diesem Jahr kommentieren, haben die Änderungen allerdings keinerlei Einfluss. Wer will, darf auch jederzeit auf die Englische Kommentatorenspur wechseln – die schneiden allerdings deutlich schlechter ab. Wie immer lassen sich die im Editor erstellten Ergebnisse auf allen Systemen mit Freunden teilen. Doch selbst bei all diesen Änderungen fällt die atmosphärische Inszenierung dieser Teams deutlich hinter die der lizensierten Mannschaften zurück. Authentischen Stadiongesängen und Co. weicht hier einer sehr generischen Präsentation ohne Erinnerungswert. Man kann um den heißen Brei herumreden, aber legen wir die Fakten auf den Tisch: Die chronische Schwäche von Pro Evolution Soccer 2019 ist und bleibt auch in diesem Jahr das im Vergleich zum EA – Konkurrenten WESENTLICH kleinere Lizenzpaket. 

Königliche Ballphysik 

Aber wie bereits die Einleitung sagt, die PES – Reihe tritt nicht an, um in Sachen Umfang zu siegen, da steht sie wohl grundsätzlich auf verlorenem Posten. Nein, was den Japaner vom Rest abhebt, ist das Spielgefühl auf dem Rasen. Und genau hier gab es im letzten Jahr noch das ein oder andere ärgerliche Problem. Besonders die Torhüter agierten teilweise wie Zombies, was für zahlreiche Frustmomente sorgte. Das Problem hat man zum Glück in diesem Jahr weitestgehend behoben, denn die Kastenverteidiger verfügen nun wie die Spieler auch über eine Vielzahl neuer Animationen und agieren glaubhafter, flexibler und klüger auf die nahenden Torschüsse. Zwar gibt es noch immer minimale Aussetzer zu beobachten, die sind aber nun eher Seltenheit als Gewohnheit. 

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Der Weg zum Sieg besteht abermals nicht darin, aus möglichst weiter Entfernung auf den Kasten zu holzen, sondern liegt viel mehr in taktisch gut abgepasstem Passspiel. Die vielen neuen eingefügten Animationen machen sich auch hier bemerkbar und sorgen für noch mehr Präzsion und Feingefühl. Die Ballphysik ist noch immer grandios und dem Konkurrenten um einiges voraus. Warum der da seit so langer Zeit immer noch nicht hinterherkommt, lässt sich kaum noch rational beantworten, denn Pro Evolution Soccer 2019 zeigt wieder mal mehr als eindrucksvoll, wie man es richtig macht. So entstehen auf dem Spielfeld zu nahezu jedem Moment einzigartige Situationen in Angriff und Verteidigung, die sich nur selten nach Schema F lösen lassen. Die daraus resultierende Dynamik ist es, welche die wahre Klasse der Reihe zeigt und ihr somit weiterhin Daseinsberechtigung verleiht. Einen faden Nachgeschmack hinterlassen dafür die Schiedsrichter: Die agieren viel zu aggressiv und versetzen den Spieler somit konsequent in Angst, auch nur das kleinste offensive Wagnis auszuführen. Hier muss KONAMI definitiv noch etwas an den Reglern schieben.  

Kaum spürbare Neuerungen

Doch KONAMI wirbt in diesem Jahr nicht alleine mit den physikalischen Qualitäten, sondern will auch die Physis näher in den Vordergrund rücken. So sollen Spieler am Rande ihrer Leistungskapazitäten optisch, aber auch in der Bewegung deutlich wahrnehmbar sein. Klingt auf dem Papier super, ist in der Realität aber kaum bemerkbar. Zwar beginnen die Spieler nach einer Weile ordentlich zu schwitzen und schleppen sich zunehmend schwerfälliger über den Platz, die versprochenen drastischen Auswirkungen sind aber kaum wahrnehmbar, was natürlich auch an der weit entfernten Kameraperspektive liegt. Und auch der große Effekt auf das Gameplay bleibt aus. Mehr Schall als Rauch, besser kann man es hier leider kaum ausdrücken. Auch der myClub – Modus, PES´ Ambivalent zu FIFA´s Ultimate Team, hat bei weitem nicht die umfassenden Änderungen erfahren, die im Vorfeld versprochen wurden. Die Transfersummen sind unrealistisch niedrig angesetzt und ohnehin im Spielverlauf nicht immer nachvollziehbar in ihrer Preisentwicklung.

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Dafür setzt Pro Evolution Soccer 2019 mit seinen Featured Players bereits um, was auch FIFA ´19 für dieses Jahr bewirbt: Schlagen sich die Spieler in gewissen Disziplinen besonders gut, erhalten sie Upgrades auf ihre Attribute und steigen entsprechend in ihrer Gesamtqualität. Auf die Weise lässt sich auch aus schlechteren Karten einiges machen, wenn man die Geduld dafür aufbringen mag. Wer lieber schnell ein gutes Deck auf die Beine stellen will, kann sein Coin – Konto mit dem Einsatz von Echtgeld erweitern und erhält so frühzeitig Zugriff auf hochpreisige und entsprechend qualitativ hochwertige Spieler. Da man sich dadurch einen spielerischen Vorteil im Online – Gefecht mit anderen Spielern erkaufen kann, ist das Pay-2-Win und sorgt dafür, dass wir das Spiel basierend auf seiner Gesamtwertung um 10 Prozent abwerten, zumal die Ausschüttung der virtuellen Währung ohne Echtgeld relativ zäh erfolgt und entsprechend immense Geduld erfordert. Da Agenten nun aber deutlich günstiger sind und auch Slots nicht mehr extra gekauft werden müssen, steht dem Spieler dieses Jahr aber ingesamt grundsätzlich mehr Währung zur Verfügung. 

