Death Stranding: Director´s Cut – „…schon wieder?!“

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                                                     Getestet und verfasst von General M 

81B8cPZtVS. SL1500 Das Anfang November 2019 erstmals auf PlayStation 4 veröffentlichte Death Stranding spaltete die Community wie kaum ein anderes Spiel. Trotz aller Unkenrufe mauserte sich das experimentelle Werk von Hideo Kojima zu einem ordentlichen Erfolg, zusammen mit der später nachgereichten PC-Version gingen über fünf Millionen Exemplare über die weltweiten Ladentische. Nun legt Sony das Spiel erneut auf, nämlich als Director´s Cut für die PlayStation 5. Wir haben zum dritten (und hoffentlich letzten Mal) die Frachtpakete verschnürt und klären in unserem Kurztest, ob ein erneuter Ausflug in die Endzeit lohnt, oder ob Sam „Porter“ Bridges nicht doch reif für den Vorruhestand ist. 

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Mehr DLC als DC

Der Begriff „Director´s Cut“ ist vor allem in der Filmwelt gängig und beschreibt in etwa die Wunschfassung eines Regisseurs. Oftmals sind die nämlich gezwungen, aus Straffungsgründen oder aufgrund von Studiowünschen Material aus ihren Werken herauszuschneiden. Besonders im Heimkino werden anschließend gerne erweiterte bzw. komplette Fassungen nachgereicht, natürlich auch verbunden mit werbewirksamen Slogans. Was vor Jahren oftmals noch einen echten Mehrwert für Cineasten dargestellte, ist mittlerweile kaum mehr als eine Ansammlung kleinster Erweiterungen, auf die man genauso gut hätte verzichten können. Death Stranding: Director´s Cut ist so ein Produkt. 

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Denn auch hier erhaltet ihr essentiell nicht viel mehr als das, was ihr sowieso schon kennt. Wer sich genauer über Handlung, Gameplay und Co. informieren will, ist mit unserem umfangreichen Review zur Erstveröffentlichung optimal bedient. Hier wollen wir uns heute in aller Kürze lediglich mit den neuen Inhalten und Features auseinandersetzen. Und das sind nun wirklich nicht viele. Gerade mal eine neue Mission haben die Macher ins Spiel implementiert, die zwar einerseits ein bisschen mehr Hintergrundwissen über Fragile verspricht, sich dafür aber elendig repetiv und einfallslos spielt. Ebenfalls neu ist der Schießstand, der sich aber ebenfalls nicht so richtig ins Gesamtbild einfügen will. Denn wer Death Stranding kennt weiß, dass es sich dabei keineswegs um einen Shooter handelt, sondern Planung und Umsetzung der Transporte im Vordergrund stehen. Weil Sam dafür jetzt aber ein Katapult zur Verfügung steht, mit dem sich ganz ohne großen Aufwand weite Entfernungen problemlos überbrücken können und zusätzlich ein paar Gravitationsstiefel dafür sorgen, dass verheerende Fallschäden komplett ausbleiben, geht dem Reiz der ungewöhnlichen Spielerfahrung eher etwas verloren, anstatt dass etwas dazugewonnen wird.

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Im Gegenteil: Besagte Features vereinfachen das Spiel immens und richten sich primär an Neueinsteiger, weniger an erfahrene Speditionsfachkräfte auf der Suche nach immer neuen Herausforderungen. Und dann ist da natürlich die Rennstrecke, die wir aber erst aus eigener Tasche zahlen müssen. Danach können wir uns in einigen Zeitrennen messen. Die nicht gerade reaktionsfreudige Steuerung des ursprünglichen Spiels hat man dabei leider beibehalten, weshalb der Hatz gegen die Uhr ziemlich schnell die Luft ausgeht. Am ehesten interessant ist daher nur die Möglichkeit, anderen Spielern beim Aufbau ihrer Konstruktionen mit Ressourcen zur Seite zu stehen. Das ist aber nun wirklich nichts, was man nicht auch einfach via Patch hätte integrieren können. So bekommt man für knackige fünfzig Euro quasi nichts, was man wirklich brauchen würde oder was die Gesamterfahrung in irgendeiner Form sinnvoll bereichern würde. 

