Destiny 2: Shadowkeep – „Die dunkle Seite des Mondes“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

300px Destiny 2 Shadowkeep Key ArtSeinerzeit kam Destiny 2 in unserem Test gar nicht gut weg. Gerade einmal 77% erhielt die Fortsetzung, die sich angesichts massiven Vorgängerrecyclings partout nicht wie eine anfühlen wollte. Fast auf den Tag zwei Jahre sind seitdem vergangen, seitdem hat sich im Hüteruniversum einiges getan. Nach zahlreichen Events, Seasons und Co. hat sich Entwickler Bungie nun von Publisher Activision getrennt und bietet das Spiel pünktlich zur neuen Erweiterung Shadowkeep auch auf Steam als Free-2-Play – Titel in teilweise grundlegend überarbeiteter Form an. Was genau Wiederkehrern und Neueinsteigern geboten wird, was sich verändert hat, was benötigt wird und vor allem, wie sich Shadowkeep spielt, haben wir für Euch zusammengetragen.

                        Hinweis: Sämtliche Screenshots wurden mit der PC – Version erstellt. 

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Ein Überblick 

Bevor wir uns der neuen Erweiterungen annehmen, wollen wir klären, was Euch denn genau mit der Umstellung auf das Free-2-Play – Modell erwartet. Betroffen sind davon hauptsächlich neue Spieler, wobei der Umzug von der Blizzard App rüber zu Steam auch PC-Spielern den ein oder anderen Arbeitsschritt abverlangen wird. Die wurden bereits vor Launch Anfang Oktober über den Plattformwechseln informiert und konnten all ihre bisherigen Charaktere problemlos transferieren – auch wir mussten vor dem Start auf Steam via Browser auf der Destiny-Website einen Charakterumzug anstoßen, erhielten wenig später aber sofortigen Zugriff auf sämtliche bisher via Blizzard erstellten Charaktere, deren Ausrüstung und auch unsere Finanzen sowie Materialien wurden übertragen. Gleichzeitig unterstützt Bungie jetzt Cross Save im Spiel. Dazu müsst ihr lediglich online eure Konten miteinander verknüpfen und könnt so beispielsweise auf der XBOX One fortsetzen, was ihr am PC oder der PlayStation 4 erspielt habt. Unter den drei Plattformen gibt es diesbezüglich keinerlei Limitierungen. Auf richtiges Cross Play, also das gleichzeitige Zusammenspiel, müsst ihr aber zumindest gegenwärtig noch verzichten. 

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Die Free-2-Play – Version kommt bereits mit stattlichem Umfang daher und fordert dementsprechend auch einen nicht gerade geringen Download. Der fällt auf den Konsolen verglichen mit dem PC allerdings relativ moderat aus. Unter Steam kommt ein neuer Client zum Einsatz, dort muss das Spiel vollständig neu geladen werden, weit über 100 GB werden dafür fällig. Enthalten sind sämtliche Inhalte bisheriger Jahrespässe, darunter neben der Kampagne des Hauptspiels auch die ersten beiden Erweiterungen Curse of Osiris und Warmind mit all ihren Sonder- und Bonusevents, die bisher nur über Minipässe erhältlich waren. Das ganze Durcheinander darüber, was es umsonst gibt und was nicht entfällt damit zumindest zu großen Teilen. Die Grenze wird erst bei der dritten Erweiterung, nämlich Forsaken gezogen. Zwar dürft ihr auch deren Gebiete problemlos betreten und erkunden, allerdings bleiben Euch die Türen zum dort enthaltenen Dungeon ebenso verschlossen wie die zum Raid. Bis es soweit ist, bekommt ihr mit der Free-2-Play – Version allerdings genug Content geliefert, um euch über Wochen durch das Universum ballern zu können und sämtliche Aspekte des Spiels ausgiebig erforschen zu können. Wer dann weitermachen will, muss knapp 25€ löhnen, weitere 35€ werden anschließend für die brandneue Erweiterung Shadowkeep fällig. Wer sich also in der Welt von Destiny 2 wohlfühlt und dauerhaft wohlfühlen will, muss trotzdem blechen. 

