Divinity: Original Sin II – „Unterwegs mit dem besten RPG“

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                                                 Getestet und verfasst von General M 

37024 coverWenn Hersteller wieder und wieder neue, verbesserte Editionen ihrer Spiele auflegen, sollte man eigentlich fuchsig werden. Liest man auf der Verpackung aber den Namen Larian Studios, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass sich hinter der Neuauflage, in diesem Fall einmal mehr der Definitive Edition zum wohl gegenwärtig besten RPG am Markt, nämlich Divinity: Original Sin II, ein saftiges Upgrade versteckt. Gut ein Jahr nach Erstveröffentlichung auf PC, PlayStation 4 und XBOX One schlägt das von Fans und Kritikern gefeierte Spiel endlich auch auf der Nintendo Switch auf. Wie sich der moderne Klassiker unterwegs macht, haben wir natürlich umfassend getestet. 

Hinweis: Dieser Artikel behandelt ausschließlich die technischen Aspekte der Switch – Version. Wer unser umfangreiches Review zu den Spielmechaniken sowie der Handlung des Spiels nachlesen möchte, kann das (aufgrund unseres kürzlichen Servercrash leider ohne jedwedes Bildmaterial) unter folgendem Link tun. 

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Riesenreise für die Hosentasche

Ob Definitive Edition oder nicht, ganz gleich in welcher Form gehört Divinity: Original Sin II zu den wohl umfangreichsten RPG´s auf dem Markt, deren wahre Größe man selbst nach dem dritten und vierten Durchgang kaum vollständig erfassen kann. So war es definitiv eine schöne Überraschung, als die Larian Studios vor kurzem angekündigt haben, ihr Mammutwerk auch auf der Nintendo Switch zu veröffentlichen. Kann das denn wirklich funktionieren? Kann es! Knapp ein Jahr nach dem Release der Definitive Edition auf den üblichen Plattformen dürfen sich Besitzer der Taschenkonsole über eine inhaltlich vollwertige Portierung freuen, die nicht nur den gleichen Umfang bietet wie die großen Brüder, sondern zusätzlich von Haus aus auch noch ein paar kleine, aber doch nützliche Mods der Community enthält, welche das Spielerlebnis sinnvoll verbessern. 

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Die Geschichte bleibt identisch: Als sogenannter Quellenmagier sollten wir eigentlich die Kreaturen der Leerenwelt, die das Reich Rivellion heimsuchen, vertreiben. Weil unsere gottgegebenen Kräfte besagte Wesen aber auch magnetisch anziehen und daher immer dort besonders heftig zuschlagen, wo Quellenmagie wahrnehmbar ist, ist unsereins in der Bevölkerung nicht gerade beliebt. Der radikale Orden der Magister handelt dementsprechend und pfercht sämtliche Quellenmagier auf einem Schiff Richtung Freudenfestung ein. Was nach Erholungsressort mit Roomservice klingt, ist allerdings ein Hochsicherheitsgefängnis der schäbigsten Art, gegen welches selbst Askaban verblassen würde. Aber hey, auch die furchtbarsten Gefängnisse wollen keine leeren Zimmer. Zum Glück gelingt uns mit einigen Gleichgesinnten zeitig die Flucht. Nun beginnt die zentrale Mission erst richtig: Einen neuen Göttlichen zu finden, der das uralte Übel ein für alle Mal vom Angesicht der Welt tilgt. 

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Wie ihr das macht, bleibt vollständig euch selbst überlassen. Quasselt ihr euch mit euren Fertigkeiten um fast jeden Konflikt herum oder lasst ihr die Waffen sprechen? Doch vorsicht, all eure Entscheidungen bringen früher oder später spürbare Konsequenzen mit sich. Dadurch entwickelt sich die Story derart dynamisch, dass kaum ein Durchgang dem anderen gleicht. Darin liegt weiter die unerreichte Stärke des Spiels, welches noch immer eine Sogwirkung entfaltet, an die gegenwärtig kein anderer aktueller Vetreter des Genres nicht einmal im Ansatz heranreichen kann. Praktisch: Die Switch bietet die Möglichkeit, sich mit der Steam – Version auf dem PC zu synchronisieren. Dadurch lassen sich Spielstände zwischen beiden Plattformen bequem hin- und herschieben und jederzeit auf der Plattform eurer Wahl fortsetzen. Wer also gerade noch am PC gedaddelt hat, kann seinen Spielstand anschließend unterwegs bequem auf der Switch weiterführen, umgekehrt geht das natürlich auch! 

Für jeden Anspruch der richtige Modus

Divinity: Original Sin II ist so fordernd, wie ihr es möchtet. Wer lediglich die fantastische Story erleben will, bekommt dafür ebenso einen extrem leichten Schwierigkeitsmodus geboten wie all jene, die nach einer intensiven, ja gar unverzeihlichen Herausforderung suchen. Und selbst alles dazwischen wird optimal und hervorragend ausbalanciert abgedeckt. Abseits davon liegt die wahre Schwierigkeit aber in den Mechaniken, denn als waschechtes RPG erwartet vor allem Neuzugänge einiges an Eingewöhnungszeit. Hat man sich aber erstmal mit Inventar, Talenten, Charakterklassen, Dialogen und Co. vertraut gemacht, geht das Spielprinzip mit seinen rundenbasierten Kämpfen nach Pen&Paper – Schema hervorragend von der Hand. Einen Nachteil gibt es bei der Switch dann aber doch, denn lokaler CoOp ist anders als bei den übrigen Plattformen nicht möglich. Zwar darf man auch hier mit maximal drei Mitstreitern ins Gefecht ziehen, die jederzeit bequem ins Spiel einsteigen können, hier aber nur via Internet und jeweils mit der Voraussetzung einer Konsole pro Spieler. 

