Days Gone – „Volltanken, bitte.“

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                                                   Getestet und verfasst von General M 

daysgonekaSony bleibt seiner neuen Linie treu und veröffentlicht in regelmäßigen Abständen weiterhin Exklusivtitel der PlayStation 4 für PC. Nach Death Stranding und dem leider zum Start von zahlreichen technischen Schwierigkeiten geplagten Horizon: Zero Dawn steht jetzt mit Days Gone der nächste Titel in den Startlöchern. Wir haben das Original seinerzeit mit acht von zehn Punkten bewertet und dem Spiel damit gute, aber nicht überragende Qualität bescheinigt. International sah es ganz ähnlich aus. Zu wenig für Sony, weshalb eine Fortsetzung wohl trotz laufender Petitionen nie realisiert werden wird. Ob die PC-Version das womöglich ändern kann und was diese im Vergleich zur ursprünglichen Version besser macht, klärt unser Kurztest auch dieses Mal gewohnt zuverlässig.

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(K)ein Waldspaziergang

Kenner des Originals erwartet wenig überraschend auch auf dem PC keine neue Story. Einmal mehr schlüpfen wir in die Rolle des Bikers Deacon St. John, der sich nach dem Ausbruch einer Zombieplage als Drifter in den Wäldern von Oregon mit Gelegenheitsarbeiten für die zahllosen lokalen Zusammenschlüsse verbliebener Menschen durchschlägt. Natürlich bekommen wir es dabei nicht ausschließlich mit wohlgesinnten Gestalten zu tun, denn zwischen Tannen und Fichten lauern neben Banditen auch die allesfressenden Freaker. Die hirnlosen Gesellen sind bei Tag relativ ungefährlich, ziehen aber bei Nacht ähnlich wie Heuschrecken in gewaltigen Rudeln durch die Lande und werden spätestens so zur tödlichen Gefahr. 

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Inmitten des andauernden Überlebenskampfes müssen wir uns dabei aber auch regelmäßig mit unserer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Das Andenken an die seit Ausbruch der Pandemie verschwundene Ehefrau Sarah und das nicht immer einfache Verhältnis zu Kumpel Boozer sind dabei immer wieder zentrale Handlungsaspekte. Dreißig bis sechzig Stunden seid ihr je nach Komplettierungsanspruch mit dem Spiel beschäftigt, im Anschluss wartet auf Wunsch ein neuer, wahlweise schwierigerer Durchgang im New Game Plus, wo ihr zusätzlich auch noch offene Erfolge beenden und euer Arsenal an Fähigkeiten weiter vervollständigen könnt. 

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Days Gone erzählt auch gute drei Jahre nach seiner Erstveröffentlichung eine eher schwache, innovationsarme Geschichte und erfindet das Rad auch spielerisch nicht neu, ist aber trotzdem alles andere als ein schlechtes Spiel. Nur auf große Überraschungen darf man sich eben nicht einstellen, dann weiß der Titel auch als hochwertige Standardkost kurzweilig zu unterhalten. Die PC-Version erhält übrigens sämtliche nachträglich auf der PlayStation veröffentlichte Zusatzinhalte, präsentiert sich also von Anfang an als volles Paket, ist aber gemessen am allgemeinen Alter mit knapp fünfzig Euro Verkaufspreis relativ teuer ausgefallen. Wer das Spiel jedoch bisher verpasst hat, bekommt hier nun eine gute Nachholgelegenheit. 

Neue Stärken, alte Schwächen

Wiederkehrer müssen sich jedoch darauf einstellen, dass auch spielerisch alles beim Alten geblieben ist. Das treue Motorrad, welches Deacon als unverzichtbares Transportmittel inmitten der ungastlichen Dystopie dient, verlangt auch hier stetig nach Treibstoff. Die Jagd danach kann einen immer wieder unnötig aufhalten. Auch die K.I. der Gegner ist weiterhin nicht die Beste und lässt sich nur allzuleicht austricksen. Leichen von Verbündeten werden munter munter ignoriert, fängt man außerhalb eines gegnerischen Lagers eine Schießerei an, bekommen die nicht weit entfernten Kumpanen davon selten etwas mit. Obwohl einen die allgegenwärtige Ressourcenknappheit grundsätzlich zu lautlosem Vorgehen animiert, fühlt man sich abseits nächtlicher Freakerhorden nie wirklich bedroht. Zu guter letzt glänzen sämtliche Charaktere nie durch große Tiefe und das offene Ende lässt einen besonders angesichts der kaum mehr zu erwartenden Fortsetzung enttäuscht zurück. 