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Wer allerdings Forsaken auf dem PC bereits sein Eigen nennen kann, bekommt mit der Kontenkopplung ohne Zusatzkosten via Steam automatisch Zugriff auf alle bereits gekauften Inhalte. Plattformübergreifend funktioniert das leider nicht: Wer nämlich beispielsweise auf der PlayStation 4 im Besitz von Forsaken oder gar der neuen Erweiterung ist, bekommt die auf dem PC nicht automatisch, sondern muss die Inhalte neu erwerben. Ein wenig säuerlich lässt einen dieser Umstand dann doch zurück. Und ihr merkt: So ganz übersichtlich ist das Bezahlmodell von Destiny 2 auch mit der Umstellung auf Free-2-Play nicht geworden. 

Fly me to the Moon

Nun wollen wir uns aber endlich auch der sogenannten Zuflucht der Schatten ausführlich widmen. Gute drei Stunden neuen Storycontent bietet Shadowkeep, wobei penible Entdecker sicher noch ein paar Stunden obendrauf packen können. Die neue Erweiterung führt uns zurück auf den Mond, wo sich plötzlich mehr und mehr schattenhafte Gestalten zu tummeln beginnen. Und auch die Schar, der Urfeind aus dem ersten Destiny, kriecht wieder aus ihren Löchern und sorgt für Probleme am laufenden Band. Die Hüter werden ausgesandt, der Sache auf den Grund zu gehen und treffen einmal mehr auf den eigentlich totgeglaubten Crota, der dort versehentlich von Eris Morn als albtraumhafte Manifestation zu neuem Leben erweckt wurde. 

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Sieben neue Missionen führen euch durch die Minikampagne, wobei sich der Anfang der Geschichte in Sachen Inszenierung und Storytelling wirklich sehen lassen, ehe es dann zeitweise etwas gemächlicher zugeht. Gerade Neueinsteiger werden es schwer haben, sämtliche Aspekte der Story zu verstehen, da die meisten Ereignisse direkten Bezug auf die Geschehnisse des Vorgängers nehmen und leider anders als in Forsaken auch nicht so aufbereitet worden sind, dass man auch als Newbie nicht unter die Räder gerät. Aber auch Kenner werden am Ende nicht allzu glücklich über das abgerissen wirkende Ende sein, auch weil Bungie die Geschichte über die kommenden Monate in Form weiterer Inhaltsupdates noch weitererzählen will. Nach dem starken Einstieg sucht man wirklich spektakuläre Momente dann leider bisher auch eher vergeblich. 

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Shadowkeep tritt leider oftmals in die Kerbe des Hauptspiels und verwertet jede Menge Content aus dem ersten Teil erneut. Wer damals schon gegen Crota und die Schar gekämpft hat, bekommt hier beinahe durchgehend die gleichen Gegner vor die Nase gesetzt, auch der Mond als zentraler Schauplatz ist in dieser Form entsprechend nicht neu und fühlt sich für Veteranen auch nie so an. Selbst der erste Raid wirkt dann wie ein buntes Potpurri aus bekannten Versatzstücken. Das mag im Rahmen der Geschichte alles schlüssig erklärt werden, hat mich aber dennoch recht enttäuscht zurückgelassen. Denn wenn man schon 35€ für eine handfeste Erweiterung auf den Tisch legt, kann man dafür auch neue Umgebungen erwarten. The Witcher 3: Wild Hunt hat eindrucksvoll bewiesen, wie sowas in der Praxis aussehen kann und muss. Destiny 2: Shadowkeep bleibt gemessem am gegenwärtigen Content diesbezüglich weit hinter den Erwartungen zurück. 

Viel zu tun, noch mehr zu grinden

Destiny 2 war stets ein klassischer Lootshooter und ist es auch nach der Umstellung auf Free-2-Play geblieben. Das bedeutet, wer das gute Zeug haben will, muss auch was dafür tun. Zwar startet ihr anders als bisher direkt mit einem für die neue Erweiterung geeigneten Powerlevel samt solider Grundausrüstung für eure jeweilige Klasse, bis ihr Euch dann aber größeren Aufgaben widmen könnt, nämlich vor allem dem neuen Raid, bedarf es dennoch einiger Arbeit und vor allem: Jede Menge neuer Ausrüstung. Die bekommt ihr natürlich primär auf eurem Weg durch die Geschichte und den vielen optionalen Events abseits davon, wer sich aber bereits vorher intensiv über seinen Build informiert hat und es auf ganz spezielle Waffen und Rüstungen abgesehen hat, kommt um Grinding leider nicht herum. Für Einsteiger mag das eine gute Möglichkeit darstellen, den Charakter und seine Fertigkeiten kennenzulernen und sich auch ein bisschen mit den Spielmechaniken auseinanderzusetzen. Veteranen, die sich aber bereits im bisherigen Content auf regulären Weise hochgerüstet haben, werden über die im Rahmen der Story teils erzwungenen Grindingeinlagen ziemlich ärgern.

