Wirklich glücklich ist A.I. (alias Marcus von Hinten) im Land der aufgehenden Sonne allerdings nicht. Sprachbarrieren, seltsame Kochzutaten und eine winzige Wohnecke sorgen für Frustration. Als seine neue Heimat jedoch ausersehen wird, als Gastgeber für die NBA Allstar – Mannschaft zu fungieren, wittert A.I. seine Chance, es doch noch zurück in die Staaten und damit zur absoluten Spitze im Basketball zu schaffen.
Nach dem guten Start pendelt sich die Karriere allerdings wieder auf bekanntem Terrain ein. Hat es A.I. erst zurück in die Staaten geschafft, rückt die Narration drastisch in den Hintergrund und verliert somit massiv an Schwung, den der Modus bis zum Schluss nicht wiederfinden kann. Stattdessen dreht sich dann alles wie immer nur noch um Progress bei den Stats. Und die lassen sich wenig überraschend abermals nur mit virtueller Währung, kurz VC, verbessern. Um nichts anderes geht es ab diesem Zeitpunkt mehr, Charaktere und Rahmenhandlung verlieren nahezu komplett an Bedeutung, das Prelude entpuppt sich als Köder zum Echtgeldparadies, welches sich als solches erst offenbatr, wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet.
Echtgeldvampir
Groschengräber lauern in der Karriere an jeder Ecke, besonders aber in der auch diesem Jahr verfügbaren Nachbarschaft. Die kommt dieses Mal zwar etwas kompakter daher, bietet aber immer noch jede Menge Stores, in denen man nach Lust und Laune seine Währung in neue Markenklamotten und Co. investieren kann. An progressorientiertem Gameplay ist ja nun grundsätzlich nichts auszusetzen, leider verkommt es entgegen aller Versprechen auch dieses Jahr wieder zu hemmungslosen Grindingorgien, die zwar geringfügig kürzer ausfallen als noch im Vorjahr, aber dennoch dank viel zu knausriger Währungsausschüttung das Maß aller Dinge mehr als nur drastisch übersteigen und somit hemmungslos zum Echtgeldeinsatz animieren. Da spielt es übrigens auch keine Rolle, dass es in diesem Jahr kostenlos ist, Frisuren zu ändern. Auch nicht, dass es mehr Möglichkeiten als zuvor gibt, an die virtuelle Währung zu gelangen. Mit den hart verdienten Münzen hat man ohne zusätzliche Ingame – Käufe meistens nur die Option, entweder die Stats auf ein halbwegs konkurrenzfähiges Level zu bringen, ODER seinen Charakter zu customisieren.
Beides geht nicht, sofern man nicht plant, bis zum Release von NBA 2K20 ohne Unterbrechung vor dem Bildschirm zu sitzen. Bis zu 99.99€ lassen sich in virtuelle Währung investieren – ein absoluter Wahnsinn, für den 2K übrigens zuletzt die Spieler selbst verantwortlich gemacht hat, frei nach dem Motto: „Die wollen halt nicht grinden, also bieten wir ihnen diese Option.“ Genau. Die Spieler wollen Spiele, in denen sie dazu gezwungen werden, ereignislos wieder und wieder dasselbe zu tun, um irgendwann mal das Ende zu erleben. Würde man die Währung großzügiger ausschütten, damit der Progress einfacher verläuft, wäre das Problem gelöst. Aber da ja 60-70€ für das Spiel an sich scheinbar nicht ausreichend sind, wer würde dann schon noch bis zu knapp 100€ zusätzlich investieren wollen? Niemand. Und genau deswegen verfährt man auch in diesem Jahr kaum anders als im Vorjahr. Nicht mehr Pay-2-Play zum Vollpreis, wie es bei den meisten Mobile Games längst der Fall ist, aber immer noch mit einer so starken Pay-2-Win – Komponente, dass wir gar nicht anders können, als satte 15% von der Gesamtwertung abzuziehen. Denn langfristige Motivation, Fairness und Einsicht sehen ganz anders aus. Und solange sich genügend Leute finden lassen, die bereit sind, sich auf dieses Modell einzulassen, wird sich daran wohl auch im kommenden Jahr nichts ändern. Es ist einfach nur traurig, dass 2K in der Hinsicht längst die Geldgeier von Electronic Arts abgelöst hat. Mikrotransaktionen in der FIFA – Journey? Die Spieler würden das HQ abfackeln. Warum 5% mehr als zuletzt bei NBA Live 19? Ganz einfach, weil das Geschehen dort nur einen Nebenmodus betrifft und sich nicht wie ein Parasit durch die ganze Kampagne zieht, die nur darauf ausgelegt ist, einem das Geld aus den Taschen zu ziehen.
