Pikmin 3 Deluxe – „Wir sind Legion“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

71WYCvNFm1L. SL1134 In der langen Erfolgsgeschichte von Nintendo gilt die Wii U als schwarzes Schaf, welches beim Kunden über seine kurze Lebenszeit nur auf relativ wenig Interesse gestoßen ist und selbst eisenharte Fans des japanischen Traditionskonzerns nicht ganz überzeugen konnte. Dabei hatte die Konsole durchaus einige exzellente Titel zu bieten. Einer davon ist zweifelsohne Pikmin 3. Der kunterbunte Echtzeitstrategietitel hat nie das Publikum erreichen können, dass er eigentlich verdient gehabt hätte. Nach dem Willen von Nintendo soll sich das nun endlich ändern, nämlich als überarbeitete und erweiterte Deluxe Edition exklusiv für die (wesentlich erfolgreichere) Switch. Aber sieben Jahre – und so lange sind seit Veröffentlichung des Originals vergangen – sind eine lange Zeit. Zu viel Zeit möglicherweise. Ob sich das Spiel dennoch lohnt, klärt unser Kurztest. 

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Gestrandet auf einer fremden Welt

An der altbekannten Story hat sich nichts geändert: Der Planet Koppai leidet Hunger, die Bewohner entsenden auf der Suche nach Nahrungsquellen zahlreiche Raumpatrouillen in das gesamte Weltall. Zu denen zählt auch das ungleiche Trio Alph, Charlie und Brittany. Deren Ziel ist der vielversprechende Planet PNF-404. Dummerweise klappt es mit der Ladung nicht wie geplant, stattdessen legt die Truppe eine Bruchlandung wie aus dem Bilderbuch hin und wird dabei auch noch voneinander getrennt. Um die Mission erfolgreich beenden zu können müssen sie einander nicht nur wiederfinden, sondern auch das Raumschiff muss wieder flottgemacht werden. Zum Glück leben auf PNF-404 die knuffigen Pikmin, die uns bei der Erfüllung der schwierigen Mission gerne aushelfen.

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Exakt einhundert Tage haben wir dafür Zeit, wobei jeder Tag in Echtzeit fünfzehn Minuten dauert. Wer sich ausschließlich der Hauptgeschichte widmet, braucht sich um Zeitdruck allerdings keine Sorgen machen. Mehr als dreißig Tage oder umgerechnet siebeneinhalb Stunden werdet ihr dann kaum auf PNF-404 verbringen. Selbst Komplettisten können sich den permanenten Blick auf die Uhr sparen. Die benötigen circa doppelt so viel Zeit bis zum Abspann, verfügen dann aber immer noch über ein sehr komfortables Polster. Trotzdem ist das relativ wenig Spielzeit für ein Exklusive aus dem Hause Nintendo, besonders gemessen daran, dass die Deluxe Edition zum Vollpreis angeboten wird und sich der Wiederspielwert relativ in Grenzen hält. Zwar wird nur hier eine zusätzliche Bonusgeschichte mit zwei neuen Astronauten geboten, die gleichermaßen von den Ereignissen vor und nach der Hauptgeschichte berichtet, auch die ist aber relativ schnell abgehackt und kaum mehr als eine nette Dreingabe, zumal sich weder optisch noch mechanisch irgendwas Neues offenbart. 

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Die kunterbunten, knuffeligen Pikmin bleiben die heimlichen Helden des Spiels. Maximal einhundert der vielseitig einsetzbaren Kreaturen lassen sich gleichzeitig befehligen. Fünf verschiedene Arten gibt es, je nach Farbe verfügt jeder Pikmin über eigene Fertigkeiten. Viel Raum zum Experimentieren habt ihr aber nicht, denn sowohl Gegner als auch Umgebungsrätsel erfordern zur erfolgreichen Bewältigung stets vorgegebene Arten. So können zum Beispiel nur die blauen Pikmin schwimmen, während sich ausschließlich deren graue Vertreter durch Feldwände hauen können. Im Kampf könnt ihr auf Knopfdruck eure komplette Armee auf Feinde hetzen, wobei es aber auch hier Pikmin gibt, die dank ihrer jeweiligen Resistenzen effektiver agieren. Spielerisch gefordert werdet ihr dabei nie, im Kern ist Pikmin 3 Deluxe trotz all seiner Mechaniken nahezu lächerlich einfach. 

Mehr Spaß im Team

Die wohl wichtigste Neuerung des Spiels verbirgt sich hinter dem komplett neuen KoOp-Modus, welcher komplett lokal spielbar ist und Platz für einen zusätzlichen Mitspieler bietet. Dadurch teilt sich die Armee in jeweils fünfzig Pikmin, bietet euch dafür aber die praktische Option, abgesteckte Bereiche gemeinsam nach den kostbaren Früchten zu durchforsten. Gleichzeitig entlastet es auch die K.I. der kunterbunten Knuffelviecher, die sich so deutlich weniger anfällig für Aussetzer zeigt. Dass man es im Rahmen der Deluxe Edition aber komplett vernachlässigt hat, die gelegentliche Orientierungslosigkeit der Pikmin und den damit verbundenen sicheren Tod im Einzelspieler endlich aus der Welt zu schaffen, bleibt ein Ärgernis. 

