Madden NFL ´18 – „König Football“

                                              Getestet und verfasst von General M 

Es ist schon eigenartig. Vor einigen Jahren hätten die meisten Deutschen beim Thema NFL nichtssagend den Kopf geschüttelt. Seitdem hat sich einiges getan. Bereits seit langer Zeit ist American Football in Deutschland nicht nur salonfähig, es erfreut sich auch absoluter Traumquoten im Fernsehen. U.S. Superstars wie Tom Brady und Co. haben mittlerweile gleichen Bekanntheitsgrad wie zum Beispiel der FC Bayern München. Da passt es doch wunderbar, dass mit dem Sport selbst auch das dazugehörige Lizenzspiel stetig weiter an Zulauf gewinnt. Bereits im letzten Jahr konnte der Titel aus dem Hause EA Sports mit zahlreichen Neuerungen begeistern. Worauf man in diesem Jahr setzt und ob sich der neue Ableger lohnt, zeigt unser Test. 

Weniger ist mehr

Wer in diesem Jahr den gleichen Stoß an Veränderungen und Optimierungen im Core – Play erwartet, sollte seine Erwartungen gleich drastisch runterschrauben. Tatsächlich fokussiert sich Madden 18 hauptsächlich darauf, das bereits bekannte Gameplay zu verfeinern. So wird dem Spieler mit dem neuen Free Pass – System jetzt noch mehr Kontrolle geboten. Der Clou: Pässe können jetzt zu einem gänzlich frei wählbaren Punkt geworfen werden, was dem Spiel einen guten Schub an Dynamik verleiht. Aber auch anderweitig gibt es Verbesserungen, allem voran bei der künstlichen Intelligenz. Mitspieler reagieren nun besser auf ausgeführte Spielzüge, gleichzeitig passen sich Gegner (gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden) der eigenen Taktik an und erfordern so eine Neukoordinierung über das Playbook. Haudrauftaktiken haben damit wenigstens über Zeit kaum noch Chancen auf Erfolg. 

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                   Das überarbeitete Passystem sorgt für mehr Dynamik auf dem Spielfeld. 

Ohnehin wirkt das gesamte Spielgefühl etwas präziser und besser ausbalanciert als noch in den Vorgängern. Als besonders gutes Beispiel lässt sich hier die Mannschaftsdynamik heranziehen: Sämtliche Teams spielen sich spürbar anders und machen von den jeweiligen Stärken ihrer Spieler Gebrauch. Das sorgt in jeder Partie je nach Wahl der Mannschaft für ein abwechslungsreicheres Spielgefühl und hebt die Motivation deutlich an. Gleichzeitig lassen sich natürlich auch gegenseitig vorhandene Schwächen ausnutzen. Alles eine Frage der Planung. Die gut justierbaren Schwierigkeitsgrade machen das Spiel sowohl für blutjunge Einsteiger als auch für absolute Vollprofis interessant. Das liegt in ersterem Fall auch an den gewohnt umfangreichen Tutorials und zuschaltbaren Computerhilfen, mit denen das Spiel bereits im letzten Jahr in unserem Review punkten konnte. Übrigens steht der Arcade – Modus dieses Mal von Beginn an auch Amateuren offen. Ein Hoch auf die Barrierefreiheit!

Longshot

Erstmals enthält auch die Madden – Reihe in diesem Jahr einen eigenen Story – Modus, so wie FIFA 17 im letzten Jahr mit dem eher durchwachsenen „Journey“ – Modus. EA Sports hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Zwar wird auch hier die übliche Geschichte vom Underdog erzählt, der sich den Weg nach oben bahnt, die Inszenierung kann sich allerdings sehen lassen und enthält weit mehr narrative Tiefe als die Journey aus FIFA. 

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Den Quarterback Devin Wade als Loser zu bezeichnen, ginge zu weit. Aber ein Pechvogel ist er durchaus. Eine vielversprechende Karriere aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlages abgebrochen, erhält er nun überraschend im Draft eine letzte Chance auf eine große Karriere.
Zur Seite stehen dem aufstrebenden Star sein Förderer und Familienmitglied Cutter Wade, der hier von Oscar – Preisträger Mahershala Ali verköpert wird, außerdem Colt Cruise, gespielt von Scott Porter, in der Rolle als Devins bester Freund. Ebenso darf man sich auf einen Gastauftritt von NFL – Legende Dan Marino freuen. Das Storytelling bewegt sich durchgehend auf gutem Niveau, wenngleich es auch hier wie so oft immer mal Momente gibt, wo der Emotionshebel etwas überdrastisch betätigt wird. Besser und greifbarer als die Journey ist der Longshot – Modus aber allemal, zumal er sich im Vergleich zu FIFA kaum Monotonie oder Längen erlaubt. Dafür ist er mit knapp 4 Stunden Spieldauer aber auch sehr kurz ausgefallen. Aber das ist im Grunde ja wie beim Sex, lieber kurz und dick als lang und dünn.