Detailverbesserungen
Wer sich nicht durch den immer repetiver werdenden Karriemodus placken will, bekommt natürlich auch abseits gewohnt viel zu tun. In MyGM dürfen wir abermals die Zügel unseres eigenen Teams in die Hand nehmen und es in nahezu jedem nur erdenklichen Aspekt auf dem Weg von Sieg zu Sieg managen. Dazu lassen sich sogar die kompletten Spielstände aus dem Vorjahr übernehmen, sofern man diese auf der gleichen Plattform erstellt hat. Einsteiger beginnen einfach von vorne und lassen sich dann Stück für Stück in das Geschehen einführen. So viel Spaß das in diesem Jahr auch abermals macht, so zäh ist in 2K19 auch die qualitative Inszenierung der dazugehörigen Story. Tonnen und Abertonnen von Testblöcken gilt es zu lesen, dass einem irgendwann die Augen quadratisch werden. Und die sind inhaltlich nichtmal sonderlich gut geschrieben, sondern bewegen sich zwischen einem belanglosen Thema und dem nächsten munter hin und her. Glücklicherweise lässt sich der Storypart komplett abschalten, was die reine Managererfahrung deutlich hebt. Große Verbesserungen oder Veränderungen sucht man hier allerdings vergeblich.
Die findet man letztendlich eher dort, wo sie auch am ehesten Sinn machen, nämlich auf dem Court. NBA 2K19 bewegt sich in diesem Jahr grundsätzlich etwas vom sonst eher knallharten Anspruch der Vorjahre hinweg, bleibt aber nichtsdestotrotz noch immer eine fordernde, wenig einsteigerfreundliche Simulation, die auch kleinere Fehler schnell bestraft. Zwar wird mit der 2KU ein überaus umfangreiches Trainingsprogramm geboten, bis die zahlreichen Mechaniken aber wirklich ins Blut übergegangen sind, wird wohl einiges an Zeit vergehen. Der schiere Umfang der gebotenen Lernprogramme ist allerdings absolut vorbildlich. Und generell genügt in diesem Jahr auch ein einfaches Grundwissen über die Basics, um siegreich vom Platz zu gehen – sofern man natürlich einen Bogen um die höheren Schwierigkeitsgrade macht. Drei wichtige Neuerungen gibt es dieses Jahr zu beobachten. Zum einen wurden Defense und Offense deutlich verbessert, was für wesentlich mehr Präzision und wesentlich weniger Fehleranfälligkeit auf Seiten der K.I. sorgt. Die im letzten Jahr dominante Taktik der Layups ist nun endgültig passé, denn die virtuellen Gegner lassen sich nun nicht mehr so einfach austricksen und leisten deutlich mehr Wiederstand gegen jedwede Aktion, was wirklich zu einem runderen Erlebnis führt. Somit gewinnen auch die Drei Punkte – Würfe wieder mehr an Gewicht, welche dank der zusätzlich verbesserten Wurfdynamik nun auch nicht mehr so frustreich ausgefallen sind. Für Neuerung Nummer 2 sorgt die deutlich bessere Kollisionsabfrage. Wo sich im letzten Jahr noch kleinere und größere Spieler im direkten Kontakt fast zu einer Art Blob verbunden haben, läuft jetzt alles sehr viel sauberer ab und wirkt damit auch optisch realistischer.
Wenig innovativ aber dennoch interessant ist Feature Nummer 3, der Takeover. Das System dahinter ist recht einfach und kam in ähnlicher Form auch in früheren, eher arcadelastigen Basketballspielen zum Einsatz. Hier gilt es, durch die korrekte Ausführung seiner jeweiligen Rollenpflicht ein Meter in die Höhe zu treiben. Ist das erstmal voll, lässt sich via einfachem Tastendruck ein temporärer Fertigkeitenboost aktivieren. Das erleichtert das Punkten in fast aussichtlosen Spielen enorm und kann sogar manch verloren geglaubtes Spiel im letzten Augenblick wenden, ist aber dennoch alles andere als übermächtig ausgefallen. Dieser leichte Arcade – Einschlag tut dem Spielgeschehen durchaus gut, wenngleich hier bei weitem weniger Freiheiten geboten werden als bei der Konkurrenz.