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Es ist und bleibt ein Spiel, dass man zu erlernen bereit sein muss. Wer nach dem kurzen und dementsprechend kaum angemessenen Tutorial immer noch strauchelt, sollte nicht gleich genervt die Konsole in die Ecke werfen, sondern einfach überlegen, woran es hapert. Denn unfair ist das Gebotene nie. Es zwingt euch lediglich dazu, aufmerksam zu beobachten, was gegenwärtig von eurer Gruppe erwartet wird und wo genau ihr für eure nächsten Ziele hin müsst. Wer sich in Rivellion aber erstmal zurechtfindet, darf sich über ein gewaltiges, episch inszeniertes Abenteuer freuen, welches Geschichten an jeder Ecke erzählt und selbst in kleineren Quests enorm viel Tiefe versteckt. Alles übrigens komplett vertont, wenn auch nur in englischer Sprache. Dank sauber lokalisierter deutscher Untertitel ist das aber gar nicht schlimm. 

Von gelassenen Federn

Dass die Switch natürlich bei der technischen Umsetzung letztendlich doch Abstriche hinnehmen muss, war zu erwarten. Das Jahr zusätzliche Wartezeit hat sich aber trotzdem gelohnt, denn rein spielerisch präsentiert sich die Umsetzung trotz ihrer immensen Größe als nahezu fehlerfrei. Besonders positiv fällt auf, dass die Switch das Spiel mit einer angenehm stabilen Bildrate ausgibt, egal ob im Dock oder unterwegs. Lediglich wenn besonders viel Action auf dem Bildschirm zu sehen ist, kann es kurzzeitig zu kleinen Einbrüchen kommen. Eine gute Leistung ist das allemal. Die geht aber dafür auf Kosten von Auflösung und nicht zuletzt auch den Details, denn im Vergleich zu PC, PlayStation 4 und XBOX One, die allesamt in nativem Full HD auflösen, musste man bei der Switch den Regler ordentlich nach unten drehen.

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Das fällt auf, besondes natürlich, wenn man die Switch an ein großes Fernsehgerät andockt. Von den Charakterfenstern bis zur allgemeinen Darstellungsqualität reichen die Einbußen, das Gesamtergebnis wirkt spürbar verwaschener als auf allen übrigen Plattformen. Das bedeutet aber nicht, dass Divinity: Original Sin II auf der Switch gleich schäbig aussieht. Denn trotz Hardwarelimitierungen ist die Optik insgesamt immer noch stimmig und liefert noch genügend ansehnliche Effekte und Details, um auch hier noch ansehnlich zu sein. Auch die Bedienung geht gut von der Hand, obwohl es wie schon bei den übrigens Konsolen anfangs etwas fummelig sein kann, sich ohne Maus durch die zahlreichen Menüs und Dialoge zu arbeiten. Auch das Anvisieren von Charakteren oder Objekten klappt nicht immer auf Anhieb. Für Verzweiflung oder chronische Unspielbarkeit sorgt das alles aber nicht.  

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Es gibt Portierungen, die muss man einfach als gescheitert ansehen. Als ich gehört habe, dass Larian Studios ihr gewaltiges Meisterwerk auch auf die Switch bringen wollen, war ich zuerst skeptisch. Nach zahlreichen (weiteren) Stunden in der Welt von Rivellion muss ich aber neidlos feststellen: Das waghalsige Experiment ist gelungen. Zwar bleiben die Schwächen der allgemeinen Konsolenfassungen, allem voran leichte Aussetzer bei Bedienung und Menüführung auch hier erhalten, in Sachen Umfang muss man aber glücklicherweise keine Abstriche hinnehmen. Die machen sich in erster Linie bei Auflösung und Grafikqualität bemerkbar. Dank Synchronisierungsoption mit dem PC eignet sich die sonst vorbildliche Portierung vor allem für jene, die ihr Abenteuer vom PC entweder unterwegs nahtlos fortsetzen wollen, oder die wirklich keine andere Plattform besitzen, um das Spiel erleben zu können. Denn selbst ein Jahr nach Erstveröffentlichung der Definitive Edition ist und bleibt Divinity: Original Sin II die Krone unter den klassischen RPG´s. Und vor der sollte sich jeder mit ein wenig Anspruch mal verbeugt haben.“ 

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PRO: 

+ Mit ganz wenigen Ausnahmen sehr solide Performance
+ Inhaltlich absolut gleichwertig zu den übrigen Definitive Editions
+ Spielstandsynchronisierung mit der PC – Version möglich

CONTRA:

– Deutlich sichtbare Einbußen in Auflösung und allgemeiner Grafikqualität 
– Situationsbedingt immer mal wieder Bedienungsprobleme
– Wie schon auf den übrigen Konsolen kein Gamemaster – Modus enthalten

                                            GESAMTWERTUNG:     8.7/10

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