Football goes Frostbite 

FIFA hat es im letzten Jahr bereits vorgemacht und wechselte von der altgedienten Ignition – Engine auf die mittlerweile zum Standardgerüst von EA avancierte Frostbite – Engine. In diesem Jahr zieht auch Madden mit und frischt das grafische Geschehen so spürbar auf. Die Animationen sind geschmeidiger, vom Grashalm bis zum Schweißpartikel erwachen die virtuellen Vorbilder realer Spieler auf nie gekannte Weise zum Leben. Besonders in den Wiederholungen lassen sich so spektakuläre Momente einfachen, die man sich am liebsten als Großdruck an die Zimmerwand hängen möchte. Das längst überfällig Grafik – Upgrade tut dem Spiel extrem gut, kommt aber nicht ganz ohne Schwächen aus. Immer wieder wird das Spiel von kleinen Rucklern geplagt, auch das Clipping gerät hin und wieder sichtbar außer Kontrolle. Feinheiten, an denen EA Sports noch schrauben muss. Bereits FIFA hat sich im letzten Jahr mit derlei Problemen plagen müssen. Ein Jahr sollte ausreichend sein, um solche Unzulänglichkeiten in den Griff zu kriegen. Auch minimales Kantenflimmern ist konsolentypisch zu spüren, auf der XBOX One gefühlt noch etwas mehr als auf der Sony – Konsole. Letztere bietet übrigens nativen 4K – Support bei 60 Frames auf der Pro – Variante, entsprechende Features sind auch für die kommende XBOX One X zu erwarten. Sehen lassen kann sich der Titel grundsätzlich aber auch auf den Standard – Modellen, eine PC – Version wird es wie immer nicht geben. 

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           Dank Frostbite Engine punktet NFL in diesem Jahr auch mit ansehnlicher Grafik. 

Insgesamt erschafft Madden 18 eine glaubwürdige Atmosphäre, gerade die verschiedenen Wetterbedingungen bringen nochmal Pep ins Spiel (nicht Guardiola). Der tolle Soundtrack ist genretypisch passend und gefällt sehr gut, egal ob Kendrick Lamar, Aloe Blacc, Imagine Dragons und viele mehr. Zu guter letzt geht natürlich auch die Bedienung gut von der Hand, wenngleich Anfänger wie im letzten Jahr wohl einige Zeit brauchen werden, ehe sie mit sämtlichen Tastenkombinationen vertraut sind. Abseits der Einzelspieler – Modi werden natürlich auch bekannte Online – Modi und das Äquivalent zum FIFA Ultimate Team nicht vermisst. Ein rundum gelungenes Paket also, welches nur wenige Schwächen offenbart. 

Fazit und Wertung

ava2 „Zwar fühlt sich Madden NFL 18 im Vergleich zum Vorjahrestitel mehr wie ein gründlich poliertes Update an, die zahlreichen kleinen Änderungen tun dem Gameplay aber sehr gut und fördern vor allem das taktische Spiel und die spielerische Freiheit. Lobenswert ist der gut inszenierte, aber sehr kurze Longshot – Modus, der es schafft, einer im Grunde altbekannten Geschichte mit erzählerischen Tiefe neuen Schwung zu geben. Zu guter letzt begeistert der technische Umstieg auf die Frostbite – Engine trotz einiger kleiner Makel und Probleme. Insgesamt ist Madden NFL 18 aber der bisher beste Titel der Reihe und bietet zudem immensen Umfang, der für Einsteiger und Profis gleichermaßen zugänglich gestaltet wurde. Daumen hoch!“

PRO:

+ Zahlreiche sinnvolle Verbesserungen im Gameplay
+ Dank Frostbite – Engine stark verbesserte Grafik
+ Zumeist hübsche Animationen mit viel Liebe zum Detail
+ Gelungener Longshot – Modus
+ Exzellenter Soundtrack
+ Großer Umfang
+ Gute Tutorials 
+ Fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade

CONTRA:

– Kleinere grafische Aussetzer, die leider immer wieder spürbar sind
– Sehr kurzer Longshot – Modus mit kleinen narrativen Schwächen…
– …der im Grunde eine altbekannte Geschichte erneut erzählt
– Insgesamt mehr Update als Overhaul

                                                   GESAMTWERTUNG:     85%

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