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Dafür legt Days Gone technisch ordentlich zu und überragt auf Hochleistungsrechnern sogar die brauchbar via Abwärtskompatibilität optimierte Fassung auf PlayStation 5. Weil das Spiel nicht auf einer eigens für die Konsole entwickelten Technik aufbaut, sondern die gut anpassbare Unreal Engine 4 nutzt, bleiben einem Totalausfälle wie noch bei Horizon: Zero Dawn dieses Mal glücklicherweise komplett erspart. Weder kam es während meines Reviews zu Abstürzen, noch trübten große Bugs oder Performanceprobleme den Spielspaß. Dank umfangreicher Konfigurationsmöglichkeiten lässt sich das Spiel auch an Mittelklassehardware optimal anpassen. Eine Geforce GTX 1060 samt ähnlich potenter CPU und ausreichend Arbeitsspeicher solltet ihr aber mindestens besitzen. Dann läuft Days Gone bereits angenehm flüssig bei 1080p und hohen Settings über dem visuellen Niveau der PlayStation 4. Wir empfehlen übrigens die Installation auf einer SSD, um die sonst auch hier relativ langen Ladezeiten möglichst kurz zu halten. 

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Natives 4K ist ebenfalls exklusiv dem PC vorbehalten, dafür müsst ihr dann aber schon deutlich potentere Hardware auffahren. Mit maximierten Settings sieht das Spiel dafür dann aber nicht nur knackscharf, sondern auch noch überwiegend taufrisch aus. Die Entwickler haben die Grafik an den richtigen Stellen verbessert und liefern unter anderem bessere Beleuchtung, höher auflösende Texturen und verbessertes Streaming. Wo die PlayStation 4 besonders bei der Fahrt auf zwei Rädern sowohl bei Basismodell als auch PRO immer wieder mit aufploppenden Objekten und Grafiken zu kämpfen hatte, darf man sich hier nun über deutlich geschmeidigeres Reisen freuen. Unbegrenzte Bildraten werden ebenfalls unterstützt. Bei sechzig Frames pro Sekunde wird aber bereits ein massiver Mehrwert im Vergleich zu den alten Konsolen erreicht, die bereits Probleme damit hatten, nur die Hälfte davon konstant zu erreichen. Kurzum: Eine gelungene Portierung, denn sogar die Steuerung mit Maus und Tastatur geht überraschend gut von der Hand. Ein Gamepad bleibt aber weiterhin die bevorzugte Wahl.  

Fazit und Wertung

profilbildapril„Days Gone ist auch drei Jahre nach seiner Erstveröffentlichung nicht die Offenbarung, die man sich seinerzeit vielleicht davon versprochen hat. Zu sehr kränkeln Handlung und Charaktere bei gleichzeitig kaum neuen Ideen. Doch dank eines immer noch sehr atmosphärischen Settings und den extrem spannenden Momenten, wenn einem hunderte von Freakern hinterherjagen, bleibt unter dem Strich mindestens solide Genrekost. Wer das Spiel bisher auf der Konsole verpasst hat, bekommt mit der hervorragend optimierten PC-Version jetzt die optimale Nachholgelegenheit. Für leider etwas teure fünfzig Euro bekommt man nicht nur das Hauptspiel, sondern auch sämtliche Zusatzinhalte in einem Paket. Vor allem technisch legt das Spiel ordentlich zu, dafür werten wir gerne um ein paar Punkte auf. Mit den verbliebenen, bzw. bekannten Schwächen muss man jedoch weiterhin leben.“ 

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PRO:

+ Sauber portierte PC-Version…
+ …mit zahlreichen sinnvollen Grafikverbesserungen
+ Zahlreiche Optionen für Feintunung
+ Spielwelt bleibt ungebrochen atmosphärisch
+ Ausgeglichenes Gameplay mit gutem Mix aus Stealth, Action und Survival
+ Solides, angenehm abwechslungsreiches Missionsdesign
+ Drei gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ New Game Plus
+ Sämtliche Zusatzinhalte enthalten
+ Gute Bedienung mit Maus und Tastatur

CONTRA:

– Handlung und Charaktere bleiben schwach
– Ende lässt viele Fragen unbeantwortet
– Immerwährende Benzinsuche weiterhin nervig
– Motorradbedienung immer noch eher schwerfällig
– K.I. lässt sich zu leicht austricksen und reagiert nicht auf Leichenfunde
– Für ein drei Jahre altes Spiel relativ teuer

                                             GESAMTWERTUNG:     8.2/10 

                                          MRATMOS

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