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In der Praxis entpuppt sich das ganze Ding als willkommener Neuzugang. Tatsächlich macht Pikmin 3 Deluxe zusammen mit einem Freund gleich mehr Spaß, weil das gemeinsame Gameplay zur Kommunikation animiert und die Koordination zweier Armeen auch einen Mehrwert in Sachen Dynamik mit sich bringt. Ein Manko gibt´s dabei aber doch, denn schon alleine ist die simultane Bedienung unseres Charakters und seinen Minions relativ fummelig geraten. Wenn sich dann zwei Spieler einen Satz Joy Con´s teilen müssen, wird das natürlich nicht einfacher. Etwas Eingewöhnung benötigt die Steuerung also generell, besonders weil die einzige Alternative in der Bewegungssteuerung liegt, die erst recht nicht das Gelbe vom Ei ist. 

Bunt, aber nicht schön

Theoretisch ist Pikmin 3 Deluxe mehr Re-Release als Remaster. Das merkt man der altbackenen Technik auch zu jeder Zeit an. Schon im Dock erreicht das Spiel gerade einmal 720p bei 30 Frames pro Sekunde, was auf großen Geräten alles andere als schön aussieht. Wechselt man dagegen in den Handheldmodus, wird das ohnehin schon matschige Gesamterlebnis weiter herabskaliert und präsentiert sich dann gerade einmal in 576p. Selbst auf dem kleinen Display erwartet einen dann nur wenig mehr als Matsch, hinter dem die ohnehin schon geringe visuelle Abwechslung komplett untergeht. Das ist alles andere als akzeptabel und besonders gemessen am sonst seitens Nintendo betriebenen Aufwand bei der Aufbereitung bekannter Titel eine dicke Enttäuschung.

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Die relativ schwache Hardwareleistung der Switch kann dafür keine Entschuldigung sein. Selbst Super Mario 3D-Allstars kann man eine gewisse Sorgfalt nicht absprechen, obwohl die Umsetzung auch da nicht kritiklos blieb. Hier allerdings hat man das Gefühl, in technischer Hinsicht zum Vollpreis nicht viel mehr zu kriegen als eine minimal höher auflösende Wii U-Version. Und das ist einfach zu wenig. Lieblosigkeit bei der Umsetzung tropt bei Pikmin 3 Deluxe aus jeder Pore. Sechzig Euro alleine für einen KoOp-Modus und eine kleine Kelle mehr Story? Bei einem sieben Jahre alten Spiel MUSS man da mehr erwarten dürfen. Spaß macht das Abenteuer zwar immer noch, die Technik bleibt aber der große Negativaspekt der Neuauflage. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Normalerweise bieten selbst relativ einfache Remaster genügend Material für einen angemessen umfangreichen Bericht. Aber Pikmin 3 Deluxe ist wieder Remaster und erst recht kein Remake, sondern abseits der spaßigen Mehrspielerergänzung dasselbe Spiel, dass man vor sieben Jahren bereits auf der Wii U erwerben konnte. Das simple Spielprinzip hat seitdem nichts von seiner Faszination verloren und die Pikmin selbst sind einfach unglaublich niedlich. Wenn all das aber in einem derart veralteten, ja stellenweise absolut unansehenlichen Technikgewand zum Vollpreis dargeboten wird, gerät der Spaß dabei komplett ins Hintereckchen. Dann lieber das Geld sparen, auf Pikmin 4 warten und die kunterbunte Entdeckungstour auf (hoffentlich) zeitgemäße Art und Weise erleben.“ 

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PRO:

+ Simples, zeitlos spaßiges Spielprinzip…
+ …mit gelungenem taktischen Einschlag
+ Sympathische Charaktere…
+ …und unglaublich putzige Pikmins
+ Jede Sorte Pikmin mit eigenen Fähigkeiten und Resistenzen…
+ …die allesamt hervorragend ausbalanciert sind
+ Angenehme Vielfalt an Gegnern und Bossen…
+ …mit  jeweils ganz eigenen, abwechslungsreichen Bewältigungsstrategien
+ Gelungener KoOp-Modus
+ Kurze, aber gut gemachte Bonusgeschichte


CONTRA:

– Technisch völlig veraltet
– Grafik und Performance weit unter den Möglichkeit der Nintendo Switch
– Viel zu wenige Neuerungen zum Vollpreis
– Immer noch K.I. – Probleme bei großen Armeen
– Relativ kurz…
– …und abseits der KoOp-Komponente nur geringer Wiederspielwert
– Spielerisch nie ansatzweise fordernd
– Gewöhnungsbedürfte Steuerung

                                         GESAMTWERTUNG:     6.8/10

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