Eine Katastrophe sondergleichen bleibt leider der Online – Modus. Da 2K leider auch in diesem Jahr auf Anti – Cheat – Maßnahmen verzichtet hat, tummeln sich im Mehrspielermodus vom ersten Tag an bereits mehr Cheater als es Basketballer in der NBA gibt. Wer hier nicht selbst mogelt, hat gegen die Betrüger leider überhaupt keine Chance und wird bereits nach kurzer Zeit wütend das Gamepad in die Ecke schmettern. Dass es weiterhin an so simplen Mechanismen mangelt, ist kaum zu erklären. Denn bereits im letzten Jahr bestand wenigstens die Hälfte der zahlreichen Beschwerden aus genau diesem Ärgernis und bereits jetzt füllen sich die Steamforen abermals mit entnervter Kritik. Dann lieber in den MyTeam – Modus wechseln und sich die Zeit ähnlich wie in EA´s Ultimate Team Modus mit Sammelkarten vertreiben. Aber Obacht, hier greift dann auch wieder die Pay-2-Win – Komponente. Zum Glück in wesentlich weniger aufdringlichen, absolut optionalem Maße als in der Karriere. Mit den Startern kommt man hier ebenso gut ins Ziel wie mit irgendwelchen Premium – Spielern. Und dennoch: Pay-2-Win bleibt Pay-2-Win, weitere 5 Punkte Abzug sind hier die Folge. Insgesamt muss man sagen, ist der diesjährige Ableger mehr NBA 2K18.5, denn für mehr mangelt es einfach an Neuerungen. Die Konkurrenz wird es freuen.
Anatomie der Technik
Eines ist gleich vorweg klar: Grafisch zieht Visual Concepts eben jener Konkurrenz auch in diesem Jahr wieder meilenweit davon. Die allermeisten Spieler sehen einfach nur fantastisch aus und stehen ihren realen Vorbildern in kaum etwas nach. Zwar gibt es dann doch mal gelegentliche Ausfälle, besonders die Legenden sehen teilweise seltsam aus und sorgen durch verzerrte Mimiken für seltsame Eindrücke, aber insgesamt kann sich die Spielerumsetzung wieder sehen lassen.
Auch am Spielfeldrand tut sich wieder einiges. Hier entsteht durch Blitzlichtgewitter und das allgemein lebendige Geschehen eine tolle Atmosphäre. Zwar rutscht das Publikum im Vergleich zu den Spielern auf dem Feld grafisch ab, dem Gesamtfeeling tut das aber keinerlei Abbruch, zumal man die Augen ohnehin selten außerhalb des Courts hat oder zumindest haben sollte. Es ist das ganze Drumherum, was neben der opulenten Spielergrafik für wahres NBA – Feeling sorgt. Die Preshow, die Interviews…alles ganz famos, wenngleich auch langsam inhaltlich stagnierend, was besonders für die aufgewärmte Halbzeitshow gilt, die dieses Jahr wieder nichts Neues zu bieten weiß. Die Macher sollten schleunigst daran arbeiten, hier im kommenden Jahr überall eine Schippe mehr aufzulegen. Denn die Geschichte hat nur zu oft gezeigt, dass es ganz schnell in die Hose gehen kann, wenn man sich zu sehr auf seinen Lorbeeren ausruht (stimmt´s, WWE 2K?).
Der sehr hohe Grafikstandard der letzten Jahre kann aber in diesem Jahr immer noch überzeugen (wobei gewisse Alterserscheinungen langsam deutlicher zutage treten) – und zwar auf allen Plattformen. Der PC hat hier zwar dank nativem 4K und deutlich kürzeren Ladezeiten die Nase form, auf dem Platz wird aber grundsätzlich immer sauberes, flüssiges Gameplay geboten. Dafür beklagen sich auf dem PC momentan viele Spieler über Startprobleme. Die ließen sich auf unserem Testrechner allerdings nicht reproduzieren und scheinen daher eher Einzelfälle darzustellen, denen sich 2K dann hoffentlich dennoch alsbald annehmen wird.