Entweder oder…

Auf der technischen Seite enttäuscht Death Stranding im Director´s Cut ebenfalls. Wieder einmal muss man sich zwischen zwei Modi entscheiden, wahlweise werden 1440p bei immerhin durchgehend flüssigen 60 Frames pro Sekunde angeboten, oder natives 4K bei abermals nur 30 Frames pro Sekunde. Ein fauler Kompromiss und insgesamt kein gutes Zeichen für die Zukunft einer Konsolengeneration, die im Vorfeld mit so gewaltigen Leistungsversprechen beworben wurde. Gerade auch weil das Spiel mit der FOX Engine auf einem Grafikgerüst fußt, welches hervorragend skalierbar ist. Mit ein wenig mehr Mühe ließe sich sicher das Beste aus beiden Welten miteinander vereinen, zumal hier keine rechenlastigen Features wie etwa Raytracing zum Einsatz gelangen. Und wenn selbst Ghost of Tsushima mittlerweile in echtem 4K bei knackigen Bildraten über den Bildschirm rennt, könnte Death Stranding das ganz sicher auch. So erscheint mir die ganze Sache lediglich als Versuch, mit möglichst wenig Aufwand nochmal Geld aus dem Spiel zu pressen. 

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Ich kann verstehen, dass die ganze Situation am Konsolenmarkt momentan realistisch ausgedrückt beschissen ist. Entweder gibt´s keine Konsolen und wenn, dann nur zu Abzockpreisen, hat man dagegen eine Konsole ergattert, mangelt es an regelmäßigem Nachschub bei der Software. Gleichzeitig wird die Entwicklung neuer Titel dadurch erschwert, dass die letzte Hardwaregeneration immer noch nach Kräften unterstützt werden muss, um über 120 Millionen potenzielle Last-Gen-Konsoleros nicht zu vergrämen. So ideen- und inhaltslos, wie Death Stranding: Director´s Cut dahindümpelt, muss es schlecht um aktuell vielversprechende Entwicklungen aussehen, wenn man auf Biegen und Brechen nochmal alles neu auf den Markt wirft, was sich auch nur halbwegs brauchbar vermarkten lässt. Was bei Ghost of Tsushima mit seiner komplett neuen Insel und vielen weiteren Extras noch gelungen ist, will hier einfach nicht zünden. 

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Immerhin, die drastisch verkürzten Ladezeiten tun dem Spiel gut. Und wenn eine Sache wirklich lobenswert ist, dann die einmal mehr vorbildliche Einbindung des DualSense. Das Laufen auf verschiedenen Oberflächen wird vom Controller toll in die Handflächen übertragen, auch Schwankungen beim Transport fühlen sich klasse an und verstärken noch einmal das altbekannte Gefühl von Panik, dass der Paketturm auf unserem Rücken gleich hemmungslos zusammenbrechen wird. Ich will es einmal so ausdrücken: All das für einen Zehner als Upgrade von der PlayStation 4 würde noch in erträglichem Rahmen liegen, noch besser (und fairer) wäre natürlich eine kostenlose Aufwertung, wie es Microsoft immer wieder vormacht. Aber für fünfzig Euro? Nein, beim besten Willen nicht. 

Fazit und Wertung

profilbildapril„Grundsätzlich spricht gar nichts dagegen, die besten Spiele einer vergangenen Generation neu aufzulegen und um viele sinnvolle Features inklusive besserer Grafik und Performance ergänzt abermals auf die Käuferschaft loszulassen. Im Fall von Death Stranding ist das Ergebnis allerdings ein herber Schuss in den Ofen. Keine der implementierten Neuerungen will richtig ins Spielkonzept passen, technisch muss man sich wieder einmal zwischen Bildrate und Qualität entscheiden, wo mit etwas mehr Aufwand auch mühelos beides gleichzeitig machbar gewesen wäre. In wirklich guter Erinnerung bleibt hier lediglich die tolle Einbindung des DualSense. Wer das Spiel bereits auf PC oder PlayStation 4 durchgespielt hat, kann auf den Director´s Cut komplett verzichten. Für fünfzig Euro wird Wiederkehrern einfach zu wenig Sinnvolles geboten.“ 

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               Hinweis: Bewertet werden ausschließlich die Neuerungen des Director´s Cut.
                                               Auf eine Gesamtwertung wird verzichtet. 
PRO:

+ Ideal für Neueinsteiger, denen das Grundkonzept bisher zu herausfordernd erschien
+ Sinnvolles Feature für Communitysupport
+ Drastisch verkürzte Ladezeiten
+ Exzellente Einbindung des DualSense
+ Bestehende Spielstände können problemlos von der PlayStation 4 übertragen werden

CONTRA:

– Neue Features überwiegend banal
– Die neuen Hilfen hebeln das ursprüngliche Spielprinzip in Teilen aus
– Für das Gebotene insgesamt viel zu teuer
– 4K bei 60 Frames pro Sekunde hätten drin sein müssen


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