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Viel Neues lässt sich abseits davon kaum entdecken. Es gibt täglich wechselnde Herausforderungen und auch Turniere, wenigstens inhaltlich schließt der im letzten Jahr so geschundene Modus ein gutes Stück näher zur Konkurrenz auf, macht dabei aber nichts wirklich anders oder gar besser. Auf technischer Ebene hat sich dafür durchaus etwas getan. Da man erstmals nicht mehr für die längst angestaubte Last Gen entwickeln muss, kann die FOX – Engine ihre Vorzüge nun deutlich besser präsentieren. Dank deutlich verbesserter Ausleuchtung wirkt das Geschehen auf dem Platz nun wesentlich schöner als zuvor, was der Atmosphäre sehr zugute kommt. Die Animationen der Spieler sind geschmeidig und können sich absolut sehen lassen. Bei der Detailtreue spielt Pro Evolution 2019 weit oben mit, muss sich dann aber doch in manchen Dingen der Frostbite – Konkurrenz unterwerfen. Die bekommt vor allem die Frisuren besser in Szene gesetzt und bietet die detaillierteren Gesicher, besonders die langhaarigen Spieler kommen hier bei ihrer virtuellen Darstellung nicht so gut weg wie man es sich vielleicht gewünscht hätte. Anders dagegen die lizensierten Stadien, die einfach nur fantastisch aussehen. Wer bei Schnee spielt, darf sich nicht nur über einen hübschen Grafikeffekt freuen, auch das Gameplay wird entsprechend der nasskalten Wetterlage beeinflusst.

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Da das Spiel zudem auf PC, PlayStation 4 PRO und XBOX One X native 4K – Auflösung bietet, kommen diese kleinen Makel dort umso mehr zur Geltung. Gerade den Konsolenfassungen darf man aber positiv zugute halten, dass die Bildrate von sauberen 60 Frames deswegen nie auch nur ansatzweise zu leiden hat. Die Stadionatmosphäre ist aber gerade bei den Partnerteams grandios – nicht nur in Bild, sondern auch in Ton. Schade, dass man bei all der dort geleisteten Modernisierungsarbeit versäumt hat, auch das altbackene Interface zu überarbeiten – das sieht leider bei allen Verbesserungen aus, als würde es aus einer anderen, alten Welt stammen. Für die Bedienung empfehlen wir wenig überraschend übrigens ein Gamepad. Mit Maus und Tastatur werden gerade PC – Nutzer nur wenig Vergnügen haben.

Fazit und Wertung

ava4„Mit Pro Evolution Soccer 2019 bewegt KONAMI sein Franchise weiterhin in vielerlei Hinsicht in die richtige Richtung. Dank zahlreicher neuer Animationen und deutlich klügeren Torhütern wirkt das Geschehen auf dem Rasen nun wesentlich runder als noch im Vorjahr. Die Ballphysik ist dem Konkurrenten noch immer weit voraus, wenngleich sich in Fernschüssen noch einige Ungereimtheiten offenbaren. Zwar leidet die Reihe trotz einiger Erweiterungen immer noch am kleinen Lizenzpaket, spielt seine Stärken dafür auf dem Platz weiterhin eindrucksvoll aus. Der myClub – Modus wurde in manchen, aber nicht allen wichtigen Punkten sinnvoll verbessert, die Pay-2-Win – Komponente ist jedoch geblieben, dafür gibt es von uns grundsätzlich die Rote Karte. Alles in allem ist Pro Evolution Soccer 2019 im Kern ein mehr verbessertes Erlebnis, weniger ein ideenloser Aufguss bewährter Elemente und stellt so auch in diesem Jahr eine willkommene Alternative zum Platzhirsch von Electronic Arts dar.“ 

Miktrotransaktionen/Pay-2-Win: Da Pro Evolution Soccer 2019 im myClub – Modus Währung gegen Echtgeld bietet, entsteht somit ein spielerischer Vorteil gegenüber Selbstverdienern. Dementsprechend werten wir um 10 Punkte ab.

PRO:

+ Verbesserte Beleuchtung sorgt für bessere Stadionatmosphäre
+ Auf Pro – Konsolen natives 4K bei stabilen 60 Frames
+ Wesentlich verbesserte Torwart – K.I. 
+ Ballphysik nach wie vor weit über Konkurrenzniveau…
+ …dadurch unerreichte taktische Tiefe

+ Sinnvoll verbesserter myClub – Modus
+ Viele neue Lizenzen
+ Authentisch in Szene gesetzte Lizenzstadien
+ Schnee hat Auswirkungen auf das Gameplay
+ Einsteigerfreundliches Gameplay…

+ …welches dank mehrerer Schwierigkeitsgrade auch Profis fordert
+ Insgesamt sehr gute K.I. 

+ Dank täglich wechselnder Herausforderungen gibt es immer etwas zu tun
+ Zahlreiche neue Animationen sorgen für geschmeidigeres Spielgeschehen
+ Editor – Veränderungen lassen sich bequem mit Freunden teilen
+ Satte, authentische Stadionsounds (nur bei Partnerteams)
+ Zugängliche Bedienung 
 
CONTRA:

– Deutlicher Atmosphärenverlust bei nicht lizensierten Teams
– Teilweise stark schwankende Spielerqualität

– Schwaches Lizenzpaket
– Kommentare wiederholen sich schnell und sind nicht immer korrekt
– Erschöpfungsmechanik hat weitaus weniger Gewicht als angekündigt
– myClub mit Pay-2-Win – Komponente
– Übereifrige Schiedsrichter trüben das Geschehen

                                                 GESAMTWERTUNG:     78%
                                                               
 (-10%, abgewertet von 88%)

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