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Die strecken das erzählerisch eh dünn ausgefallene Paket nicht nur künstlich in die Länge, sondern fügen sich auch nicht wirklich gut in den erzählerischen Ablauf ein, an dessen Ende ja nunmal sowieso der Grind auf euch wartet. Klar, das gehört ja irgendwo auch mit dazu, World of Warcraft beispielsweise handhabt das nicht anders. Aber man muss im Vorfeld wissen, worauf man sich einlässt, denn wer keine Lust hat, sich nach der kurzen Kampagne in Wiederholungen zu stürzen und ordentlich Zeit ins Spiel zu investieren, der ist mit Destiny 2 weiterhin falsch bedient. Apropos investieren: Der Ingameshop bietet auch mit der Umstellung weiterhin tonnenweise kosmetische Accessoires an, die allesamt ausschließlich gegen Premiumwährung erhältlich sind, welche sich ausschließlich durch Echtgeld erwerben lässt.

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Spielerische Auswirkungen hat das aber nicht, die Cosmetics sind rein optional. Besitzer des aktuellen Season Pass leveln außerdem schneller im Rangsystem und bekommen früher Zugriff auf wertvolle Belohnungen, darunter auch Ausrüstungsgegenstände. Da die dort ausgegebenen Belohnungen allerdings nur marginal am Powerlevel schrauben und auch nicht für den Endcontent tauglich sind, ferner das Powerlevel im PvP weiter deaktiviert bleibt, wollen wir hier nicht von Pay-2-Win ausgehen. Ein gewisser Pay-2-Shortcut – Charakter ist zwar vorhanden, da die Rangbelohnungen aber nicht essentiell sind, werten wir deswegen nicht ab, heben aber zumindest die Warnstufe an. 

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Immerhin: Dank neuem Armor 2.0 – System wird die Jagd nach der perfekten Beute zumindest etwas vereinfacht. Statt bisher vorgegebener Perks verfügt unsere Ausrüstung jetzt über leere, frei belegbare Slots. Die Perks schalten wir separat durch reguläres Spielen frei und können diese dann anschließend nach unseren eigenen Vorlieben den jeweiligen Slots zuweisen. Das erhöht die spielerische Freiheit beim Erschaffen des eigenen Builds enorm und verleiht dem Spiel sogar einen leichten RPG – Touch. Was das angeht, hat Bungie definitiv alles richtig gemacht, denn das überarbeitete System fügt sich toll ins bekannte Gameplay ein und sorgt gleichzeitig dafür, dass ihr nicht mehr Tage und Wochen einem ganz bestimmten, vorgegebenen Perk hinterherjagen müsst. Auch neu ist das saisonale Artefakt, welches nicht nur euren Powerlevel weiter anhebt (der jetzt übrigens insgesamt maximal 960 betragen kann), sondern zusätzliche Perks für eure Klasse bietet und immer weiter aufgelevelt werden kann. Das ist im Kern sehr vergleichbar mit dem Azeritamulett aus World of Warcraft und funktioniert im Grunde sogar identisch dazu, der feine Unterschied ist aber, dass nach dem Ende einer Saison neue Artefakte ausgegeben werden und der Spaß dann wieder von vorne beginnt. 

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Es gibt noch einige weitere Neuerungen, die nicht unerwähnt bleiben sollten. Die Stikes beispielsweise kommen jetzt mit einem neuen, herausfordernden Modus daher, nämlich der Feuerprobe. Die präsentiert sich euch in vier Schwierigkeitsgraden, wobei bereits aber der zweiten Herausforderungsstufe mindestens ein Powerlevel von 920 vorhanden sein sollte. Der Clou: Je höher die Schwierigkeit, desto mehr Multiplikatoren werden aktiviert. Gegner sind plötzlich nur noch anfällig gegenüber bestimmter Schadenstypen oder verfügen über zusätzliche Barrieren. Dazu gesellen sich außerdem Champions, die besonders hart austeilen. Hier empfiehlt es sich wirklich, sich zwei Freunde zu suchen, denn Kommunikation, Planung und Taktik sind essentielle Schlüssel zum Sieg in einem der bisher forderndsten Modi, die Destiny 2 zu bieten hat. All das gibt es auch in Form von wöchentlichen Challenges, genannt Albtraumjagd. Dafür werdet ihr bei erfolgreichem Abschluss aber auch mit hochwertiger Ausrüstung belohnt. 