Fazit und Wertung
„So viel Text in einen Fazit zu stecken, ist gar nicht so einfach. Aber ich werde es natürlich wie immer versuchen. NBA 2K19 nimmt die Stärken des Vorjahres und macht sie noch stärker. Darunter vor allem Verbesserungen bei der K.I. und der Balldynamik sowie der Kollisionsabfrage. Dafür verbessert es dessen Schwächen aber leider nur unzureichend bis gar nicht Trotz aller Versprechen bleibt der Karrieremodus ein Groschengrab für alle, die sich das zähe, völlig überzogene Grinding ersparen wollen. Dafür gerät eine vielversprechend beginnende Story völlig in den Hintergrund. Online reagieren noch immer die Cheater und die Story im MyGM – Modus ist ähnlich katastrophaler und belangloser Textoverkill wie im letzten WWE – Game. Technisch gibt es langsam kleinere Alterserscheinungen zu betrachten, insgesamt sieht NBA 2K19 dabei aber immer noch deutlich schöner aus als die Konkurrenz und auch der Umfang ist einfach nur gewaltig, der massiven Nutzung der Lizenz sein Dank. In zwei Dingen hat die Konkurrenz von EA aber dieses Jahr die Nase vorn: Erstens gibt es nur dort auch Damenbasketball und zweitens wird dort im Arcadebereich viel mehr geboten. Wenn sich die Macher hier nichts einfallen lassen, sind es im kommenden Jahr vielleicht schon einige Punkte mehr, in denen der Platzhirsch zurückstecken muss. Dieses Jahr jedoch verteidigt er das Feld als Basketballreferenz noch, auch wenn er in der Gesamtwertung dank der heftigen Pay-2-Win – Mechaniken herbe Abzüge hinnehmen muss. Awards für Umfang, Spieltiefe und Atmosphäre verdient sich das Spiel dennoch.“
Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: NBA 2K19 animiert durch seine bewusst zähe Währungsausschüttung durch Echtgeldkäufe in der Karriere und macht diese quasi erforderlich. Die einzige Alternative ist ein unrealistisch langes Grinden. Auch im MyTeam – Modus ist die VC präsent, hier aber weniger gewichtig und mit wesentlich optionalerem Charakter. Insgesamt 20 Punkte Spielspaßwertung ziehen wir daher ab.
PRO:
+ Voll lizensierte NBA – Kader, die stetig aktualisiert werden
+ Gut in Szene gesetztes Karriere – Prelude…
+ …mit überspringbaren Zwischensequenzen
+ Zumeist fotorealistische Spielergesichter
+ Flüssiges Spielgeschehen
+ Sinnvolle Gameplay – Neuerungen
+ Interessante Takeover – Komponente
+ Lebendiges NBA – Geschehen, auch am Rande des Courts
+ Atmosphärisch unerreicht
+ Klasse Soundtrack
+ Dank zahlreicher Modi immenser Gesamtumfang
+ Importfunktion im MyGM – Modus…
+ …der glücklicherweise das Abschalten der Story ermöglicht
+ Gute (englische) Kommentatoren
+ Faire MyTeam – Startersets
+ Insgesamt einsteigerfreundlicher als im Vorjahr
+ 2K TV als gewohnt cooles, wenngleich auch etwas zu glorifizierendes Format
+ Aktuelle NBA – Spiele lassen sich automatisiert komplett authentisch nachspielen
+ Extrem umfangreiche Tutorials
+ Einfach strukturierte Bedienung, die einfachen Zugang zu den Basics ermöglicht
+ Umfangreicher Editor mit vielen Optionen zur Feineinstellung
CONTRA:
– Im Vergleich zum Vorjahr nur sehr wenige Neuerungen
– Grafisch hier und da einige Alterserscheinungen zu sehen
– Starker Pay-2-Win – Einschlag im Karrieremodus…
– …der nach dem Prelude inhaltlich extrem an Qualität verliert
– Ohne Mikrotransaktionen extrem frustrierendes Grinding in der Karriere
– Peinlich inszenierte, textüberladene MyGM – Story
– Teils seltsam in Szene gesetzte Legenden
– Online – Modus wird noch immer von unbehelligten Cheatern dominiert
– Lange Ladezeiten (Konsolen)
GESAMTWERTUNG: 69%
(um 20 Punkte abgewertet von 89%)