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Neue Rüstungen, neue Challenges und nicht zuletzt eine neue Geschichte mit bisher noch unbekanntem Ausgang: Im Kern stellt Shadowkeep tatsächlich eine ganz klassische Erweiterung dar, die an allen Ecken und Enden mit Beschäftigung aufwartet. Ob ihr nun direkt in den neuen Content einsteigt oder euren frischen wie alten Charakter direkt auf den Mond reisen lasst, bleibt Euch überlassen. Wer jedoch komplett von vorne beginnt, darf sich über eine neue Eingangssequenz freuen, der ursprüngliche Einstieg von Destiny 2 ist dem Prolog des Erstlings gewichen, anschließend landet ihr dieses Mal direkt im Turm. In Sachen Gameplay hat sich dagegen nichts geändert: Das Gunplay macht dank seiner Vielfalt bei Klassen, Builds und Bewaffnung immer noch jede Menge Spaß.

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Allerdings bleiben die zentralen Kritikpunkte aus dem Review von vor zwei Jahren weitestgehend erhalten. Die willkürliche Beuteverteilung im komplett in die Free-2-Play – Version integrierten PvP, die vielen recycleten Assets und die teils arg abwechslungsarmen Missionen sind ebenso wie der rudimentäre Charaktereditor Negativaspekte, die das Spiel auch nach vier Erweiterungen und tonnenweise Updates nicht losgeworden ist. Technisch hat sich Destiny 2 dagegen ganz ordentlich gehalten, wenngleich ein The Division 2 dann doch in vielerlei Hinsicht deutlich schönere Grafik bietet. Kantenflimmern ist immer noch ein großes Problem und auch lange Ladezeiten sind weiterhin an der Tagesordnung. Weil das neue Ausrüstungssystem aber definitiv einen Zugewinn darstellt, werten wir das Spiel um zwei Punkte auf. Pro und Contra beziehen sich aber ausschließlich auf die aktuelle Erweiterung. Wer sich gesondert über Stärken und Schwächen informieren will, kann guten Gewissens nochmal einen Blick auf unser Review zum Hauptspiel werfen. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Als Free-2-Play – Erfahrung funktioniert Destiny 2 tatsächlich sehr gut. Den Spielern wird bis einschließlich Teilen von Forsaken sämtlicher Content der letzten zwei Jahre geboten, ohne dass dafür zusätzliche Kosten fällig werden. Und da kommt definitiv einiges zusammen! Wer danach weitermachen will, muss allerdings zahlen, denn die vollwertige Erfahrung gibt es nur mit der kostenpflichtigen dritten und vierten Erweiterung, auch danach kann man in regelmäßigen Abständen optional zu den neuen Season Passes greifen und kommt in den Genuss weiterer Events und Boni. Viel geändert hat sich am Grundsystem also nicht. Die überarbeitete Rüstungsmechanik samt Artefakt verbessert das Spielerlebnis sinnvoll, davon abgesehen ist aber alles beim Alten geblieben, was sowohl Stärken als auch Schwächen betrifft. Wer bereit ist, viel Zeit zu investieren und auf coole SciFi – Szenarien steht, hat spätestens jetzt die allerbeste Gelegenheit, sich Destiny 2 mal ganz genau anzusehen. Die neue Erweiterung Shadowkeep lässt separat betrachtet aber zumindest gegenwärtig erzählerisch wie inhaltlich Neuerungen vermissen und baut zu sehr auf Wiederverwertung. Nach dem genialen Forsaken hätte ich mir hier deutlich mehr erwartet. Die Zeit wird zeigen, ob Bungie mit den kommenden Inhaltsupdates das Runder herumreißen kann. 

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PRO:

+ Starker, actionreicher Einstieg in die neue Erweiterung
+ Abseits der Hauptgeschichte gibt es stets viel zu tun
+ Sinnvoll überarbeitetes Rüstungssystem samt Artefaktmechanik
+ Fordernder neuer Strikemodus

CONTRA:

– Sehr kurze Kampagne, die erzählerisch nach dem Einstieg schwächelt…
– …und einen mit vielen offenen Fragen zurücklässt
– Für Einsteiger dank mangelnder Recaps sehr unverständliche Handlung
– Extrem viel Wiederverwertung bei Gegner- und Umgebungsdesigns

                                                  GESAMTWERTUNG:     7.9/10

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